Literaturhaus am Inn

Programm März–April 2010

Lesungen und Gespräche

[ netz.werk ]

Platzhalter

Freitag, 5. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Regina Hilber , Robert Kleindienst , Gerhild Steinbuch

Im Zentrum von [   netz.werk   ] stehen intertextuelle und intermediale Vernetzungen zwischen Literatur und anderen Künsten sowie das Netzwerk der Autorin/des Autors selbst. Dieses Konzept wurde von StudentInnen der Komparatistik und der Germanistik entwickelt, die außerdem die Gestaltung der jeweiligen Veranstaltungen übernehmen werden.

Für diesen Abend wurden AutorInnen aus der Anthologie zeichensetzung . zeilen-sprünge – Junge Literatur in Österreich ausgewählt. Die Anthologie versteht sich als Querschnitt durch die Möglichkeiten, Literatur heute zu denken und zu schreiben.

Regina Hilber beschreibt in ihrem Text jeder.zeit zeitgenössische Kontexte aus Stadt und Land. Sie schildert Eindrücke, Blicke und Momente des Alltagslebens und lenkt die Aufmerksamkeit gezielt auf Nischen und Ränder.
Regina Hilber, Mitherausgeberin der Anthologie, geboren 1970 in Hausleiten/NÖ, wohnte lange Zeit in Tirol, lebt seit 2006 in Wien. Veröffentlichungen: Lyrikband Ich spreche Bilder (TAK, 2005 ) sowie in Anthologien und Literaturzeitschriften.

In seiner Lyrik spielt Robert Kleindienst mit traditionellen Bildern, Begriffen und Naturdarstellungen, indem er sie konstruiert, scheinbar nur um sie zu brechen. Seine Gedichte sind geprägt von Bildern, die er bewusst der Beschreibung entzieht, von der Infragestellung der Autorenschaft und intertextuellen Bezügen.
Geboren 1975 in Salzburg, studierte Germanistik, Pädagogik und Politikwissenschaft, lebt in Salzburg. Stadtschreiber von Kitzbühel 2007 . Veröffentlichungen: Beim Tode! Lebendig! Paul Celan im Kontext von Roland Barthes Autorkonzept (Königshausen & Neumann 2006 ), Später vielleicht. Roman (Skarabäus 2009 ).

In ihrem märchenhaft mystischen Prosatext Von einem schönen Dorf, das immer gern einen Mond gehabt hat baut Gerhild Steinbuch durch ihre bildhafte Sprache eine unheimliche Stimmung und kaum auszuhaltende Spannung auf.
Gerhild Steinbuch, geboren 1983 in Mödling/NÖ, studierte szenisches Schreiben in Graz. Arbeitete 2008 / 2009 als Hausautorin am Schauspielhaus Wien. Veröffentlichungen: Theatertexte Nach dem glücklichen Tag (UA Schauspielhaus Graz 2004 ), verschwinden oder Die Nacht wird abgeschafft (UA steirischer herbst 2007) und R. Destillat (UA Freischwimmer-
Festival 2008 ) sowie Prosa in diversen Anthologien und Literaturzeitschriften.

Regina Hilber, Thomas Ballhausen, Barbara Zwiefelhofer (Hrsg.): zeichensetzung. zeilen-sprünge. Junge Literatur in Österreich (Luftschacht 2009 )

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Gespräch


[ AusDruck ]



Donnerstag, 11. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Evelyne Polt-Heinzl und Günter Kaindlstorfer
 
Einstürzende Finanzwelten

Die Literaturwissenschaftlerin Evelyne Polt-Heinzl hat mit gewohnter Akribie die Literaturgeschichte des 20 . Jahrhunderts, von Joseph Roth über Peter Handke bis Kathrin Röggla und viele heute eher vergessene Literaten wie Otto Soyka oder Raoul Auernheimer durchforstet. So kann man bezüglich der aktuellen Wirtschaftskrise einiges lernen aus der Literatur der 1920 er Jahre, wo mit Kriegsschiebern, Inflationsgewinnlern, Hochstaplern und hunderttausenden Arbeitslosen die wirtschaftliche und sozialpolitische Deregulierung gewissermaßen Dauerthema war. Das Buch ist selbst „eine überraschend schnelle, analytische Reaktion auf den Einbruch des internationalen Finanzsystems, denn Polt-Heinzl arbeitet nicht nur heraus, „wie intensiv sich die Literatur mit ökonomischen Krisen auseinandersetzt, sie hat ihren Untersuchungsgegenstand in einen weiten soziologischen, kulturhistorischen und politologischen Kontext gestellt, der sich als überaus erhellendes Begleitbuch zur aktuellen Krise liest. Ein am Ende vielmehr politischer als literaturwissenschaftlicher Beitrag.“ (Gerhard Zeillinger, Spectrum/Die Presse)

