Editorial | Die guten Nachrichten zuerst
Ein gutes Jahr 2002!
Die Homepage des Literaturhauses am Inn wird mit Beginn des neuen Jahres um eine wichtige Seite erweitert. Um die Besucherinnen und Besucher bestmöglich über die neueste Literaturproduktion in Tirol zu informieren, wird ein Team von Rezensenten in und außerhalb der Region hiesige Neuerscheinungen besprechen. Diese Initiative wird betreut von Christine Riccabona.
Wir bemühen uns neuerdings, Tiroler Literaten auch ins fremdsprachige Ausland zu vermitteln. Ein erster Schritt in Sachen Literaturaustausch der Regionen soll in Kooperation mit dem Französischen Kulturinstitut erfolgen: Wir wollen eine Gruppe südfranzösischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu uns nach Tirol einladen und – uns umgekehrt einladen lassen! Wir danken Jean Louis Poitevin, dem Direktor des Institut Francais, für sein Engagement.
Die besonders gute Nachricht ist, dass Tiroler Autorinnen und Autoren ihre Bücher allem Anschein nach gut bis sehr gut verkaufen. Nur wenige haben es nötig, einen Workshop zum Thema [Literatur als Ware] zu besuchen. Die wenigen, die es nötig oder aus sonst einem Grund Interesse haben, treffen sich am Montag, den 25. Februar 2002 um 20 Uhr im Literaturhaus am Inn, um einen Arbeitskreis [Literatur als Ware] zu gründen – oder auch nicht. Die öffentlich geplante Ideenbörse für Schreibende, die ihr Buch auch verkaufen wollen, muß dank positiver Bilanzen im Land nicht durchgeführt werden.
Japan kommt! Entgegen pessimistischer Einschätzungen zu Beginn letzten Jahres (siehe Programmheft 01/01) sogar schon bald! Dennoch: Wer uns helfen kann, Kontakte zu möglichen Kultursponsoren für unseren literarischen Japan-Schwerpunkt herzustellen oder wer selbst einen finanziellen Beitrag von Euro 350 leisten kann, wird nicht nur mit offenen Armen empfangen, sondern auch professionell belohnt. Nicht nur Geldgeber, sondern auch erfolgreiche Geldvermittler werden auf Plakaten in Programmheften und in der Homepage des Literaturhauses mit ihrem Logo gedruckt. Privatpersonen bekommen ein Logo geschenkt!
Noch eine gute Nachricht zum Jahresbeginn: Das Forschungsinstitut Brenner-Archiv hat, nachdem Univ.-Prof. Dr. Walter Methlagl im Herbst 2001 in Pension gegangen ist, einen neuen Vorstand. Univ.-Prof. Dr. Johann Holzner, bekannter Germanist, langjähriger Mitarbeiter des Instituts für deutsche Sprache, Literatur und Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck und Experte für zeitgenössische Literatur, leitet ab nun das Institut. Als
Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit betreut er die neue Veranstaltungsreihe Kontroversen.
Kontroversen.
Eine neue Veranstaltungsreihe des Brenner-Forums
Unter dem Titel Kontroversen im Brenner-Forum wird im Jänner 2002 eine neue Gesprächs-Reihe eröffnet, die künftig drei- bis viermal im Semester über wichtige Bücher aus den Bereichen Literatur / Philosophie / Theologie / Politikwissenschaft / Kunst, auch aus den Grenzbereichen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften informieren und dabei nach Möglichkeit unterschiedliche Standpunkte berücksichtigen soll.
Die Reihe beginnt mit einer Diskussion über das Buch Kampf der Kulturen von Samuel P. Huntington.
Über dieses Buch sprechen:
A. Univ.-Prof. Dr. Erna Appelt
(Institut für Politikwissenschaft, Innsbruck)
Univ.-Doz. Dr. Alexandr W. Belobratow
(Universität St. Petersburg)
Wann: Mittwoch, 23. Jänner 2002, 20 Uhr.
Wo: Literaturhaus am Inn.
