Verlagspräsentation
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Mittwoch, 6. März, 20 Uhr Literaturhaus am Inn Verlagspräsentation Verbrecher Verlag Enno Stahl und Jörg Sundermeier im Gespräch mit Lisa Astl und Theresa Krug
Im Rahmen der Praxiserfahrung des Literaturhauses am Inn
Wie wird man Verleger? Man tut einfach so, als wäre man einer. So begann zumindest die Geschichte des Verbrecher Verlags. Er wurde gegründet „um kein Verlag zu sein“. 1995 suchten die Literaturstudenten Werner Labisch und Jörg Sundermeier einen Weg, um für ihren privaten Lesegenuss an unveröffentlichte Manuskripte zu kommen – also gründeten sie einen Verlag. Mittlerweile betreibt Sundermeier dieses Unternehmen in Berlin alleine und hat über 150 Bücher veröffentlicht. Das Programm ist breit gefächert, der Schwerpunkt liegt auf Belletristik, zudem veröffentlicht der Verbrecher Verlag Sach- und Kunstbücher sowie eine Stadtbuch- und eine Filmliteratur-Reihe. Das Motto lautet: „Verbrecher Verlag – gute Bücher!“
Der 1970 in Gütersloh geborene Verleger Jörg Sundermeier ist selbst gieriger Leser, Autor und Herausgeber. Er schreibt als Journalist für die Berliner Zeitung und die taz. Eine Auswahl seiner besten Beiträge in der Jungle World sind in Buchform unter dem Namen Der letzte linke Student erschienen. In seinem Verlag war er Herausgeber für Veröffentlichungen wie Das Buch vom Klauen oder Das Buch vom Trinken. Qualität steht bei ihm an erster Stelle und so meinte er auch einmal: „Ich glaube schon, dass es Bücher gibt, für die keine Bäume hätten sterben müssen.“
www.verbrecherverlag.de
Enno Stahl, geboren 1962, Germanist und promovierter Italianist, war Mitglied beim Kunstpiraten-Kollektiv. Der Rheinländer ist bekannt für sein vielfältiges literarisches und künstlerisches Engagement. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift ZeilenSprung und organisierte Live-Literaturreihen sowie verschiedene Performance-Shows. Heute leitet er einen Literaturclub und nimmt selbst immer wieder an internationalen Literatur- und Performance-Festivals teil. Trash Me!, piratebrut! und Die Affenmaschine sind veröffentlichte Geschichten und Erzählungen, die bereits auf das kritische Potential des Autors hindeuten. Im Literaturhaus am Inn wird er aus seiner „wahnwitzigen Lektüre“ (Johannes Springer, skug), dem Roman Winkler, Werber lesen: „Ich schwöre, Sie werden zufrieden sein, davon bin ich überzeugt.“
http://ennostahl.de
Enno Stahl: Winkler, Werber. Verbrecher Verlag 2012
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Präsentation |
Freitag, 8. März, 11.30 Uhr Literaturhaus am Inn Präsentation eines neuen Frauenkulturmagazins durch Landesrätin Beate Palfrader
Auf Initiative der Tiroler Kulturlandesrätin erscheint erstmals ein Kulturmagazin von Frauen für Frauen. Das Magazin eröffnet interessante Einblicke in die Vielfalt des weiblichen Kunst- und Kulturschaffens in Tirol und stellt weibliche Lebenswelten vor. In Porträts werden Frauenleben nachgezeichnet und in Reportagen bzw. Essays auf unterschiedliche Lebensperspektiven hingewiesen. Historische Gegebenheiten finden ebenso Platz wie gegenwärtige Phänomene im Alltag, bei der Arbeit und in der Kunst – ein spannender Querschnitt.
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[Nahaufnahme] |
Freitag, 8. März, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Marlen Haushofer „Dabei wäre es möglich gewesen, anders zu leben“
Vortrag von Daniela Strigl Lesung ausgewählter Texte: Verena Mayr
Marlen Haushofer gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen der österreichischen Literatur nach 1945. Ihr eher stilles Wesen, ihre Verbundenheit mit der Familie und ihre Scheu, vor Menschen zu sprechen, führten die Schriftstellerin auf einen anderen Lebensweg als etwa ihre Zeitgenossin Ingeborg Bachmann, obwohl ihr jeweiliges Schaffen durchaus auf gleicher Ebene anzusehen sind. Schonungslos fasst Haushofer in ihrem Schreiben die Abgründe der bürgerlichen Existenz in Worte, sprengt in ihren Werken die Grenzen der Realität, ganz im Gegensatz zu ihrem „bodenständigen“ Leben.