Evelyne Polt-Heinzl, geboren 1960 . Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie in Salzburg und Wien, Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin. Zahlreiche Buchpublikationen, zuletzt: Bücher haben viele Seiten. Leser haben viele Leben ( 2004 ), Ich hör’ dich schreiben. Eine literarische Geschichte der Schreibgeräte ( 2007 , beide: Sonderzahl).

Günter Kaindlstorfer, geboren 1963 . Journalist, Fernsehmoderator, Literaturkritiker. Seit 1992 Kulturredakteur bei Ö1. Fernsehbeiträge für ORF und 3 sat. Initiator und Koordinator der ORF-Bestenliste.

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[ Montagsfrühstück.
Forum für strategische Langsamkeit ]






Eine Kooperation zwischen dem Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck


Unterstützt von: Rauchmühle & Brotbuben Lener
Montag, 15. März, 9-11 Uhr
Literaturhaus am Inn


Tasos Zembylas und Andrea Winkler
Kann man Kreativität messen?

Gespräch. Moderation: Martin Sexl

„Lassen Sie sich Zeit, aber tun Sie es schnell,
denn Sie wissen nicht, was Sie erwartet.“
{Jacques Derrida}

Überall werden notwendige Freiräume des Denkens kleiner, weil sich – auch in der Wissenschaft (der Universität) und der Kunst – die Spirale einer Logik des Verwert- und Verkaufbaren immer schneller dreht. Mit dem Montagsfrühstück wollen wir einen solchen Freiraum aufspannen und ein Forum schaffen, das sich mit der nötigen Langsamkeit der Reflexion grundsätzlicher Fragen und Probleme des Zusammenhangs von Literatur/Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft widmet. Das Montagsfrühstück findet ungefähr einmal im Monat statt und richtet sich an Studierende sowie an alle, die sich für den erwähnten Zusammenhang interessieren. Kaffee und Croissants sollen uns zur Langsamkeit verpflichten, ohne die Schärfe des Gedankens zu beeinträchtigen.

Die Auftaktveranstaltung der Reihe widmet sich der Frage nach Möglichkeit und Sinnhaftigkeit einer wissenschaftlich-empirischen Erhebung und Darstellung von literarischen Arbeits- und Schreibprozessen.

Andrea Winkler, geboren 1972 in Freistadt. Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien, wo sie als freie Schriftstellerin lebt. Zuletzt erschienen: Arme Närrchen ( 2006 ), Hanna und ich ( 2008 , beide Droschl).

Tasos Zembylas, Professor für Kulturbetriebslehre an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Publikation zum Thema (gemeinsam mit Claudia Dürr): Wissen, Können und literarisches Schreiben. Eine Epistemologie der künstlerischen Praxis (Passagen 2009 ).

 

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Lesung Montag, 15. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Andrea Winkler

In ihrem neuen Buch Drei, vier Töne, nicht mehr. Elf Rufe (Zsolnay 2009 ) setzt eine Figur elf Mal an, sich zu erinnern. Sie leidet an dem Verlust eines geliebten Menschen, an einer heftigen Verletzung und einem Abschied, der nicht stattgefunden hat. Gerade diese Erschütterung und die Angst, sich selbst verlorenzugehen, werden zum Motor ihrer Wege zurück. Egal, ob sie innehält in einem Park, eine Straße entlanggeht oder auf einer Schaukel sitzt, immer spricht sie mit dem Abwesenden, als wäre er noch hier und die Geschichte mit ihm könne noch einmal beginnen: „Kommen Sie näher und teilen Sie meine Verwirrung, die Lust auf ein Leben, das sich noch verspielen lässt, das Verlangen nach etwas Rätselhaftem.“

Andrea Winkler: Drei, vier Töne, nicht mehr. Elf Rufe (Zsolnay 2009 )

 

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Lesung und Gespräch

[ Diagnosen Panoramen ]
Montag, 22. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Clemens Berger
 
