Literaturhaus am Inn

Programm September–Oktober 2005

EditorialLiebe Besucherinnen und Besucher,

der Herbst zieht wieder ins Land, und mit ihm beginnt unser neues Veranstaltungsjahr. Diesmal ist das Programm keinem expliziten Schwerpunkt gewidmet - lassen wir uns von dem inspirieren, was sich in den Verlagen, in den Köpfen von denkenden und schreibenden Mitmenschen tut - nicht zuletzt auch in unseren. Und so öffnen sich geographische Räume, die sich vom Tiroler Oberland bis nach Neapel erstrecken, historische, mythologische Räume in der Lesung aus einem barocken Legendenspiel und in den ladinischen Sonetten. Und immer wieder - geistige Landschaften und Innenwelten. Fernando Pessoa gestaltet sie in seinem Buch der Unruhe wie kaum ein anderer Autor der Weltliteratur. Tauchen Sie mit uns ein bei der Nachtlesung von Eleonore Bürcher.

Was sich bei der Programmgestaltung doch noch als "kleiner" (was die Anzahl der Lesungen betrifft), aber "großer" Schwerpunkt herauskristallisiert hat, ist die Auseinandersetzung von Autorinnen mit Krieg und Identität. Persönliche Spurensuche in Brita Steinwendtners Im Bernstein führt die Protagonistin des Romans von der NS-Zeit bis zum Irak-Krieg. In Ursula Krechels groß angelegtem Poem Stimmen aus dem harten Kern werden die Stimmen von Invasoren, Kolonisatoren, marodierenden Scharen und ihren Opfern zur Sprache gebracht. Christine Pitzke knüpft in Versuche, den Morgen zu beschreiben die Frage nach Identität an individuelle Kriegserfahrungen, ebenso Inka Parei in ihrem Roman Was Dunkelheit war, für den sie 2003 mit dem Ingeborg Bachmann-Preis und dem Kelag-Publikumspreis ausgezeichnet wurde.

Warum dieses Thema? Keine Frage, und auch keine Antwort, denn es liegt auf der Hand. Literatur soll und kann immer wieder "zumuten" - (im Sinne von "Mut"). In diesem Sinne sind auch die Gedanken von Franz Josef Czernin im InnLeseBuch zu verstehen.


AR

Rätsel Identität

Platzhalter

Dienstag, 20. Sept., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Inka Parei: Was Dunkelheit war(Schöffling).
Lesung und Buchpräsentation

September 1977. Ein alter Mann liegt nach einem Zusammenbruch erschöpft in seinem Bett, in einem Haus, das er geerbt hat. Im Treppenhaus hat er einen verdächtigen Fremden gesehen. Der Wunsch, das Rätsel um die Identität des Fremden zu lösen, wird für den alten Mann zu seiner letzten Lebensaufgabe. Seine Beobachtungen der Vorgänge im Haus deuten eine Geschichte an, die mit seiner eigenen Lebensgeschichte, in deren Zentrum eine Kriegsschuld steht, seltsam verflochten zu sein scheint.

Inka Parei, geboren 1967 in Frankfurt am Main, lebt in Berlin. Ihr erster Roman Die Schattenboxerin (Schöffling 1999) wurde 2000 mit dem Hans Erich Nossack-Preis ausgezeichnet und ist inzwischen in 9 Sprachen übersetzt. 2003 erhielt sie bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur den Ingeborg-Bachmann-Preis sowie den Publikumspreis.



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Versuche zu beschreiben

Donnerstag, 22. Sept., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Lesung mit Christine Pitzke und Brita Steinwendtner. Einführung und Gespräch: Wolfgang Hackl

Zwei Autorinnen, zwei Bücher, zwei unterschiedliche Herangehensweisen an die Frage nach Vergangenheit und Gegenwart, nach Krieg und Identität: In dichter Sprache, mit Klarheit, Präzision und großartigen poetischen Bildern nähert sich Christine Pitzke in ihrem literarischen Debüt Versuche den Morgen zu beschreiben (Jung und Jung) der Frage, wie man nach einem Krieg weitermachen kann, nicht zerstört, bei vollem Bewußtsein. Christine Pitzke, geboren 1964 in Burghausen, Studium der Germanistik und Philosophie. Hörfunkautorin in München. Arbeitsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin, Aufenthaltsstipendium im Künstlerdorf Schöppingen, Literaturstipendium der Stadt München, Rauriser Literaturpreis.

