Ludwig Laher:
Ixbeliebige Wahr-Zeichen?
Öffentliche Poetikvorlesung, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Germanistik
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Mittwoch, 5. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Lesung
Donnerstag, 6. Nov., 16–18 Uhr, 20–22 Uhr
und Freitag, 7. Nov., 10–12 Uhr, 14–16 Uhr
Literasturhaus am Inn
Poetik-Vorlesung
Ist Sprache lebender Organismus oder tote Materie? Läßt sich ihre schriftliche Wiedergabe von Zeit zu Zeit neu verordnen? Präskriptiv und exakt? Indem Entwicklungen nachvollzogen und Optionen akzeptiert werden? Was bleibt vom Disziplinierungsmittel „Rechtschreibfehler“ angesichts der Kraft des faktischen technischen Fortschritts (SMS, E-Mail, Blog usw.) und sich ständig ändernder Vorschriften? Von solchen Fragen führen Ludwig Lahers Überlegungen zu den persönlichen „Hausorthographien“ von Prosaschriftstellern als Teil ihres ästhetischen Programms. Laher befasst sich etwa mit Elfriede Jelinek, Kathrin Röggla, Raoul Schrott oder Peter Waterhouse und hat sich mit ihnen persönlich dazu ausgetauscht. Aber auch Goethe, Stifter, Kafka oder Uwe Johnson kommen zur Sprache. Ludwig Lahers Poetikvorlesungen erlauben tiefe Einblicke in die ästhetischen wie die literatursoziologischen Implikationen sprachlicher Zeichen.
Ludwig Laher, geboren 1955 in Linz. Studium der Germanistik, Anglistik und Klassischen Philologie. Lebt als freier Schriftsteller in Sankt Pantaleon.
Veröffentlichungen: Prosa, Lyrik, Essays, Hörspiele, Drehbücher, Übersetzungen sowie wissenschaftliche Arbeiten. Seine Bücher wurden/werden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Ludwig Laher:
IxbeliebigeWahr-Zeichen? Über Schriftsteller-„Hausorthographien“ und amtliche Regel-Werke. Einbegleitet von Elfriede Jelinek.
Essay (Studien Verlag 2008)
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Sog Sizilien
Eine Veranstaltungsreihe von Literaturhaus am Inn und Italien-Zentrum der Universität Innsbruck
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Donnerstag, 13. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Vincenzo Consolo:
Palermo. Der Schmerz
Lesung und Gespräch mit dem Autor sowie mit der Übersetzerin Maria E. BrunnerModeration: Anna Rottensteiner
Palermo. Der Schmerz:
eine schonungslose literarische und moralische Abrechnung mit dem Italien der letzten 60 Jahre. Das Bombenattentat von 1992 auf den Mafiaankläger Paolo Borsellino markiert den Endpunkt der langsamen Rückkehr des sizilianischen Schriftstellers Gioacchino Martinez in sein hassgeliebtes heimatliches Palermo. Über den Umweg Paris – wo er seinen exilierten, des Linksterrorismus angeklagten Sohn Mauro besucht – verabschiedet sich der Alte von der Industriemetropole Mailand und siedelt in die Hochburg der politischen Zweideutigkeit und der Mafia zurück.
Die Konfrontation mit seinem Sohn und die Vorwürfe der politischen Feigheit geben für den Schriftsteller, der nicht mehr schreibt, den Anstoß zur Überprüfung der eigenen Geschichte: die Mitschuld am Tod des Vaters durch den Verrat an deutsche Soldaten; die Flucht aus Sizilien in den Norden, um die Schuld zu vergessen und die Ehe zu retten, die Unerreichbarkeit seiner geliebten Frau in ihrer Depression. Consolo erzählt vielstimmig, andeutungsreich und jegliche Hoffnung verweigernd von schuldhafter persönlicher Verstrickung, vom Verlust gemeingültiger Wertehaltungen und vom Niedergang der politischen Eliten im Italien der Nachkriegszeit.
Vincenzo Consolo, geboren 1933 bei Messina auf Sizilien, Romancier und Essayist, lebt seit 1968 in Mailand. Sizilien bildet das Zentrum seiner Romane und Essays. Auf deutsch erschienen u.a.
Die Wunde im April.
Roman (1990),
Das Lächeln des unbekannten Matrosen. Roman (1996; beide: Suhrkamp),
Bei Nacht, von Haus zu Haus.
Roman (Folio 2005),
Retablo
(Folio 2005).
Maria E. Brunner, Autorin und Übersetzerin, geboren 1957 in Südtirol, Studium der Germanistik in Innsbruck, lebte sieben Jahre in Sizilien und Kalabrien; seit 2000 Professorin für Deutsche Literatur an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Buchpublikationen:
Berge Meere Menschen.
Roman (2004),
Was wissen die Katzen von Pantelleria.
Prosa (2006, beide: Folio).
