Poetik denken
In Kooperation mit dem Institut für deutsche Sprache, Literatur und Literaturkritik
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Freitag 5. Mai, Dienstag 9. und Freitag 12. Mai
jeweils 15-18 Uhr und 20-22 Uhr
Literaturhaus am Inn
Öffentliche Poetik-Vorlesung mit
Franz Josef Czernin und Raoul Schrott
Poetik des Denkens - Übersetzen und das Denken der Poesie
Über neurologische Grundlagen der Dichtung
Über poetische Grundlagen der Neurologie
Warum verstehen wir Metaphern?
Zur poetischen Metapher
Warum sind Wörter eines Gedichtes nicht ersetzbar?
Was unterscheidet Prosa von Poesie?
Wie hat sich das Gedicht durch die Schrift verändert?
Schrott interpretiert ein Gedicht Czernins.
Czernin interpretiert ein Gedicht Schrotts.
Franz Josef Czernin, geboren 1952, Studium in den USA, seit 1978 Publikationen von Lyrik, Prosa, Theaterstücken, Essays und Aphorismen. Zahlreiche Übersetzungen. Zuletzt:
natur-gedichte
(1996),
Apfelessen mit Swedenborg. Essays zur Literatur (2000),
Voraussetzungen. Vier Dialoge
(2002),
elemente.sonette
(2002),
das labyrinth erst erfindet den roten faden. einführung in die organik
(2005). Lebt zumeist in Rettenegg/Steiermark.
Raoul Schrott, geboren 1964, Studium der Literatur und Sprachwissenschaft in Innsbruck, Norwich, Paris und Berlin. Lebt in Irland. Veröffentlichungen u.a.:
Finis Terrae
(1995),
Hotels
(1995),
Tropen. Über das Erhabene
(1998),
Die Wüste Lop Nor
(2000),
Tristan da Cunha oder Die Hälfte der Erde
(2003),
Handbuch der Wolkenputzerei
(2005). Zahlreiche Essays zur Dichtung und Übersetzungen vom Gilgamesch-Epos bis Derek Walcott. Schrott wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Special!
Dienstag, 9. Mai, 20-22 Uhr
Was kann Literatur?
Sebastian Kiefer liest aus seinem
gleichnamigen Essay (Droschl) und diskutiert mit
Franz Josef Czernin und Raoul Schrott
Sebastian Kiefer, geboren 1961, lebt als Musikwissenschaftler, Dozent und literarischer Essayist in Berlin.
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Writer in Residence
Eine Veranstaltung des Instituts für Romanistik sowie des Haymon Haymonverlags
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Donnerstag, 11. Mai, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Lorenzo Lunar Cardedo: Ein Bolero für den Kommissar (Haymon).
Lesung und Gespräch
Begrüßung: Johann Holzner
Einführung Moderation: Elia Eisterer
Lesung der deutschen Textauszüge: Doris Eibl
Ein Bolero für den Kommissar
ist die erste Übersetzung des bekannten kubanischen Autors ins Deutsche.
Leo Martín, Hauptkommissar im Viertel der Provinzstadt Santa Clara, in dem er aufgewachsen ist, wird mit einem brutalen Verbrechen konfrontiert. Die Ermittlungen führen ihn mitten hinein in die Abgründe des kubanischen Alltags, der geprägt ist von Armut und Hoffnungslosigkeit, Diebstahl und Gewalt, Alkoholismus, Drogen und Prostitution. Lakonisch, unverblümt und in rasantem Tempo beschreibt Lorenzo Lunar Cardedo die Tristesse der kubanischen Realität abseits touristischer Trampelpfade; ein ernüchternder, gleichwohl faszinierender Blick in Fidel Castros Reich.
Lorenzo Lunar Cardedo, geboren 1958 in Santa Clara/Kuba, Schriftsteller und Literaturkritiker.
Que en vez de infierno encuentres gloria (Ein Bolero für den Kommissar)erschien 2003 in Spanien und wurde u.a. mit dem Brigada 21 für den besten in Spanien publizierten Kriminalroman und dem Novelpol 2003 für den besten Kriminalroman des Jahres ausgezeichnet.
Das Buch wurde übersetzt im Rahmen eines Projektseminars am Institut für Romanistik und Translationswissenschaft an der Universität Innsbruck unter der Leitung von Víctor Herrera.
