Literaturhaus am Inn

Programm November–Dezember 2006

Spiritualität und Form

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Montag 6. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Elazar Benyoetz liest Veröffentlichtes und Unveröffentlichtes

Einleitung: Johann Holzner
In Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg.

Elazar Benyoetz kann "als die vielleicht interessanteste Erscheinung der deutschsprachigen Literatur in Israel [...] gelten. [...] In seinen Ein-Sätzen, die zugleich komprimierte Weltbilder und Zeichen der Verunsicherung darstellen, trauert die deutsche Sprache. Die Sprache wird zum subtil verwendeten Instrumentarium auf der Suche nach der eigenen, jüdischen Identität des Autors. Im Prozeß der Sprach-Arbeit und der Sprach-Kritik vollzieht sich jedoch zugleich eine präzise Analyse des Verhältnisses zwischen Juden und Deutschen, eines "Scheideweges", der in die Katastrophe des Holocaust geführt hat."(Armin Wallas)

Elazar Benyoetz wurde 1937 als Sohn österreichischer Juden in Wiener Neustadt geboren. 1939 emigrierte die Familie nach Israel, wo er mit der hebräischen Sprache aufwuchs. 1957 erschien sein erster Gedichtband, seitdem lebt Elazar Benyoetz als freier Schriftsteller. 1964 kommt er im Rahmen des Programms "Artists in Residence"der Ford-Foundation nach Berlin wo er die von der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft geförderte Bibliographia Judaica gründet. Seit 1969 lebt er wieder in Israel und schreibt fast ausschließlich auf Deutsch.

Preise: Adelbert-von-Chamisso-Preis (1988), Joseph-Breitbach-Preis (2002). Träger des Bundesverdienstordens für seine Verdienste um die deutsche Sprache.

Werke (Auswahl): Sahadutha. Worthaltung. Sätze und Gegensätze (1977), Eingeholt. Neue Einsätze (1979), Treffpunkt Scheideweg (1990), Brüderlichkeit. Das älteste Spiel mit dem Feuer(1994), Variationen über ein verlorenes Thema, Aphorismen (1997), Die Zukunft sitzt uns im Nacken, Aphorismen(2000), Der Mensch besteht von Fall zu Fall, Aphorismen (2002, alle: Hanser).


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mitSprache

Freitag, 10. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Maja Haderlap, Fabjan Hafner, Gustav Januš
Slowenische Literatur in Kärnten
Ein Abend mit Lesungen und Gesprächen

Mit den drei eingeladenen Autoren versammeln sich mehrere "Generationen"der slowenischen Literatur aus Kärnten, und damit auch unterschiedliche Wege und Zugänge zu ihr.

Gustav Januš , geboren 1939 in Zell-Pfarre/Sele, ist der im deutschen Sprachraum am meisten gelesene und besprochene slowenische Lyriker. Seit geraumer Zeit widmet er sich verstärkt der Malerei. 1960 gründet er gemeinsam mit seinem Schriftstellerkollegen Florjan Lipuš die kärntnerslowenische Kulturzeitschrift mladje (Nachwuchs), mit dem Ziel, über die Grenzen des Provinzialismus hinauszugehen, unter Berufung auf die selbstreflexiven und anarchischen Funktionen von Literatur.
Werke (Auswahl): Gedichte (Suhrkamp 1983), Wenn ich das Wort überschreite (Residenz 1988), Sredi stavka (Drava 1990), Mitten im Satz (Residenz 1991), Der Kreis ist jetzt mein Fenster (Residenz 1998), Mein Wort keimt auf als Bild (Wieser 2005).

Maja Haderlap, vom Slowenischen ins Deutsche gekommen, vom Land in die Stadt, schreibt in ihren Texten vom ständigen Aufbrechen und nie Ankommen.
Geboren 1961 in Bad Eisenkappel, studierte sie Theaterwissenschaft und Germanistik in Wien. Sie war langjährige Redakteurin und Mitherausgeberin von mladje. Seit 1992 ist sie Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt. Unter ihren zahlreichen Publikationen finden sich Lyrik, Übersetzungen, Hörspiele, Kritiken, Essays sowie literaturwissenschaftliche Arbeiten.
Buchveröffentlichungen: Žalik pesmi(Salige Gedichte, Drava 1983), Bajalice (Wünschelruten, Drava 1987), Gedichte / Pesmi / Poems. Übersetzt von Klaus D. Olof, Tom Priestly, Marija Smoliç, John L. Plews. Mit Zeichnungen von Rudi Benétik (Drava 1998), Med politico in kulturo / Zwischen Politik und Kultur (Drava 2001).

