Literaturhaus am Inn

Programm Mai–Juni 2004

EditorialLiebe Literaturhaus-BesucherInnen,

unser diesjähriger Schwerpunkt LITERATURaußerHAUS im Juni wird Sie in doppeltem Sinne auf die Sommermonate einstimmen.

Der erste Ausflug führt Sie ins Café Katzung zu einem open reading aus "Ulysses" von James Joyce: der Roman schildert einen Tag, den 16. Juni, im Leben des Leopold Bloom - Liebhaber des Romans feiern diesen "Bloomsday" nun zum 100. Mal. Wir hoffen, dass sich auch in Innsbruck viele Joyce-LeserInnen spontan entscheiden werden, eine Passage aus dem Roman vorzulesen; einige AutorInnen und BuchhändlerInnen konnten wir bereits dafür gewinnen. Im Hofgartenpavillon können Sie sich am 25. Juni mit Gedanken Lesungen Musik auf den Süden einlassen. Das Literaturhaus hat sieben Auftragsarbeiten zum Thema Herzland Süden vergeben. Die Autorinnen und Autoren werden Texte zu ihrem Herzland Süden lesen, wo immer diese Gegend sich für sie befindet oder worin sie sich ausdrückt: in einem Ort, einem Buch, einem Geruch, einem Lied"

Auf diese zwei Veranstaltungen werden wir Sie natürlich auch über unsere Mailingliste verständigen (falls Sie noch nicht in den Genuss dieses Services gelangt sind, schicken Sie uns eine E-mail: literaturhaus@uibk.ac.at mit Betreff "Mailingliste").

Weiters finden Sie Informationen über unsere Veranstaltungen natürlich immer in den Printmedien und auf unserer Homepage:

http://literaturhaus.uibk.ac.at

Wir wünschen Ihnen für diesen Sommer viel Herzland Süden, wo immer dieser sich für Sie befindet"

K.J.


Nach dem Studium der Slawistik und Politikwissenschaft habe ich vier Jahre lang in den verschiedensten Bereichen des Tiroler Kulturlebens gearbeitet. Nun bin ich dort angelangt, wo mein größtes kulturelles Interesse liegt – bei der Literatur. Seit 11/2 Jahren macht mir die Arbeit in unserem kreativen Team sehr viel Spaß und bereichert mein persönliches Literaturverständnis um viele Facetten. Für Öffentlichkeitsarbeit und die finanziellen Belange des Literaturhauses am Inn verantwortlich zu sein ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein interessanter und vielschichtiger Aufgabenbereich.

Kristin Jenny

Fayum & andere Erzählungen

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Donnerstag, 13. Mai, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Buchpräsentation: Fayum und andere Erzählungen. (Skarabaeus 2004). Lesung mit Hans Augustin, Einführung von Bernhard Sandbichler. In Zusammenarbeit mit dem Skarabaeus-Verlag

"Verschenkte Geschichten" nennt Hans Augustin seine zehn Prosatexte. In ihnen schildert er eine Welt, in der die Menschen den Boden unter den Füßen verlieren, die an unerwarteten Stellen aufbricht und in der vertraute Strukturen plötzlich zerbrechen. Geschichten über einen Vater, der seinen Sohn, den Bombenattentäter von Oklahoma, vor seiner Hinrichtung besucht; über eine Familie, die im Park ihr Sonntagspicknick einnimmt und Zeuge wird, wie die Welt auseinander bricht; über den Traum von Fayum; oder von einem Bauern, über dessen Hofidylle BSE hereinbricht.

Hans Augustin, geboren 1949 in Salzburg, lebt seit 1976 in Tirol. Zahlreiche literarische Publikationen: Die Anhänglichkeit des Reisenden an den Weg. Gedichte. (Hand-Presse 1990), Sturm in den Achselhöhlen. Gedichte. (Grasl 1996), Grosnyi. Und andere Erzählungen. (Edition Löwenzahn 1998), Weggelebte Zeit. Gedichte (Skarabaeus 2001); Hörspiele: Der Fall oder Das Verschwinden eines Protagonisten. (Martin Sailer, orf 1994), Frauenleben. (Martin Seiler, Orf 2001). Arbeiten und Ausstellungen zum Thema "konkrete poesie" (typopoetik). Zahlreiche Preise.

Bernhard Sandbichler, geboren 1965, lebt in Innsbruck. Studium der Germanistik und Romanistik in Innsbruck; 1996–2001 im Residenz Verlag Salzburg tätig. Seit 2002 organisatorischer Leiter der Wiltener Sängerknaben und Geschäftsführer der Kulturinitiative INTERregional.telfs.


