Gast aus den USA
In diesem Jahr hatte Prof. Ricardo Medina für drei Monate einen Gast von der Universität Innsbruck in seiner Arbeitsgruppe an der University of New Hampshire: Doktorand Lukas Moschen vom Arbeitsbereich Angewandte Mechanik. Nun wird Prof. Medina selbst acht Wochen an der Universität Innsbruck forschen und lehren. Neben einem Forschungsseminar und einem Privatissimum für Doktoranden wird Medina in einer Lehrveranstaltung baudynamische Messtechnik unterrichten. „Anhand von Experimenten überprüfen wir, wie mechanischen Strukturen schwingen und vergleichen die Daten mit theoretischen Vorhersagen“, erklärt der amerikanische Experte. Es ist ihm dabei ein besonderes Anliegen, den Studierenden ein Gefühl für mögliche Messfehler zu vermitteln.
Funktion von Gebäuden schützen
Eine der Forschungsfragen, mit denen sich Prof. Medina derzeit beschäftigt, ist der Erdbebenschutz von baulichen Komponenten, die nicht unmittelbar Teil des Tragwerks eines Gebäudes sind: von den elektrischen Installationen, über Generatoren bis zur Fassade. „Denken Sie an ein Krankenhaus: Da genügt es nicht, dass ein Gebäude bei einem Erdbeben nicht einstürzt. Für die Versorgung möglicher Verletzter nach einer solchen Katastrophe ist es unerlässlich, dass die Funktion des Gebäudes erhalten bleibt“, erklärt Ricardo Medina. „Auch bei kleineren Beben können an der Gebäudeinfrastruktur große Schäden entstehen, ohne dass das Gebäude kollabiert.“ Der Ingenieurwissenschaftler untersucht deshalb seismisch induzierte Schwingungen solcher Komponenten und sucht nach besseren Konstruktionsweisen für diese Einrichtungen. Aber auch der Schutz der Gebäude selbst steht auf dem Arbeitsplan von Prof. Medina. Er untersucht, warum und wie Bauten einstürzen und welche Maßnahmen dies verhindern können.
Lob für Gastprofessoren-Programm
Mit Innsbruck verbindet ihn nicht nur die Zusammenarbeit mit Prof. Christoph Adam, den er an der Stanford University kennengelernt hat. Dort war sein Doktorvater Helmut Krawinkler als Professor of Civil Engineering tätig, der ursprünglich aus Innsbruck stammte und nach dem Studium in Wien nach Kalifornien ausgewandert war. „In seinem Büro hingen damals Bilder von Kühen. Er liebte die Berge und das Skifahren“, erzählt Prof. Medina, der nun nach seinem ersten Besuch in Tirol das jetzt besser versteht. „Ich mag Innsbruck und genieße meine Zeit hier. Die Menschen sind sehr freundlich“, sagt der in Panama geborene US-Amerikaner. Das neue Gastprofessoren-Programm der Universität Innsbruck hält er für wichtig: „Es ist eine sehr gute Möglichkeit, die internationale Zusammenarbeit weiter zu stärken.“ Spätestens wenn Lukas Moschen seine Doktorarbeit verteidigen wird, will Prof. Medina wieder nach Innsbruck kommen.
Am 2. Dezember hält Prof. Medina um 16:30 Uhr im Großen Hörsaal des Bauingenieurgebäudes einen öffentlichen Vortrag.
(Christian Flatz)