Durch die Frauenbewegung in den 1980er Jahren neu entdeckt, wurde es anschließend wieder still um sie und ihr Werk, bis die Verfilmumg ihres wohl bekanntesten Romans Die Wand durch Julian Pölsler im Jahr 2012 die Schriftstellerin erneut in den Blick und das Interesse eines großen Publikums rückte.
Anlass für das Literaturhaus, im Rahmen der Reihe [Nahaufnahme] Daniela Strigl, die im Jahr 2000 eine eindrucksvolle Biographie zu Haushofer vorlegte, einzuladen, um sich mit dem Werk und dem Leben der Schriftstellerin auseinanderzusetzen.
Daniela Strigl, geboren 1964 in Wien, Studium der Deutschen Philologie, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft, Assistentin am Institut für Germanistik an der Universität Wien. Aufsätze zur österreichischen Literatur. Essayistin, Literatur- und Theaterkritikerin. 2001 Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik, seit 2003 Mitglied der Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises.
Daniela Strigl: „wahrscheinlich bin ich verrückt …“ Marlen Haushofer – die Biographie. Claassen 2000
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Lesung |
Dienstag, 12. März, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Robert Kleindienst und Ulrike Ulrich
Moderation: Gabriele Wild
Simon Selander, der Protagonist des Romans Nicht im Traum von Robert Kleindienst, führt nach dem Tod seiner Frau ein einsames Leben. Es ist eine kleine, hermetische Welt, in der sich der Bibliothekar bewegt, mit vielen Schwarz- und wenigen Weißstellen, die vor allem aus bedrohlichen Schnee- und Eislandschaften bestehen. Selander wird häufig von Tagträumen und wahnhaften Vorstellungen heimgesucht, die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen. Nachts geschehen Dinge, die für ihn unerklärlich und zunehmend gefährlich sind. Sein Leben scheint gänzlich aus den Fugen zu geraten, bis schließlich sein dunkles Geheimnis ans Licht kommt.
Robert Kleindienst, geboren 1975 in Salzburg, Studium der Germanistik, Pädagogik und Politikwissenschaft. Stadtschreiber von Kitzbühel 2007. Verschiedene Auszeichnungen, u. a. Georg Trakl-Förderungspreis für Lyrik 1997, Rauriser Förderungspreis 2007, Österreichisches Staatstipendium für Literatur 2010. Zuletzt erschienen: Später vielleicht (2009, Skarabaeus).
In Ulrike Ulrichs Roman Hinter den Augen unterzieht sich eine Frau einer Untersuchung in einem Magnetresonanztomographen: Sie sieht verschwommen, ein möglicher Gehirntumor soll ausgeschlossen werden. In dieser knappen Stunde erzwungener Unbeweglichkeit auf sich selbst zurückgeworfen, schneiden ihre Gedanken analog zu den Aufnahmen des Gerätes, quer durch ihr bisheriges Leben. Fragen nach Verantwortung und Schuld, nach Vergebung und Sinnhaftigkeit kommen in sich überlagernden Schnittbildern zum Ausdruck. Ulrike Ulrichs kluger, sensibel gewobener Text wächst und verzweigt sich durch die Labyrinthe menschlicher Beziehungen und mündet fast beiläufig in ein Bekenntnis zur Selbstbestimmung und Lebensbejahung.
Ulrike Ulrich, geboren 1968 in Düsseldorf, Studium der Germanistik und Tätigkeit im Bereich Computerlinguistik, lebt in Zürich. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, für ihren Roman Hinter den Augen erhielt sie den Lilly-Ronchetti-Preis. Publikationen zuletzt: fern bleiben (2010, Luftschacht). www.ulrikeulrich.ch
Robert Kleindienst: Nicht im Traum. Roman. Edition Laurin 2013
Ulrike Ulrich: Hinter den Augen. Roman. Luftschacht 2013
Dieses Mal im Inn-Lesebuch unter http://literaturhaus.uibk.ac.at: Ein Auszug aus Ulrike Ulrichs Roman Hinter den Augen.