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Dokumente einer Freundschaft
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Dienstag, 16. Mai, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Wittgenstein - Engelmann: Briefe, Begegnungen, Erinnerungen
(Haymon)
Buchpräsentation mit der Herausgeberin
Ilse Somavilla
Lesung: Johannes Nikolussi
Der Band enthält die Korrespondenz zwischen dem Architekten, Kulturphilosophen und Literaten Paul Engelmann und Ludwig Wittgenstein, die sich von 1916 bis 1937 erstreckte. Neben dem Briefwechsel werden auch Auszüge aus Engelmanns Erinnerungen an Wittgenstein wiedergegeben.
Das in Zusammenhang mit Wittgensteins Philosophieren so oft zitierte "Unaussprechliche" scheint den beiden Freunden ein besonderes Anliegen gewesen zu sein. Paul Engelmann hatte nicht nur die Gabe, Dinge zu formulieren, bei denen es Wittgenstein schwerer fiel, die richtigen Worte zu finden, er besaß auch die Fähigkeit, die Dinge aus der "richtigen Perspektive" zu sehen: mit den Augen des Dichters, Philosophen, Architekten.
Paul Engelmann, geboren 1891 in Olmütz, studierte Architektur in Wien bei Adolf Loos, lebte bis zu seiner Auswanderung nach Palästina im Jahr 1934 vorwiegend in Wien und Olmütz, dann bis zu seinem Tod 1965 in Tel Aviv.
Ludwig Wittgenstein, geboren 1889 in Wien, von 1939-1947 Professor für Philosophie in Cambridge, wo er 1951 starb.
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U
ngarn
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Montag, 29. Mai, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Zsuzsanna Gahse, Zsuzsa Rakovszky
Lesung und Gespräch
Moderation: Julia Rhomberg
Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia,
Schweizer Kulturstiftung
Zsuzsanna Gahse und Zsuzsa Rakovszky - mit diesen zwei exzellenten Autorinnen, die die gemeinsame ungarische Herkunft und Sprache verbindet, richten wir einen Blick auf die Literatur Ungarns. Julia Rhomberg, die sich derzeit über einen längeren Zeitraum in Ungarn aufhält, wird die beiden Autorinnen vorstellen und ein Gespräch mit ihnen führen.
Zsuzsanna Gahse geb. 1946 in Budapest, hielt sich seit ihrer Flucht 1956 in Österreich, Deutschland auf und lebt heute in der Schweiz. Sie ist Schriftstellerin, Dozentin und Übersetzerin namhafter ungarischer AutorInnen. Für ihre vielen Bücher hat sie zahlreiche Preise erhalten, zuletzt den Adalbert von Chamisso-Preis 2006. Zuletzt erschienen u.a.
Instabile Texte. Zu zweit. (Edition Korrespondenzen 2005),
durch und durch
(Edition Korrespondenzen 2004),
nichts ist wie oder Rosa kehrt nicht zurück
(Europäische Verlagsanstalt 1999).
Zsuzsa Rakovszky geb. 1950 lebt in Sopron. Ins Deutsche übersetzt wurde neben den Gedichten der historische Roman
Im Schatten der Schlange
(btb 2005), ein Buch, das in Ungarn im 17. Jahrhunderts spielt und die wechselhafte Zeit der Glaubenskriege im Habsburgerreich und im Vielvölkerstaat Ungarn zum Hintergrund hat. Rakovszky erhielt den renommierten Attila-József Preis und verbrachte eine Zeit als Stipendiatin in London und Iowa. 2003 erhielt sie den Ungarischen Literaturpreis. Sie hat Lyrik aus Großbritannien, Kanada und den USA übersetzt.
Julia Rhomberg, geboren 1968 in Mannheim, Österreicherin mit ungarischen Wurzeln, lebt und arbeitet in Innsbruck. Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien. Gedichtbände: zuletzt seife und (das fröhliche wohnzimmer, 2000),
grashalme statisten
(erscheint 2006 im Haymonverlag). Julia Rhomberg erhielt neben Stipendien des Landes Tirol und des Bundeskanzleramts/Abt. Kunst den 2. Preis des internationalen Lyrik-Wettbewerbs Feldkirch 2005.
