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Achtung zur Zeit dieser Veranstaltung ist das Literaturhaus nur bis zum 7. Stock mit dem Lift erreichbar. Für die letzten 3 Stockwerke bitte den Wegweisern im Stiegenhaus folgen!
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Lesung
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Donnerstag, 7. November, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Ein Kosmos weiblicher Lebensgeschichten Birgit Unterholzner Einführung: Anna Rottensteiner
Birgit Unterholzner verknüpft in ihrem neuem Roman die Lebensfäden unterschiedlichster Frauen: Marilena lebt ihr bürgerliches Leben in einer Kleinstadt, in der sie sich nicht zuhause fühlt; mit ihrem Sohn Leo verbindet sie eine tiefe Beziehung, und widerwillig pflegt sie ihre Tante Regine, eine mürrische alte Frau; Lelee, die Äthiopierin, hat auf ihrer Flucht nach Europa das Teuerste verloren, was sie hatte, und doch gibt sie nicht auf. Allen ist gemeinsam, dass sie Träume haben, Träume, die um ihre Geheimnisse, Hoffnungen und Sehnsüchte kreisen.
Jeder ihrer Figuren begegnet Unterholzner mit Zuneigung und Respekt und findet für sie die ihr eigene Sprache. Und so entsteht ein Kosmos weiblicher Lebensgeschichten aus einem spannungsreichen Bogen heraus, geschrieben „mit einer Leichtigkeit und Präzision, die eindrücklich und verzaubernd zugleich sind“ (Karin Berndl, Literaturhaus Wien).
Birgit Unterholzner, geboren 1971 in Bozen, Südtirol, studierte Germanistik, Geographie und Medienkunde in Innsbruck. Mehrjährige Lehrgänge in den Bereichen Theaterpädagogik und Forumtheater. Mittelschullehrerin für literarische Fächer. Bildungsreisen nach Mexiko, Indien, Thailand, Namibia und in die Sahara. Lebt als freie Schriftstellerin in Bozen. Zuletzt erschienen: Die Blechbüchse. Erzählungen (Skarabäus, 2006), Flora Beriot. Roman (edition laurin, 2010), Lilo im Park (Bilderbuch, luftschacht, 2013).
www.birgitunterholzner.com
Birgit Unterholzner: Für euch die ihr träumt. Roman. edition laurin 2013
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Lesung und Gespräch |
Mittwoch, 13. November, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Der schreibende Flaneur Wilhelm Genazino Moderation: Gabriele Wild
Die typischen Genazino-Helden sind äußerlich angepasst, innerlich jedoch ist ihnen die Welt, in der sie leben, längst zu viel geworden. Sie sind Flaneure, die sich in ausgedehnten Spaziergängen durch die Stadt ihre eigene Welt zusammenreimen. In gewisser Weise sind sie Aussteiger aus einer Konsum- und Arbeitswelt, die sie zunehmend als absurd wahrnehmen. Mit wachsender Verzweiflung bemühen sie sich um etwas, das Genazino in Wenn wir Tiere wären als „die allgemeine Lebensersparnis“ bezeichnet hat, und die Flucht vor den Zumutungen des Alltags meint. In seinen Werken, die seit jeher eng mit der Stadt Frankfurt/M. verbunden sind, beschreibt der 2004 mit dem Georg-Büchner Preis ausgezeichnete Wilhelm Genazino die Misere des ganz normalen menschlichen Daseins. Dabei konzentriert er sich immer auf das Wesentliche und gerade diese unbestechliche Klarheit, in der die Lächerlichkeit, die (unfreiwillige) Komik, aber auch die Mangelhaftigkeit und Bedeutungslosigkeit des eigenen Daseins entlarvt werden, ist es, die den Lesenden nahe geht: „Sich in Genazinos Büchern wiederzuerkennen bedeutet, der eigenen Unzulänglichkeit ins Gesicht zu blicken.“ (FAZ, 22.1.2013)
Wilhelm Genazino liest aus seinen Werken Die Liebesblödigkeit (2005) und Wenn wir Tiere wären (2011). Ironisch, witzig und böse erzählt der Autor von einer Gegenwart, die jeden tagtäglich überfordert.
Wilhelm Genazino, geboren 1943 in Mannheim, lebt in Frankfurt/M. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis (2004) und dem Kleist-Preis (2007). Sein Werk erschien im Hanser Verlag, Publikationen (Auswahl): Mittelmäßiges Heimweh (2007), Das Glück in glücksfernen Zeiten (2009), Idyllen der Halbnatur (Essayband, 2012), Tarzan am Main. Spaziergänge in der Mitte Deutschlands (2013).
Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit. Roman. Hanser Verlag 2005
Wenn wir Tiere wären. Roman. Hanser Verlag 2011
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[Im Fokus: Litauen] |
Montag, 18. November, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Ein Abend über österreichisch-litauische Beziehungen in der Literatur mit Cornelius Hell und Sigitas Parulskis
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Österreich eine litauische Exilliteratur, vor allem in Innsbruck, wo Henrikas Nagys (1920–1996), einer der bedeutendsten litauischen Lyriker, von 1945 bis 1949 studierte, 1946 im Eigenverlag seinen ersten Gedichtband herausgab und 1949 mit der Arbeit „Georg Trakls Weg vom Impressionismus zum Expressionismus“ dissertierte. Erst in jüngster Zeit ist in Litauen ein sensationeller Fund aufgetaucht: das handschriftliche Tagebuch von Henrikas Nagys aus dem Jahr 1945. Für das Dossier des aktuellen Heftes von Literatur und Kritik hat Cornelius Hell einen Auszug daraus übersetzt und die wichtigsten Essays, Briefe, Tagebuch-Aufzeichnungen und Gedichte litauischer AutorInnen ausgewählt, die sich seit den 1920er Jahren in Österreich aufgehalten haben.
Sigitas Parulskis, Lyriker, Dramatiker, Romanautor, Kritiker und Essayist, geboren 1965 in einem litauischen Dorf, lebt in Vilnius. 2009 erschien auf Deutsch sein Roman Drei Sekunden Himmel (Claasen Verlag), in dem er die Erfahrungen bei den Luftlandetruppen der sowjetischen Armee in den 1980er Jahren verarbeitet. Ein weiteres Thema seines Schreibens ist die Ermordung der litauischen Juden während der deutschen Okkupation. Parulskis gilt als einer der wichtigsten Autoren Litauens, sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet (z.B. Litauischer Staatspreis für Literatur 2004) und in elf Sprachen übersetzt. Er hat sich als Stipendiat in Wien und als Stadtschreiber in Salzburg aufgehalten sowie 2009 an der Kulturhauptstadt-Veranstaltungsreihe „Linz liest Vilnius“ teilgenommen. In einem Dokumentationsfilm hat sich Parulskis auch mit Henrikas Nagys auseinandergesetzt.
Cornelius Hell, Übersetzer, Autor und Literaturkritiker, geboren 1956, zahlreiche Übersetzungen aus dem Litauischen (Lyrik, Prosa, Theater), Lehraufträge über litauische Literatur und Kultur an den Universitäten Salzburg, Wien und Klagenfurt. 2004 Preis des litauischen Schriftstellerverbandes für Lyrik-Übersetzungen und Orden für Verdienste um die Republik Litauen, 2010 Hieronymus-Preis des Verbandes der Literaturübersetzer und des Kulturministeriums der Republik Litauen. Herausgeber der Anthologien Meldung über Gespenster. Erzählungen aus Litauen (Otto Müller 2002) und Europa erlesen: Vilnius (Wieser 2009) sowie Autor von Der eiserne Wolf im barocken Labyrinth. Erwachendes Vilnius (Picus 2009), Lesereise Budapest. Der frivole Charme der Brückenstadt (Picus 2012) und Lesereise Ungarn. Donaublick und Pusztatraum (Picus 2013).
[ In dieser Veranstaltungsreihe legen wir den Fokus auf die Literatur und literarische Systeme in anderen Ländern und Kulturkreisen. ]
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Lesung und Gespräch |
Donnerstag, 21. November, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Augenblicke verdichtet Elisabeth Reichart Moderation: Erika Wimmer
Elisabeth Reichart entdeckt in ihrem Gedichtband In der Mondsichel und anderen Herzgegenden das Genre der Lyrik für sich. Die poetische Sprache ihrer Romane und Erzählungen verdichtet sich hier zu Augenblicken der Schönheit, der Liebe, zu Träumen und der Trauer über ihren Verlust. Zeit und Entfernung verschwinden in dieser Lyrik, die bekannte und unbekannte Orte bereist, sich in der Natur niederlässt, zwischen Frau und Mann, Armut und Reichtum, Vergangenheit und Heute, Abschiednehmen und Ankommen. Die thematische Reichhaltigkeit spiegelt sich wider in der sprachlichen Vielfalt, im Nebeneinander von dichtkomponierten, fast hermetischen Gedichten und erzählender Lyrik, deren sinnliche Erfahrungen die Sprache vibrieren lassen.