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[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit]
Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck |
Montag, 18. März, 9-11 Uhr Literaturhaus am Inn Familienkonstellationen Raoul Schrott und die Innsbruck liest-Autorin Margit Schreiner im Gespräch. Moderation: Martin Sexl
Sowohl Margit Schreiner als auch Raoul Schrott beschäftigen sich in ihren Büchern mit Familienbeziehungen und –konstellationen. Während Margit Schreiner in ihrem Buch „Die Tiere von Paris“ aus weiblicher Sicht die Berufstätigkeit als Alleinerzieherin sowie die Mutter-Tochter-Beziehung in den Mittelpunkt stellt, nimmt Raoul Schrott in „Das schweigende Kind“ die männliche Perspektive ein, jene eines Vaters, dem die Entwicklung einer Beziehung zum eigenen Kind verwehrt wird. Beide bringen zusätzliche Ebenen ins Spiel: Margit Schreiners Roman, der an unterschiedlichen Schauplätzen wie Paris, Tokio, Wien und Italien angesiedelt ist, streift ein weites Panorama unterschiedlicher Lebensentwürfe; Raoul Schrott kombiniert die Thematik mit jener eines Künstlers in der Krise.
Schreiner und Schrott schildern die Thematik von Mutter-Vater- und Kindbeziehungen aus unterschiedlichen, beinahe konträren Standpunkten. Die Leseerfahrungen von Margit Schreiner und Raoul Schrott mit dem jeweils anderen Buch können spannende Impulse zum Gespräch geben.
Darüber hinaus soll diskutiert werden, welche erweiterten und erweiternden Zugänge jenseits einer identifikatorischen und therapeutischen Lektüre durch die Einbettung der Thematik in weitere Kontexte ermöglicht werden und inwieweit formal und stilistisch Klischees und Vorurteile sowie Schuldzuweisungen und Schwarz-Weiß-Denken aufgebrochen werden können.
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Lesung
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Montag, 18. März, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Raoul Schrott: Das schweigende Kind. Roman. Hanser 2012 Margit Schreiner: Die Tiere von Paris. Roman. Schöffling 2011
In seinem Roman Das schweigende Kind greift Raoul Schrott das kontroversiell diskutierte Thema des Kampfes von Vätern um ihre Kinder auf. Ein Mann sitzt in einem Sanatorium an der Grenze der Schweiz. Er erzählt seiner Tochter die Umstände, die zum Tod ihrer Mutter führten. Immer tiefer in seine Vergangenheit eintauchend, zeichnet er Seite für Seite ein Mosaik seines Lebens auf: seine Karrie-re als Maler, der Auftrag, einen Katalog von Sternbildern zu erstellen, die Zerrüttungen bei der Geburt der Tochter. Raoul Schrotts dichte Erzählung über Gewalt, die Liebe zu einem Kind, Paradiese und Sünde ist ein erschütterndes Zeugnis, das die Geschichte eines großen Verlusts unter vielen Blickwinkeln nachzieht.
