»Montagsfrühstück« – Forum für strategische Langsamkeit
»Lassen Sie sich Zeit, aber machen Sie schnell,
denn Sie wissen nicht, was Sie erwartet.«
(Jacques Derrida)
Das »Montagsfrühstück« stellt einen Pionierversuch dar, den universitären Raum zu erweitern und somit vermehrt Bereiche der Öffentlichkeit in das Feld wissenschaftlichen Arbeitens mit einzubeziehen. Die Grundstruktur bildet dabei ein Diskussionsforum, das einmal im Monat (zu Semesterzeiten, somit 7 – 8 Termine pro Studienjahr) Platz schafft für Reflexionen rund um aktuelle und grundsätzliche Fragen und Probleme im Zusammenhang von Literatur/Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. Basierend auf der Kooperation der Vergleichenden Literaturwissenschaft, dem »Literaturhaus am Inn« sowie dem studentisch verwalteten Projekt »denkpanzer« wird der Synergiegedanke in den Vordergrund gerückt und die gegenseitige Bedingung von wissenschaftlicher Theorie und Praxis betont. Nicht nur die enge Zusammenarbeit von »professionell Schaffenden« in Wissenschaft und Kulturbetrieb mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs setzt den Fokus auf Grenzüberschreitungen, sondern auch die konzeptuelle Gestaltung der Veranstaltung selbst lenkt die Aufmerksamkeit auf Polyperspektivität und Interdisziplinarität. So werden die jeweiligen Themenschwerpunkte bzw. die damit verbundenen Leitfragen aus gegensätzlichen Standpunkten reflektiert und erörtert, insofern jeweils zwei ExpertInnen aus einschlägigen Fachgebieten mit prinzipiell verschiedenartigen Ansichten zu dem Thema auf der Bühne debattieren, während die Moderation jeweils ein Mitglied der Kooperations- und Veranstaltungspartner übernimmt. Auf diese Weise erweitert sich der Diskussionsraum um eine weitere Ebene, da die Diskussionsrichtung selbst von divergierenden Standpunkten aus angeleitet wird.
Termin (Montagmorgen 9-11 Uhr) und Titel verweisen einmal mehr auf den entgrenzenden Charakter der Veranstaltung: Wissenschaft und Kulturbereiche sehen sich vermehrt mit einer Logik des Verwert- und Verkaufbaren konfrontiert. Der Begriff des »Elitären«, der einer qualitativ hochstehenden (wissenschaftlichen) Arbeit per se anhaftet, wird in der öffentlichen Meinung zusehends negativ konnotiert und bekommt einen abgehobenen realitätsfernen Beigeschmack. Dies schadet nicht nur der Reputation der jeweiligen Institution, sondern auch das Bewusstsein verantwortungsvoller Wissensproduktion, -archivierung und –tradierung wird durch den steigenden Legitimationsdruck zu Gunsten marktwirtschaftlicher Interessen in den Schatten gestellt. In diesem Kontext werden die Grenzen notwendiger Freiräume des Denkens fortwährend enger gezogen.
Das »Montagsfrühstück« tritt dem entgegen, indem es einen solchen Freiraum aufspannt und damit ein Forum schafft, das sich mit der nötigen Bedacht den Fragen- und Problemstellungen widmet und sich an Studierende sowie an alle, die sich für den Zusammenhang von Literatur/Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft interessieren, richtet. Kaffee und Croissants sollen dabei zur »strategischen Langsamkeit« verpflichten, ohne die Schärfe des Gedankens zu beeinträchtigen.