Hörimplantate-Pionier Erwin Hochmair wird verabschiedet
Er hat tauben und schwerhörigen Menschen wieder Hoffnung gegeben: Prof. Erwin Hochmair gilt weltweit als einer der Pioniere in der Entwicklung von Hörimplantaten. Nun tritt er in den Ruhestand. Anlässlich seiner Emeritierung als Professor für Angewandte Physik findet am Donnerstag, 24. September 2009, an der Universität Innsbruck ein Symposium statt.
Der ausgebildete Elektrotechniker o.Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. hc Erwin Hochmair hatte sich gemeinsam mit seiner Frau Ingeborg schon früh dem Ziel verschrieben, Hörverlust mit implantierbarer Medizintechnik zu überwinden. Bereits in den 1970er-Jahren entwickelte er erste Hörimplantate. Zugute gekommen sind ihm dabei seine Kenntnisse in der Entwicklung integrierter Halbleiterschaltungen und die Erfahrung mit dem Rauschverhalten solcher Bauelemente. 1977 wurde der ersten Patientin ein von Prof. Hochmair und seinem Team entwickeltes mikroelektronisches Mehrkanal-Cochlea-Implantat eingesetzt. Darauf aufbauend entwickelte er eine auf analogen Stimulationssignalen basierende Strategie, die 1980 erstmals zu einem verwertbaren Sprachverständnis führte. Nach seiner Berufung an die Universität Innsbruck 1985 führte Prof. Hochmair mit seiner Forschungsgruppe diese Arbeiten erfolgreich weiter. Heute können taube oder schwerhörige Menschen mit solchen Implantaten wieder hören, taub geborenen Kindern verhelfen sie zu einer praktisch normalen Entwicklung.
Mit den in das Ohr implantierten elektronischen Apparaten wird der Hörnerv direkt stimuliert. In den Anfangsjahren hatten viele Experten bezweifelt, dass diese Form der Therapie überhaupt erfolgreich sein könnte. „Erwin Hochmair erkannte vielversprechende Forschungsrichtungen immer sehr frühzeitig und hat diese dann mit viel Mut und Engagement weiter verfolgte, auch wenn sich Erfolge erst nach vielen Jahren eingestellt haben", erzählt sein langjähriger Mitarbeiter Prof. Clemens Zierhofer vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck. Für die Vermarktung der Hörimplantate wurde 1989 das Unternehmen MED-EL gegründet, das bisher erfolgreichste Spin-off-Unternehmen der Universität Innsbruck. Heute arbeiten über 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die weltweit agierende Firma mit Stammsitz in Innsbruck und erwirtschaften einen Umsatz, der im Vorjahr die Grenze von 1 Milliarde Schilling durchbrochen hat.
25 Jahre Professor in Innsbruck
Erwin Hochmair wurde 1940 in Wien geboren. Er studierte an der dortigen Technischen Hochschule Elektrotechnik und forschte von 1967 bis 1985 als Universitätsassistent an der TU Wien. Mehrjährige Forschungsaufenthalte führten ihn in dieser Zeit auch an das NASA Weltraumzentrum in Huntsville, Alabama, und an die Stanford Universität in Kalifornien. 1980 habilitierte sich Hochmair für das Fachgebiet Elektronik einschließlich medizinischer Anwendungen. 1985 folgte er dem Ruf an die Universität Innsbruck, wo er Ordinarius für Angewandte Physik und Mikroelektronik an der Naturwissenschaftlichen Fakultät wurde. Von 1993 bis 1995 war er Dekan dieser Fakultät, von 1995 bis 2006 leitete er das Institut für Angewandte Physik. Sein wissenschaftliches Werk umfasst über 100 Fachpublikationen auf den Gebieten Elektronik, Schaltungstechnik und Cochlea Implantate. An über 40 Patenten war er als Erfinder beteiligt. Für seine Leistungen wurde Prof. Hochmair mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er 2003 den Erwin Schrödinger Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 2004 verlieh ihm die TU München gemeinsam mit seiner Frau Dr. Ingeborg Hochmair-Desoyer das Ehrendoktorat für Medizin.
Minisymposium und Akademische Feier
anlässlich der Emeritierung von Prof. Erwin Hochmair
Zeit: Donnerstag, 24.9.2009, 8.30 - 14.30 Uhr (Beginn der Akademischen Feier 13.00 Uhr)
Ort: Großer Hörsaal, Technikerstraße 13b, Universität Innsbruck
Bilder von Prof. Hochmair: https://www.uibk.ac.at/public-relations/presse/medienservice/index.html#pa_97
Rückfragehinweis:
o.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Erwin Hochmair
Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik
Universität Innsbruck
Technikerstraße 25, A-6020 Innsbruck
Tel.: +43 512 507 6400
E-Mail: Erwin.Hochmair@uibk.ac.at
Web: www.uibk.ac.at/ionen-angewandte-physik
Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Clemens Zierhofer
Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik
Universität Innsbruck
Technikerstraße 25, A-6020 Innsbruck
Tel.: +43 512 507 6411
E-Mail: Clemens.Zierhofer@uibk.ac.at
Web: www.uibk.ac.at/ionen-angewandte-physik