Pornographisch?
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Mittwoch, 15. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Kann Literatur (noch) pornographisch sein?
Lesung mit Jürg Amann:
Pornographische Novelle
Sieglinde Klettenhammer führt ein Literaturgespräch mit dem Autor
In einem Hotelzimmer treffen ein Mann und eine Frau aufeinander. Ihre Begegnung beginnt als zärtliche Entdeckungsreise auf dem Körper des anderen. Zunehmend entfaltet sich jedoch aus ihrem Wunsch nach körperlicher Nähe immer stärker ein Drang nach Selbstauflösung. Dieses Verlangen erschöpft sich nicht in Zärtlichkeiten.
Jürg Amann, geboren 1947 in Winterthur, Studium der Germanistik in Zürich und Berlin, zuerst Literaturkritiker und Dramaturg, seit 1976 freier Schriftsteller (Prosa, Theaterstücke, Hörspiele, Lyrik, Essays), lebt heute in Zürich. Ausgezeichnet u. a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis, Schiller-Preis, Floriana-Preis. Sein jüngstes Werk
Pornographische Novelle
ist im Tisch 7-Verlag erschienen.
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N
eu erschienen
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Mittwoch, 22. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Vladimir Vertlib:
Mein erster Mörder(Deuticke),
Leopold Federmair:
Ein Fisch geht an Land
(Otto Müller)
Am Anfang war: die Wohngemeinschaft. Lebensentwürfe, so schien es, ließen sich hier leichter verwirklichen. Jeder bekam, was er brauchte, und mit den Pflichten nahm man es nicht so genau. Doch das liegt lange zurück. Als Kave auftaucht, hat sich in der WG die Wehmut eingenistet. Der Fremde, der mit Euphorie empfangen wird, nimmt sich vergessener Dinge an. Doch die Begeisterung hält nicht lange an. Was gut war, ist plötzlich unerträglich....
Mit Witz und ohne Häme zeichnet Leopold Federmair in seinem Roman
Ein Fisch geht an Land
das Porträt einer Generation auf der Suche nach der verlorenen Sehnsucht.
Leopold Federmair, geboren 1957 in Oberösterreich, Studium der Germanistik, Publizistik und Geschichte. Schriftsteller, Essayist. Übersetzungen aus dem Französischen, Spanischen und Italienischen. Lebt in Wien und Osaka. Zuletzt erschienen:
Dreikönigsschnee. Erzählungen;
Adalbert Stifter und die Freuden der Bigotterie. Essay (beide Otto Müller)
Vladimir Vertlib, geboren 1966 in Leningrad, emigrierte 1971 mit seiner Familie nach Israel, übersiedelte 1981 nach Österreich. Studium der Volkswirtschaftslehre, lebt als freier Schriftsteller in Salzburg. Zuletzt erschienen:
Zwischenstationen
(1999),
Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur
(2001),
Letzter Wunsch
(2003, alle: Deuticke).
In der Titelgeschichte
Mein erster Mörder
in Vladimir Vertlibs neuem Erzählband wird ein bis dahin unbescholtener Mann wegen Totschlags zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Was haben sein Vater und dessen Rolle im Zweiten Weltkrieg mit dem Sohn und seiner Tat zu tun?
In insgesamt drei Geschichten zeichnet Vladimir Vertlib das Leben von Menschen, die zwischen politischer Willkür und schicksalhaften Gegebenheiten ihre Würde oder auch nur ihr nacktes Leben zu bewahren versuchen, nach: ganz ruhig und unaufgeregt, stets auf Augenhöhe mit den Menschen, ohne sich über sie zu erheben - und gerade deshalb umso spannender.
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E
ndspiel
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Mittwoch, 29. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Samuel Beckett - zum 100. Geburtstag
Wieland Schmied:
Begegnung mit Samuel Beckett
Lesung aus
Endspiel
mit Michael Arnold (TLT)
Samuel Beckett (1906-89), geboren in Irland, lebte seit 1937 in Paris, lernte dort u. a. James Joyce kennen, schloss sich während des Zweiten Weltkriegs der Résistance an. 1952 publizierte er Warten auf
Godot, wodurch er international bekannt wurde, 1957 folgte
Endspiel, 1969 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Endspiel: Vier Menschen sind die Helden dieser grotesken Tragödie. Sie werden gezeigt kurz vor dem Erlöschen ihres Lebens. Das Ende ergreift langsam Besitz von ihnen. Ein Zustand, worin die hilflos kreatürliche Traurigkeit, die allen Geschöpfen innewohnt, nicht mehr mit Komfort und Geschäftigkeit übertönt werden kann. Das Stück rührt damit an eine elementare Dimension des Daseins.