Begleitet von Selbstzweifeln dringt die Journalistin Isa Becker in Brita Steinwendtners Roman Im Bernstein (Haymon) immer tiefer in die Geschichte des Vaters, der Nationalsozialist war und im Osten gefallen ist, ein. Die Frage nach den Ursachen für seine Begeisterung, die Isa bis zu den Gräberfeldern Russlands führt, mündet in der Auseinandersetzung mit dem Irakkrieg.

Brita Steinwendtner, geboren 1942 in Wels, Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie in Wien und Paris. Freie Mitarbeiterin des ORF und anderer Rundfunkanstalten. Leiterin der Rauriser Literaturtage. Lebt als Autorin, Regisseurin und Feuilletonistin in Salzburg.


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Fremd Schrift Mund

Montag, 26. Sept., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Gedichte von Maria Luise Habicher, Maria Koch, Annemarie Regensburger
Moderation: Carolina Schutti

Der Abend steht im Spannungsfeld zwischen regionaler (Sprach)verwurzelung und Überregionalität. Nicht immer ist es eine freie Entscheidung, ob ein Gedicht in einer Fremdsprache, im Schriftdeutschen oder in der Mundart entsteht. Die emotionale Verwurzelung im Dialekt, das Sich-Erschreiben-Müssen der eigenen Sprache, das Abwägen von sprachlich bedingten Freiheiten und Zwängen sind nur einige der Aspekte, die die Sprachfindung der Autorinnen beeinflusst haben.

Maria Luise Habicher, geboren 1956, lebt und arbeitet in Innsbruck. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien u. a. in: Brücken – ein interkulturelles Lesebuch (1995). 2004 erschien der Gedichtband Herzauswärts. Die Stummheit der Sprache im EYE-Verlag von Gerald Kurdoglu Nitsche.

Maria Koch geboren 1961, lebt in Obsteig, Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Lyrikbände: Lichtkrüge (1990), aubrechn (2003), Feuermohn in stimmen an ufern von morgen (2005).

Annemarie Regensburger, geboren 1948, lebt in Imst, Mundartdichterin. Preise: Kiwanis Literaturpreis 1989, 1993 und 1995; Schwazer Silbersommer 2004. Publikationen: Zfrieden sein, was isch deas(1983), All Ding a Weil (1985), Stolperer (1988), Faßn nachn Lebm (1991), Barfueß (1997); zuletzt: Wellenspiel - Gioco di onde (2005).


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aus dem harten Kern

Freitag, 30. Sept., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Ursula Krechel liest aus ihrem Poem Stimmen aus dem harten Kern (Jung und Jung). Gespräch: Jochen Jung

Warum rotten sich Menschen zusammen und gehorchen einem Befehl? Warum wird gekämpft, warum getötet? Das Poem folgt dem Ruf einer quer durch Mythen und historische Epochen ziehenden Truppe - vom Peloponnesischen Krieg bis zu den Schützengräben des 20. Jahrhunderts, den Invasionen des 21. Es horcht auf die Motive des Aufbruchs, zeichnet Invasion und Okkupation nach - des Geländes, der Sprache -, sieht die Spuren der Verwüstung und der Verheerung in den Köpfen, auf den Schlachtfeldern, fragt nach dem erschöpftem Glück der Heimkehr. Die Stimmen, die zur Sprache gebracht werden, sind die von Invasoren, Kolonisatoren, marodierenden Scharen und ihren Opfern. Mit der Gewalt des Gegenstandes korrespondiert die strenge Regelhaftigkeit der Form: in 12 mal 12 mal 12 Versen bildet Ursula Krechel die Züchtigung durch die Geschichte ab, das furchterregende Kontinuum des Imperialen sowie die Aufrüstung des Wortmaterials.

Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier. Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten. 1974 Debüt mit dem Theaterstück Erika, das in sechs Sprachen übersetzt wurde. Erste Lyrikveröffentlichungen 1977, danach erschienen Gedichtbände, Prosa, Hörspiele und Essays. Lebt in Berlin.

Zuletzt veröffentlicht: Sizilianer des Gefühls, Erzählung, 1993, Landläufiges Wunder, Gedichte, 1995, Verbeugungen vor der Luft, Gedichte, 1999, Der Übergriff, Erzählung, 2001, In Zukunft schreiben,2003.


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Lange Nacht der Museen

Samstag, 8. Okt., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Spätlese - Wanderung durch Orte und Zeiten

Lange Nacht der Museen: Brenner-Archiv und Literaturhaus laden ein

20 Uhr: Führung durch die Bestände mit Eberhard Sauermann

20 Uhr 30: Barock total! Toni Bernhart liest aus Hirlanda (1791)

22 Uhr: Führung durch die Bestände mit Johann Holzner

22 Uhr 30: Nachtlesung mit Eleonore Bürcher aus Fernando Pessoas Buch der Unruhe

Dazwischen, davor und danach: "Brenner-Köpfe". Video-Installation von Anton Unterkircher

Herbstbuffet - Wein, Brot und Früchte

Hirlanda. Durch falschheit zu feir verdamte unschuld ist ein Legendenspiel nach der Laaser Handschrift von 1791. Der Autor Toni Bernhart hat es ediert und 1999 im Folio Verlag herausgegeben. Eine der wildesten und schönsten Blüten der barocken Bilderflut des Katholizismus im Alpenraum, spielt das Trauerspiel über die Fürstin Hirlanda 1550 in der nordfranzösischen Stadt Rennes. Die bretonische Fürstin Hirlanda wird in Abwesenheit ihres Gatten Fürst Artus verleumdet, muss fliehen, verbirgt sich als Schafhirtin, wird schließlich zum Feuertod verdammt und dann natürlich gerettet. Unterdessen tanzen die Teufel ihren Höllentanz, um der Seelen der Verdammten habhaft zu werden, der englische König will mit dem Blut kleiner Kinder sein Leben retten. Unter dem Himmel, wo Christus mit seligen Seelen heilige Zwiesprache hält, wird weiter gemordet.

Fernando Pessoa (1888-1935) ist nicht nur der Begründer der modernen Dichtung seines Landes, Portugal, sondern eine der Schlüsselfiguren in der Entwicklung der zeitgenössischen Dichtung überhaupt. Spät erst wurde sein umfangreiches Werk ediert. Das Buch der Unruhe erzählt vom Hilfsbuchhalter Bernardo Soares, und es wird darin die eigentümlich nachtwandlerische Spannung wach, die den Grat zwischen Traum und Märchen bezeichnet. "In der Kunst gibt es keine Enttäuschung, weil die Täuschung von Anfang an inbegriffen war."Pessoa hat diese Verwandlungsfähigkeit in allen seinen Prosa- und Gedichtbüchern immer wieder variiert. Als er 1935 starb, hinterließ er eine Truhe voll von Manuskripten, mehr als zwanzigtausend Seiten. Vieles blieb Fragment, wie sein Leben selber. Aber aus den Fragmenten stiegen seine Figuren, seine Heteronyme hervor: "Ich vervielfachte mich, um mich zu fühlen."