P.S. Informieren Sie sich gezielt über kulturpolitisches Geschehen in Österreich, z.B. mit der Homepage des Literaturhauses Wien:
Literaturhaus Wien Die beste Literaturseite Österreichs |
Trakl: Rezitation und Interpretation
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Mittwoch, 16. Jänner, 20 Uhr
Alfred Doppler präsentiert sein neues Buch
Die Lyrik Georg Trakls. Beiträge zur poetischen Verfahrensweise und zur Wirkungsgeschichte (Otto Müller 2001).
Eintritt frei
Ausgehend von Hörbeispielen (gesprochen von Bernhard Wicki, Oskar Werner, Otto Sandre und Wolfgang Gasser) wird Alfred Doppler an Hand des neuen Bandes Interpretationsmöglichkeiten der Trakelschen Gedichte erörtern. Die Musikalisierung der Sprache bei Trakl und die Bedeutung seiner Lyrik, welche die Synthese der künstlerischen Bestrebungen der Zeit vollzieht und architektonische, bildnerische und sprachkritische Elemente einschließt, stehen dabei im Mittelpunkt.
Alfred Doppler, geb. 1921, em. Univ.-Prof. für Österreichische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Innsbruck. Zahlreiche Publikationen und Aufsätze zur österreichischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere Georg Trakl.
Alfred Doppler ist Träger des Wissenschaftspreises des Landes Tirol 2001.
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Diebe Dirnen Dorfvernichter
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Dienstag, 22. Jänner, 20 Uhr
Nie wieder Höhenluft oder Die 21 Tage eines Neurasthenikers.
(Manholt 2001). Einführung und Lesung mit dem Übersetzer Wieland Grommes. Mit Musik-Kostproben der Zeit.
Eintritt frei.
Octave Mirbeau ist der größte französische Schriftsteller unserer Zeit und derjenige, der in Frankreich den Geist des Jahrhunderts am besten repräsentiert. (Leo Tolstoi)
Octave Mirbeau (1848–1917) war einer der berühmtesten und gefürchtetsten Romanciers seiner Zeit und der meistgespielte französische Bühnenautor im deutschsprachigen Raum. Er liebte den Skandal, verfasste pornografische Romane, verurteilte den Kolonialismus, kämpfte gegen den Antisemitismus in seinem Land, schrieb böse Glossen gegen die Mißstände seiner Zeit. All dies und vieles mehr hat er in dem 1901 erstmals erschienenen Roman
Les 21 jours dun neurásthenique
(Edition Fasquelle, Paris) hineingepackt, mit vollen Händen hat er aus dem Leben geschöpft. Es ist eine rabiate Abrechnung mit dem Frankreich des 19. Jahrhunderts, doch bei nicht wenigen Sachverhalten, die hier geschildert werden, wird mancher sich fragen: Ist es heute nicht wieder oder immer noch so?
Wieland Grommes (München), literarischer und wissenschaftlicher Übersetzer aus dem Französischen und Englischen, bietet einen fulminanten, bitterbösen und amüsanten Abend.
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Das geheime Mexiko
[Schwerpunkt literarischer Tourismus]
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Donnerstag, 24. Jänner, 20 Uhr
Christoph Janacs liest aus
Aztekensommer
(Resistenz Verlag, 2001) und
Gesang des Coyoten
(Haymon 2002). Einführung: Anna Rottensteiner, Autorengespräch: Peter Lindenthal.
Eintritt frei.
Ein Schriftsteller auf seiner Reise durch Mexico: Was er beobachtet und erlebt, hält er, auf der Suche nach Stoff für ein neues Buch, fest. In einem am nouveau roman geschulten Stil, erzählt der Autor von einer gleichzeitig vertrauten und fremden Welt. Realität, Fiktion und Mythos mischen sich und ergeben ein neues Bild von dem, was wir Wirklichkeit nennen. Götter werden wieder lebendig, Figuren aus der Geschichte nehmen reale Gestalt an und Tote können wieder auferstehen. Peter Lindenthal, Mexikokenner und Autor von Büchern über das Reisen auf zwei Beinen, unterhält sich mit Janacs über die Faszination des literarischen Sammelns unterwegs.