Bei Margit Schreiners Roman Die Tiere von Paris handelt es sich um die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die sich nicht nur mit der Bewältigung des unmittelbaren Alltags abzumühen hat, sondern auch mit ihrer zerbrochenen Beziehung zum Vater des Kindes und, vor allem, mit dem Vater selbst. Das Thema des Buches – Patchworkfamilien und unterschiedlichste Partnerschaftsmodelle – ist hochaktuell und war ein Grund für die Wahl des Buches. Ausgewählt wurde das Buch auch deshalb, weil dessen Aktualität nicht sosehr mit schnell verwertbaren Hypes urbaner Gesellschaften zu tun hat, sondern mit den alltäglichen und problemtischen Fragen zwischenmenschlichen Zusammenlebens, die immer wieder neu gestellt werden müssen, was – und auch hier beweist das Buch seine Qualität in der Schilderung – mit der Notwendigkeit einhergeht, alternative Formen von Abschied, Trennung und Erinnerungsarbeit zu entwickeln. (Auszug aus der Begründung der Juryentscheidung durch den wissenschaftlichen Leiter Univ.-Prof. Dr. Martin Sexl)
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Lesung und Gespräch |
Donnerstag, 11. April, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
[ Im Fokus: Russland ] * Mit Zakhar Prilepin und dem Übersetzer Erich Klein Moderation: Andrea Zink (Institut für Slawistik)
Mit Sankya knüpft Zakhar Prilepin an den sozialrealistischen Roman Mutter von Maxim Gorki an und kritisiert bestehende Verhältnisse und zeigt drastisch die Dynamik der politischen Radikalisierung und die fatalen Folgen von Gewalt. Sankya, der jugendliche Held der Geschichte von Revolte, Liebe und Verrat, ist Mitglied einer militanten regimekritischen Gruppierung. Nach heftigen Krawallen in Moskau ist ihm die Sicherheitspolizei auf der Spur. Er flieht aufs Land und lebt vom spärlichen Gehalt der Mutter, die unter schlechtesten Bedingungen in einer Fabrik arbeitet und dem Leben ihres Sohnes völlig verständnislos gegenübersteht. Bald glaubt Sankya sich sicher und nimmt wieder Kontakt mit seiner Freundin auf – doch er gerät in einen Hinterhalt und wird verhaftet. Im Gefängnis wird er Opfer von Folter und Erniedrigung. Was Spiel war, ist plötzlich blutiger Ernst.
Zakhar Prilepin ist einer der erfolgreichsten und zugleich umstrittensten russischen Autoren der Nuller-Jahre. Geboren 1975 in Zentralrussland, studierte er Linguistik in Nischni Nowgorod, wo er auch lebt. Nach dem Studium mehrfacher Kriegseinsatz in Tschetschenien als Soldat der Innenministeriumstruppen (1996/99); neben der darauf folgenden Arbeit als Journalist Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit. Verfasser von vier Romanen – Patologii (2004), Sankya (2006), Grech (2007), Tschornaja obesjana (2011), mehreren Erzählbänden und Essaysammlungen; Verfasser einer Biographie des Autors Leonid Leonow (2010), Herausgeber etlicher Anthologien und Sammelbände. Seine Bücher wurden u. a. mit dem russischen Booker-Preis (2011) sowie dem SuperNatsbest (Buch des Jahrzehnts, 2011) ausgezeichnet. Einige seiner Erzählungen und Romane wurden verfilmt oder dramatisiert. 2010 unterzeichnete er den offenen Brief der Opposition „Putin muss abtreten!“ Zakhar Prilepin ist Herausgeber der Nowaja Gazeta – Nischnij Nowogorod und Chefredakteur des Internetportals Swobodnaja Pressa.
Erich Klein, geboren 1961 in Altenburg /NÖ, Übersetzer und Publizist, Redakteur der Literaturzeitschrift Wespennest, regelmäßige Beiträge für Ö1. Organisation von Literaturveranstaltungen. Zahlreiche Publikationen über Russland und den slawischen Raum sowie Übersetzungen aus dem Russischen, u. a. Olga Sedakova, Alexander Pjatigorskij, Dmitrij Prigow.
Zakhar Prilepin: Sankya. Roman. Aus dem Russischen von Susanne Macht und Erich Klein. Matthes und Seitz 2012
* In dieser neuen Veranstaltungsreihe legen wir den Fokus auf Literatursysteme in anderen Ländern und Kulturkreisen: Der Blick auf ein anderes literarisches System revidiert die Sicht auf die Situation im eigenen Land. Expertinnen und Experten und fremdsprachige Autorinnen und Autoren berichten in dieser Reihe über die Literaturbetriebe anderer Länder.