Fabjan Hafner verfasst, übersetzt, vermittelt, beforscht Literatur. Geboren 1966 in Klagenfurt, lebt er nach dem Studium der Deutschen Philologie und Slawistik (Slowenisch) als Schriftsteller in beiden Kärntner Landessprachen, Übersetzer aus dem Slowenischen, Literaturwissenschaftler und Mitarbeiter des Robert Musil-Instituts für Literaturforschung in Feistritz im Rosental (Südkärnten). Veröffentlichungen: Indigo [slowenisch] (Drava / Založ ništvo tržažkega tiska 1988), Gelichter + Lichtes [deutsch] (Droschl 1991), Freisprechanlage - Brezroãno govorjenje - Vivavoce. [deutsch-slowenisch-italienisch]. Aus dem Slowenischen und Deutschen ins Italienische übersetzt von Tatiana Floreancig und Roberto Dedenaro aus dem Deutschen ins
Slowenische übersetzt von Zdenka Hafner-Čelan, aus dem Slowenischen ins Deutsche übersetzt von Fabjan Hafner.Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Primus-Heinz Kucher (Drava 2001), Lukavi - zarečeni kruh [slowenisch-kroatisch] aus dem Slowenischen ins Kroatische übersetzt von Ksenija Premur (Lara 2006).


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Südostwind

Dienstag, 14. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Südostwind - Anthologie der Migration aus Südosteuropa, den Balkanländern(EYE-Verlag 2006)
Buchpräsentation mit Gerald Kurdoğlu Nitsche sowie Autoren und Autorinnen der Anthologie
Musik: Orient-Okzident-Express

Das Buch ist ein Beweis dafür, dass im Phänomen Einwanderung viel Potential steckt. In diesem Buch treffen sich AutorInnen aus Südost- und Osteuropa, die aus unterschiedlichen Gründen und unterschiedlich lange in Österreich leben. Dieses Werk vereint die Vielfalt ihrer Hintergründe, Erfahrungen und Sprachen auf eine ähnliche Art und Weise, wie diese durch ihr Leben in Österreich vereint wurden. Die Anthologie macht dem deutschsprachigen Publikum Texte zugänglich, ohne auf die Reichhaltigkeit der Originalsprachen zu verzichten.


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Elia Barceló

Dienstag, 21. Nov. 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Elia Barceló: Das Rätsel der Masken (Piper 2006)
Buchpräsentation und Lesung.
Einführung: Wolfram Krömer
Im Gespräch mit der Autorin: Irene Prugger

Die Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Elia Barceló ist in Spanien als Autorin des fantastischen Genres äußerst erfolgreich. In der Literaturkritik mit Carlos Ruiz Zafon verglichen, gelingt es Elia Barceló, Fantastisches und Abgründiges miteinander zu verknüpfen. Nun liegt nach Das Geheimnis des Goldschmieds (Piper 2004), ihr zweites Buch vor, das diesmal ohne fantastische Elemente auskommt: Das Rätsel der Masken. Paris, 1991: An einem Tag im November bereitet der bekannte argentinische Schriftsteller Raúl de la Torre seinem Leben gewaltsam ein Ende. Jahre später beschließt der junge französische Literaturprofessor Ariel Lenormand, die Biographie des großen Mannes zu schreiben. Doch was als wissenschaftliche Studie gedacht war, wird schon nach kurzer Zeit zu einer verwirrend gefährlichen Ermittlung ...

Elia Barceló, geboren 1957 in Alicante. Studium der Anglistik, Amerikanistik und Hispanistik. 1996 Promotion über Julio Cortázar. Sie lebt seit 25 Jahren in Innsbruck, wo sie spanische Literatur am Institut für Romanistik der Leopold-Franzens-Universität lehrt. Für ihre Werke erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen.


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Ilse Aichinger zum 85. Geburtstag

Dienstag, 28. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


* Eleonore de Felip - Netze vor dem Kinoeingang oder Wo das Suchen auffindbar ist. Eine Annäherung an Ilse Aichingers szenischen Dialog "Gute See"

*Die Kinogängerin - Ilse Aichinger im Filmportrait von Norbert Beilharz

* Ilse Aichinger: Subtexte (Edition Korrespondenzen 2006) Buchpräsentation mit dem Verleger Franz Hammerbacher

I lse Aichinger, geboren am 1. November 1921, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Ihr Werk, vielfach ausgezeichnet, zählt zum Bedeutendsten der deutschen Nachkriegsliteratur.

Ausgehend vom szenischen Dialog Gute See von 1957 begibt sich Eleonore de Felip in ihrer Annäherung an Ilse Aichinger auf die Spuren der Suchbewegungen im Schreiben Ilse Aichingers, eines Suchens, das sich auch im leidenschaftlichen Kino-Gehen der Autorin ausdrückt. "Noch einmal: Lebensarten, Sterbensarten, aber vor allem Kinoarten, Kinoplakate, Kinoeingänge - dorthin, wo man immer hinwollte: ins Herz der Finsternis." (aus: Ilse Aichinger, Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben. S. Fischer 2001)

Das filmische Portrait Die Kinogängerinvon Norbert Beilharz, das im Anschluss daran gezeigt wird, widmet sich dieser Leidenschaft von Ilse Aichinger.

