Editorial |
Cyber-book
Nun hat das Cyber-book-Zeitalter auch im
Literaturhaus am Inn seinen Einzug gehalten;
nicht, daß wir uns dagegen gewehrt hätten - es
waren bisher einfach immer "nur" Bücher, die
uns in ihren Bann gezogen hatten. Vielleicht
war es die Abneigung von viel am Computer
Arbeitenden, sich zum "Lesen" auch an das
flimmernde Kastl am Schreibtisch setzen zu
müssen.
Tatsache ist jedoch, daß das Produzieren von
EDV-Medien auch der Literatur Vorteile bietet.
CD-Roms können auch "gewöhnlichen" LeserInnen
unschätzbare Dienste erweisen: Im Falle der im
Literaturhaus vorgestellten
Wittgenstein-Ausgabe ermöglicht die EDV etwa
einfache Suchvorgänge nach allen möglichen
Kriterien - die auch das spielerische Element
der EDV-Nutzung an sich haben - oder
Parallel-Lesen von Text und Faksimile.
Internet-Publikationen haben den Vorteil, für
KonsumentInnen (fast) gratis und für
ProduzentInnen sehr günstig zu sein - das
betrifft vor allem die Herstellungskosten des
Mediums (eine CD pressen kann heute fast
jede/jeder; Bücher und Zeitschriften sind in
der Herstellung wesentlich teurer). Gerade für
junge/unbekannte AutorInnen und
Literaturzeitschriften ist das Internet eine
wunderbare Sache; auch wir nützen einige der
Dienste, die angeboten werden, mit
Begeisterung.
Was AutorInnen- und Urheberrechte betreffen,
sind jedoch noch längst nicht alle Fragen, die
durch Internet-Veröffentlichungen entstanden
sind, geklärt. Trotzdem boomen - auch
literarische - Veröffentlichungen in EDV-Form.
Untersuchungen bezeugen (denn: wir sind ja alle
nichtsdestotrotz Datengläubige) jedoch, daß das
neue Medium dem Buch nicht schadet oder schaden
wird, genauso, sagen die Studien, wie vor
einigen Jahrzehnten das Fernsehen dem Kino
nichts getan hat, ja geradezu zu dessen neuem
Boom geführt hat.
Diejenigen von uns, die dem neuen Medium
sowieso nicht abhold waren, atmen dabei
erleichtert auf: Denn am Niedergang des Mediums
"Buch" will sich niemand persönlich schuldig
fühlen! Und sich abends mit einem Buch
irgendwohin zu kuscheln - ob auf den Balkon
oder an den Ofen (in unseren Breiten und in
dieser Jahreszeit ist es für eine Schreiberin
relativ schwer, das einen Monat vorauszusehen)
- ist einfach nicht ersetzbar.
Stellen Sie sich "triviale" Lese-Situationen
vor: Seit vier Stunden gebannt auf den
Bildschirm starren, es ist halb zwei, und es
fehlen noch knapp hundert Seiten bis zum Ende
des Krimis? Oder: Lyrik lesend und Worte in
sich nachwirken spürend stundenlang sinnend in
das Geflimmer blickend? Oder: Müde und
zufrieden auf dem Drehstuhl, mit der Wange auf
der Tastatur, einschlafend und ebenso
erwachend?
Wir glauben den Studien. Auch, wenn es Drucker
gibt.
Trotzdem: Schau'n Sie sich das an und beamen
Sie sich in den 10. Stock! Es ist echt spacig.
|
Präsentation
Wittgenstein-CD-ROM
|
Montag, 13. September 1999, 20 Uhr: Ludwig
Wittgensteins Nachlaß, Präsentation der CD-ROM
Edition.
Eintritt frei.
Seit 1990 arbeiten im Wittgensteinarchiv der
Universität Bergen (Norwegen) neun
WissenschaftlerInnen an der elektronischen
Edition aller philosophischen Schriften von
Ludwig Wittgenstein: Seit 1998 sind nun 20.000
Seiten Faksimiles und Transkriptionen via
Computer zugänglich. Da Ludwig Wittgenstein
seine Schriften immer wieder überarbeitete,
stellte die Edition eine besondere
Herausforderung dar – so wurde ein eigenes
Modell der Präsentation in Druckbuchstaben
entwickelt. Diese Ausgabe ist ein Wendepunkt
nicht nur in der Wittgenstein-Forschung,
sondern in der Editionswissenschaft: Sie
ermöglicht neue Fragestellungen. Das Bergener
Wittgensteinarchiv und das Innsbrucker
Forschungsinstitut Brenner-Archiv kooperieren
in dem Projekt der EDV-Edition der Werke
Wittgensteins – in Innsbruck werden die Briefe
und die Tagebücher elektronisch herausgegeben.