Wieland Schmied, geboren 1929 in Frankfurt am Main, emeritierter Professor für Kunstgeschichte, hat sich über Jahrzehnte gleichermaßen mit Fragen der bildenden Kunst wie der Literatur beschäftigt. Dabei gehören der Maler Giorgio de Chirico und der Dichter Ezra Pound zu den Figuren, mit denen er sich am intensivsten auseinandergesetzt und über die er immer wieder geschrieben hat. Wieland Schmied wurde mit dem Friedrich-Märker-Preis für Essayisten und dem Theo-Wormland-Preis für sein kunstschriftstellerisches Werk ausgezeichnet, er lebt in Vorchdorf. Seine jüngste Publikation ist
Begegnung mit Samuel Beckett in Berlin
(Rimbaud Verlag 2006).
Michael Arnold, geboren in Graz, Schauspielstudium an der Grazer Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Schauspieler am Tiroler Landestheater, zuletzt in
Chorphantasie
von Gert Jonke zu sehen und derzeit in
Der Kontrabass
von Patrick Süßkind (Innsbrucker Kellertheater).
[ Nahaufnahme ]
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Innsbruck liest 2006
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Dienstag, 4. April, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn
Ein Abend mit Literatur aus Bulgarien
Mirela Ivanova, Dejan Enev und Vladimir Zarev lesen aus ihren Werken und geben einen Einblick in die zeitgenössische Literatur Bulgariens. Dimitré Dinev begleitet den Abend als Vermittler und liest die Texte der Autoren in deutscher Übersetzung.
Moderation: Christine Engel (Institut für Slawistik)
Dimitré Dinev, geboren 1968 in Plovdiv, lebt in Wien. Besuch eines deutschsprachigen Gymnasiums, ab 1986 erste Texte in bulgarischer und russischer Sprache. 1990 Flucht nach Österreich, nach Aufenthalt im Flüchtlingslager Traiskirchen Studium der Philosophie und der russischen Philologie in Wien. Seit 1992 Drehbücher, Theaterstücke, Rundfunkfeatures und Prosa in deutscher Sprache. Veröffentlichungen (Auswahl):
Russenhuhn
(Theaterstück, 1999),
Die Inschrift
(edition exil, 2001),
Engelszungen, Roman (Deuticke 2003),
Ein Licht über dem Kopf,
Erzählungen (Deuticke 2005).
Dejan Enev, geboren 1960, Journalist und Autor. Einer der besten zeitgenössischen Erzähler Bulgariens. Seine Kurzgeschichten
Cetivo za nosten vlak
(1987),
Konsko evangelie
(1992),
Lovec na hora
(1994),
Klaneto na petela
(1997) und
Ezi-tura
(1999) wurden mehrmals in Bulgarien ausgezeichnet und sind in mehrere Sprachen übersetzt. 2004 erschien die Erzählsammlung
Gospodi, pomiluj.
Mirela Ivanova, geboren 1962 in Sofia. Besuch des deutschsprachigen Gymnasiums, Studium der bulgarischen und russischen Philologie. 1985 erster Gedichtband
Steinerne Flügel,
es folgten fünf weitere, zuletzt
Eklektiki
(2002). Autorin und Moderatorin der politischen Satiremagazine Freitag, der 13. und Insel der Seligen im Bulgarischen Nationalfernsehen (gemeinsam mit dem Lyriker Bojko Lambovski). Drehbuchautorin für einen Dokumentarfilm über Bulgariens Nationaldichter Ivan Vasov, dessen Literaturmuseum sie auch als Kustodin betreut. Publizistische Tätigkeit als Rezensentin, politische Kolumnistin und Essayistin. Auf deutsch liegen die Gedichtbände
Einsames Spiel(2000) und
Versöhnung mit der Kälte
(2004, beide: Wunderhorn) vor.
