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Eilige Novitäten
Eilige Novitäten – mit diesem in schreiendem Gelb gehaltenen Aufkleber versah ein Verlag das Paket mit den Leseexemplaren des heurigen Frühlings. Mittlerweile trudeln bereits die ersten Herbstprospekte ein. Eilig ist es wirklich geworden auf dem Buchmarkt, kaum bleibt einem die Zeit, die einen Prospekte durchzusehen, „ereilen“ einen schon die der nächsten „Saison“.
In unserem Schwerpunkt dieses Programmzyklus’ möchten wir „Novitäten“ unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten: einmal als ausgewählte, unserer Meinung nach herausragende Bücher dieses Frühlings von jungen Erzählern wie Clemens Berger, Lukas Langenegger oder Michael Stavariˇc. Wir möchten Ihnen aber auch „ganz junges“, frisches Schreiben am Abend mit Urban Comploj, Dorothee Elmiger und Oliver Kluck präsentieren. Die Drei kennen sich vom Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Andererseits sehen wir auch neue Ansätze wie eine verstärkte Tendenz unter den Autorinnen und Autoren, sich zu Gemeinschaften, Gruppen zusammenzufinden und so in einen erweiterten Schreibprozess einzutreten: Sabine Scholl und Lydia Mischkulnig, jede für sich ein literarisches „Feuerwerk“, lesen am Abend aus ihrem Gemeinschaftsprojekt, nachzulesen auf der Homepage www.tinternational.net
Eine „Novität“ finden Sie auch in unserem Inn-Lesebuch: das erste Büchlein, in dem Erzählungen des russischen Autors Aleksandr Churgin auf Deutsch in Buchform vorliegen. Übersetzt von einer Gruppe von Slawistinnen und Slawisten unter der Leitung von Christine Engel.
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Eilige Novitäten
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Freitag, 5. Juni, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Urban Comploj, Dorothee Elmiger, Oliver Kluck
Lesung: Dorf – einmal jung
Moderation: Gabi Wild
Wo fängt das Dorf an und wo hört es auf? In Inzing, Appenzell oder auf Rügen? Gibt es Neues zu berichten vom Landleben, von ruralen Ereignissen, wo steckt die Angst vor der Provinz? Was stellt das Dorf mit uns an? Unter dem Titel
Dorfunternehmen acht Autorinnen und Autoren einen Spaziergang durch ländliche Gebiete, sie denken nach über die Provinz, erkunden das literarische Hinterland und klettern auf einen Berg.
Urban Comploj aus Österreich, Dorothee Elmiger aus der Schweiz und Oliver Kluck aus Deutschland lesen ihre Texte aus der
Dorf-Anthologie, die in diesem Frühjahr erschienen ist.
Urban Comploj, geboren 1987, aufgewachsen in Inzing, studiert zurzeit am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL). Schreibt vorwiegend Prosa. Veröffentlichte in Anthologien und Zeitschriften. Preisträger einiger Literaturwettbewerbe.
Dorothee Elmiger, geboren 1985, aufgewachsen in Appenzell (Schweiz). Studiert nach einem abgebrochenen Philosophiestudium seit 2006 am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und zwischenzeitlich am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Veröffentlichungen unter anderem in
Bella triste. Zeitschrift für junge Literatur.
Zusammen mit Samuel Tyson ist sie Herausgeberin der Anthologie
Dorf. Lebt und arbeitet heute in Leipzig.
Oliver Kluck, geboren 1980 in Bergen auf Rügen. Seit 2006 Studium der Dramaturgie, Prosa und Essayistik. 2007 entstanden sein erstes Theaterstück (
Mut macht Mut) sowie die Erzählsammlung
Ein Himmel voller Bratschen,
2008 das Drehbuch
Ukrainische Verhältnisse.
Arbeit an einem Essay über die Generation Meese, Fortführung in einem Theaterstück zum Prinzip dieser Generation. Lebt seit März 2009 in Berlin.
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Eilige Novitäten
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Montag, 8.
Juni
, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Lydia Mischkulnig und Sabine Scholl
furioso feminile
www.tinternational.net
„Tinternational Textunternehmen Sabine Scholl & Lydia Mischkulnig“ – so ist auf der Startseite zum Projekt der beiden Autorinnen zu lesen. Und: „Wir, die Autorinnen, komponieren im Wechselgesang. Wir, Orpheus und Eurydike in einem zu zweit, springen über unsere Schatten. Wir eröffnen Ideen, indem wir Geschichten Stückeln – nicht Zerstückeln. Geschrieben werden darf alles, was in den Sinn kommt – beglaubigte und unglaubliche Sätze. Sprache ist das Werkzeug, um einander zu hören, zu verstehen, sich in eine Geschichte zu schwingen. Wer will, kann mitschwingen. Der Gewinn für den Leser liegt in der Möglichkeit, diese Entgrenzung mit zu leben. Die Unwahrheit ist den Menschen zuzutrauen. Die Welt ist, was der Unfall ist. Solipsismus ist eine Kraft, Solipsismus zu überwinden.“
Am Abend werden Scholl und Mischkulnig aus den Werken lesen, die aus dem gemeinsamen Schreibprojekt hervorgegangen sind. Bereits 3 Bände ihres 5-bändigen Monumentalwerks
Böhmische Bibel. Unheilige Schrift für Puppen
sind im Wieser Verlag erschienen.