Claus Huitfeld, Leiter des Wittgenstein-Archivs
und Cameron McEwen (Intelex) stellen die Reihe
von 4 CD-Roms im Literaturhaus am Inn weltweit
erstmals nach Abschluß der Arbeiten vor.
(Wittgensteins Nachlaß. The Bergen Electronic
Edition. Oxford University Press/Intelex
1998/1999)
nach
oben
|
Lesung und Präsentation |
Donnerstag, 16. September 1999, 20 Uhr:
Lesung und Präsentation: Veza Canetti – Anna
Mitgutsch Veza Canetti: Die Schildkröten.
München: Hanser 1999.
Eintritt frei.
Die Schriftstellerin und
Literaturwissenschaftlerin Anna Mitgutsch
stellt Veza Canettis literarisches Hauptwerk
vor: Im angeschlossenen Österreich werden
ehemals friedliche Nachbarn zu Handlangern des
NS-Regimes. Wie geduldige, im Verborgenen
lebende Schildkröten versuchen die
Hauptfiguren, ihre Würde zu wahren gegenüber
der Gemeinheit, Willkür und Grausamkeit der
neuen Ordnung.
Anna Mitgutsch liest aus Die Schildkröten und
stellt die Autorin vor: Es wäre an der Zeit,
die Autorin eines Werkes, von dem wir wohl nur
einen Bruchteil kennen, ohne das Bild, das
Elias Canetti uns von ihr gemacht hat, zu
entdecken. (Anna Mitgutsch, in: Literatur und
Kritik, Juli 1999, S.100.)
Veza Canetti, 1897 in Wien geboren, war v.a. in
den dreißiger Jahren als Schriftstellerin
erfolgreich. 1934 heiratete sie Elias Canetti,
1938 emigrierte sie nach London, wo sie 1963
starb. Posthum erschienen die Erzählsammlung
Die gelbe Straße (1990), das Stück Der Oger
(1991) und die Erzählsammlung Geduld bringt
Rosen (1992; alle im Carl Hanser Verlag,
München).
Anna Mitgutsch, geboren 1948 in Linz, arbeitete
als Literaturwissenschaftlerin an Universitäten
(u.a. in Innsbruck) und lebt seit 1985 als
freischaffende Autorin in Linz. Sie schrieb
zahleiche Essays zur englisch- und
deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Von ihr
erschienen die Romane Die Züchtigung,
Ausgrenzung, Abschied von Jerusalem, Das andere
Gesicht, In fremden Städten (alle bei dtv und
rororo) Sie erhielt zahlreiche Preise.
nach
oben
|
Wahlkampf |
Dienstag, 21. September 1999, 20 Uhr: Lesung
und Buchpräsentation: Eva Roßmann: Wahlkampf.
Kriminalroman. Wien, Bozen: Folio 1999.
Eintritt frei.
Sehr passend in diesem Herbst, liest Eva
Roßmann aus ihrem ersten Krimi: Wahlkampf. Sie
erzählt von der Journalistin Mira Valensky, die
sich weit mehr für italienische Kochrezepte und
Weine als für Politik interessiert. Trotzdem
wird Valensky gegen ihren Willen vom Lifestyle-
ins Politikressort versetzt – sie soll über das
Menschliche im Wahlkampf berichten. Zum
Menschlichen, so erfährt sie, gehört auch
Mord
Eva Roßmann wurde 1962 in Graz geboren. Sie
arbeitete als Juristin, politische
Journalistin, war Mitinitiatorin des
österreichischen Frauenvolksbegehrens und
Wahlkampfkoordinatorin einer Kandidatin zur
Bundespräsidentenwahl 1998. Sie veröffentlichte
zahlreiche Sachbücher, v.a.: Unter Männern –
Frauen im österreichischen Parlament (Wien,
Bozen: Folio 1995), Die Angst der Kirche vor
den Frauen (Wien, Bozen: Folio 1996) und Ganz
normale Frauen – 14 Frauen erzählen aus ihrem
Leben (Wien: Zsolnay 1998).
nach
oben
|
Welches Buch haben Sie nicht
gelesen? |
Freitag, 24. September 1999, 20 Uhr:
Präsentation von Julius Deutschbauers:
Bibliothek der ungelesenen Bücher Lesung
Helga Glantschnig: Mirnock (Graz: Droschl
1997).
Eintritt frei.