Elisabeth Reichart, 1953 in Steyregg geboren, studierte Geschichte und Germanistik in Salzburg und Wien. Seit 1982 lebt sie, unterbrochen von längeren Auslandsaufenthalten in Japan und den USA, als freie Schriftstellerin in Wien. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, den Anton-Wildgans-Preis sowie den Landeskulturpreis Oberösterreich. Ihre Romane Februarschatten (1984) und Fotze (1993) zählen zu den Grundbüchern der österreichischen Literatur. Zahlreiche andere Publikationen, zuletzt Das Haus der sterbenden Männer (2005), Die unsichtbare Fotografin (2008) und Die Voest-Kinder (2011, alle: Otto Müller).
Elisabeth Reichart: In der Mondsichel und anderen Herzgegenden. Gedichte. Otto Müller Verlag 2013
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[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit]
Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck |
Montag, 25. November, 9 - 11 Uhr Literaturhaus am Inn
Kann Literatur (noch) die Welt verändern? Norbert Gstrein und Christian Quendler im Gespräch Moderation: Anna Rottensteiner
Inwiefern haben Texte, also „Weltwissen“ in Form von gedruckten Büchern, Einfluss darauf, wie jede(r) Einzelne die Welt wahrnimmt und infolge am gesellschaftlichen Diskurs teilnimmt? Kann die Lektüre von Gedrucktem, insbesondere von literarischen Texten, soweit in die eigene Persönlichkeitsbildung und in das Kollektiv der Gesellschaft eingreifen, dass sie (radikale) Handlungen auslöst, wenn man die Literatur tatsächlich „wörtlich“ nimmt?
Vor 200 Jahren wurde vor der „Romanleserey“ als Gefahr für Leib und Seele noch ausdrücklich gewarnt. Heute scheint es, dass die „Übermacht der Bilder“ zu einer Abwertung des gedruckten Wortes /Textes führt. Ist diese Diagnose richtig? Hat die Literatur ihre Bedeutung im gesellschaftlichen bzw. individuellen Entwicklungsprozess verloren? Und wenn ja, welche Konsequenzen für unser gesellschaftspolitisches Handeln sind dadurch zu erwarten? Oder ist dieser Prozess, sofern die Diagnose stimmt, einfach nur eine letztlich unerhebliche Ablöse eines Mediums durch ein anderes? Darüber diskutieren der Schriftsteller Norbert Gstrein und der Filmwissenschaftler und Amerikanist Christian Quendler.
Norbert Gstrein, geboren 1961, Studium der Mathematik und Sprachphilosophie, lebt als Schriftsteller in Hamburg. Seit seinem Debüt Einer im Jahr 1988 veröffentlicht er kontinuierlich Romane, Erzählungen, Essays. Zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem Alfred-Döblin-Preis und Uwe-Johnson-Preis. Zuletzt erschienen: Die Winter im Süden (2008), Die ganze Wahrheit (2010) sowie Eine Ahnung vom Anfang (2013, alle: Hanser).
Christian Quendler, Assoz.-Prof. am Institut für Amerikastudien der Universität Innsbruck. Forschungsschwerpunkte: Literatur-, Film- und Medientheorie, Intermedialität, amerikanische, britische und deutsche Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.
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Donnerstag, 28. November, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Michail Bulgakow Mit Alexander Nitzberg
Riesige Kater auf den Hinterpfoten, Papierschnipsel, die zu Geld werden, splitternackte Frauen über dem Kreml, Köpfe, die rollen und Schweine, die fliegen – das alles bildet nur eine winzige Schicht dieses verzwickten und subversiven Stadtlabyrinths. Meister und Margarita von Michail Bulgakow (1891–1940), einem Schriftsteller und Arzt, zählt zu den Grundbüchern der Weltliteratur und gilt als der wichtigste russische Roman des 20. Jahrhunderts. Als solcher inspirierte er zahllose Künstler, wie die Rolling Stones, Andrzej Wajda und Patti Smith. In der Neuübersetzung von Alexander Nitzberg bekommt das Werk im Deutschen eine neue Dimension – die poetische.
Als das Buch 1969 zum ersten Mal übersetzt wurde, dachte das Lesepublikum: „Das also ist Bulgakow!“ Jetzt, wo eine weitere, zumal stilistisch stark differierende Übersetzung vorliegt, fragt sich die Leserschaft: „Wer ist Bulgakow?“ Und das ist gut so, denn das Fragen ist eine bessere Form der Annäherung als die scheinbare Gewissheit.
