Erste Million der neuen Tiroler Forschungsförderung bewilligt

Die Landesregierung beschloss im Frühjahr, in Kooperation mit dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) jährlich bis zu sieben Millionen Euro für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Der Tiroler Wissenschaftsfonds (TWF) war bis dahin mit 800.000 Euro dotiert. Die erste Tranche davon, rund eine Million Euro, wurde kürzlich vergeben.
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Tilmann Märk (Rektor der Universität Innsbruck), Friedrich Roithmayr (Vizerektor der Universität Linz), Helga Fritsch (Rektorin der Medizinischen Universität Innsbruck), Christian Keuschnigg (Direktor des Instituts für Höhere Studien in Wien), Wissenschafts-LR Bernhard Tilg, Sabine Schindler (Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck), MED-EL-Unternehmerin Ingeborg Hochmair-Desoyer und FWF-Vizepräsident Alan Scott. (Foto: Land Tirol/Schwarz)

Ein wissenschaftlicher Beirat unter der Präsidentschaft des Landeshauptmannes entscheidet, welche Vorhaben durch den neuen Tiroler Wissenschaftsfonds unterstützt werden. LH Günther Platter dazu: „Gemeinsam wollen wir Tirol zu einer Hochburg für Forschung und Wissenschaft ausbauen und nehmen dafür in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand. Mit dem neuen Forschungsfonds wollen wir insbesondere junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützen und dabei die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes nachhaltig stärken.“ FWF-Vizepräsident Alan Scott nahm an der konstituierenden Sitzung in Innsbruck teil: „Der FWF dient der Weiterentwicklung der Wissenschaften auf hohem internationalen Niveau. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit, die dem Land Tirol die Möglichkeit eröffnet, exzellente Forschungsprojekte auf Basis der FWF-Qualitätssicherung zu unterstützen und somit einen Beitrag für den Wissenschaftsstandort zu leisten.“

Dem Gremium gehören auch LHStvin Ingrid Felipe sowie Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg als Vorsitzender an. Ebenso sind darin Rektor Tilmann Märk, sowie Helga Fritsch als Rektorin der Medizinischen Universität Innsbruck vertreten. Weitere Mitglieder sind MED-EL-Unternehmerin Ingeborg Hochmair-Desoyer sowie Christian Keuschnigg, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Wien. Außerdem nahmen an der konstituierenden Sitzung Sabine Schindler, Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck und Friedrich Roithmayr, Vizerektor der Universität Linz teil. Vier Projekte von Forscherinnen der Universität Innsbruck aus den Bereichen der Ionen- und Experimentalphysik, der Geologie und der Biochemie wurden ausgewählt.

„Das Arbeitsklima in dieser Sitzung war äußerst konstruktiv“, freut sich Landesrat Tilg: „Das Forschungsland Tirol ist in der glücklichen Lage, ausgezeichnete wissenschaftliche Projekte mit einer ausgezeichneten Förderung zu unterstützen.“ So sei die Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der wissenschaftlichen Forschung in Tirol weiterhin möglich. Außerdem werde jüngeren ForscherInnen eine echte Berufsperspektive geschaffen, so Tilg: „Die besten Köpfe im Land sollen nicht abwandern, sondern Tirol erhalten bleiben.“

Vier bewilligte Projekte

  • Alexandra Lusser – „Cytosinmethylierung als neuer Mechanismus zur Regulation von lncRNAs“ (Einzelprojekt)
    Dieses Forschungsprojekt beschäftigt sich mit nicht kodierenden RNAs (lncRNAs), einer besonders interessanten Spezies der Ribonukleinsäure RNA, dem „Molekül des Lebens“. Es soll die Frage geklärt werden, ob lncRNAs und andere RNA Arten nach ihrer Synthese im Zellkern an einem ihrer Bausteine, dem Cytosin, mit einer Methylgruppe versehen werden. Diese Modifikation, deren Untersuchung bis jetzt fast ausschließlich auf die DNA beschränkt war, könnte von großer Bedeutung für die Regulation der Kommunikation zwischen den RNAs und ihren Proteinpartnern sein. Da die Aktivitäten der RNAs letztlich alle Prozesse des Lebens betreffen, sollten die Ergebnisse dieser Studien zu einem tieferen Verständnis verschiedenster zellulärer Vorgänge wie Zellzyklus, Entwicklung und Differenzierung führen. Außerdem werden Einblicke in die Entstehung und Therapie verschiedener Erkrankungen möglich.