In Julius Deutschbauers Projekt Bibliothek der
ungelesenen Bücher geht es um Bücher, die man
nicht gelesen hat und um Meinungen,
Erwartungen, Mutmaßungen über Ungelesenes. In
seiner Bibliothek finden sich geliebte und
ungeliebte ungelesene Bücher, übel beleumdete
ungelesene Bücher, in den Himmel gelobte
ungelesene Bücher. Julius Deutschbauer spricht
mit einem special guest über von diesem noch
nicht Gelesenes. Durch die Präsentationen der
Bibliothek wird diese immer größer – sie lädt
zum Verweilen ein ...
Helga Glantschnig liest aus dem Roman Mirnock
(Graz: Droschl 1997), den Julius Deutschbauer
(immer) noch nicht gelesen hat.
Mirnock beschreibt in unspektakulärer und
intensiver Weise die Kindheit und Jugend einer
Frau: Rituale des Heranwachsens in der
österreichischen Provinz. Mirnock ist [
]
ein Buch über weibliches Aufwachsen, das in
seiner verhaltenen Intensität beeindruckt
(Petra Nachbaur).
Julius Deutschbauer, 1961 in Klagenfurt
geboren, lebt und arbeitet seit 1983 in Wien.
Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im
In- und Ausland.
Helga Glantschnig, 1958 in Klagenfurt geboren,
arbeitet seit 1994 als freie Schriftstellerin.
Helga Glantschnig schreibt vor allem Prosa. Sie
erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen (u.a.
Literaturförderungspreis des Forum Stadtpark
Graz 1991, Förderpreis des Landes Kärnten für
Literatur 1994). Zuletzt erschien ihr Buch
Meine Dreier. Schlittschuhbuch (Graz: Droschl
1998).
nach
oben
|
Vier Farben: Gelb, Weiß, Schwarz,
Rot |
Freitag, 8. Oktober 1999, 20 Uhr: Vier
Farben : Gelb, Weiß, Schwarz, Rot; Eine
(Keller-)Theater-Diskussion.
Eintritt frei.
Am Podium diskutieren die RegisseurInnen
Johannes Hoflehner und Heidelinde Leutgöb, die
Regisseurin und Intendantin Evelyn Fröhlich,
die SchauspielerInnen Walter Anyanwu und
Daniela Kong und ein Diskussionsleiter.
Das Innsbrucker Kellertheater widmet sich in
der kommenden Saison dem Thema der
Verschmelzung der Rassen und Kulturen in
unserer Zeit – und den dadurch entstehenden
Spannungen. Zeitgenössische AutorInnen werden
als VertreterInnen der Hautfarben gelb, weiß,
schwarz und rot vorgestellt. In ihren Stücken
reflektieren sie über die Problematik der immer
kleiner werdenden Welt und der auf
wirtschaftlich- sozialen Zwängen beruhenden
Suche nach einem Platz zum Überleben außerhalb
des eigenen Kulturkreises.
Die Diskussion dreht sich um das Konzept, die
Auswahl der produzierten Stücke, den
inhaltlichen Zusammenhang, die theatralische
Verwirklichung, und, nicht zuletzt, um Kunst
und Politik.
Eine Veranstaltung des Innsbrucker
Kellertheaters und des Literaturhauses am Inn.
nach
oben
|
Karl Lubomirski |
Montag, 11. Oktober 1999, 20 Uhr: Lesung
Karl Lubomirski. Mit einer Einführung von
Ursula Strohal
Eintritt frei.
Liebe und Einsamkeit, der Mensch in
Konfrontation mit einer göttlich durchwehten
Natur, das Leben als Weg zum Tod,
Auseinandersetzung mit modernen Wissenschaften
– das sind die Themen des Lyrikers Karl
Lubomirksi. Seine Gedichte sind knapp und der
Versuch der sprachlichen Konzentration
entspricht dem Wunsch nach gedanklicher
Zuspitzung. Wie ein einzelner Gongschlag einen
großen Nachhall hat, erzeugen diese sparsamen
Gedichte einen Raum von Assoziationen um sich.
(Sylvia M. Patsch)
Zur Lyrik Karl Lubomirskis vgl. das Kleine
Inn-Lesebuch!
Karl Lubomirski, geboren 1939 in Hall in Tirol,
lebt seit vielen Jahren in Italien, seit 1996
als freier Schriftsteller bei Mailand.
Übersetzer von Lyrik aus dem Italienischen.
Zahlreiche Bücher, zuletzt Gegenstunde.