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Vortrag

[ Schätze aus dem Brenner-Archiv ]

Mittwoch, 26. Mai, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Außenseiter wider Willen? - Fritz Herzmanovsky-Orlando
Vortrag von Eric Leroy du Cardonnoy
Anläßlich des 50. Todestages von Fritz Herzmanovsky-Orlando

Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877–1954), Erzähler, Dramatiker und Zeichner, studierte Architektur in Wien; er war eng verbunden mit Alfred Kubin, aus dessen Freundeskreis er auch antirationalistisches und mystisches Gedankengut aufnahm. 1916 übersiedelte er nach Meran, wo 1917 der bizarr-groteske Biedermeier-Roman Der Gaulschreck im Rosennetz (1928 mit eigenen Illustrationen erschienen) als erster Band einer "Europa"-Trilogie entstand, deren 2. und 3. Teil posthum erschienen: Das Maskenspiel der Genien und Rout am fliegenden Holländer. In dieser Trilogie wird die Welt der barocken Habsburger- bzw. Donaumonarchie heraufbeschworen. Der Vortrag will den Künstler und Autor als charakteristischen Repräsentanten des selbst auferlegten Exils sichtbar machen: als einen Außenseiter, der am Ende doch alles andere gewesen ist als ein Außenseiter wider Willen.

E. Leroy du Cardonnoy hat über Elias Canettis Aufzeichnungen promoviert und ist als Dozent an der Universität Caen (Frankreich) tätig (Schwerpunkt: österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts). Er arbeitet derzeit an seiner Habilitationsschrift über das Monströse in der deutschsprachigen Literatur am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Eine Ausstellung zeigt Originalmanuskripte und Zeichnungen aus dem Nachlass Herzmanovsky-Orlandos.


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Briefwechsel

[ Schätze aus dem Brenner-Archiv ]


Dienstag, 1. Juni, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Martin Heidegger - Ludwig von Ficker
Briefwechsel 1952 -1967. Herausgegeben und kommentiert von Matthias Flatscher (Klett-Cotta 2004). Buchpräsentation mit einer Einführung des Herausgebers. Walter Sachers liest aus den Briefen.

Ludwig von Ficker (1880-1967), Herausgeber der Zeitschrift Der Brenner und wichtiger Förderer Georg Trakls, lernte Martin Heidegger (1889-1976) anlässlich einer Gedenkfeier 1952 zu Ehren des Dichters Georg Trakl auf der Bühlerhöhe bei Baden-Baden kennen. Auf diese Begegnung, die beide gleichermaßen beeindruckte, folgte ein reger Briefwechsel, der von der gegenseitigen Wertschätzung zeugt. 1960 hielt Martin Heidegger die Laudatio bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin an Ludwig von Ficker.

"Das gemeinsame Anliegen, die tiefen Einsichten in die Sprache und in das menschliche Sein auch für nachkommende Generationen wachzuhalten, trug wesentlich zur Reifung einer sehr persönlichen und betont herzlichen Freundschaft zwischen Heidegger und Ficker bei." (Vorwort).

Matthias Flatscher studierte Philosophie und Germanistik in Wien, arbeitet derzeit an einer Dissertation über die Sprachauffassung von Heidegger und Wittgenstein. Lehrbeauftragter der Universität Wien und freier Mitarbeiter des Brenner-Archivs.

Eine Ausstellung zeigt Originalbriefe Martin Heideggers und weitere Dokumente aus dem Nachlass Ludwig von Fickers.


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LITERATURaußer HAUS



Bloomsday

Mittwoch, 16. Juni, ab 20 Uhr
Café Katzung, 1. Stock, Salon Pauli

100 Jahre Bloomsday - open reading

Der Roman, durch den James Joyce unsterblich wurde, schildert einen Tag im Leben des Annoncenakquisiteurs Leopold Bloom, den 16. Juni 1904. Bald nach Erscheinen des Romans begannen Enthusiasten, diesen Tag zu feiern. 2004 nun wird Blooms Tag - der »Bloomsday« - hundert Jahre alt. Wir feiern den Abend mit einer offenen Lesung aus "Ulysses", unter anderem mit Christoph W. Bauer, Thomas Wiederin, Christa Kofler, Daniel Ostermann, Heinz D. Heisl, Magdalena Kauz, Bernhard Sandbichler, Thomas Schafferer ...

Spontan Entschlossene sind eingeladen, eine Passage zu lesen.
Special for reading guests: Irish Coffee und Irish Whiskey ...


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LITERATURaußer HAUS


Herzland Süden

Freitag, 25. Juni, 18 Uhr
im Pavillon des Hofgartens


Herzland Süden. Gedanken Lesungen Musik
Ein Abend mit Iso Camartin, Stefanie Holzer, Bettina Galvagni, Renata Zuniga, Anne Marie Pircher, Bernhard Aichner, Peter Oberdörfer, Kurt Lanthaler // Musik: Harald Pröckl, Akkordeon

Jeder braucht seinen Süden (Suhrkamp 2003) das Buch von Iso Camartin hat uns inspiriert, unsere letzte Veranstaltung vor der Sommerpause dem "Süden" zu widmen.

Die Autorinnen und Autoren lesen Texte, die im Auftrag des Literaturhauses zum Thema Herzland Süden geschrieben wurden, gedacht als literarische Annäherungen an einen Süden im Kopf, der ein konkretes Land, ein realer Ort sein kann, wie auch ein Reiseziel, zu dem man mit dem inneren Kompass aufbricht. - Mit einleitenden Gedanken und Überleitungen von Iso Camartin.

Iso Camartin, geboren 1944 in Chur, freischaffender Publizist, Professor für rätoromanische Literatur und Kultur. Leiter der Kulturabteilung des Schweizer Fernsehens, lebt in Zürich.

Eine Kooperation mit der Südtiroler AutorInnenvereinigung und der GAV Tirol


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