  • Gina Elaine Moseley – „Klima im MIS 11 im Vergleich zu MIS 1 in den Alpen“ (Hertha Firnberg-Programm)
    Tropfsteine werden im Rahmen eines geologischen Projektes untersucht. Höhlen stehen zumeist in mehr oder weniger ausgeprägter Kommunikation mit der Erdoberfläche. Tropfsteine gelten daher als Zeitzeugen der Vorzeit. Auch ein besseres Verständnis der Klimaentwicklung ermöglicht die Erforschung von dort vorkommenden alpinen Tropfsteinen. Diese arbeiten nämlich wie „Klimaschreiber“ vergangener Erdzeitalter: Sie können genau datiert werden, sind weit verbreitet und bieten die Möglichkeit, hochauflösende Klimadatensätze nicht nur zur Temperatur, sondern auch zu Niederschlag, Trockenheit und veränderter Vegetation auszulesen.


  • Ana Predojevic – „Verschränkung von Photonen mithilfe von Quantenpunkten“ (Elise Richter-Programm)
    Dieses Forschungsprojekt ermöglicht, dass eine Forscherin aus Großbritannien ihr Forschungsprogramm an der Innsbrucker Quantenphysik fortsetzt. Mit diesem Programm wird die internationale Vernetzung der Forschung am Standort Innsbruck unterstützt und verstärkt. Quanteneffekte in der modernen Informationstechnologie werden immer wichtiger. Ursache hierfür sind die immer kleineren Abmessungen der elektronischen Bausteine, die mit milliardstel Metern in den Bereich von atomaren Strukturen vordringen. Die Quantenkommunikation über globale Glasfasernetzwerke ist auf verlässliche Träger für Quanteninformation angewiesen. Dafür werden gut kontrollierbare Photonenquellen benötigt. Heute gängige Quellen aus Halbleiterkristallen erzeugen die Lichtteilchen relativ unkontrolliert, auch sind die bisher verwendeten Einzelphotonenquellen mit hohem technischem Aufwand verbunden. Die von ForscherInnen der Universität Innsbruck verwendete Methode zu Erzeugung von Photonenpaaren in Quantenpunkten ist demgegenüber sehr gut kontrollierbar und deutlich weniger aufwändig: Der Verschränkung der Photonen mithilfe von Quantenpunkten wird in diesem Projekt auf den Grund gegangen.


  • Ewelina Szymanska-Skolimowska – „Anwendung von VSI-Technik auf Helium Tröpfhen“ (Lise Meitner-Programm)
    Heliumtröpfchen verfügen über außergewöhnliche Eigenschaften in der Funktion als homogene, ultrakalte und schwach wechselwirkende Matrix. Wie werden aber massearme Ionen von großen Heliumtröpfchen ausgestoßen? Das Ziel dieses Forschungsprojektes aus der Ionenphysik ist eine Geschwindigkeitsabbildungstechnik, um die Kinetik der elektroneninduzierten Ionenbildungsprozesse in reinem Helium-Tröpfchen zu untersuchen. Mittels eines neu zu entwickelnden Flugspektrometers werden direkte Informationen darüber möglich: die Beweglichkeit der Ionen innerhalb von Heliumtröpfchen und ihre Extraktion aus diesen sowie die kinetischen Energien der Ionen-Fragmente. Ein eigenes, neu zu entwickelndes Spektrometer wird die Untersuchung der Geschwindigkeitsverteilung bzw. der kinetischen Energie geladener Teilchen möglich machen.

Der Beirat beschloss einstimmig, dass seitens des Landes Tirol gemäß der Förderempfehlung des FWFs alle vier Projekte mit einer Fördersumme von insgesamt € 1.020.369,4 über vier Jahre gefördert werden. 50 Prozent der Förderkosten übernimmt dabei das Land Tirol und 50 Prozent übernimmt der FWF aus Mitteln der Nationalstiftung.

(red)