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Lesung und Gespräch |
Donnerstag, 16. April, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Iris Hanika und Gustav Ernst
Moderation: Robert Renk
Tanzen auf Beton trägt den Untertitel Weiterer Bericht von der unendlichen Analyse. Die Autorin Iris Hanika führt auf ihrer Homepage aus: „der Lebensroman. Zugleich Essay, Bericht, Feuilleton und Chronik. Es kommen Led Zeppelin und Muddy Waters vor, aber auch Schostakowitsch und der Berghain, es spielt in Berlin, aber auch in Shanghai, Paris, Mainz, Frankfurt und Tel Aviv. Es geht um Musik, die Unerträglichkeit der Gegenwart und um die Liebe (sowieso). Besser: es geht darum, endlich zu begreifen, warum die Liebesversuche fortwährend scheiterten. Begriffen wird das nach dem Scheitern des letzten Liebesverhältnisses. Das war besonders bizarr. Es war aber offenbar nötig, um endlich das Grundproblem zu begreifen, die Struktur. Das Mittel zum Begreifen ist die Psychoanalyse, die unendlich fortgeführt wird (und die Zeit zum Begreifen ist das ganze Leben). Als Hilfsmittel erweisen sich die Liebe zu Russland und zu Heavy Metal. Es ist ein wüstes Buch geworden.Gerade so eins, wie ich’s mir immer erträumte.“ Ein spannendes, lesenswertes Unterfangen, wie wir meinen.
Iris Hanika, geboren 1962 in Würzburg, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und der Germanistik in Berlin, wo sie seit 1979 lebt. Seit den 1990er Jahren Veröffentlichungen, bis 2002 Mitarbeiterin bei den Berliner Seiten und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 2006 erhielt sie den Hans-Fallada-Preis.
Publikationen (Auswahl): Katharina oder Die Existenzverpflichtung. Erzählung (1992, Fannei & Walz), Das Loch im Brot. Chronik (2003), Musik für Flughäfen. Kurze Texte (2005), Die Wette auf das Unbewußte oder Was Sie schon immer über Psychoanalyse wissen wollten (mit Edith Seifert, 2006, alle: edition suhrkamp), Treffen sich zwei. Roman (2008), Das Eigentliche. Roman (2010, beide: Droschl)
www.iris-hanika.de
Von den glücklichen und weniger glücklichen Tagen einer Familie erzählt Gustav Ernsts Roman Grundlsee: Jedes Jahr verbringen John, Bella und Lili wohlbehütet einen schönen Sommer mit ihren Eltern am Grundlsee. An der Tagesordnung stehen die üblichen Quengeleien und liebevollen Querelen. Noch weiß keiner von ihnen, welche Herausforderungen das Leben für sie bereithält – doch holen sie diese schneller und heftiger ein, als sie ahnen können. Gustav Ernst erzählt eine Familiengeschichte über drei Generationen hinweg. Mit feinem Sensorium für das Zwischenmenschliche macht er die Bestimmungslinien und Unwägbarkeiten einer Familie sichtbar und zeigt, was passiert, wenn eintritt, womit jeder rechnen muss: mit dem Fortschreiten der Zeit, ihrer Gelassenheit, ihrer Unerbittlichkeit – unschlagbar lakonisch wie das Leben selbst.
Gustav Ernst, geboren 1944 in Wien, wo er als Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor lebt. Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik. Seit 1997 Herausgeber der Literaturzeitschrift kolik gemeinsam mit Karin Fleischanderl, mit der er seit 2005 die Leondinger Akademie für Literatur leitet. Verfasst seit 1970 Essays, Romane und Theaterstücke, zuletzt erschienen u. a. Die Frau des Kanzlers. Eine Rede (2002, Sonderzahl), Tollhaus. Dialoge, Szenen, Kleine Stücke (2007, Sonderzahl), Grado. Süße Nacht (2004, Deuticke), Beste Beziehungen. Roman (2011, Haymon).
Iris Hanika: Tanzen auf Beton. Roman. Droschl 2012
Gustav Ernst: Grundlsee. Roman. Haymon 2013
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Auftakt-Lesung |
Dienstag, 23. April, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Andrea Winkler
Lina ist überglücklich: Sie wurde am „Institut für Gedankenkunde und Verstehen“ aufgenommen. Und wird so ihrem Wunsch einen Schritt näherkommen, das eigene Denken und Verstehen immer zarter und feiner werden zu lassen. Glaubt sie. Doch in Andrea Winklers Roman ist nichts, wie es scheint: Am Institut geht es offenbar um etwas ganz anderes als um Bildung. Die Sätze der Lehrenden sind voller Widersprüche, voller Ängste, und diejenigen, welche die Macht haben zu sprechen, wissen nicht, was sie sagen.
