Frauen im 21. Jahrhundert
„Auch wenn in den letzten Jahrzehnten mit einer Reihe von Reformen wichtige Schritte in Richtung mehr Geschlechterdemokratie getan wurden, ist die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern in vielen Bereichen nach wie vor eklatant. Die Einkommensschere entwickelt sich wieder auseinander, von einer Gleichverteilung der unbezahlten Arbeit kann nicht annähernd gesprochen werden und in unterschiedlichen Diskursen werden mitunter wieder sehr alte, traditionelle Vorstellungen von hierarchischen Geschlechterrollen propagiert, die scheinbar Sicherheit in stürmischen Zeiten bieten sollen“, stellt Mag. Alexandra Weiss, Koordinatorin für Gender Studies im Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck fest. Gemeinsam mit Mag. Verena Simetzberger, Referentin in der sozialpolitischen Abteilung der Arbeiterkammer Tirol, hat sie einen Sammelband mit dem Titel „Frauen im 21. Jahrhundert. Situationen – Herausforderungen – Perspektiven“ herausgegeben, der im Verlag innsbruck university press erschienen ist. „Wir haben das Buch so angelegt, dass es sich an eine breitere LeserInnenschaft wendet, es ist also eine wissenschaftliche Publikation, die sich an ein breites, auch nicht-akademisches Publikum, wendet. Wie schon bei der dem Buch vorangegangenen Vortragsreihe geht es uns vor allem um Wissenstransfer und Austausch zwischen WissenschafterInnen und PraktikerInnen“, so Weiss.
Arbeits- und Lebensverhältnisse von Frauen
Der Sammelband „Frauen im 21. Jahrhundert. Situationen – Herausforderungen – Perspektiven“ vereinigt verschiede Beiträge zu Arbeits- und Lebensverhältnissen von Frauen heute. Dabei stehen Bedingungen und Veränderungen der Frauen(erwerbs)arbeit – also bezahlter wie auch unbezahlter Arbeit von Frauen - , von Arbeits- und Lebensverhältnissen überhaupt, die Veränderung familiärer Strukturen, sozialstaatlicher Absicherung, Methoden der Arbeitsbewertung, geschlechtsspezifische Einkommensdisparitäten oder Migration und die Lebens- und Einkommensbedingungen von MigrantInnen im Mittelpunkt der Auseinandersetzung.
„Neben der Ungleichheit zwischen Männern und Frauen betrachten wir auch die zunehmende Ungleichheit zwischen Frauen. Der Begriff der „Dienstbotinnengesellschaft“ macht deutlich, dass Haus- und Pflegearbeit sowie Kinderbetreuung dort, wo dies finanziell leistbar ist, ausgelagert wird. Vor allem Migrantinnen sind in diesen oft sehr prekären und zum großen Teil auch nicht regulären Arbeitsverhältnissen beschäftigt“, so Weiss. „Am Beginn des 21. Jahrhundert haben wir es so mit einer Verschärfung der sozialen Ungleichheit zwischen Frauen und Männern, aber auch zwischen Frauen zu tun. Deutlich wird vor diesem Hintergrund, dass eine demokratische Geschlechterpolitik auch eine Sozialpolitik sein muss, die Verteilungsgerechtigkeit zum Ziel hat“, so die Geschlechterforscherin abschließend.