Literaturhaus am Inn

Programm September–Oktober 1997

EditorialDas Literaturhaus am Inn versteht sich nicht nur als Veranstalter und als Dokumentationsstelle zur Tiroler Literatur der Gegenwart, sondern auch als Ort der Auseinandersetzung für und mit Autorinnen und Autoren. Einen wesentlichen Schwerpunkt in diesem Bereich soll die Förderung der Tiroler Gegenwartsliteratur bilden.
Ein Weg der direkten Förderung von Autorinnen und Autoren wurde über die Auftragsarbeiten versucht, die an Daniela Hättich, Barbara Hundegger, Sepp Mall und Egon A. Prantl vergeben wurden. Die Erfahrung mit dem Projekt ermutigt uns, in Zukunft regelmäßig Auftragsarbeiten zu vergeben: Die beteiligten Schreibenden konnten durch Qualität und differenzierte Auseinandersetzung mit dem vorgegebenen Thema überzeugen, und das Publikum hat großes Interesse an neuen Texten aus Tirol unter Beweis gestellt.

Im Herbst soll ein weiterer Versuchsballon des Literaturhauses am Inn in Sachen Autorenarbeit steigen: ein Autoren-Theater-Workshop - in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Landestheater - für bereits im Bereich Drama arbeitende Autorinnen und Autoren. Gemeinsam mit SchauspielerInnen und professioneller Regie wird an Texten der Beteiligten und an deren konkreter Umsetzung auf der Bühne gearbeitet. Bei diesem Projekt waren die positiven Rückmeldungen von einem ähnlichen Workshop des Tiroler Landestheaters beim Literatur-Theater-Tag 1996 ausschlag-gebende Anregung. Allen Beteiligten in diesem Herbst gute Arbeit, viel Gewinn daraus und viel Spaß daran!
Die Doppelseite in der Mitte des Programmheftes mit dem Titel Kleines Inn Lesebuch soll auch in Zukunft literarischen Texten vorbehalten bleiben. Die abgedruckten Texte werden nicht immer einen unmittelbaren Be-zug zum Programm des Literaturhauses am Inn haben; vielmehr soll hier im Laufe der Zeit ein "Kleinstlesebuch" entstehen.

Für das Literaturhaus mußten Stühle eingekauft werden. Alle Stammgäste - und solche, die es werden wollen - haben nun die Möglichkeit, symbolisch einen Stuhl zu erwerben: Für ÖS 550,- ist ein Sessel im Literaturhaus am Inn ihrer und als solcher auch durch ein Namensschild gekennzeichnet. (Kennwort "Stuhl", Hypo Tirol Kto. 21011064485, lautend auf Literaturhaus am Inn. Name nicht vergessen!)
Wir wünschen uns, daß Sie oft und gerne in den neugekauften Stühlen des Literaturhauses am Inn sitzen mögen.

PS.: Sie können das Literaturhaus am Inn jetzt auch im Internet finden: Unsere Adresse ist "http:// info.uibk.ac.at/c/c1/c111/lithaus. html".

Ausstellung vom 13. - 24. September (Mo-Fr 9-12, 14-17 Uhr)

Die andere Seite.
Bild. Klang. Text
Grenzgänge in der österreichischen Kunst des
20. Jahrhunderts

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Ausstellung vom 13. - 24. September (Mo-Fr 9-12, 14-17 Uhr)
Vernissage 12. September, 20 Uhr.
Mit einer Einführung von Anne Zauner.

Bild, Klang, Text: In unserem Jahrhundert lassen sich keine festen Grenzen mehr ziehen; die Kunst fächert sich auf in die Künste, oder, nach einem Wort Adornos: ihre Demarkationslinien haben sich verfranst. Die Künstler greifen zur Musik, und es entstehen Bilder, sie nehmen Buchstaben, und es entsteht Musik. Sie wechseln ihre Werkzeuge; Musik, Malerei und Literatur entstehen parallel, durchdringen und polarisieren sich.
Die andere Seite stellt österreichische Künstler des 20. Jahrhunderts vor, in deren Schaffen bildende Kunst, Literatur und Musik in unterschiedlichen Mischungen und Intensitäten nebeneinander und ineinander wirkten. Insgesamt sind 23 Künstler versammelt, die aus individuellen oder programmatischen Beweggründen ihr Medium überschritten haben: Von Christian Ludwig Attersee, Wolfgang Bauer, Günter Brus, Valie Export und Albert Paris Gütersloh über Roman Haubenstock-Ramati, Raoul Hausmann, Alfred Hrdlicka, Fritz von Herzmanovski-Orlando, Gustav Janus, Franz Kafka, Oskar Kokoschka und Ernst Krenek zu Alfred Kubin, Friederike Mayröcker, Hermann Nitsch, Max Riccabona, Gerhard Rühm, Egon Schiele, Arnold Schönberg, Werner Schwab, Georg Trakl und Karl Heinrich Waggerl.
Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung des Bundesministeriums für Auswärtige Angelegenheiten und wurde von Erwin Köstler und Anne Zauner vom Literaturhaus Wien gestaltet.

