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Liechtenstein-Preis 2008 vergeben

 

Heute, am 24. März, wurde der Preis des Fürstentums Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung vergeben: Jeweils 4000 Euro gehen an den Klassischen Philologen Wolfgang Kofler und den Ökologen Georg Wohlfahrt von der Universität Innsbruck sowie an Norbert Polacek vom Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck. 

 

Der Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an den Innsbrucker Universitäten und wird seit 1983 vergeben. Seine mittlerweile jährliche Verleihung sei ein freundschaftliches Zeichen der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen den Innsbrucker Universitäten und dem Fürstentum Liechtenstein, erklärte der Schulamtsleiter des Fürstentums, Guido Wolfinger, der die Auszeichnungen überreichte und die Gratulationen der liechtensteinischen Regierung überbrachte. Sowohl der Rektor der Universität Innsbruck, Karlheinz Töchterle, als auch die Vizerektorin der Medizinischen Universität, Margarete Hochleitner, nahmen die heutige Feierstunde zum Anlass, um die Bedeutung der Zusammenarbeit der beiden Innsbrucker Universitäten herauszustreichen. „Wir können stolz sein auf die Leistung unserer Häuser“, freute sich Töchterle, der in seinen Grußworten einmal mehr betonte, dass die Stärke und Exzellenz des Universitäts- und Forschungsstandorts Innsbruck in der Vielfalt der hier vertretenen Disziplinen bestehe. „Heute ist ein Anlass, sich über diese Fülle und Stärke zu freuen“, so der Rektor.

 

Aufarbeitung antiker Literatur-Schätze

 

Wolfgang Koflers mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichnete Habilitationsschrift beschäftigt sich mit den so genannten Epigrammata Bobiensa, einer Gedichtsammlung in lateinischer Sprache, die aus der Zeit um 400 nach Christus stammt. Die bislang einzige Handschrift wurde im Jahre 1950 in der Vatikanischen Bibliothek entdeckt und fand nach einem anfänglichen Ansturm kaum mehr Beachtung. Kofler  setzt sich in seiner Arbeit ausführlich mit Motiven, Sprache und Entstehungskontext auseinander und legt auch eine eng am Original orientierte deutsche Übersetzung der insgesamt 71 antiken Gedichte vor. „Die meisten Epigramme wurden noch nie in eine andere Sprache übertragen“, betont Kofler. Während die wissenschaftlichen Untersuchungen aus der Zeit nach der Entdeckung der Texte in erster Linie traditionelle philologische Fragestellungen wie z.B. die Wiederherstellung des Textes oder die Motivgeschichte behandeln, wertet der Innsbrucker Philologe in seinem Kommentar die Gedichte unter neueren literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten aus und schließt mit seiner Arbeit eine einschlägige Forschungslücke.

 

Priv.-Doz. Wolfgang Kofler, geboren 1970 in Bozen, studierte Klassische Philologie in Innsbruck und Tübingen. 2007 habilitierte er sich in Klassischer Philologie. Zu seinen Interessen zählen u.a. die alexandrinische sowie die römische Literatur zur Zeit des Augustus, er forscht außerdem intensiv im Bereich Fachdidaktik. 2009 erhielt er einen Ruf an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo er im Herbst voraussichtlich eine Professur für Klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Latinistik übernehmen wird.

 

 

Wüsten als unterschätzte CO2-Speicher

 

