Kritische Männlichkeitsforschung beim Frauenpreis prämiert

Den alljährlichen Preis für Frauenspezifische Forschung der LFU stiftete heuer die Fakultät für Biologie. Dekan Prof. Bernd Pelster übergab vorgestern den Preis im Wert von 2.000 Euro an Dr. Doris Doppler für Ihre Dissertation. Mit dem Preis werden Arbeiten aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht
v.l.: Dekan Prof. Bernd Pelster, Dr. Doris Doppler und Forschungsvizerektor Prof. Til …
v.l.: Dekan Prof. Bernd Pelster, Dr. Doris Doppler und Forschungsvizerektor Prof. Tilmann Märk.

Initiiert wurde der Preis im Jahr 2001 von Prof. Peter Loidl, dem damaligen Vizerektor für Forschung und Evaluation. Heuer wurden insgesamt 16 Arbeiten eingereicht. Die Bandbreite der Arbeiten reicht von der Psychologie über die Geschichte, die Theologie, die Erziehungswissenschaften, die Romanistik und Germanistik, Kunstgeschichte und sogar die Sportwissenschaften sind heuer vertreten. „Gerade die wissenschaftlichen Karrieren in experimentellen Fächern wie der Biologie bedürfen eines hohen Einsatzes und sind mit Kindern und Familiengründung oft sehr schlecht zu vereinen. Gerade deshalb hat die Fakultät für Biologie sehr gerne die Stiftung des diesjährigen Preises übernommen“, erklärt Dekan Bernd Pelster. Nächstes Jahr wird der Preis vom Rektorenteam gestiftet.

 

Gleichbehandlung im Entwicklungsplan verankert

Schon seit über fünfzehn Jahren gibt es an der LFU einen Schwerpunkt im Bereich der feministischen Forschung und Lehre, und seit 1999 den Wahlfachstudiengang „Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Interdisziplinäre Frauenforschung und Gender Studies“.

 

„Die nachdrückliche Bekennung zur Gleichbehandlung von Menschen unterschiedlicher geschlechtlicher Identität ist im Entwicklungsplan verankert und soll nicht nur ein reines Lippenbekenntnis bleiben“, betont Forschungsvizerektor Prof. Tilmann Märk in seinen Grußworten: „Ein Ziel für die Zukunft soll es sein, sowohl in Forschung als auch Lehre und besonders in den Leitungspositionen ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu erreichen“. So ist auch im Entwicklungsplan, der morgen dem Universitätsrat zur Beschlussfassung vorgelegt wird, ein neuer interfakultärer Forschungsschwerpunkt mit dem Titel „Geschlechterforschung: Identitäten – Diskurse – Transformation“ verankert.

 

Die Preisträgerinnen

Dr. Doris Doppler wurde 1974 geboren und lebt und arbeitet in Tirol. Sie ist diplomierte und promovierte Betriebswirtin und verfügt über Praxis in Werbung, Unternehmensberatung sowie in der Personalentwicklung. Darüber hinaus ist sie als Autorin in den Bereichen Wirtschaft und Biographien tätig. Neben der Tätigkeit als freie Wissenschafterin im Bereich der Management- und Männerforschung verfasst sie seit 2004 Geschichten für Anthologien und Literaturmagazine. Ihre Dissertation im Fachbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften verfasste sie zum Thema: „Männerbund und Management. Geschlechtsspezifische Ungleichheit im Spiegel soziobiologischer, psychologischer, soziologischer und ethnologischer Konzepte“.

„Es freut mich außerordentlich, dass nicht eine Arbeit, die sich explizit mit Frauenforschung, sondern mit Männerforschung beschäftigt, ausgezeichnet wurde, denn Geschlechterforschung bezieht sich auch auf Männerforschung. Die beiden Geschlechter lassen sich nicht unabhängig voneinander erforschen“, freut sich die Preisträgerin. In ihrer Arbeit hält Doppler fest, dass es männerbündische Strukturen im Management gibt. Diese sind mitverantwortlich dafür, dass besonders im Top-Management-Bereich immer noch sehr wenige Frauen zu finden sind. Das Ziel der Dissertation war es, herauszufinden, warum diese Diskriminierung immer noch stattfindet.

 

Neben der Dissertation von Dr. Doris Doppler wurden noch zwei weitere „als gleich gereihte preiswürdige Arbeiten“ geehrt. Da Doppler mit ihrer Dissertation thematisches Neuland betritt, wurde der diesjährige Preis schließlich ihr zuerkannt.

 

Weitere ausgezeichnete Arbeiten

Christina Antenhofer: „Briefe zwischen Süd und Nord. Das Korrespondenznetz um Paula de Gonzaga und Leonhard Görz (1473 – 1500)“. (Dissertation Geschichte): In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit dem Kommunikationsnetz und dem Beziehungsgeflecht des ungleichen Paares Paula de Gonzaga und Leonhard Görz. In Ihrer Korrespondenz spiegeln sich die unterschiedlichsten Ausprägungsformen zwischen den Geschlechtern wieder. Den interdisziplinären Ansatz schaffte Antenhofer durch die Verbindung von Germanistik, Romanistik und Geschichte.

 

Ulrike Öhler: „Sinnfindung und Reifung durch Leid. Positive Auswirkungen traumatischer Erfahrungen. Eine Untersuchung in „Geschützten Wohnungen“ für Frauen in Südtirol“. (Diplomarbeit Fachtheologie und Psychologie). Die Diplomarbeit von Ulrike Öhler geht weit über den üblichen Rahmen und die üblichen Standards einer Diplomarbeit hinaus. Sie beschäftigt sich mit der psychologischen Traumataforschung und verbindet diese mit dem theologischen Aspekt der Sinnfindung aus Leid. Dabei stützt sie sich auf Interviews mit traumatisierten Frauen in „geschützten Wohnungen“ in Südtirol.