Liechtenstein-Preis verliehen

Der seit 1983 jährlich verliehene Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck. „Der Preis ist ein wichtiges Zeichen für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und den beiden Innsbrucker Universitäten", betonte der Liechtensteinische Regierungsrat Hugo Quaderer bei der feierlichen Verleihung in Vaduz. Er gratulierte der Preisträgerin und den beiden Preisträgern im Namen der Liechtensteinischen Regierung zu ihren hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen. „Für eine erfolgreiche Entwicklung müssen wir jungen vielversprechenden Köpfen entsprechende Rahmenbedingungen bieten", sagte Tilmann Märk, Rektor der Universität Innsbruck, bei der Verleihung. „Der Liechtenstein-Preis ist eine bedeutende Auszeichnung, die uns bei dieser Aufgabe sehr hilft." Günther Sperk, Vizerektor für Forschung der Medizinischen Universität Innsbruck betonte: „Diese Auszeichnung hat natürlich ihren finanziellen Wert, der ideele Wert ist für die Preisträger aber ungleich höher."
Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention
In ihrer
mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichneten Dissertation „Das Verkehrsprotokoll
der Alpenkonvention im Lichte der Grundfreiheiten“ thematisiert Nicole Ehlotzky
das Spannungsverhältnis zwischen einer nachhaltigen Entwicklung des Verkehrs im
Alpenraum und den wirtschaftlichen Zielsetzungen des europäischen
Binnenmarktes. Sie befasst sich mit dem Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention,
einem völkerrechtlichen Vertrag, der durch einige Alpenstaaten – unter anderem
auch durch Österreich und Liechtenstein – ratifiziert, durch die Europäische
Union (EU) jedoch bisher nur unterzeichnet worden ist. Untersucht wird, ob sich
aus dem Verkehrsprotokoll und dem EU-Recht widersprüchliche Verpflichtungen
ergeben. Darüber hinaus werden – nach einer detaillierten Analyse der
einschlägigen Judikatur des Europäischen Gerichtshofs – konkrete Empfehlungen
für eine unionsrechtskonforme Durchführung des Verkehrsprotokolls durch die
Alpenstaaten erarbeitet.
MMag. Dr.
Nicole Ehlotzky, geboren 1980, studierte Rechtswissenschaften und
Wirtschaftsrecht an den Universitäten Innsbruck und Salamanca. Nach der
Sponsion zur Magistra der Rechtswissenschaften 2004 arbeitete sie als
juristische Mitarbeiterin in einer spanischen Rechtsanwaltskanzlei, als
Rechtspraktikantin am Landes- und Bezirksgericht in Innsbruck sowie im Büro der
Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino in Brüssel. Von 2007 bis 2011 war sie
Universitätsassistentin am Institut für Europarecht und Völkerrecht der Universität
Innsbruck, an dem sie ihr Doktoratsstudium mit Auszeichnung abschloss. Seit
Herbst 2011 ist Ehlotzky Forschungsassistentin am Europainstitut der
Wirtschaftsuniversität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des
institutionellen und materiellen Europarechts sowie im österreichischen
Verfassungsrecht, im Umweltvölkerrecht und im Weltraumrecht.
Embolie-Bildung in alpinen Pflanzen
Stefan Mayr erhält
den Liechtensteinpreis für seine Forschungsarbeiten zur Bildung von Embolien in
Pflanzen, die in den renommierten Fachzeitschriften Plant Physiology und New
Phytologist publiziert wurden. Er konnte gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe
zahlreiche Erkenntnisse über das Wassertransportsystem von Bäumen gewinnen, das
unter extremen Bedingungen – u.a. aufgrund von Frostereignissen – durch die
Bildung von Luftblasen unterbrochen wird. Anhand von Ultraschallmessungen
zeigte er, dass eine Expansion von Blasen bereits während des Frierens möglich
ist, während in Zentrifugationsexperimenten die klassische
Tau-Expansionshypothese belegt werden konnte. Durch Frostereignisse induzierte
Embolien sind ein wichtiger limitierender Faktor für viele Pflanzen und damit
etwa in alpinen Systemen von großer physiologischer- und
ökologischer Bedeutung.