Lydia Mischkulnig, geboren 1963 in Klagenfurt, lebt in Wien. Gastprofessur Japan 2008, Canetti-Stipendium 2007. Zuletzt erschienen:
Macht euch keine Sorgen. Neun Heimsuchungen(Haymon 2009).
Sabine Scholl, geboren 1959 in Grieskirchen, lebt nach Aveiro, New York, Chicago, heute als freie Autorin in Berlin. Lehrt an Universitäten, zuletzt Nagoya/Japan. Zuletzt erschienen:
Sprachlos in Japan. Notizen zur globalen Seele
(Sonderzahl 2006).
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Eilige Novitäten
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Donnerstag, 18.
Juni
, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Clemens Berger und Lorenz Langenegger
Lesung: Von Liebe und anderem (Un)Glück
Einführung: Christine Riccabona
Jede der fünf Erzählungen von Clemens Berger handelt von Menschen, die eine große Sehnsucht nach einem intensiveren Leben antreibt. Gehen sie ihrem Drang nach, ein Leben jenseits der Alltagserfahrungen zu erkunden, droht die Gefahr zu entgleisen. Die Erzählungen kreisen um Passionen, gespielte und wirkliche, und rücken die von ihnen Heimgesuchten in ein überscharfes, fast schon unwirkliches Licht. Das Geschehen steuert wie von selber auf eine erlösende Katastrophe zu; die Geschichten verfügen so über eine markante, überraschende Schlusspointe.
„Der Humor, die Doppelbödigkeit, die lapidare Sprache, auch die Zärtlichkeit gegenüber seinen Helden erinnern mich an einen großen Geschichtenerzähler des vergangenen Jahrhunderts, den Deutschen Johannes Bobrowski.“ (Erich Hackl)
Clemens Berger, 1979 geboren, lebt in Wien. Studium der Philosophie und Publizistik. Von ihm erschienen u.a.
Der gehängte Mönch
(2003),
Paul Beers Beweis
(2005) und
Die Wettesser
(2007).
Lorenz Langenegger erweist sich in seinem ersten Roman als ein höchst aufmerksamer Begleiter seines Alltags-Helden. Jakob Walter gehört zu den Unscheinbaren, sein Leben verläuft in geordneten Bahnen, und was ihm widerfährt, sind keine dramatischen Ereignisse. Eine kleine Abweichung von dieser Routine und mit der Selbstverständlichkeit ist es aus: Seine Frau fährt übers Wochenende zu ihren Eltern, seine Schildkröte ist gestorben, und jetzt beschäftigt ihn auch noch die Frage, weshalb er ausgerechnet in Bern lebt.
Walters Reise beginnt. Sie dauert drei Tage, führt ihn von Bern nach Locarno und wieder zurück, und darin steckt eine ganze Welt. Es sind die Momente der Verstörung, der Sehnsucht und des Trostes mit denen der Autor seinem Jakob Walter die Seele gibt, die dieser sich selber kaum zugestanden hatte.
Lorenz Langenegger, geboren 1980. Lebt und schreibt in Zürich. Er studierte Theater- und Politikwissenschaften, hat viele Theaterstücke geschrieben die erfolgreich aufgeführt wurden und ist Mitglied der Autorengruppe „Die Autören“.
Clemens Berger:
Und hieb ihm das rechte Ohr ab.
Erzählungen. (Wallstein 2009)
Lorenz Langenegger:
Hier im Regen.
Roman. (Jung und Jung 2009)
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Eilige Novitäten
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Montag, 22.
Juni
20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Michael Stavariˇc
Lesung: Neues von der Geschlechterfront?
Einführung: Erika Wimmer
Ein Mann, der Ich-Erzähler, liebt eine Frau, die mit einem anderen Mann zusammenlebt und mit ihm ein Kind hat, was nichts daran ändert, dass sie sich immer wieder treffen und nacheinander verzehren. Aber da gibt es auch noch die andere Frau, die den Ich-Erzähler vergöttert und alles für ihn tun würde, aber auch alles von ihm verlangt. In seinem vierten Roman Böse Spiele (2009, Beck) entwickelt Michael Stavariˇc ein ebenso kunstvolles wie packendes Arrangement, eine gleichzeitig durchaus realistische und doch geradezu bühnenartige Szenenfolge, die einen vollkommen in den Bann zieht. Der ewige Geschlechterkrieg wird mit originellen und wuchtigen Bildern bedacht; betörend, intelligent und mit großer emotionaler Kraft zieht einen Stavariˇcs Roman in den Abgrund der Liebe.
Michael Stavariˇc, 1972 in Brno geboren, lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer, Kolumnist und Kritiker in Wien. Neben zahlreichen Publikationen in Literaturzeitschriften veröffentlichte er zuletzt die Romane
stillborn
(2006),
Terminifera
(2007) und
Magma
(alle: Residenz 2008).
Michael Stavariˇc:
Böse Spiele. Roman. Beck 2009
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Tipp
32. Innsbrucker Wochenendgespräche vom 14. bis 17. Mai:
Lüge und Missverständnis
Autorinnen und Autoren: Bettina Balàka (Wien), Nora Bossong (Berlin), Jan Peter Bremer (Berlin), Rolf-Bernhard Essig (Bamberg), Zsuzsanna Gahse (Müllheim/ch), Christian Haller (Laufenburg/ch), Ulla Lenze (Köln), Klaus Merz (Unterkulm/ch), Lydia Mischkulnig (Wien), Matthias Politycki (Hamburg), Anna Ruchat (Pavia) und Christian Zehnder (Bern).
Näheres unter www.wochenendgespraeche.at
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