Subtexte. Am 1. Januar 2005, nach Abschluss ihres Buches Unglaubwürdige Reisen, eröffnet Ilse Aichinger noch einmal ein Journal: wechselt die Zeitung, wechselt das Café und schreibt Woche für Woche an einem furiosen, poetisch erzählenden Essay. Mit der Boulevardpresse und den Büchern des Philosophen E. M. Cioran auf dem Kaffeehaustisch, ist Aichinger der Definition von Subtext auf der Spur. Mit größter Genauigkeit und funkenschlagender Komik schreibt sie "vom Ende her und auf das Ende hin" und entfaltet einen zusammenhängenden Zyklus, in dem das Blitzhafte des Denkens und der Erinnerung sich als lang nachrollender Donner entlädt.

Ilse Aichingers Subtexte sind eine Intervention gegen Verharmlosung und primitives Einverständnis. "Positiv denken ist das Gegenteil von Denken." Es ist ein wildes Buch, an dessen Schluss noch einmal - wie in der berühmten Spiegelgeschichte - Ende und Anfang, Geburt und Tod, in eins fallen. Die Anarchie einer 85-jährigen großen Dichterin.

Franz Hammerbacher, Verleger der Edition Korrespondenzen, liest Auszüge aus dem Buch.

Eleonore de Felip, geboren 1967 in Bozen, Studium der Germanistik und Klassischen Philologie in Wien und Innsbruck. 2005 erschienen: Die Zumutung einer Sprache ohne alle Gewähr. Ilse Aichingers Szenen und Dialoge "Zu keiner Stunde" (Edition Brenner-Forum).


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Drei Leben

Donnerstag, 30. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Stefan Zweig
Drei Leben - eine Biographie.
Mit Oliver Matuschek

[Nahaufnahme]

"Meine drei Leben", so lautete Stefan Zweigs Arbeitstitel für sein großes Buch Die Welt von Gestern. Die Lehr- und Wanderjahre bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, die Erfolgsjahre des "Schriftstellerbetriebes" Stefan Zweig in Salzburg, schließlich die Exiljahre in Großbritannien, den USA und Brasilien - sie bilden die drei großen Blöcke in Stefan Zweigs Biographie.
Oliver Matuschek kann sich für seine Lebensbeschreibung auf eine Fülle neu zugänglicher Quellen, Forschungsergebnisse und bisher unbekannten Materials stützen. Er erzählt fesselnd das ausgefüllte Leben eines vom Erfolg verwöhnten Schriftstellers, das durch die Zeitläufe bedingt eine Wendung nimmt und tragisch im gemeinsamen Freitod mit seiner zweiten Frau Lotte in einer brasilianischen Kleinstadt endet. Überdies widmet sich Matuschek allgemeinen Fragen wie Stefan Zweigs Reisen, der Herangehensweise an die Stoffe seines Werks und dem Verhältnis Zweigs zu seinen Kollegen und Verlegern.
Oliver Matuschek, geboren 1971, Studium der Politologie und Neueren Geschichte. Mitautor mehrerer Dokumentarfilme zu historischen und politischen Themen. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt: Ich kenne den Zauber der Schrift. Katalog und Geschichte der Autographensammlung Stefan Zweig(2005).


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Europa überleben

Montag, 4. Dez., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Max Bläulich: Gatterbauerzwei
(Residenz 2006)
Lesung
Einführung und Gespräch: Bernhard Sandbichler

G atterbauerzwei, als Sklave nach Europa verschlepptes Mitbringsel einer Afrika-Expedition, sucht, seine Heimat Uganda. Er landet über Um- und Irrwege in Ungarn, geht vor die Hunde, wird schließlich aufgegriffen und soll im Haus des Grafen Pallavicini zum kultivierten, katholisch bekehrten Salondiener gemacht werden. Er lernt schnell, Umgangsformen, Kellnern, Deutsch – aber er lernt vor allem eines: zu hassen. Als in Serbien Thronfolger Franz Ferdinand ermordet wird und der Erste Weltkrieg losbricht, ist er auf seine neue Rolle gut vorbereitet: Er zieht in den Krieg – für einen fremden Kaiser, einen fremden Gott, ein fremdes Vaterland. Wie überlebt man Europa, den wilden Kontinent, den permanenten Krieg im Herzen der Finsternis? Max Blaeulich entwirft auf der Grundlage penibel recherchierten historischen Materials das Bild einer zutiefst verkommenen Gesellschaft: Europa, eine Kultur, deren Werte von rassistischer Arroganz und Profitgier pervertiert sind und die mit Pomp und Trara und über Leichen von einer Katastrophe in die andere stolpert.