In diesem Sinne versucht Alexander Nitzberg, Bulgakows Roman von einer ganz neuen Perspektive her zu betrachten und einen anderen Blick darauf zu ermöglichen. Und bei diesem Ansatz stützt er sich vor allem auf seine vielseitige Erfahrung als Lyrikübersetzer.
Alexander Nitzberg wurde 1969 in einer Künstlerfamilie in Moskau geboren. 1980 reiste er nach Deutschland aus, studierte Germanistik und Philosophie und lebt nun als freier Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Librettist und Rezitator in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt 2009 Fellowship-Stipedium der Stiftung Insel Hombroich und 2010 Ernst-Jandl-Poetikdozentur, Wien.
[ In dieser Reihe wird an Autorinnen und Autoren erinnert, literarische Fundstücke werden präsentiert sowie zu Unrecht aus dem Kanon gefallene Schriftstellerinnen und Schriftsteller wiedergelesen. ]
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Lesung |
Donnerstag, 5. Dezember, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Tanz zwischen Politik, Kunst und Leben Thomas Stangl Einführung: Barbara Siller
„Scheint dir nicht auch, dass deine Kindheit endlos war und irgendwo noch immer existieren muss, während dein Erwachsenenleben ganz beiläufig vorbeigezogen ist, fast beliebig, du kannst beliebig ein paar Jahre ausstreichen oder überhaupt alles neu schreiben?“ (Aus: Regeln des Tanzes)
Stangls vierter Roman ist ein Zustandsbericht rund um den Imperativ herum – „du sollst dein Leben ändern“ –, der die Veränderung des schlechten Bestehenden verlangt: Da ist eine junge Frau, die als Demonstrierende gegen die neue, rechtslastige Regierung in Wien im Februar 2000 durch politisches Handeln ein neues Existenzgefühl erfährt. Ihre Schwester Mona geht zur selben Zeit einen ganz anderen Weg, der in einem schockierend befreienden acte gratuit endet. Und 15 Jahre später gerät ein Dr. Walter Steiner in eine existenzielle Krise, da seine Frau ihn verlässt; gleichzeitig verbindet ihn der zufällige Fund von alten Bildern mit diesen zwei Frauen und stellt neue Zusammenhänge her. Die drei Personen dieses Romans durchstreifen Wien zu unterschiedlichen Zeiten und versuchen auf unterschiedliche Weisen in der Wirklichkeit anzukommen – durch politisches Engagement, durch Kunst oder durch die Aufkündigung aller existierender Zwänge. Stangls Roman ist eine hypnotische Meditation über unsere Gegenwart und die Rolle, die der Kunst darin und in unserem Leben zukommt, ein Roman voller magischer Momente.
Thomas Stangl, geboren 1966 in Wien, studierte Philosophie und Spanisch, lebt in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise u.a. Aspekte-Preis 2004, Literaturpreis der deutschen Wirtschaft 2007, Alpha Literaturpreis 2010, zuletzt Erich-Fried-Preis 2011. Publikationen: Der einzige Ort . Roman (2004), Ihre Musik. Roman (2006), Was kommt. Roman (2009) und zuletzt den Essayband Reisen und Gespenster (2012, alle bei Droschl)
www.thomasstangl.com
Thomas Stangl: Regeln des Tanzes. Roman. Droschl Verlag 2013
Lesen Sie dieses Mal im Inn-Lesebuch unter literaturhaus.uibk.ac.at: Ein Auszug aus Regeln des Tanzes
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[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit]
Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck |
Montag, 9. Dezember, 9 - 11 Uhr Literaturhaus am Inn
„Weil ich an euch glaube … “ – Religion und Öffentlichkeit Hans Augustin und Wolfgang Palaver im Gespräch Moderation: Martin Fritz
Nicht erst seit dem Wahlkampf zur österreichischen Nationalratswahl 2013 sind religiös grundierte Slogans politik-fähig; die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Staat beschäftigt vielmehr Staatstheorien seit der Antike ebenso wie theologische. In unserer Gegenwart scheinen sich zwei Positionen gegenüberzustehen: Die erste ist davon überzeugt, dass nach der Dekonstruktion aller Werte ab der 68er Bewegung eine Rückbesinnung auf jene christlich-jüdischen Werte nötig sei, die das Fundament der westlichen Gesellschaften darstellen, auch als Basis gegen die „drohende Islamisierung“. Die andere Position hingegen sieht in der Rückkehr der Religion(en) eine Gefahr, weil religiöse, also gesetzte und daher unhinterfragbare Werte sich dem demokratischen Prozess entzögen, der danach fragen soll, wie eine Gesellschaft bzw. kollektives Handeln zu gestalten sind.
