Latein an der Hauptschule geht in die zweite Runde
Latein an der Hauptschule wurde im vergangenen Schuljahr für zahlreiche Schülerinnen und Schüler an vier Tiroler Hauptschulen gelebte Realität. Das von Universität Innsbruck und Land Tirol gemeinsam durchgeführte Projekt soll aufgrund der guten Erfahrungen auch im Schuljahr 2009/10 fortgesetzt werden. Neben den Hauptschulen Langkampfen, Maurach (Achensee), Hall (Dr. Posch) und Innsbruck (Kettenbrücke) ist nun auch die Hauptschule Vorderes Stubaital als Projektpartner dabei. VertreterInnen der Universität und des Landes sowie zwei teilnehmender Schulen informierten heute im Rahmen einer Pressekonferenz über das Projekt.
Rektor Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle, Initiator des Projektes und selbst begeisterter Lateiner, ist davon überzeugt, dass Altsprachlicher Unterricht kein verstaubtes Bildungsgut aus längst vergangenen Tagen ist, sondern den Schülerinnen und Schülern von heute in vielerlei Hinsicht nützlich sein kann: nützlich für die souveräne Beherrschung der eigenen Muttersprache, nützlich für das Erlernen anderer Fremdsprachen, nützlich für das Verständnis der eigenen Geschichte und der europäischen Kultur insgesamt. „Bei dem Projekt handelt es sich um einen interessanten bildungspolitischen Versuch, das Ghetto, in das Latein lange Zeit eingesperrt war, aufzubrechen und auch für andere Schulen zu öffnen. Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass das Projekt mit Unterstützung von Landesschulinspektor Dr. Reinhold Wöll und Landesrätin Beate Palfrader in diesem Jahr fortgesetzt werden kann“, so Töchterle im Rahmen der Pressekonferenz.
Auch Landesrätin Dr. Beate Palfrader betonte, dass sie von Anfang an vom Projekt begeistert war, da feststellbar sei, dass der Lateinunterricht große Bedeutung sowohl für das Erlernen der Grammatik der deutschen Sprache als auch für das Erlernen von Fremdsprachen sei. Aus diesem Grund unterstützte sie in enger Zusammenarbeit mit Landesschulinspektor HR Dr. Reinhold Wöll das Projekt so maßgeblich, dass sich im vergangenen Jahr letztlich ca. 50 Kinder im Alter zwischen zehn und vierzehn Jahren für den freiwilligen Projektunterricht Latein anmelden konnten, um jeweils an einem Nachmittag in der Woche in die Welt von C. Julius Caesar und M. Tullius Cicero einzutauchen. Die Schulbücher für dieses innovative Vorhaben stellte der Braumüllerverlag (Wien) übrigens kostenlos zur Verfügung.
Positive Evaluationsergebnisse
Die postulierten Effekte haben sich bei den jungen Lateinerinnen und Lateinern durchaus eingestellt: Eine wissenschaftliche Evaluierung am Schuljahresende hat beispielsweise im Bereich der Muttersprache gezeigt, dass Grammatikphänomene, die auch im Lateinunterricht behandelt wurden, von den Schülerinnen und Schülern viel eher erkannt und beherrscht wurden als solche, die im ersten Jahr Latein noch keine Rolle gespielt haben. Auch eine gesteigerte Kulturkompetenz ließ sich etwa darin feststellen, dass die Kinder Rezeptionsphänomene wie die Anlehnung des Parlamentsgebäudes an der Wiener Ringstraße an antiken Vorbildern erkennen und erklären konnten.
Eine Schülerin der Hauptschule Kettenbrüche, die im vergangenen Schuljahr am Lateinunterricht teilgenommen hat, bestätigte im Rahmen der Pressekonferenz den Erfolg bei den SchülerInnen. „Mir hat der Lateinunterricht sehr gut gefallen, weil wir dabei etwas über alte Kulturen gelernt haben. Ich freue mich, dass Latein auch in diesem Jahr wieder bei uns an der Schule angeboten wird“, so Kathrin Taxer, die die zweite Klasse an der Hauptschule Kettenbrücke besucht.
Aufgrund der guten Erfahrungen soll das Projekt auch im Schuljahr 2009/10 fortgesetzt werden, wiederum getragen von Land Tirol und Universität Innsbruck. Als neuer Partner von Seiten der Schulen ist die Hauptschule Vorderes Stubai in Fulpmes dazugekommen, wo sich viele von den bisherigen Leistungen so begeistert zeigten, dass sie nunmehr selbst einen Ausflug in die Klassische Antike wagen wollen.
Rückfragehinweis:
Dr. Florian Schaffenrath
Universität Innsbruck
Institut für Sprachen und Literaturen
Fachbereich Latinistik
Langer Weg 11
Tel: 0512-507-37603
Mobil: 0650/8136802
Mail: florian.schaffenrath@uibk.ac.at