Max Blaeulich, in Salzburg geboren, Kaufmannslehre, Studium der Germanistik und Kunstgeschichte. Tätigkeit als Antiquar und Mitarbeit bei verschiedenen Literaturzeitschriften. Als bildender Künstler Ausstellungen seit 1980. 2005 erschien sein Afrika-Roman Kilimandscharo zweimeteracht (2005) als Spiegelbild europäischer Geschichte.

Bernhard Sandbichler, geboren 1965, lebt in Innsbruck, Studium der Romanistik in Innsbruck 1996–2001 im Salzburger Residenz-Verlag tätig. Seit 2002 organisatorischer Leiter der Wiltener Sängerknaben. Publikationen zur Literatur der Gegenwart.


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Robert Walser

Dienstag, 12. Dez., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Robert Walser
Es spricht und liest: Bernhard Echte
(Leiter des Robert-Walser-Archivs)
Einführung: Michael Klein

[Nahaufnahme]

Robert Walser gehört zu den rätselhaftesten Schriftstellern seiner Zeit. Geboren 1878 in Biel. Seine ersten Gedichte, die 1898 erschienen, verschafften ihm den Zugang zu literarischen Kreisen. Nach Erscheinen seines ersten Buches, Fritz Kochers Aufsätze, rasch folgten nun seine drei Romane Geschwister Tanner (1907), Der Gehülfe (1908) und Jakob von Gunten (1909). Trotz eines Achtungserfolgs bei der Kritik konnte sich Walser im literarischen Leben der deutschen Hauptstadt Berlin, wo er seit 1905 lebte, jedoch nicht durchsetzen. Im Gefühl, gescheitert zu sein, kehrte Walser 1913 in seine Heimatstadt Biel zurück. Er mietete sich eine Dachkammer und schuf dort unter äußerst ärmlichen Bedingungen eine große Zahl von Kurzprosatexten, die zum Teil auch in Buchform erschienen. Als Hauptwerk dieser Zeit gilt die umfangreiche Erzählung Der Spaziergang (1918). Ab Anfang der zwanziger Jahre lebte er in Bern.
Infolge einer psychischen Krise geriet Walser Anfang 1929 gegen seinen Willen in die Psychiatrie, deren Rahmen er nie mehr verlassen konnte. 1933 von der Berner Klinik Waldau nach Herisau verlegt, gab er das Schreiben vollständig auf und lebte dort noch 24 Jahre als vergessener anonymer Patient. Er starb am Weihnachtstag 1956 auf einem einsamen Spaziergang im Schnee.

Bernhard Echte ist Leiter des Robert-Walser-Archivs in Z
Bernhard Echte beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Walsers Werk. Er ist Herausgeber zahlreicher Bücher Walsers. Er wird am Abend ein Portrait des Autors gestalten und aus dessen Texten lesen.


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Grenzräume

Dienstag, 19. Dez., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Daniele Benati: Cani dell'inferno
Einführung: Gerhild Fuchs
Deutsche Lesung: Katrin Bene
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Romanistik

In seinem zweiten, 2004 erschienenen Band Cani dell'inferno, aus dem der Autor lesen wird, verlegt Benati den Schauplatz in einen labyrinthischen Gebäudekomplex einer amerikanischen Universitätsstadt, deren irreale, teilweise fast utopistische, satirisch überzeichnete Darstellungsweise letztlich doch auch wieder Ähnlichkeiten mit der absonderlichen Ebenenlandschaft von Silenzio in Emilia aufweist. Beide sind als Grenzorte zwischen Leben und Tod gezeichnet, und in beiden Werken spielt die Todesthematik, die sich mit intertextuellen Verweisen auf Dantes Divina Commedia verbindet, eine wesentliche Rolle. Benatis Auseinandersetzungen mit dem Tod haben jedoch nichts Grüblerisches an sich, sondern schreiben sich direkt in den Handlungsverlauf der Geschichten ein und geben Anlass für eine überbordende, respektlose Komik, die freilich auch mit beklemmenden und beunruhigenden Situationen gepaart ist.

Daniele Benatis Poetik ist eine "Anti-Poetik" des einfachen, "natürlichen", an einem mündlichen Stil orientierten Erzählens, das sich bewusst gegen die Erwartungen und impliziten Anforderungen des zeitgenössischen Buchmarktes absetzt.
Cani dell'inferno liegt (als bislang einziges von Benatis Büchern) auch in der deutschen Übersetzung vor: Amerika gibt es nicht (Tisch 7 Verlagsgesellschaft, Köln 2005). Erst kürzlich erschien Benatis letztes Buch Opere complete di Learco Pignagnoli (Verlag Aliberti, Reggio Emilia).


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