Vladimir Zarev, geboren 1947 in Sofia. Studium der bulgarischen Philologie, seit 1972 Schriftsteller und Redakteur der Zeitschrift Savremennik (Zeitgenosse), die er nach der politischen Wende vor der Einstellung bewahrte und seit einigen Jahren als Chefredakteur leitet. Bisher fünfzehn Bände mit Erzählungen, Romanen und historischen Romanen, in seinem letzten großen Roman
Razruha
(Verfall) thematisiert er die Folgen der politischen Wende (deutsche Übersetzung erscheint 2006).
Eine Veranstaltung von Literaturhaus am Inn und Pen-Club Tirol im Rahmen von "Innsbruck liest".
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Ein Abend für Johannes Bobrowski
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Donnerstag, 27. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Einführung und Lesung unter Verwendung
von originalen Bild- und Tondokumenten
Eine [ Nahaufnahme ] von Michael Klein
Geboren ist Johannes Bobrowski 1917 in Tilsit, im deutsch-polnisch-baltischen Grenzgebiet an der Memel. Nach der Matura, 1938 in Königsberg, Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht und anschließende russische Kriegsgefangenschaft von 1939 bis 1949. Später Verlagslektor in Ost-Berlin und erste Gedichtveröffentlichungen 1955 in der Zeitschrift Sinn und Form. Danach erscheinen die Gedichtbändchen
Sarmatische Zeit
(1961) und
Schattenland Ströme
(1962), der Roman
Levins Mühle
(1964) sowie die Erzählungen
Mäusefest
und andere Erzählungen (1965). - Gestorben ist Johannes Bobrowski 1965, mit erst achtundvierzig Jahren.
Auch wenn man den erst nach seinem Tod erschienenen Roman
Litauische Klaviere
(1966) und die Gedichte aus dem Nachlass
Wetterzeichen
(1967) hinzurechnet, an Zahl und Umfang ein insgesamt eher schmales Werk. Um so beeindruckender ist das Echo, das die Bücher bereits seinerzeit auslösten und das andauernde Erstaunen über ihre Kraft und den ganz unverwechselbaren Ton, von denen sie bis heute nichts verloren haben.
Aber es kommt noch etwas hinzu: Johannes Bobrowski ist vermutlich auch der letzte Zeuge einer Literatur- und Kulturlandschaft, seines "Sarmatien", die ebenso unwiderruflich verloren ist wie das Galizien eines Bruno Schulz oder die Bukowina der Rose Ausländer.
Befragt nach seinem "Thema" hat Johannes Bobrowski einmal erklärt: "Zu schreiben habe ich begonnen am Ilmensee 1941, über russische Landschaft, aber als Fremder, als Deutscher. Daraus ist ein Thema geworden, ungefähr: die Deutschen und der europäische Osten. Weil ich um die Menschen herum aufgewachsen bin, wo Polen, Litauer, Russen, Deutsche miteinander lebten, unter ihnen allen die Judenheit. Eine lange Geschichte aus Unglück und Verschuldung, seit den Tagen des deutschen Ordens, die meinem Volk zu Buch steht. Wohl nicht zu tilgen und zu sühnen, aber eine Hoffnung wert und einen redlichen Versuch."
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Vorschau
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5., 9. und 12. Mai 2006
Öffentliche Poetik-Vorlesung:
Wider-Streit. Franz Josef Czernin und Raoul Schrott
Eine Kontroverse über Grundlegendes in der Poetik
Schrott und Czernin interessieren sich für dieselben Fragen: für das Verhältnis von Welt und Literatur, für die Beschreibbarkeit, für die Ursprünge von Dichtung, für ihren Symbolgehalt. Doch ihre Versuche, eine Antwort zu finden, unterscheiden sich grundlegend voneinander. Die Poetik-Vorlesung des heurigen Jahres, die allen Interessierten offensteht, findet deshalb als Dialog und als Streitgespräch statt, in dem auch die Hörer und Hörerinnen das Sagen haben werden.
Gemeinsam mit dem Institut für Germanistik
genaue Zeiten im nächsten Programmheft
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