Einführung und Moderation: Gabi Wild, Xaver Schumacher

Sebastian muss sich nach dem Ende seines Philosophie-Studiums endlich etwas einfallen lassen, um ein „nützliches Mitglied des menschlichen Marktes“ zu werden. Um das erfolgreich umsetzen zu können, braucht es heutzutage Kreativität und die Bereitschaft zum Risiko. Er sei ein sensationeller Streichler, beruhigend und aufregend zugleich – findet jedenfalls Anna, seine Freundin. Als Sebastian anderthalb Jahre später wirklich zum Gewerbeamt geht, um in der Mondscheingasse ein Streichelinstitut zu eröffnen, stößt er schon bei der Anmeldung auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Dass wirklich Leute kommen und auch noch eine Menge Geld bezahlen, überrascht Sebastian fast selbst, wenngleich er sich eingestehen muss, dass Zielgruppe und Wunschgruppe nicht identisch sind und sich überhaupt plötzlich ganz ungeahnte Probleme auftun …

Clemens Berger, geboren 1979 in Güssing, aufgewachsen in Oberwart, studierte Philosophie in Wien, wo er als freier Schriftsteller lebt. Zahlreiche Preise und Stipendien, darunter zweimal das Österreichische Staatsstipendium für Literatur. Literarische Veröffentlichungen: Der gehängte Mönch . Erzählungen (edition lex liszt 2003 ), Paul Beers Beweis . Roman (Skarabaeus 2005 ), Die Wettesser. Roman (Skarabaeus 2007 ), Und hieb ihm das rechte Ohr ab .Erzählungen (Wallstein Verlag 2009 ).

Clemens Berger: Das Streichelinstitut . Roman (Wallstein 2009 )

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Lesung (zweiprachig)


In Kooperation mit dem Italienischen Kulturinstitut und dem Institut für Romanistik
Donnerstag, 25. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Fabio Bonafé
 
Le pecore impazienti (Verlag Curcu & Genovese, 2009 ), zu deutsch Die ungeduldigen Schafe von Fabio Bonafé vereint „ 75 Geschichten und ein Rezept“. Geschichten, die sich ineinander verflechten, voneinander entfernen und letztendlich in ihrer Gesamtheit einen einzigen, etwas bizarren Roman bilden, dessen Komposition an Bilder erinnert wie etwa jene von Pieter Bruegel dem Älteren, dem eine der Geschichten gewidmet ist. Das Buch hat nicht nur einen Protagonisten, sondern viele, so wie jedes Leben sich aus mehreren Personen und vielen kleinen Geschichten zusammensetzt. Jedes „Schaf“ hat seine Rolle, betritt die Bühne mit seinem Charakter und verlässt sie wieder, um seinem Abenteuer zu folgen. Bestimmte Schafe erscheinen mehrmals und führen jenen Wollfaden mit sich, der das Buch zusammenhält, den man aber, wenn man unaufmerksam ist, immer wieder verlieren kann.

Es ist auch ein Buch über das zwanzigste Jahrhundert, über dessen Ängste, Illusionen, Tragödien aber auch dessen Suche nach Sinn. Mit verhaltener Ironie, gleichzeitig unsicher und verloren, begegnen die Schafe den Wahrheiten der Vergangenheit und hauchen somit einem letztendlich politischen und religiösen Buch ihr Leben ein.

Fabio Bonafé, geboren 1948 in Marciola bei Florenz, Studium in Bologna, lebt in Bozen. Unterrichtete ca. 25 Jahre lang an deutschsprachigen Oberschulen zwischen Bozen und Meran. Lektor an der Universität Olomouc (Tschechien) und Innsbruck, Mitarbeiter der Tageszeitung Alto Adige .

Fabrizio Bonafé: Le pecore impazienti. Settantacinque storie
e una ricetta (Curcu & Genovese 2009 )

 

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Vortrag Dienstag, 13. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Sigrid Schmid-Bortenschlager
 
Shakespeares Schwestern
Zum Ausschluss der Künstlerinnen aus dem kollektiven Gedächtnis

Die Forschungen der letzten Jahre haben die historische Existenz von Künstlerinnen in allen Bereichen nachgewiesen. Der Widerspruch zwischen ihrer zeitgenössischen Präsenz und ihrer historischen Absenz kann nur durch strukturelle und kollektive Verdrängungsmechanismen erklärt werden. Im Bereich der Literatur ist es der mit der Romantik etablierte Begriff von Literatur selbst –
Genie, nationale Identität, Innovation –, der zu diesem Ausschluss führt. Sollen die Schriftstellerinnen den ihnen gebührenden Platz erhalten, so muss Literatur neu definiert werden.

