Editorial | Literatur Theater Als weitere Bereicherung im Bereich der dramatischen Literatur möchten wir das Autorengespräch mit Thomas Hürli-mann, dem bekannten schweizerischen Theaterautor, anbieten. Hürlimann wird im Herbst mit einer österreichischen Uraufführung im Tiroler Landestheater vertreten sein. (Näheres siehe unten.) Der „Schweizer Nationaldichter" (Neue Zürcher Zeitung) ist ein Theatermann, der aus der Praxis kommt: Er arbeitete einige Jahre als Regieassistent und Produktionsdramaturg am Schiller-Theater in Berlin und kennt das Theater von allen Seiten. Das Gespräch mit ihm führt Theaterdirektor Dietrich Hübsch, es ist für alle Interessierten geöffnet. Es versteht sich als öffentliche Ergänzung zu den Workshops für Schreibende und Theaterleute. (Auch für die kommende Saison sind Autorengespräche dieser Art bereits geplant.) Daß in Tirol offensichdich eine starke und lebendige dramatische Tradition vorhanden ist, wurde auch beim Tiroler Literaturwettbewerb für Jugendliche 1998 der Kulturinitiative Inzing deutlich: Es gab 80 (!) Einsendungen von Jugendlichen im Alter von 15 - 20 Jahren; die eingesandten Theaterstücke waren, wie die Jury feststellte, zumeist von erstaunlicher Professionalität. Viele der Autorinnen und Autoren verstanden es, dramaturgisch Spannung aufzubauen, Probleme darzustellen, Witz zu erzielen und das alles im Rahmen eines Kurztheaterstücks von 15-20 Minuten Spiellänge. Die Ergebnisse werden von der Kulturinitiattve Inzing im Spätherbst in Inzing und Innsbruck präsentiert, u.a. durch die Inszenierung des Siegerstücks. Wir freuen uns auf die neue Literaturhaus-Saison, und wir freuen uns auf Ihr Kommen. Erfahrene Literaturhaus-Gäste wissen es schon lange: Lassen Sie sich durch baustellenähnliches Flair im Eingangsbereich nicht abschrecken; wir hoffen, daß Sie im 10. Stock auf ihre literarischen Kosten kommen ... Ob diese gedankliche Konstruktion der Einladung und Vorwarnung nun eine duale Aufteilung in die Lebensbereiche „Kunst" und „Leben" voraussetzt oder aber deren Vermischung propagiert, kann nicht grundsätzlich beantwortet werden. | |||
Lesung mit Rosmarie Thüminger | Donnerstag, 17. September, 16.30 Uhr; Lesung für Kinder mit Rosmarie Thüminger. Ab 8 Jahren. Eintritt frei. | |||
Heimat Theater? |
Am 27. September 1997 findet im Tiroler Landestheater die österreichische Erstaufführung von Thomas Hürlimanns Stück Das Lied der Heimat(Uraufführung 30.4.1998, Schauspielhaus Zürich) statt. Das Stück besteht aus vier Sketchen, die „Heimat" thematisieren: Gottfried Kellers, des Nationaldichters, Tod; Internierungslager und Gefangenschaft; moderne Lebenswirklichkeiten und Verwechselbarkeit; Beziehungshorror. - Abgründe der Heimat, Abgrund Heimat. Am Tag darauf, am Montag, den 28. September, spricht Schauspieldirektor Dietrich W. Hübsch mit dem Autor über Theater und Heimat, Schreiben und die Schweiz, Dramaturgie und den Markt Theater, und die Premiere... Thomas Hürlimann, geb. 1950, lebt als Autor (Dramen, Prosa) in der Schweiz. Seine bekanntesten Stücke sind Großvater und Halbbruder (1981), Stichtag(1985), Der Gesandte(1991) oder Innerschweizer Trilogie (1991). | |||
Traduttore, traditore? Die literarische Übersetzung | Montag, 12. Oktober, 20 Uhr Stefanie Schaffer-de Vries, Übersetzerin von Nadine Gordimer, Arthur Miller und Jeannette Winterson, erzählt aus der Praxis: über die Schwierigkeiten sich entscheiden zu müssen zwischen wortgetreuer Übersetzung und dem Treffen des „Tones" der Autorin/des Autors; über die Übersetzerinnen als Sprachrohre der Autorinnen in anderen Sprachen und Kulturen; über das Glück und die Tücken der literarischen Übersetzung. Mit ihr spricht Susanne Costa. Stefanie Schaffer-de Vries, geb. 1940, lebt in Graz. 1998 Österreichischer Staatspreisfür literarische Übersetzung. | |||
Adelheid Dahimène: Gar schöne Spiele Margret Kreidl: In allen Einzelheiten | Freitag, 16. Oktober, 19 Uhr; Lesung Adelheid Dahimene. „Gar schöne Spiele" (Wieser Verlag) und Margret Kreidl: „In allen Einzelheiten" Katalog (Ritter Verlag). Eintritt frei.