Die Biosphäre nimmt derzeit in etwa die Hälfte des durch menschliche Aktivitäten abgegebenen Kohlendioxids (CO2) wieder auf und federt dadurch die Auswirkungen CO2-bedingter Klimaänderungen ab. Die für die Prognose künftiger Klimaentwicklungen entscheidende Frage, welche Ökosysteme für die CO2-Speicherung verantwortlich sind, beschäftigt WissenschaftlerInnen auf der ganzen Welt. Georg Wohlfahrt vom Institut für Ökologie hat in seiner mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichneten Publikation einen wichtigen Beitrag zu ihrer Beantwortung geleistet: Im Rahmen einer im US-Bundesstaat Nevada durchgeführten Studie konnte er gemeinsam mit amerikanischen ForscherInnen zeigen, dass das Ökosystem der Mojave-Wüste 100 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Jahr speichert. Das entspricht annähernd den in bewaldeten Regionen gemessenen Werten. „Das Ergebnis war für uns äußerst unerwartet, da man bisher davon ausgegangen ist, dass Wüstenökosysteme auf Grund des geringen Vegetationsbewuchses kaum Kohlenstoff speichern“, schildert Wohlfahrt. „Sollte sich dieses Ergebnis in anderen ariden Regionen der Erde bestätigen lassen, deutet alles daraufhin, dass die Bedeutung von Wüstenökosystemen im globalen Kohlenstoffkreislauf unterschätzt wurde.“

 

Univ.-Doz. Georg Wohlfahrt, geboren 1970 in Innsbruck, studierte Biologie an der Universität Innsbruck und habilitierte sich 2004 im Fachbereich Ökologie. Die Messung und Modellierung des Austausches von Spurengasen und Energie zwischen terrestrischen Ökosystemen und der Atmosphäre stehen im Mittelpunkt seiner Forschungsinteressen.

 

  

Der Proteinsynthese auf der Spur

 

In allen lebenden Zellen ist das Ribosom – ein Komplex aus Proteinen und RNA – für die Proteinsynthese verantwortlich. Dabei wandelt das Ribosom die genetische Information in eine Abfolge von verknüpften Aminosäuren um. Dies geschieht in atemberaubender Geschwindigkeit und mit einer sehr geringen Fehlerrate. START-Preisträger Norbert Polacek von der Sektion für Genomik und RNomik am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck erforscht die katalytischen Mechanismen dieses evolutionär hoch konservierten Enzyms auf der molekularen Ebene. Mit einer von ihm und seinem Team entwickelten Methode kann er das katalytische Zentrum des Ribosoms chemisch verändern und auf diese Weise molekulare Details der Proteinsynthese aufklären. Die Methode erlaubt es, chemisch modifizierte RNA Bausteine ganz spezifisch in die ribosomale RNA einzubauen. Dieser neue experimentelle Ansatz ermöglicht die Untersuchung der fundamentalen ribosomalen Funktionen während der Proteinsynthese mit höchster Präzision. Das Ribosom ist einer der Hauptangriffspunkt vieler klinisch relevanter Antibiotika. Für die Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen und die Erzeugung neuer antimikrobieller Substanzen ist dessen Verständnis daher von grundlegender Bedeutung.

 

Priv.-Doz. Norbert Polacek wurde 1970 in Wien geboren und studierte an der Universität Wien Biologie mit dem Schwerpunkt Genetik. Nach einem mehrjährigen Forschungsaufenthalt am Center for Pharmaceutical Biotechnology der Universität Illinois ist er seit 2003 am Biozentrum Innsbruck tätig, wo er eine Arbeitsgruppe in der Sektion für Genomik und RNomik leitet. 2006 erhielt Polacek den START-Preis, die höchste österreichische Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler.

 

 

Anerkennungspreise der Jury

 

Bereits zur Tradition geworden sind im Rahmen des Liechtensteinpreises auch die Anerkennungspreise derJury, die heuer an folgende ForscherInnen verliehen werden:  Priv.-Doz. MMag. Dr. Michael Traugott (Fakultät für Biologie), Dr. Michael Oberhuber (Fakultät für Chemie und Pharmazie), MMag. DDr. Julia Pröll, Dr. Enrique Rodrigues-Moura (beide Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät), Univ.-Ass. Mag. Dr. Margareth Helfer, ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Mayr (Rechtswissenschaftliche Fakultät)

 

Rückfragehinweis:

 

Mag. Eva Fessler
Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice
Universität Innsbruck
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