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Dramatische Situationen
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Mittwoch, 7. Juni, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Poltern. Ein tragisch-komisches Stück von Bernhard Aichner
Szenische Lesung im Rahmen des Tiroler Dramatikerfestivals
Bernhard Aichner erzählt in vier Bildern eine ebenso packende wie berührende Geschichte über Männerfreundschaft und Männlichkeitsgesten, über Sprach- und Gedankenlosigkeit und über all das, was zwischen Männern und Frauen steht. Er beschreibt eine skurrile Welt, die uns allen so vertraut ist an manchen Tagen.
Bernhard Aichner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Mehrere Literaturpreise, u.a. zweiter Preis der Stadt Innsbruck für künstlerisches Schaffen 2002 in der Kategorie "Erzählende Dichtung". Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. In Buchform erschienen der Prosaband Babalon (2000) sowie die Romane
Das Nötigste über das Glück
(2004) und
Nur Blau
(2006, alle: Skarabaeus). Im Frühjahr 2004 wurde sein Stück Pissoir in Innsbruck uraufgeführt, sein Hörspiel
Schick
wurde im April 2006 vom ORF Tirol uraufgeführt.
www.bernhard-aichner.at
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Tiroler Dramatikerfestival vom 19.-30. Juni 2006
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Freitag, 9. Juni, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Theater schreiben. Margareth Obexer und Erika Wimmer im Gespräch mit Klaus Rohrmoser, Schauspieldirektor am
Tiroler Landestheater
Moderation: Martin Sailer, ORF
Bühnentexte stehen zwar auf dem Papier, doch sind sie nicht abgeschlossen. Sofort werden sie zur Interpretation frei gegeben, Regie und Schauspieler "verkörpern" den Text, sie führen ihn auf und erst damit zu einem vorläufigen Ende. Das Theater ist der Raum, in dem Autor, Regie, Schauspiel und auch das Publikum eine Liaison eingehen. Womit Öffentlichkeit und Beteiligung als untrennbare Komponente des Bühnentextes angesprochen sind. Die Autorinnen Margareth Obexer und Erika Wimmer diskutieren mit Klaus Rohrmoser über ihre persönlichen Zugänge zur "dramatischen Situation". Ausschnitte aus Theatertexten werden gelesen.
Margareth Obexer, geboren 1970, lebt in Berlin. Autorin von Theaterstücken, Hörspielen und Erzählungen; Gastdozentin für Szenisches Schreiben an der Universität der Künste, Berlin. Stücke, an Bühnen im deutschsprachigen Raum aufgeführt, u.a.:
Gelbsucht, Offene Türen, F.O.B.- Free on board,Von Kopf bis Fuß, Das Risiko, Liberté toujours, Die Liebenden, Das Geisterschiff.
Erika Wimmer (Innsbruck) schreibt neben Prosa Hörspiele und Theaterstücke:
Der kleine Hobbit
(1992),
Olympe oder Die letzten Worte
(1998),
Auf Messers Schneide
(2003). Am 21. Mai 2006 wird
Schund. Eine Farce
im Rahmen des Tiroler Dramatikerfestivals in den Kammerspielen in Innsbruck uraufgeführt (Regie: Barbara Neureiter).
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Trakl und Eich
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Montag, 12. Juni, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Härtegrade der Lyrik. Georg Trakl und Günter Eich
Vortrag von Laura Cheie.
Einführung: Walter Methlagl.
Ehrengast: Univ.-Prof. Dr. Alfred Doppler
Eine Veranstaltung von Brenner-Archiv, Brenner-Forum und Literaturhaus am Inn
Die "harten Fügungen" des Hexameters bewirken einen dissonanten und expressiven Ton, der bei Trakl durch körpersprachlich inspirierten Duktus, paradoxe Metaphorik und Verknappung erhärtet und dynamisiert wird. Die Thematik der Blindheit führt zu einem "gestischer Rhythmus", zum Gefühl der lyrischen Härte. Was bei Trakl wegweisend ist, entwickelt sich beim verspäteten Expressionisten und Lakoniker Günter Eich zum herben Ton einer ironischen Ode an die Natur. Das "Bild" weicht einer lapidaren, ja absurden "Definition" - bei Eich kommt der exakt abtastende Stock des "Blinden" gegen sprachliche Zementierungen zum Einsatz.
Laura Cheie, geboren 1969 in Sieu (Rumänien). Deutsche Schulausbildung am Nikolaus-Lenau-Lyzeum Temeswar. Studium der Rumänistik und Germanistik. Zur Zeit Univ.-Lektorin an den Universitäten Wien und Temeswar.