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[am anfang war ...] Donnerstag, 13. Okt., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Begegnungen mit zeitgenössischen Autorinnen. Lesungen - Fragebögen - Gesprächssequenzen. IV: Barbara Hundegger im Gespräch mit Elfriede Czurda

Elfriede Czurda wurde 1946 in Wels geboren. Besuch der Arbeitermittelschule in Linz, Studium der Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Salzburg, Recherchen für die Dissertation in Paris, 1973 Promotion, 1974 Übersiedlung nach Wien und erste literarische Publikationen, 1975 Generalsekretärin der Grazer Autorenversammlung, kurze Phase der Produktion visueller Arbeiten. In Berlin Kontakt zum Berliner Verlger Rainer Pretzell (rainer-verlag), mehrere Buchpublikationen. Leben als freischaffende Autorin und bis 1981 ehrenamtliche Lektorin von Heimrad Bäckers edition neue texte in Linz. 1980 Übersiedlung nach Berlin.1981 Lesung beim Ingeborg-Bachmann-Preis, darauf erste Buchpublikation bei Rowohlt. 1986 Aufenthalt in Paris zur Abfassung des Romans Kerner. 1989 Schreibwerkstatt an der TU Berlin, 1992 Dozentur an der Universität Wien (Institut für Theaterwissenschaften), 1994 Dozentur an der "Schule für Dichtung in Wien, 1996 Gastprofessur als Writer in residence an der Keio-Universität Tokyo, anschließend Reisen nach Shanghai/China und Kwangju/Südkorea. 1997/98 Gastprofessur (W riter in residence) für zeitgenössische österrreichische Literatur in Bowling Green, 1999 Schreibaufenthalt in Amsterdam. Lebt in Berlin und Wien.


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Kindheit Kunst Krieg

Freitag, 14. Okt., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Domenico Starnone: Via Gemito (Haymon). Lesung und Buchpräsentation mit dem Autor.
Lesung auf Deutsch: Klaus Rohrmoser
Moderation: Michael Forcher

Eine Veranstaltung im Rahmen der 5. Woche der italienischen Sprache in Kooperation mit dem Italienischen Kulturinstitut und dem Italien-Zentrum der Universität Innsbruck

Domenico Starnone erzählt in seinem Roman Via Gemito von seinem Vater, der zwischen seinem Brotberuf als Eisenbahner und seiner Berufung zum Künstler hin- und hergerissen wird, und taucht dabei in seine Kindheit ab. Vieles kommt dabei zur Sprache: Evakuierung im Krieg, Not und Überlebenskampf bei Kriegsende und in der Nachkriegszeit, dunkle Geschäfte, soziale Strukturen und das bunt-faszinierende Leben in Neapel, Zusammenhalt und Streit in einer süditalienischen Großfamilie. Gleichzeitig ist es auch ein Werk über das Wesen der Kunst, über die Bedeutung und den "Wert" von Kunstwerken sowie dem Schaffensprozess kleiner Meister und großer Genies. Via Gemito, ausgezeichnet mit Italiens höchstem Literaturpreis, dem Premio Strega, wurde von Gerhard Kofler übersetzt.

Domenico Starnone, geboren 1943 in Neapel, lebt als Publizist und Autor in Rom. Autor zahlreicher Drehbücher und Romane.

Eine Veranstaltung im Rahmen der 5. Woche der italienischen Sprache in Kooperation mit dem italienischen Kulturinstitut und dem Italien-Zentrum der Universität Innsbruck.


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Matineé für Walter Schlorhaufer

Samstag, 15. Okt., 10 Uhr
ORF kulturhaus tirol

Matineé für Walter Schlorhaufer

Ein Großer der Literatur in Tirol feiert seinen 85. Geburtstag: Der Arzt und Autor Prof. Dr. Walter Schlorhaufer. In einer gemeinsamen Veranstaltung von Brenner Archiv und Literaturhaus mit dem kulturhaus tirol des ORF wird dem Poeten mit Texten und akustischen Begegnungen Referenz erwiesen. Laudatio: Prof. Johann Holzner.