Gar schöne Spiele ein Roman in Form einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung: „Spieltheorie ist das Studium strategischer Situationen. Zwei oder mehrere Individuen müssen Entscheidungen treffen". Vier Ich-Erzähler werden auf Wanderschaft - Zeitreise - geschickt, um mit einer Geschichte zurückzukehren. Doch das soll - von einem anonymen fünften Erzähler - vethindert werden. Was bleibt am Ende des Spiels? Eine Geschichte, fünf Geschichten? Oder sechs? Auf jeden Fall Polyphonie, Krimi-Spannung und sprachlicher Witz. Adelheid Dahimene, geb. 1956 in Oberösterreich, freiberufliche Wer-berexterin und Schriftstellerin (Prosa, Kinder- und Jugendbücher). Preise und Auszeichnungen u.a. Theodor-Körner-Förderungspreis 1995, österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 1998. Werke u.a. Meine Seele ist eine schneeweiße Windbäckerei, 1996; Indie Underground. Jugendroman in LP-Form, 1997. In allen Einzelheiten. Katalog. Aufzählung und Aufdeckung. Beschreibung und Entblößung. Klassifikation und Enthüllung: Wo treffen sich das öffentliche und das Private in der blanken Auflistung? Wie werden Figuren in den Raum gesetzt, Definitionen über ein Porrrait gestülpt? Wo endet die Darstellung der einfachen Dinge, wo treffen sich die Informationen über das Natürliche und Künstliche? Die Kritik war vom Katalog begeistert: So war die Rede vom Anklingen der sprachlichen Eleganz Gertrude Steins und von der Autorin als "eine der großen Hoffhungen der österreichischen Literatur" (Neue Zürcher Zeitung). Margret Kreidl geb. 1964 in Salzburg, lebt als freie Schriftstellerin in Wien, schreibr Theaterstücke und Prosa. Zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. Reinhard Priessnitz Preis Wien 1994, großes Salzburger Literaturstipendium 1998. Aufführungen in Graz, Wien und Berlin. Veröffentlichungen u.a.: Meine Stimme, Graz 1995; Ich bin eine Königin. Auftritte, Klagenfurt 1996. | |||
Eine Biographie in Gedichten Bert Brecht zum 100. Geburtstag | Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr; Lyrik - Lesung zum Anlaß des 100. Geburtstages von Bert Brecht. Es liest und kommentiert Michael Klein. Eintritt frei. Brecht schrieb sein Leben lang Gedichte: Michael Klein wählt sie aus, liest sie vor, kommentiert - und erzählt uns seine Biographie in Gedichten. | |||
Franz Joseph Czernin: Märchen, Fabeln, Erzählen | Mittwoch, 28. Oktober, 20 Uhr Lesung und Buchpräsentation Franz Josef Czernin: Anna und Franz. 16 Arabesken (Haymon 1998). Eintritt frei. Franz Josef Czernin, geboren 1952 in Wien, schreibt seit 1978 Gedichte, Prosa, Theaterstücke, Essays und Aphorismen. Seit 1980 Arbeit an der Kunst des Dichtens, einem enzyklopädischen Versuch, alle Formen, Verfahren und Themata der Poesie in ein literarisches Werk zu integrieren. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. Sechs tote Dichter, 1992; Naturgedichte, 1994; Marcel Reich-Ranicki. Eine Kritik, 1995; jüngst Herausgeber eines Clemens-Brentano-Lesebuchs ( O Stern und Blume, Geist und Kleid,1998) |