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Vergessen und wiederentdeckt
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Dienstag, 13. Juni, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Vergessen und wiederentdeckt: die Bukowina als Herkunftsraum deutscher Literatur. Mit einem Seitenblick auf Galizien.
Vortrag von Klaus Werner
Eine Veranstaltung von Brenner-Archiv, Brenner-Forum und Literaturhaus am Inn
Aus den ehemaligen österreichischen Kronländern und Kulturlandschaften Bukowina und Galizien sind Schriftsteller und Intellektuelle hervorgegangen, die zu wesentlichen Trägern der deutschen Ideen- und Literaturgeschichte wurden. Der Vortrag zeichnet vor allem die Herausbildung der deutsch-jüdischen Czernowitzer Dichtung im 20. Jahrhundert nach. Näher besprochen werden die bukowinische Natur- und Landschaftslyrik und die parallel zur Shoah entstandenen Holocaust-Texte. Die nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzende Zerstreuung zahlreicher Autoren über den ganzen Erdball, eine Art zweiter Diaspora, bildet den Schluss. Wert gelegt ist auf eine Engführung des Werks und der vielfach grotesken Vita bukowinischer (und galizischer) Schriftsteller, einer Vita, in der sich der Irrwitz der Epoche exemplarisch spiegelt.
Klaus Werner, Prof. Dr. phil. habil., geb. 1942 in Dresden, Studium der Germanistik und Musikwissenschaft in Leipzig, Hochschullehrer an ostdeutschen und, nach der politischen Wende 1989/90, auch westdeutschen Universitäten, Gastlehrtätigkeiten in Rumänien und Polen; derzeit Gastprofessor in Opava/Troppau (Tschechien).
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Literatur umkämpft
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Freitag, 23. Juni, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Umkämpfte Literatur? - Eine Diskussionsrunde
"termingerecht" zum Ingeborg-Bachmann-Preis
Mit Peter Landerl, Doris Moser, Carolina Schutti
Wie lebt, wie schreibt es sich als Schriftsteller in Österreich? Welchen Einfluss haben Verlage, Wettbewerbe, Stipendien, Preise, Autorenorganisationen usw. auf das Schreiben und auf das Wahrgenommenwerden?
Im Mittelpunkt dieser Diskussion stehen einmal nicht Texte und ihre AutorInnen, sondern all das, was gemeinhin unter "Literaturbetrieb" verstanden wird. Ausgangspunkt ist die Überlegung des Soziologen Pierre Bourdieu, den von ihm entwickelten Begriff des "Feldes" auch auf die Literatur anzuwenden: "Das literarische (usw.) Feld", so schrieb er 1992, "ist ein Kräftefeld, das auf alle einwirkt, die es betreten, und zwar je nach der Position, in die sie sich begeben [...]". Um die unterschiedlichen (und zahlreichen) Kräfte, die auf österreichische Autorinnen und Autoren einwirken, soll es an diesem Abend gehen.
Doris Moser, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Klagenfurt, von 1997-2001 Verantwortliche für die Organisation der "Tage der deutschsprachigen Literatur/Ingeborg-Bachmann-Preis", hat in in ihrem Buch
Der Ingeborg-Bachmann-Preis. Börse, Show, Event
(Böhlau 2004) exemplarisch gezeigt, welche Bedeutung ein groß angelegter Literaturwettbewerb sowohl für den Autor/die Autorin als auch für den Literaturbetrieb insgesamt haben kann.
Peter Landerl, Literaturwissenschaftler und Autor, derzeit Universitätslektor in Strassburg, beleuchtete in seiner Studie
Der Kampf um die Literatur. Literarisches Leben in Österreich seit 1980
(Studien Verlag 2005) die verschiedenen Facetten des Literaturbetriebs, angefangen vom Verlagswesen über Literaturzeitschriften, Bestenlisten bis hin zu Autorenorganisationen und Literaturförderung.
Carolina Schutti, geboren in Innsbruck, promovierte in Innsbruck mit einer Arbeit über Bibelbezüge in Elias Canettis
Blendung, ist derzeit Universitätslektorin in Florenz. Forschungsschwerpunkte sind
die Literatur des 20./21. Jahrhunderts, Intertextualität, Literaturkritik, Literatur im Umfeld anderer Disziplinen und neue Literatur aus Tirol.
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