Walter Schlorhaufer, Arzt, langjähriger Vorstand der Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen und Begründer einer Logopädie in Innsbruck, hat von Jugend an bis heute seinem zweiten Beruf eines Schriftstellers Raum gegeben. Der Autor, Träger mehrerer Literaturpreise und spätestens seit den vierziger Jahren in der literarischen Öffentlichkeit bekannt, hat zahlreiche Gedichte und Prosastücke sowie Hörspiele veröffentlicht. Im Haymon Verlag erschienen: Narbensaiten. Gedichte (1991); Unverloren. Erzählung (1993); Briefschaften. Roman mit Helene Flöss (1994), Mittwinter. Novelle (1997), Weggefährten. Roman (2001).


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Gherlandes de sunëc - Sonettenkränze

Mittwoch, 19. Okt., 20 Uhr
Exlkeller im Gasthaus Löwenhaus, Rennweg


Gedichte und Musik.
Rut Bernardi und Modern Times Trio

Rut Bernardi belebt die lange in Vergessenheit geratene Gattung des Sonettenkranzes wieder und erweckt in ihnen den kraftvollen intensiven Klang der ladinischen Sprache zu neuem Leben. Die Lesung der Sonette in Ladinisch mit sinngemäßer deutscher Übersetzung durch die Autorin wird umrahmt von musikalischen Kompositionen von Eduard Demetz.

Rut Bernardi, geboren 1962 in St. Ulrich in Gröden, lebt in Klausen. Mitarbeiterin am Handbuch des Rätoromanischen und am SPELL, Lehraufträge an den Universitäten Zürich, Innsbruck und München, Übersetzungen ins Ladin Dolomitan. Literarische Texte und Hörspiele in ladinischer Sprache. Erhielt 2004 den "Walther von der Vogelweide Preis". Die Gherlandes de sunëc sind 2003 im Skarabaeus Verlag erschienen.

Das Modern Times Trio wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, neue Klang- und Stilmöglichkeiten zu schaffen. Das Repertoire des Ensembles umfasst nicht nur Originalwerke des 20. Jahrhunderts, sondern auch Transkriptionen und in Auftrag gegebene Werke zeitgenössischer Komponisten. Besetzung: Alexandra Pedrotti (Klarinette), Konrad Pichler (Saxophon), Michele Giro (Klavier).


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Frauenfreundschaft und Männersterben

Dienstag, 25. Okt., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Elisabeth Reichart liest aus Das Haus der sterbenden Männer (Otto Müller). Einführung und Gespräch: Renate Giacomuzzi

Am Anfang steht ein Haus an der Donau mit seiner langen Geschichte, in dem jetzt Viktoria mit ihren Gästen und deren Betreuerinnen lebt. Die Gäste sind reiche Männer, die sich hier zum Sterben zurückziehen. Das Haus ist von einem Teich umgeben, bewachsen mit Schilf, das ihre Großmutter an den Ufern des Stromes ausgrub und hierher verpflanzte, als Schutz gegen böse Blicke. Ein friedliches Sterben, ein fast idyllischer Ort, in den Antonia kommt, die einst aus Prag flüchtete und die Viktoria während ihres Studiums in Wien kennen lernte. Antonia ist eine leidenschaftliche Lügnerin, die darauf besteht, sich ihre eigene Identität und Realität zu erfinden. Viktoria ist fasziniert von diesem spielerischen Lebensentwurf, ohne dessen Zerbrechlichkeit vorerst wahrzunehmen. Aufgewachsen hier wie dort mit Verdrängung und Lüge wird der überraschend gewaltsame Tod eines Gastes zum Wendepunkt für beide Frauen.

Elisabeth Reichart, geboren 1953 in Steyregg. Studium der Geschichte und Germanistik in Salzburg und Wien, länger Auslandsaufenthalte in Japan und USA, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Österreichischer Würdigungspreis für Literatur und Anton-Wildgans-Preis. Im Otto Müller Verlag erschienen La Valse (1992), Fotze (1993), Sakkorausch (1994) und Nachtmär (1995). 2004 wurde ihr herausragendes Debüt Februarschatten wieder aufgelegt und ihr ersten Jugendbuch Lauras Plan erschien.


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