Christoph Janacs, geb. 1955 in Linz, schreibt Lyrik, Prosa und Essays. Zahlreiche Preise und Veröffentlichungen, zuletzt die beiden Gedichtsammlungen
umava
und
Tras la ceniza
/
Der Asche entgegen
(2000). Im Frühjahr 2002 erscheinen der Gedichtband draußen die Nacht in uns und die Erzählsammlung
Gesang des Coyoten, aus der Janacs auch Kostproben bieten wird. Anna Rottensteiner, Literaturwissenschafterin und Kulturmanagerin in Innsbruck, hat
Gesang des Coyoten
lektoriert.
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Willkommen! Mit Werner Kofler
[Schwerpunkt literarischer Tourismus]
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Mittwoch, 30. Jänner,
18 Uhr !
Wolfgang Straub und Wolfgang Hackl (Institut für deutsche Sprache, Literatur und Literaturkritik).
20.15 Uhr: Werner Kofler liest.
Gemeinsam mit der Tirol Werbung.
– Speisen und Getränke
Eintritt frei.
Wolfgang Straubs Willkommen. Literatur und Fremdenverkehr (Sonderzahl 2001) zeigt, daß die literarische Auseinandersetzung mit dem Fremdenverkehr nicht in platter Kritik verharren muß, vielmehr finden einige österreichische Schriftsteller durchaus eigenwillige und überzeugende Zugänge zum Thema. Darüber hinaus behandelt das Buch mehrere Aspekte: die Geschichte des österreichischen Fremdenverkehrs, das Phänomen Literatur-Tourismus, die Tourismusliteratur von Stifter bis Waggerl.
Wolfgang Hackl, der eine themenverwandte Studie verfasst hat, unterhält sich mit dem Autor. Wolfgang Straub, geb. 1968, Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien, Verlagslektor und Literaturkritiker. Letzte Buchveröffentlichung:
Wegen der Gegend. Literarische Reisen durch Oberösterreich
(Hg. gemeinsam mit Barbara Higgs 2001).
Werner Kofler ist einer der von Straub in seinem Buch berücksichtigten Autoren und liest aus
Am Schreibtisch. Alpensagen. Reisebilder. Racheakte und Hirt auf dem Felsen
(Rowohlt 1988, 1991).Werner Kofler, geb. 1947 in Villach, lebt als freier Schriftsteller
in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a Österreichischer Würdigungspreis für Literatur 1990 und Arno-Schmidt-Preis 1996/97, zahlreiche Buchpublikationen und Hörspiele seit Ende der 60er Jahre. Zuletzt bei Deuticke:
Manker
(1999) und die Wiederauflage von
Ida H.
(2000) und
Tanzcafé Treblinka
(2001).
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Wellershoff: Spur des Begehrens
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Lesung des Autors aus Der Liebeswunsch und
Der verstörte Eros (Kiepenheuer&Witsch 2000, 2001). Mit einem einführenden Essay von Joachim Jung.
Eintritt frei.
In dem Essayband Der verstörte Eros folgt Dieter Wellershoff der Darstellung von Liebe und Leidenschaft, Verführung und Ehebruch in exemplarischen Werken der Literatur der letzten zweihundert Jahre, wobei er das Werk und die jeweilige Lebensgeschichte der Autoren, von Goethe bis Houllebecq, spannend und hellsichtig miteinander verknüpft. Sein vielbeachteter Roman
Der Liebeswunsch
zeichnet sich aus durch eine scharfsichtige und künstlerisch beeindruckende Darstellung von Sehnsucht, Angst, Not und Leidenschaft.
Dieter Wellershoff, geb. 1925 in Neuss, lebt in Köln. Schreibt Romane, Erzählungen, Essays, Filmdrehbücher und Hörspiele. Zahlreiche Veröffentlichungen, gesammelt in einer sechsbändigen Werkausgabe bei KiWi, mehrere Auszeichnungen, u.a. Heinrich-Böll-Preis 1988, Friedrich-Hölderin-Preis 2001 und Joseph-Breitenbach-Preis 2001.
Joachim Jung, geb. 1959 in St. Goar, studierte in Mainz Philosophie, Geschichte und Slawistik. Jung ist Philosoph und Publizist, arbeitet für größere deutsche und schweizer Medien. Seit 2001 Mitarbeiter des Forschungsinstituts Brenner-Archiv.