Sigrid Schmid-Bortenschlager, geboren 1946 , Professorin (in Pension seit 2004 ) für neuere deutsche Literatur mit besonderer Berücksichtigung der Komparatistik in Salzburg; Gastprofessuren in Graz, Paris, Utrecht. Forschungsgebiete: Literatur von Frauen, Literaturtheorie, Avantgarde, österreichische Literatur des 20 . Jahrhunderts.

Publikationen (Auswahl): Eigensinn und Widerstand. Schriftstellerinnen der Habsburgermonarchie (gemeinsam mit Christa Gürtler, 1998 , Ueberreuter); Erfolg und Verfolgung. Österreichische Schriftstellerinnen 1918–1945 (gemeinsam mit Christa Gürtler, 2002 , Residenz), Österreichische Schriftstellerinnen 1800–2000. Eine Literaturgeschichte ( 2009 , Wissenschaftliche Buchgesellschaft).


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[ Dichtwerk ] Freitag, 16. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Nelly Sachs

Im Porträt von Christoph W. Bauer

Nelly Sachs, eigentlich Leonie Sachs, Tochter eines jüdischen Elternhauses, wurde 1891 in Berlin-Schöneberg geboren. Sehr früh kam sie mit den deutschen Klassikern in Berührung und begann mit siebzehn Jahren ihre ersten Gedichte im Stil des literarischen Impressionismus zu schreiben. Ihre Dichtungen wurden in den zwanziger Jahren in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. In den dreißiger Jahren setzte sich Nelly Sachs in ihren Werken mit dem wachsenden Faschismus in Deutschland und ihren jüdischen Wurzeln, dem Chassidismus und der Kabbala, auseinander. 1940 emigrierte sie zusammen mit ihrer Mutter und mit Hilfe der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf nach Schweden. Erst 1953 erhielt sie die schwedische Staatsbürgerschaft, lebte und arbeitete dort bis zu ihrem Lebensende. Ihre Reisen nach Deutschland, die erste 1960 anlässlich der Verleihung des Meersburger Droste-Preis für Dichterinnen waren traumatische Erfahrungen.

In der Nachkriegszeit schrieb Nelly Sachs mit einer hochemotionalen, herben, aber dennoch zarten Sprache über das Grauen des Holocaust. Im Jahr 1965 erhält sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, ein Jahr später gemeinsam mit dem israelischen Schriftsteller Samuel Josef Agnon den Nobelpreis für Literatur. 1970 starb Nelly Sachs in Stockholm.

 

Christoph W. Bauer, geboren 1968 , lebt in Innsbruck. Schreibt Lyrik, Prosa, Dramatik, Hörspiele, Essays und ist als Übersetzer und Herausgeber tätig.


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Lesung und Gespräch


[ AusDruck ]
Montag, 19. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Dirk Kurbjuweit  und  Joachim Zelter
 
Moderation: Robert Renk

Die Reihe [   AusDruck   ] beleuchtet den Wandel der Arbeitsplatzsituation in zeitgenössischen literarischen Texten. Wie reflektieren die Schreibenden die veränderten Bedingungen? Welchen Ausdruck finden sie für den Druck und die Zwänge, die immer stärker das Arbeitsleben definieren?

Dirk Kurbjuweit erzählt in seinen fünf Romanen, von denen drei verfilmt wurden, gut recherchiert und literarisch einfühlsam aufbereitet von Berufsfeldern wie von einem Privatdetektiv, der ehrbar bleiben will, von einem Zivildiener und Pazifisten, der ein Attentat verüben möchte oder vom Graphiker in einer Werbeagentur, der die retuschierten Leberflecke oder Schamhaare sammelt und unter Echolalie leidet. Seit 1999 Spiegel -Reporter und aktuell Leiter des Berliner Spiegel -Büros, weiß er einiges vom Beruf des Journalisten zu erzählen. Über die Diktatur der Ökonomie hat er ein lesenswertes Fachbuch verfasst.
Dirk Kurbjuweit, 1962 in Wiesbaden geboren, Studium der Volkswirtschaftslehre und Besuch der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft. Publikationen (Auswahl): Zweier ohne. Novelle ( 2001 ), Nachbeben . Roman ( 2004 ), Nicht die ganze Wahrheit . Roman ( 2008 , alle: Nagel & Kimche), Unser effizientes Leben. Die Diktatur der Ökonomie und ihre Folgen ( 2003 , Rowohlt).
Joachim Zelter hat in seinem zweiten Buch dem Lügen seine Würde zurück gegeben und danach fünf Bücher publiziert, die fast alle als Theaterstücke an deutschsprachigen Bühnen aufgeführt wurden. Er erzählt über das Dozenten-, Autoren-, Schauspielerdasein, über die Lebensqualität von ernsten Philosophen und charmanten Hochstaplern. Sein Theaterstück Vorstellungsgespräch sowie sein tragisch-aktueller Roman Schule der Arbeitslosen (ebenfalls erfolgreich als Theaterstück aufgeführt) geben besten Einblick in die Thematik der Reihe [   AusDruck   ] .