Gedichte. Waiblingen, Florenz: Stendel 1998;
Menschen-Opfer. Prosa. Bad Kissingen: Majo
1996. Von Karl Lubomirskis Werken gibt es
zahleiche Übersetzungen.
nach
oben
|
Turrini liest Turrini |
Freitag, 15. Oktober 1999, 19 Uhr im
Leo-Kino: Lesung Peter Turrini.
Eintritt frei.
Peter Turrini ist seit den 70er Jahren vor
allem als provokativer Autor von Theaterstücken
(z.B. Rozznjogd, 1973; Die Minderleister, 1988;
Alpenglühen, 1992; Die Liebe in Madagaskar,
1997) oder Fernsehserien (Die Alpensaga,
gemeinsam mit Wilhelm Pevny, orf 1994) bekannt.
Er ist jedoch auch Lyriker (z.B. Im Namen der
Liebe, 1993), und, seit 1998, ebenso
anerkannter Prosaautor. In seiner Novelle Die
Verhaftung des Johann Nepomuk Nestroy (München:
Luchterhand) beschäftigt er sich mit Theater,
Possen und Politik und einer Tradition der
österreichischen Literatur, in der er selbst zu
sehen ist. Peter Turrini liest aus seinen
Werken einen Querschnitt.
Peter Turrini, geboren 1944 in St. Margarethen
im Lavanttal, wuchs in Maria Saal auf. Er lebt
heute als freier Schriftsteller in Wien und
Retz und erhielt zahlreiche Preise.
nach
oben
|
Ich an Dich |
Mittwoch, 20. Oktober 1999, 20 Uhr: Ich an
Dich – eine Lesung aus Briefen. Mit Eleonore
Bürcher und Günther Lieder.
Eintritt frei.
Liebesbriefe, offene Briefe, Geschäftsbriefe,
... Briefe werden an sich als etwas Privates
betrachtet, als Mittel, einander über Distanz
Nachrichten zukommen zu lassen. Aber Briefe
können ihr Medium zu einem öffentlichen machen;
sie können reine Zweckmitteilungen enthalten
oder auch literarische Texte sein. Berühmte
SchriftstellerInnen schrieben manchmal ihre
Briefe bereits im Hinblick auf eine
Veröffentlichung des Briefwechsels nach dem
Tode. Briefe von DichterInnen geben Einblick in
deren Lebens- und Arbeitswelt, man denke nur an
die Korrespondenz mit Verlagen und
VerlegerInnen.
Anläßlich des Symposiums Ich an Dich. Edition,
Rezeption und Kommentierung von Briefen. Tagung
im Rahmen der Mitarbeiter-Konferenz der
Historisch-Kritischen Stifter- Ausgabe in
Innsbruck. 20.-22. 10. 1999, Universität
Innsbruck lesen Eleonore Bürcher und Günther
Lieder zum Teil noch unveröffentlichte Briefe
aus den Beständen des Brenner-Archivs.
Informationen zum Symposium erhalten Sie im
Sekretariat des Instituts für Germanistik, Tel.
0512/507-4122.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für
Germanistik.
nach
oben
|
Droits de l'homme -
Menschenrechte. |
Donnerstag, 21. Oktober 1999, 18.30 Uhr:
Ausstellungseröffnung 1948 - 1998, Droits de
lhomme – Menschenrechte.
Eintritt frei.
1948, vor mehr als fünfzig Jahren, wurden die
Menschenrechte deklariert. Die Ausstellung –
anläßlich des Jubiläums von der Association
pour la Diffusion de la Pensée Française
zusammengestellt – beschreibt die Bedingungen
der Ausarbeitung in ihrem historischen
Zusammenhang; die deklarierten Rechte werden,
nach Themen geordnet, vorgestellt; aktuelle
Probleme der internationalen Gesetzgebung und
Rechtsentwicklung und der Verteidigung der
Menschenrechte werden diskutiert.
Dauer der Ausstellung: Bis 5. November.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12, 14-17
Uhr.
Eine Veranstaltung des Institut Français und
des Instituts für Geschichte der Universität
Innsbruck gemeinsam mit dem Literaturhaus am
Inn.
Die Ausstellung findet im Rahmen des Symposiums
Die Französische Revolution und das Projekt
der Moderne statt. Informationen dazu erhalten
Sie beim Institut Francais, Tel. 0512 / 581392
oder am Institut für Geschichte, Tel. 0512 /
507-4388.
nach
oben
|
Lesung Marlene Streeruwitz |
Sonntag, 31. Oktober, 20 Uhr
Eintritt frei.
Lesung
nach
oben
|