Grande Dame des russischen Feminismus bei Ringvorlesung in Innsbruck
Maria Arbatova wurde 1957 in Murom, Russland, geboren und gilt als eine der engagiertesten russischen Menschenrechtlerinnen unserer Zeit. Ihre feministische Haltung spiegelt sich in ihren Texten wider. Sie schrieb zahlreiche Bücher, Theaterstücke und Filmszenarien und erhielt dafür eine Reihe von Auszeichnungen, unter anderem wurden ihr 2006 und 2007 der silberne und goldene Orden des Friedensstifters verliehen. Zu ihren wichtigsten Publikationen zählen: „Ich heiße Frau“ (1998), „Ich bin 40 Jahre alt (1999)“ und „Wie ich versucht habe, ehrlich in die Duma zu kommen“ (2007). Diese, leider nicht in deutscher Übersetzung erschienenen Werke, vermitteln durch die autobiographische Erzählform Arbatovas einen sehr persönlichen Einblick in die Thematik „Frau sein in Russland“. Vielleicht gerade durch die von Arbatova sehr persönlich gewählte Schreibweise wurde sie Ende der 90er Jahre in einer Meinungsumfrage als die Frau genannt, die in Russland das größte Vertrauen genießt.
Auch für ihren Vortrag wählte sie eine autobiographische Herangehensweise an das Thema: „Wie können feministische Werte durch Literatur vermittelt werden?“. Die Frage nach Frauenrechten und Gleichberechtigung ziehen sich wie ein roter Faden durch Arbatovas Leben. Sie scheute sich nicht, Tabuthemen wie Vergewaltigung und Abtreibung zu thematisieren, und erzählte von ihren eigenen Erfahrungen. Sie beschreibt sich selbst als Feministin, wobei sie dies eher im praktischen Sinne als im theoretischen verfolgt. Ihrer Meinung nach ist die Gleichstellung der Frau nur durch politisches und menschenrechtliches Handeln möglich.
Immer schon Feministin
Wir, drei Studentinnen des Masterstudiengangs „Gender, culture and social change“, hatten die Möglichkeit, Maria Arbatova am sechsten Dezember persönlich kennenzulernen und zu interviewen. Es folgen die wichtigsten Aussagen des Interviews:
Frau Arbatova sagt von sich selbst, dass sie eigentlich schon immer Feministin war, ihr dies aber nicht von Anfang an bewusst war. Ihrer Auffassung nach sollte sich jeder Mensch in seinem Geschlecht verwirklichen können und nicht aufgrund seiner Geschlechtszugehörigkeit diskriminiert werden. Des Weiteren ist sie der Meinung, dass die nationale Geschichte immer Einfluss auf den jeweiligen Feminismus nimmt und deshalb in jedem Kulturkreis die spezifischen Traditionen berücksichtigt werden müssen. Bei der abschließenden Frage, was der westliche Feminismus vom östlichen Feminismus lernen könnte, erscheint ihr ein beidseitiger Austausch als grundlegend. Weiterhin fordert sie einen Ausbau der Frauenhäuser und Beratungsstellen für Frauen in Russland – hier könnte Russland auf die Erfahrungen in westeuropäischen Ländern zurückgreifen.
(Bielowski, Kress, Schreder)