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24. September, 20 Uhr

Ferdinand Schmatz: Der Maler als Stifter
Lesung und Buchpräsentation zur Finissage der Ausstellung "Die andere Seite"
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Ferdinand Schmatz legt in seinem neuen Buch poetische Kunstbetrachtungen vor, die versuchen, neue Wege der Annäherung an Kunstwerke zu finden. Dabei entfernt er sich von der üblichen beschreibenden Analyse: Seine sprachliche Darstellung beinhaltet sowohl Elemente analytischer Untersuchung als auch der sinnlichen Wahrnehmung. So schafft er in seiner Sprache die Bildräume und Bildwelten von Kunstgegenständen neu. Bild, Abbild und Sprache werden zu einem dichten Sinngeflecht verwoben, das sowohl die Komplexität als auch die Symbolhaftigkeit der Kunstwerke erschließt.
Der Maler als Stifter. Poetische Texte zur Bildenden Kunst ist 1997 bei Haymon erschienen.
Ferdinand Schmatz, geboren 1953, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie in Wien arbeitete er als Lektor in Tokio. Er ist Lehrbeauftragter an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien und Herausgeber des Nachlasses von Reinhard Priessnitz. Seit 1977 hat er zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Sinn & Sinne. Wiener Gruppe, Wiener Aktionismus und andere Wegbereiter (1992), speise gedichte (1992) und dschungel allfach. prosa gedicht (1996).

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3. Oktober, 20 Uhr

Christine Lavant: Herz auf dem Sprung. Die Briefe an Ingeborg Teuffenbach
Lesung und Buchpräsentation,
Bettina Redlich liest aus dem neu erschienenen Buch
und aus Die Schöne im Mohnkleid von Christine Lavant.
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Einführende Worte durch die Herausgeberin Annette Steinsiek.

Die in Herz auf dem Sprung erstmals ver- öffentlichten Briefe Christine Lavants (1915-1973) an ihre Freundin Ingeborg Teuffenbach geben einen Einblick in äußere und innere Stationen des ungewöhnlichen Lebensweges der Dichterin. Man sieht Christine Lavant in ihrem Beziehungserleben, im Umgang mit anderen, mit dem Problem des Nicht-mehr-schreiben-Könnens, in Verzweiflungen und Beobachtungen, in ihren Sehnsüchten und Haltungen.
In den Jahren 1948 und 1949, der Zeit des Kennenlernens und des intensivsten Kontaktes zu Ingeborg Teuffenbach, sind die Briefe so dicht, daß man Christine Lavant darin greifen zu können meint. Als besondere Station der Annäherung an Ingeborg Teuffenbach ist ein autobiographischer Text vom Juni 1948 zu sehen, den Christine Lavant für sie schrieb und in dem sie dieser von Kindheit und Werden erzählt (Die Schöne im Mohnkleid. Salzburg: Otto Müller 1996).
Herz auf dem Sprung ist 1997 bei Otto Müller, Salzburg, erschienen.

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10. Oktober, 20 Uhr

Eva Binder und Erika Wimmer lesen Jessenin und Zwetajewa
auf Russisch und Deutsch.

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Bilder in Gouache- und Mischtechnik - Ausstellung von 11. - 31. Oktober 1997 - (Mo-Fr 9-12, 14-17 Uhr)
Vernissage 10. Oktober, 20 Uhr
Künstlerinnengespräch mit Martha Murphy.

In ihren Zyklen hat sich die Malerin Martha Murphy mit den russischen Lyrikern Sergej Jessenin und Marina Zwetajewa auseinandergesetzt; beide Zyklen repräsentieren unterschiedliche Annäherungen einer Malerin an die Lyrik: Ist sie bei Jessenin sehr stark am Text, an einzelnen Formulierungen, ja Worten orientiert, so bezieht sie sich bei Zwetajewa auf die Texte in ihren biographischen Zusammenhängen.
Martha Murphy wurde 1929 in Fügen/Zillertal geboren, Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Tätigkeit als Kunsterzieherin und in der Politik. Seit 1970 zahlreiche Ausstellungen; neben ihrer graphischen und malerischen Produktion schreibt Martha Murphy satirische Texte, oft in Verbindung mit satirischen Graphiken.

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am 19. 10., 23. 11. und 7. 12

Workshop für Schreibende und Theaterleute. Ein Pilotprojekt, gemeinsam mit dem Tiroler Landestheater
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Die Phase, in der ein Stück fertig geschrieben ist und der Prozeß der Realisation auf der Bühne beginnt, ist konfliktträchtig: Die Schreibenden haben ihren Text zu verteidigen, die Theaterleute haben für das Funktionieren des Textes im Spiel zu sorgen. Für beide Seiten kann es interessant sein, genau diese Spannung gemeinsam produktiv zu nutzen.
Diese Absicht hat der Workshop für Schreibende und Theaterleute: Drei AutorInnen aus Nord- und Südtirol arbeiten mit professioneller Regie und professionellen SchauspielerInnen an und mit dramatischen Texten.
Zielpublikum sind AutorInnen, die bereits dramatisch gearbeitet haben - Veröffentlichungen sind keine Bedingung - oder solche, die den Willen zur dramatischen Arbeit in einem konkreten Entwurf für ein Bühnenstück oder ein Hörspiel dokumentieren. Weiters sollte bei den AutorInnen der Wille zur theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit dem Schreiben für das Theater vorhanden sein.
Ziel ist es, das dramatische Schreiben in Tirol anzuregen und Talente zu entdecken, aber auch, Schauspielerinnen und Schauspieler mit den Gedanken und der Sprache zeitgenössischer AutorInnen vertraut zu machen.

Die Teilnahme ist kostenlos. Für Unterkunft und Verpflegung sorgen die TeilnehmerInnen selbst. Der Workshop findet an den drei Sonntagen 19. 10., 23. 11. und 7. 12, die Vorbesprechung findet am 6. oder 7.10. statt. Dieses Projekt soll im Laufe des nächsten Jahres fortgesetzt werden.
› Weitere Informationen: Literaturhaus am Inn,
Tel. 0512/507-4503 und 4505.

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