Andrea Winkler wurde 1972 in Freistadt geboren. Sie studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien, wo sie als freie Schriftstellerin lebt. Zahlreiche Preise (u. a. Abraham Woursell Award, Förderungspreis der Republik Österreich). Bücher: Arme Närrchen (2006), Hanna und ich (2008, beide: Droschl), Drei, vier Töne, nicht mehr (2010) und König, Hofnarr und Volk (2013, beide: Zsolnay).
Andrea Winkler: König, Hofnarr und Volk. Einbildungsroman. Zsolnay 2013
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Poetik-Vorlesung |
Donnerstag, 25., Freitag 26. April jeweils 14-19 Uhr Geiwi-Turm 9. Stock, Seminarraum 9, 40901
Andrea Winkler - „Ich weiß, wo ich bin.“
„(...) Wir können das alles – auch Worte verwenden, die keine Wirklichkeit geben, sondern Wirklichkeit nehmen, und ein Mensch werden, der nicht einmal bemerkt, dass er keine Verbindung zu seiner Geschichte hat und dem alles fehlt, was er zu verlieren, was er abzustreifen wünschen könnte. Leider können wir das. Aber wir könnten auch etwas anderes, zum Beispiel irgendwann durch die Nacht streifen und einem andern begegnen, der uns eine Frage stellt oder dem wir eine Frage stellen, je nachdem, und eine Geschichte erzählen, die „mich“ rechtfertigt, in dem Sinn, dass sie eine Wunde, ja, „meine“ Verwundbarkeit berührt. Auch das ist möglich – so wie es möglich ist, aus der Vorstellung Wirklichkeit zu gewinnen, eine tiefere Wirklichkeit, als wir haben.“
Im Zwiegespräch mit kleinen Sprechszenen aus verschiedenen Texten (von Fjodor M. Dostojewski bis Ilse Aichinger) geht die Schriftstellerin der Frage nach, wie und wodurch Literatur „wirklich“ wird.
Die Poetik-Vorlesung von Andrea Winkler erscheint im Herbst 2013 im Klever-Verlag unter dem Titel Ich weiß, wo ich bin. Betrachtungen zur Literatur.
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[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit]
Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck |
Montag, 29. April, 9-11 Uhr Literaturhaus am Inn „Wieso schreiben sie? Nicht in muttersprache …“ Autobiographisches Schreiben und Sprachwechsel Dragica Rajcˇic´ und Birgit Mertz-Baumgartner im Gespräch Moderation: Eva Binder
„Nicht in muttersprache“ dieses Zitat von Dragica Rajcˇic´ verdeutlicht schon die Fragen dieses Montagsfrühstücks: Welche Rolle spielen autobiographisches Schreiben und Sprachwechsel im Kontext der Migrationsliteratur? Welche sprachlichen und literarischen Ausdrucksweisen ergeben sich daraus? Unter welchen Gesichtspunkten wird „Migrationsliteratur“ in Österreich poetologisch eingeordnet? Wird ein Unterschied gemacht zwischen den Texten von Autoren und von Autorinnen? Spielt das jeweilige Herkunftsland eine Rolle? Diese und andere Fragen diskutieren die Schriftstellerin Dragica Rajcˇic´ und die Literaturwissenschaftlerin Birgit Merz-Baumgartner (gemeinsam mit Eva Binder Herausgeberin von Migrationsliteraturen in Europa, iup 2012).
Dragica Rajcˇic´, geboren 1959 in Split (Kroatien), lebt seit 1978 (mit Unterbrechungen) in der Schweiz, nach dem Studium der Soziokultur als freie Schriftstellerin und Lehrbeauftragte für literarisches Schreiben in Zürich. Sie begann 1970 mit dem Schreiben, zuerst auf kroatisch. Für ihre deutschsprachigen Lyrikbände erhielt sie mehrere Auszeichnungen, u. a. den Adalbert-von-Chamisso-Förderpreis und den Lyrikpreis der Stadt Meran. Bücher (Auswahl): Halbgedichte einer Gastfrau (1986 und 1994), Nur Gute kommt ins Himmel (1994), Post bellum (2000), Buch von Glück (2004, alle: edition 8), Warten auf Broch. Text über Text (2011, Studienverlag).
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