Literaturhaus am Inn

Programm Jänner–Februar 2014

Bildwechsel – Blickwechsel Vernissage und Lesung

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Donnerstag, 9. Januar, 20 Uhr 
Literaturhaus am Inn

Margaritha Wanitschek und Carolina Schutti

Bildwechsel im Literaturhaus: In der nächsten Zeit können Sie im Literaturhaus „neue Bilder“ sehen; die Schwazer Künstlerin Margaritha Wanitschek stellt bei uns eine kleine Auswahl aus ihrem umfangreichen und vielschichtigen Werk aus. Das neue Jahr beginnt auch mit einem neuen Text: Carolina Schutti wird aus der Novelle Eulen fliegen lautlos lesen.

Zum Anklang lädt das Literaturhaus zu einem Glas Sekt.

Margaritha Wanitschek, freischaffende Künstlerin, lebt und arbeitet in Schwaz. Nach der Matura Studien in Paris und Wien zu Malerei, Theologie, Philosophie sowie Erfahrungen am Theater am Petersplatz Wien. Nach ihrer Rückkehr nach Schwaz u. a. Werbegraphikerin bei Swarovski. Ausstellungen u. a. im Museum St. Johann, Rabalderhaus, artdepot Innsbruck. Aufträge sowie Preise für Kunst im Öffentlichen Raum.

Carolina Schutti, geboren 1976, studierte Germanistik, Anglistik, Amerikanistik und Konzertgitarre. Neben literaturwissenschaftlichen Artikeln, Rezensionen und Kolumnen veröffentlichte sie seit 2006 Erzählungen und Gedichte in Literaturzeitschriften und Anthologien, das Hörspiel Kalte Asche (zusammen mit Ralph Schutti, ORF 2011) sowie die Romane Wer getragen wird, braucht keine Schuhe (2010) und einmal muss ich über weiches Gras gelaufen sein (2012, beide: Otto Müller)

www.carolinaschutti.org

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Anderswelt
Lesung und Gespräch

Dienstag, 14. Januar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Alban Nikolai Herbst und Uwe Schütte
Moderation: Renate Giacomuzzi

Argo. Anderswelt ist der umfangreichste und letzte Teil der Anderswelt-Trilogie (Thetis, 1998 und Buenos Aires, 2001) von Alban Nikolai Herbst. Der 872 Seiten umfassende neue Roman ist die Fortsetzung einer modernen Odyssee durch eine zukünftige Welt, in der sich aber unsere Gegenwart sehr deutlich erkennen lässt: Die Überschreitung der Grenzen zwischen Ost und West, Mensch und Technik, Realität und Fiktion führt zu desaströsen Verschiebungen, doch je finsterer sich die von Herbst gezeichnete Cyberwelt darstellt, umso erhellender wirkt sie als Spiegelbild unserer Gegenwart. Wie schon in den vorangegangen Bänden mischt der Autor Realien und Fingiertes wild durcheinander und lässt die Leser zweifeln, ob die erzählende Figur Deters nicht doch dem realen Autor näher ist als der ebenfalls im Romangeschehen auftauchende „Herbst“. Auch mit den herkömmlichen Wertungskriterien für Unterhaltungs- und Hochliteratur kommt man diesem Werk nicht näher, das sich in Stil und Erzähltechnik weit ab vom gegenwärtigen Mainstream bewegt, aber Stilelemente und Motive aus den Unterhaltungsgenres einbaut.

Alban Nikolai Herbst, geboren 1955, studierte Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften. Er arbeitete bis Anfang der 90er Jahre als Broker in Frankfurt am Main. Neben seinen zahlreichen Romanen, Erzähl- und Gedichtbänden ist er Autor von Hörspielen, Theaterstücken und Libretti und wurde mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Dschungel. Anderswelt ist eines der ersten und umfangreichsten literarischen Weblogs im deutschsprachigen Raum und dokumentiert u. a. auch den Entstehungsprozess der Anderswelt-Trilogie. Zu den bekanntesten Prosa-Werken zählen außerdem die Romane Wolpertinger oder Das Blau (1993) und Meere (2003 und 2007).
http://albannikolaiherbst.twoday.net

Uwe Schütte, geboren 1967, Literaturwissenschaftler, studierte bei W. G. Sebald und ist seit 1999 Reader in German an der Aston University in Birmingham. Zu seinen primären Forschungsinteressen zählen die österreichische und deutsche Gegenwartsliteratur sowie Kulturanthropologie, Populärkultur und extremistische Ästhetik. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätzen und Buchbesprechungen verfasste er mehrere Monographien, darunter zu Gerhard Roth, W. G. Sebald und Thomas Bernhard.