Filmvorführungen in Kooperation mit dem
Otto-Preminger-Institut
Freitag, 14. November, Leokino,
Anichstraße 36, 20 Uhr
Sicilia! (Regie: Jean Marie Straub, Danièle Huillet, 1999, s/w, b/n, OmU)
Gedreht nach dem Roman Gespräch in Sizilien von Elio Vittorini aus den späten dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, in dem ein Mann seine Rückkehr nach Sizilien beschreibt, entwickelten Straub und Huillet ihre ganz eigene filmische Dynamik. Bestimmt von Komik, Groteske, dadaistischen Elementen ist Sicilia!, eine kostbare filmische Rarität.
Samstag, 15. November, Leokino,
Anichstraße 36, 20 Uhr
La terra trema (Regie: Lucchino Visconti, 1948, s/w, b/n, OmU)
La terra trema spielt in Aci Trezza, einem kleinen Fischerhafen nahe Catania. Der Film zählt zu den wichtigsten Filmen des italienischen Neorealismus und beruht auf dem Roman I Malavoglia von Giovanni Verga. Regisseur Luchino Visconti arbeitete ausschließlich mit Laiendarstellern aus der Umgebung.
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vermisst
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Mittwoch, 19. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Anna Kim:
Die gefrorene Zeit.
Roman
Lesung
Einführung: Christine Riccabona
Anna Kims neuer Roman Die gefrorene Zeit, angesiedelt im ehemaligen Jugoslawien, schildert das Leid und den Schrecken derer, die verlassen und zurückgeblieben auf der Suche nach vermissten Kriegsopfern sind. Die Ich-Erzählerin Nora dringt in das Leben und in die Welt der Kosovo-Albaner ein, in eine Welt voller ungeschriebener Gesten und Verbote. Dabei bedient sie sich einer ebenso sachlichen wie poetischen Sprache.
„Es tut wohl, dass Anna Kim ihre eindringliche Geschichte gründlich recherchiert hat, kenntnisreich berichtet sie, hat ihr Buch auf soliden Untergrund gebaut.
Die gefrorene Zeitist ein Buch, das einen frieren lässt ob der Brutalität menschlichen Tuns, es ist Anna Kims Leistung, den Leser mit all dem Leid und der Gewalt nicht alleine zu lassen. Mit Sicherheit eines der wichtigsten Bücher dieses Jahres.“ (Peter Landerl)
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BlätterRauschen
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Donnerstag, 27. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Blätter – Neue Belletristik bei iup. Bücherpräsentation.
Es lesen: Sabine Gruber, Sepp Mall, Ursula Moser, Georg Payr, Julia Pröll, Turi Werkner.
Begrüßung: Rektor Karlheinz Töchterle
und Vize-Rektor Tilmann Märk
Moderation: Birgit Holzner
Was wäre ein Bücherherbst ohne Blätterrauschen? innsbruck university press präsentiert anlässlich seines dreijährigen Bestehens die ersten drei Bände seines Belletristikprogramms: Die Idiomatik des international renommierten Tiroler Künstlers Turi Werkner, der darin neue, noch nie in einem Lexikon registrierte Reihen
„geschützter Titel“ und humorvolle, aber zugleich unmissverständlich gesellschaftskritische Wortspiele zusammenstellt, sowie zwei facettenreiche Anthologien. Die von Johann Holzner und Alois Hotschnig herausgegebene Anthologie Wechselnde Anschriften präsentiert neue Texte von bekannten Autorinnen und Autoren, die an der Universität Innsbruck gelehrt oder studiert haben: Sabine Gruber, Sepp Mall und Georg Payr werden aus ihren Texten lesen. Die Anthologie Fremde(s) schreiben – von Ursula Moser und Julia Pröll herausgegeben – bietet Streifzüge durch die frankophone „Welt-Literatur“ von Nancy Huston bis Andrei Makine und illustriert die Vielgestaltigkeit einer von den „Rändern“ bereicherten französischen Literatur. Die Herausgeberinnen werden aus der Anthologie lesen.
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Literarisch reisen
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Montag, 1. Dez., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
[A–CH]: Ilija Trojanow und Alex Capus
Lesung.
Einführung und Gespräch: Robert Renk
Ein grandioser Abschluss von [A–CH]: Ilija Trojanow und Alex Capus gemeinsam im Literaturhaus am Inn. Ilija Trojanow, Schriftsteller, Übersetzer, Verleger, 1965 in Sofia geboren, floh mit seiner Familie 1971 über Jugoslawien und Italien nach Deutschland, wo sie politisches Asyl erhielt. 1972 zog die Familie weiter nach Kenia. Von 1985-89 studierte Trojanow Rechtswissenschaften und Ethnologie an der Universität München. In München gründete er 1989 den Kyrill & Method Verlag, 1992 den Marino Verlag, die beide auf afrikanische Literatur spezialisiert waren. 1999 zog Trojanow nach Bombay, Indien, 2003 nach Kapstadt. Seit 2007 lebt Trojanow in Wien.