Wolfgang Palaver, geboren 1958, Univ.-Professor am Institut für Systematische Theologie, Fachgebiet Christliche Gesellschaftslehre.
Hans Augustin, geboren 1949 in Salzburg. Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Salzburg, Studium der Medizin und Italienisch an der Universität Innsbruck, lebt als Schriftsteller und dzt. Leiter der Kulturprojekte der Landwirtschaftskammer in Tirol. Zahlreiche Publikationen (Auswahl): und wohnt mitten unter uns. Gedichte (Kyrene 2005), Der im brennenden Dornbusch. Roman (Skarabäus 2009), Aufzeichnung einer Täuschung. Roman. Innsbruck (Kyrene 2010).
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Lesung und Gespräch |
Mittwoch, 11. Dezember, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Blicke auf den Literaturbetrieb Marlen Schachinger und Joachim Zelter Moderation: Anna Rottensteiner
Sowohl Marlen Schachinger als auch Joachim Zelter thematisieren in ihren neuesten Publikationen die Position des Autors im heutigen Literaturbetrieb, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.
Klug geflunkert ist halb gewonnen – so lautet der Lebensgrundsatz Mario Kamovs, einem der Hauptprotagonisten in Marlen Schachingers Roman denn ihre Werke folgen ihnen nach. Seine Karriere als Bestsellerautor basiert auf einem Diebstahl: Die bei einem Verlagseinbruch entwendeten Manuskripte bearbeitete und publizierte er – mit beachtlichem Erfolg – als eigene Werke. Jahrzehnte später wird ihm seine Irreführung zum Verhängnis. Um aller Welt zu beweisen, dass er ein angesehener Schriftsteller ist, trotzdem man ihn immer der Unterhaltungsliteratur zurechnete, nimmt er einen Lehrauftrag für Poetik an einer Universität an. Unter seinen Studierenden befindet sich auch Luca, dessen Mutter eine der bestohlenen AutorInnen ist. … Das Katz-und-Maus-Spiel wird letztlich zu einem Konkurrenzkampf, den nur einer von beiden überleben kann. Allzu gern würde Mario seinen Mentee ins Jenseits befördern, was er nicht wagt, denn sein ist das Wort, aber nicht die Tat.
Marlen Schachinger, geboren 1970 in Braunau, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften, Germanistik und Französisch, seit 1999 freie Autorin, lebt in Wien. Gründerin und Leiterin des Instituts für Narrative Kunst (www.ink-wien.net). Zahlreiche Publikationen, zuletzt die Romane Ich, Carmen (2006, Verlag Der Apfel), Nur du. Allein (2008, Kitab), Leben! (2013, Leykam).
www.marlen-schachinger.com
„Was hier erzählt wird, ist keine Fiktion. Alles ist wahr, oder bewegt sich zumindest nahe an der Realität. Abweichungen des Erzählten von wirklichen Begebenheiten oder wahren Verhältnissen wären also rein zufällig – oder ein letzter Tribut an die Literatur.“ So beginnt Joachim Zelters „Literaturnovelle“ einen Blick werfen, die tragikomische Beschreibung eines Literaturbetriebs, in dem es um vieles geht, kaum mehr aber um die Literatur. Lakonisch, melancholisch und mit beißendem Witz beschreibt Zelter einen Literaturbetrieb, in dem Effekte zählen, Autorinnen und Autoren wichtiger sind als ihre Werke – und Lebensläufe bedeutsamer als jede sprachlich literarische Fähigkeit.
Joachim Zelter, 1962 in Freiburg geboren, studierte und lehrte englische Literatur in Tübingen und Yale. Seit 1997 freier Schriftsteller. Autor von Romanen, Erzählungen und Theaterstücken. Zelters Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Thaddäus-Troll-Preis (2000), der Fördergabe der Internationalen Bodenseekonferenz (2000) und dem Großen Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (2003). Zahlreiche Publikationen, zuletzt die Romane Die Würde des Lügens. Roman (2007), How are you, Mr. Angst? Ein Universitätsroman (2008), Der Ministerpräsident. Roman (2010), untertan. Roman (2012, alle Klöpfer & Meyer).
www.joachimzelter.de
Marlen Schachinger: denn ihre Werke folgen ihnen nach. Roman. Otto Müller 2013
Joachim Zelter: Einen Blick werfen. Literaturnovelle. Klöpfer & Meyer 2013
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