Univ.-Prof. Mag. Dr. Stefan Mayr, geboren 1969,
studierte Biologie mit Schwerpunkt Ökologie an der Universität Innsbruck, wo er
1996 mit ausgezeichnetem Erfolg promovierte. Seine wissenschaftliche Laufbahn
begann 1995 als Forschungsassistent am Institut für Medizinische Chemie und
Biochemie an der Universität Innsbruck, im folgenden Jahr wurde er
Vertragsassistent am Institut für Botanik, wo er sich 2003 für das Fach Botanik
habilitierte. Seit Oktober 2011 hat er dort den Lehrstuhl für
Botanik/Wasserhaushalt der Pflanzen inne. Er leitet die Forschungsgruppe
„Ökophysiologie“ und ist darüber hinaus Geschäftsführer der Firma ÖKOM, die als
technisches Büro für Ökologie in den Bereichen Naturschutz und
Landschaftsplanung tätig ist.
Neue Variante einer Eisenspeicherkrankheit identifiziert
Heinz Zoller, Gastroenterologe und Hepatologe an der Univ.-Klinik für Innere
Medizin II konnte mit seiner Arbeitsgruppe eine neue Variante der
Eisenspeicherkrankheit aufklären, bei der Mutationen im Ferroportingen nicht
zum üblichen Defekt des Eisenexportes führen, sondern zu einer Störung bei der
hormonellen Kontrolle des Eisenstoffwechsels. Der Krankheitsmechanismus kann
hier in Analogie zum ‚Altersdiabetes‘ durch eine Resistenz des Hormonrezeptors
für das Eisenhormon Hepcidin erklärt werden. Im letzten Jahrzehnt konnten jene
Transport- und Regulationsproteine identifiziert werden, die die Eisenaufnahme
aus dem Darm, die Nutzung und Speicherung sowie den Austausch von Eisen
zwischen den Organen kontrollieren. Viele dieser Mechanismen wurden im Zuge
genetischer Untersuchungen an familiären Eisenspeicherkrankheiten identifiziert
und führten zu einer Reklassifikation von Eisenüberladungssyndromen, wie etwa
der Hämochromatose, die durch
einen Hepcidin-Mangel gekennzeichnet ist. In der Regulation des Eisenhaushaltes
kommt dem Eisenhormon Hepcidin eine Schlüsselrolle zu, indem es die Eisenaufnahme
aus dem Darm reguliert. Ähnlich dem, durch Insulinmangel gekennzeichneten
Diabetes mellitus, kann demnach
die Hämochromatose mit dem Diabetes Typ I verglichen werden. „Wie bei einem
genetischen Insulinrezeptordefekt wird auch bei der von uns neu definierten,
atypischen Variante der Ferroportingen-Erkrankung die Bindung von Hepcidin an
Ferroportin (exportiert Eisen aus dem Zellinneren ins Blut) gestört, was zu
einem funktionellen Hepcidinmangel führt. Die Krankheitspräsentation ist
ähnlich wie bei einer klassischen Hämochromatose, obwohl kein Hepcidinmangel
vorliegt“, erklärt Preisträger Heinz Zoller.
Ao.Univ.-Prof. Heinz
Zoller wurde 1972 in Innsbruck geboren, wo er Medizin studierte und 2004
habilitierte. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt als Wellcome Trust
International Fellow an der University of Cambridge ist der dreifache
Familienvater seit 2005 an der Universitätsklinik für Innere Medizin II tätig,
wo er das Labor für Hepatologie leitet. Für seine Forschungsleistungen zur
Regulation des Eisenhaushalts wurde Heinz Zoller bereits mehrfach ausgezeichnet.
Erst kürzlich wurde er als Professor für Hepatologie an das Klinikum der
Technichen Universität nach München berufen.