Nach Sachbüchern, Reiseführern und Anthologien über Afrika erschien mit
Die Welt ist groß und Rettung lauert überall
1996 sein erster Roman im Hanser Verlag. Es folgten neben Übersetzungen Reiseberichte über Bulgarien und Indien, eine Reportage über seine Pilgerreise nach Mekka und im letzten Jahr der Film
Vorwärts und nie vergessen. Ballade über bulgarische Helden. Zuletzt erschienen:
Der Weltensammler.
Roman (2006),
Der entfesselte Globus. Reportagen (2008, beide: Hanser).
Alex Capus, 1961 in Frankreich geboren, 1966 Übersiedlung in die Schweiz. Studium der Geschichte, Philosophie und Ethnologie in Basel, während des Studiums Journalist bei diversen Tageszeitungen, danach vier Jahre lang Inlandredakteur bei der Schweizerischen Depeschenagentur in Bern. 1994 veröffentlichte Capus im Eigenverlag seinen ersten Erzählband (
Diese verfluchte Schwerkraft), es folgten Kurzgeschichten, Romane und historische Reportagen, in denen Capus sorgfältig recherchierte Fakten mit fiktiven Erzählebenen verbindet. Alex Capus lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Olten. Zuletzt erschienen:
Patriarchen. Zehn Portraits
(2006),
Eine Frage der Zeit.
Roman (2007),
Himmelsstürmer. 12 Portraits(2008, alle: Knaus).
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Literarisch sezieren
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Donnerstag, 11. Dez., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Olga Flor:
Kollateralschaden.
Roman (Zsolnay 2008)
Lesung. Einführung: Sieglinde Klettenhammer
Eine Stunde am frühen Abend in und um einen Supermarkt. Lichter, Autos, Menschen. Eine Allegorie des Alltäglichen. In ihrem neuen Roman stellt uns Olga Flor eine Reihe von Personen vor, die auf den ersten Blick nichts miteinander verbindet: die 29-jährige Doris etwa, die hier regelmäßig und fast immer kalorienbewusst einkauft; den Rentner Horst, ehedem im Stadtbauamt tätig und nun für die Pflege seiner krebskranken Frau zuständig; Anton, einen Obdachlosen ... Im Takt der Minuten, auf eine Stunde verknappt, beobachtet die Autorin das Treiben, dem keiner unbeschädigt entkommt.
Ein packendes Stück Gegenwartsliteratur von analytischer Schärfe, „eine Groteske, mit der Olga Flor die Absurdität der Angststimmung in der Gesellschaft vor Augen führt.“ (Judith Brandtner)
Olga Flor, geboren 1968 in Wien, aufgewachsen in Wien, Köln, Graz. Studium der Physik. Lebt in Graz. Reinhard-Priessnitz-Preis 2003, Otto-Stoessl-Preis 2004. Buchpublikationen:
Erlkönig. Roman in 64 Bildern (Steirische Verlagsgesellschaft 2002),
Talschluss.
Roman (Zsolnay 2005).
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Literarisch sondieren
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Donnerstag, 18. Dez., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Ursula Krechel:
Shanghai fern von wo.
Roman (Jung und Jung 2008)
Lesung
Einführung und Gespräch: Johann Holzner
„Da steht sie mitten in einer Restaurantküche in Shanghai und walkt den Teig, als ginge es um ihr Leben, und das tut es auch. Ein Strudel soll es werden, ein süßer natürlich, aber dann füllt sie, was noch übrig ist, mit zartem Gemüse, und auf einmal hat sie der chinesischen Küche etwas hinzuerfunden, was niemand mehr missen möchte: die Frühlingsrolle.“ Franziska Tausig aus Wien ist eine von vielen, und am Ende waren es achtzehntausend Juden, die seit 1938 eines der letzten Schlupflöcher nutzen und im fernen fremden Shanghai überleben konnten. Sie kamen ohne Visum und Illusionen, und wenn sie in dieser überfüllten Stadt und dem feucht drückenden Klima zurechtkommen wollten, waren Erfindungsgabe und Tatkraft gefordert. Nicht jeder war, nach dem, was hinter ihm lag und vor ihm, dazu imstande.
Von denjenigen, die den Krieg dort überlebten, haben viele Zeugnisse hinterlassen. Ursula Krechel hat sie studiert, über Jahre, ist auch kleinsten Spuren nachgegangen, unternahm Reisen, stellte Fragen: nach Aufbruchsstimmung und Rückschlägen, heiteren und verschatteten Gemütslagen, nach politischem Engagement in der Emigration und der neuerlichen Verlorenheit nach dem Ende des Krieges. Atemberaubend vielstimmig, vielschichtig erzählt sie davon und spannt einen weiten erzählerischen Bogen, der den Leser in eine Welt bringt, die einem näher ist als erwartet.
Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier. Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. Erste Lyrikveröffentlichungen 1977. Lebt in Berlin. Zuletzt erschienen: I
n Zukunft schreiben
(2003), und
Stimmen aus dem harten Kern
(2005, beide: Jung und Jung).
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