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Aus dem Machtgehege
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Montag, 11. Februar, 20 Uhr
Michael Guttenbrunner liest aus seinen Prosaschriften.
Mit einer Einführung von Johann Holzner (Brenner-Archiv).
Eintritt frei.
Guttenbrunner, streitbarer Schriftsteller, politisch Verfolgter während der Zeit des Nationalsozialismus und einer der bekanntesten Lyriker des österreichischen Widerstands, hat unlängst die Sammlung Aus dem Machtgehege. Prosa 1976–2001 herausgebracht. Seine präzise Arbeit am Text ist an Karl Kraus geschult, mit seinem Werk ist er für die österreichische Literatur durchaus das, was Ludwig Hohl für die Schweiz bedeutet.
Michael Guttenbrunner, geb. 1919 in Althofen/Kärnten, lebt seit 1954 in Wien. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. Der Abstieg (Gedichte, 1975), Lichtvergeudung (Gedichte, 2000).
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Ein Jahrhundertwerk
[Schwerpunkt literarischer Tourismus]
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Freitag, 22. Februar, 20 Uhr
Friedrich Ch. Zauner liest aus seiner Romantetralogie
Das Ende der Ewigkeit. Einführung von Wolfgang Hackl (Institut für deutsche Sprache, Literatur und Literaturkritik).
Eintritt frei.
In der Edition Geschichte der Heimat, Grünbach, erschien dieser monumentale vierbändige Roman, der in der österreichischen Gegenwartsliteratur kaum einen Vergleich hat und gewiß eine ihrer spannendsten Unternehmungen ist.
(Karl Markus Gauß in die ZEIT, Oktober 1996)
Es geht darin um die Umwälzungen mit Beginn des 20. Jahrhunderts, die den Abschluß einer Epoche und den Beginn einer neuen Aera der abendländischen Geschichte bedeuten, aufgezeigt am Schicksal der Bauern eines Dorfes Namens Thal an der österreichisch-deutschen Grenze im Innviertel. Zauners Tetralogie ist Heimatliteratur im besten Sinn:
sie preist und verdammt die Heimat nicht, sie entdeckt sie
(K. M. Gauß).
Friedrich Ch. Zauner, geb. 1936 in Oberösterreich, Studium der Theaterwissenschaften und Germanistik in Wien. Prosaautor und Verfasser zahlreicher Theaterstücke. Diverse Auszeichnungen, u.a. Drehbuchpreis des orf, Kulturpreis des Landes Oberösterreich und dem Hans-Czermak-Preis. 1997 wurde er vom Bundespräsidenten mit dem Berufstitel Professor ausgezeichnet.
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Widerwelten
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Donnerstag, 28. Februar, 20 Uhr
Mariella Mehr liest neue Gedichte und Prosa. Einführung
durch und Gespräch mit der Tiroler Autorin Irene Prugger.
Eintritt frei.
Mariella Mehr erzählt ihre wilden wie fürchterlichen Geschichten von Opfern und Tätern mit einer knappen und harten Sprache, der man den unermüdlichen Kampf gegen Schrecken, Schmerz und Wut anmerkt.
Ihre Bücher sind von immer wiederkehrenden Themen gekennzeichnet: die Fahrenden, die Ausgegrenzten, das ausgesetzte Judenkind. Mehrs Bücher müssen geschrieben sein. Das macht sie unverwechselbar und wichtig.
(Gunhild Kübler in die weltwoche)
Mariella Mehr, geb. 1947 in Zürich, lebt in der Toscana und schreibt Dramen, Gedichte, Romane und Beiträge für u.a. die berner zeitung. Zahlreiche Preise, u.a. Ida Somazzi-Preis der Ida Somazzi-Stiftung Basel, Preis der Schillerstiftung für
Daskind
(Nagel & Kimche 1995). Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt
Brandzauber
(Roman, Nagel &
Kimche
1998),
Nachrichten aus dem Exil(Gedichte deutsch & romanes, Drava 1998) und
Widerwelten
(Gedichte, Drava 2001).
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