Joachim Zelter, 1962 in Freiburg im Breisgau geboren, Studium der Politikwissenschaft und Anglistik in Tübingen, lehrte dort und in Yale englische Literatur. Seit 1997 freier Schriftsteller. Prosa, Theaterstücke und Hörspiele. Publikationen (Auswahl): Die Würde des Lügens . Roman ( 2000 ), Die Lieb-Haberin . Roman ( 2002 ), Schule der Arbeitslosen . Roman ( 2006 ), How are you, Mister Angst . Roman ( 2008 , alle: Klöpfer & Meyer).


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Lesung


[ Premiere ]

Donnerstag, 22. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Helene Flöss , Wolfgang Hermann und
Birgit Unterholzner
 
i nnsbruck university press präsentiert die ersten drei Bände der edition laurin von Helene Flöss, Wolfgang Hermann und Birgit Unterholzner

Begrüßung: Rektor Karlheinz Töchterle
VR Tilmann Märk

Helene Flöss: Mütterlicherseits . Roman. Schon als Kind zieht Lilí verträumt die Erinnerungen mütterlicherseits wie einen geheimen Sack hinter sich her. Darin die Bruchstücke einer ihr nicht ganz geheuren Welt, der Schneiderstube ihrer Mutter, deren Überlebenswerkzeug die Nähmaschine ist. Helene Flöss macht einerseits aus der Perspektive eines Kindes, andererseits aus dem Blickwinkel alter, gebrechlicher Menschen sichtbar, was die Welt gern übersieht: Das scheinbar Unscheinbare, das oft identisch ist mit dem Wesentlichen. In einem Ton, der vielfach überlieferte Redensarten aufnimmt, durchbricht sie keineswegs nur die Grenzlinien zwischen dem Deutschen und dem Italienischen; in bild(er)dichter Sprache enthüllt sie die Poesie der Erzählungen von Menschen, die noch etwas zu erzählen haben.
Helene Flöss, geboren 1954 in Brixen, Südtirol, Lehramt für Technikerziehung, Mittelschullehrerin. Ab 1985 Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Anthologien und im Rundfunk. Seit 1991 freie Schriftstellerin. Nasses Gras ( 1990 ), Spurensuche ( 1992 ), Briefschaften (gemeinsam mit Walter Schlorhaufer, 1994 ), Dürre Jahre ( 1998 ), Brüchige Ufer ( 2005 ), Der Hungermaler ( 2007 , alle: Haymon).
   
Wolfgang Hermann: In Wirklichkeit sagte ich nichts. Erzählungen. „Ich spüre, wie die Nacht zögert. Schritt für Schritt weicht sie zurück. Eine Handbreite noch, und der Tag ist über die Schwelle“, heißt es am Ende der Erzählung Die Tunesische Nacht , in welcher der Erzähler versucht, dem Winter zu entkommen und – wie die meisten von Wolfgang Hermanns Figuren – ein Leben zu führen, das ihm ganz allein gehört. Wie der Protagonist der Erzählung Die Treppe , der sich nach langer Krankheit auf die Seite der „Zeitdiebe“ schlägt. Oder jener am Pariser Flughafen gestrandete Iraner, dem der Leser in Warte im Schatten auf mich begegnet. Es geht darin um nichts und doch um alles. Aus der Gleichzeitigkeit des Schönen und des Schrecklichen, dem ständigen Grenzgang zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit entwickeln diese Erzählungen ihre Kraft und ihre Zerbrechlichkeit.
Wolfgang Hermann, geboren 1961 in Bregenz, studierte Philosophie und Germanistik in Wien. Lebte u.   a. in Berlin, Paris sowie von 1996 bis 1998 als Universitätslektor in Tokio. Seit 1987 freier Schriftsteller. Das schöne Leben (Hanser 1988 ), In kalten Zimmern (Suhrkamp 1997 ), Fliehende Landschaft (Haymon 2000 ), Herr Faustini verreist (Deuticke 2006 ), Herr Faustini und der Mann im Hund (Deuticke 2008 ).

Birgit Unterholzner: Flora Beriot . Roman. In ihrer Goldschmiede entwirft Flora Beriot Schmuckstücke. Eines Tages kommt ein Mann Mitte vierzig in die Werkstatt und erklärt, er wolle ein Buch über sie, die Tochter des Malers Jakob Beriot, schreiben. Von der unerwarteten Nähe des Fremden angezogen, stellt sich Flora mehr und mehr den Irrungen der Vergangenheit. Die Wahrheit lässt sich kaum mehr finden, denn diese ist untrennbar verknüpft mit der Frage der Perspektive. Birgit Unterholzner erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte einer deutsch-italienischen Künstlerfamilie, eine Geschichte, die von Glanz und Verlust und einer außergewöhnlichen Liebe geprägt ist.

Birgit Unterholzner, geboren 1971 in Bozen, Südtirol, studierte Germanistik, Zeitgeschichte und Medienkunde in Innsbruck. 2001 – 2003 Theaterpädagogischer Lehrgang. Mittelschullehrerin für literarische Fächer und Fachberaterin für Theaterpädagogik. Studienaufenthalte in England. Bildungsreisen nach Namibia, Thailand und Mexiko. Lebt als freie Schriftstellerin in Bozen. Zuletzt erschienen: Die Blechbüchse (Skarabaeus 2006 ).

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[ Montagsfrühstück.
Forum für strategische Langsamkeit ]






Eine Kooperation zwischen dem Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck


Unterstützt von: Rauchmühle & Brotbuben Lener
Montag, 26. April, 9-11 Uhr
Literaturhaus am Inn

Anna Kim und Ingrid Böhler
 
Gefrorene Zeit: Vom Erinnern

Gespräch. Moderation: Martin Sexl

Gespräch zwischen der Autorin Anna Kim und der Historikerin Ingrid Böhler über die Frage nach unterschiedlichen Arten des Erinnerns und nach dem Zugang zu vergangenen Ereignissen in Literatur und Geschichte bzw. Geschichtswissenschaft.

Anna Kim, geboren 1977 in Südkorea. Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft in Wien. Veröffentlichungen seit 1999 . Zuletzt erschienen: Bilderspur ( 2004 ), Die gefrorene Zeit ( 2008 , beide Droschl).

Ingrid Böhler, geboren 1964 , Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Innsbruck, seit 1994 Universitätsassistentin am Institut für Zeitgeschichte. Forschungsschwerpunkte: österreichische Zeitgeschichte, Regionalgeschichte (Vorarlberg/Tirol), jüdische Geschichte, quantifizierende Geschichte, neue Medien in den Geschichtswissenschaften.

 

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Lesung




In Kooperation mit dem PEN-Club Tirol
Montag, 26. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Georges Perec: Anton Voyls Fortgang.

Es liest Johann Nikolussi

Einführung zu Leben und Werk des Autors: Doris Eibl

Georges Perec ( 1936 – 1982 ) wird zu den wichtigsten Vertretern der französischen Nachkriegsliteratur gezählt. Er war Mitglied der Oulipo-Gruppe, die, von Sprachartismus und Surrealismus geprägt, neue literarische Formen erprobte. In Anton Voyls Fortgang ( 1969 auf französisch erschienen, ins Deutsche 1986 übersetzt von Eugen Helmlé ) beschreitet Perec das Experiment, einen Roman ohne den Buchstaben „e“ zu verfassen.
Auszüge aus dem Nachwort des Übersetzers Eugen Helmlé sowie eine Leseprobe finden Sie im beiliegenden Inn-Lesebuch.

Doris Eibl, Assistentin am Institut für Romanistik, wird in ihrer Einführung auf die enge Verschränkung zwischen diesem sprachartistischen Experiment und den lebensgeschichtlichen Erfahrungen des Autors eingehen, der als Kind polnischer Juden Vater und Mutter verlor.

Georges Perec: Anton Voyls Fortgang. Roman. Herausgegeben und übersetzt von Eugen Helmlé (Zweitausendeins 1986 )

 

 

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