Unter dem Titel Poetik des Extremen (2006) publizierte Schütte Vorarbeiten einer Literaturgeschichte des Extremistischen, die einen guten Anknüpfungspunkt bilden, um in Herbsts Werk einzuführen.

Alban Nikolai Herbst: Argo. Anderswelt. Elfenbein Verlag 2013
Uwe Schütte: Poetik des Extremen. Vandenhoeck & Ruprecht 2006

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Innsbrucker Zeitungsarchiv 

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[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit] Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

Montag, 20. Januar, 9 - 11 Uhr
Literaturhaus am Inn

Journalistisch? Ästhetisch? Literarisch?
Rainer Merkel und Andrei Siclodi im Gespräch
Moderation: Anna Rottensteiner

Täglich konfrontieren die Medien mit Informationen über Krisenländer, Katastrophen, Kriege und Konflikte. Dabei stößt der klassische Journalismus in seiner Definition, Informationen für eine größtmögliche Anzahl von Menschen aufzuarbeiten, an seine Grenzen und hinterlässt bei den ZuseherInnen oft ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Information wird zur Konsumware, Verstrickungen und Hintergrundinformationen kommen selten zu Wort; es scheint Zeit für „Metamedien“ zu sein, für „die erklärende Sparte“.

Andrei Siclodi beschäftigte sich mit dem Einsatz dokumentaristischer und journalistischer Formate im Bereich der bildenden Kunst, unter anderem mit dem Konzept des „aesthetic journalism“, das der italienische Kurator, Schriftsteller und Künstler Alfredo Cramerotti prägte; Rainer Merkel setzt sich in seinen Texten mit der Frage auseinander, wie Literatur mit politischem Engagement zusammengehen kann.

Wie journalistisch kann / soll Literatur – bzw. können oder sollen die Künste – sein? Wie ästhetisch kann / soll Journalismus sein? Welche Möglichkeiten haben die Künste zwischen Dokumentation, Fiktion und formalen Strategien? Auf welchen Überlegungen basiert das Konzept des ästhetischen Journalismus? Wo trifft sich dieser mit rhetorischen Strategien, die z. B. in Kunst und Literatur bereits umgesetzt sind?

Andrei Siclodi ist Kurator, Autor, Herausgeber und Kulturarbeiter. Als Leiter des Künstlerhauses Büchsenhausen in Innsbruck gründete er das dort stattfindende Internationale Fellowship-Programm für Kunst und Theorie. Herausgeber der Publikationsreihe Büchs‘n’Books – Art and Knowledge Production in Context. Zuletzt kuratierte Ausstellungen: Der Slogan, der Protest, ihre Institution und das Spekulative, Künstlerhaus Büchsenhausen (2013) und Collectivity Matters, Kunstpavillon der Tiroler Künstlerschaft, Innsbruck (2013). Andrei Siclodi lebt und arbeitet in Innsbruck.

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Lost in Liberia
Lesung

Montag, 20. Januar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 
Rainer Merkel

Rainer Merkel erzählt in seinem Roman Bo mit waghalsiger Leichtigkeit eine Reise durch die afrikanische Welt und das Erwachsenwerden dreier Heranwachsender. Benjamin, der mitten in der Nacht allein am Flughafen von Monvrovia steht, da ihn sein Vater, Entwicklungshelfer in Liberia, nicht abholt, trifft auf den blinden Bo und die wohlstandsverwöhnte Brilliant. Zu dritt machen sie sich auf und ihre vom Autor kunstvoll verwobene Abenteuergeschichte wird zu einer rasanten Road-Novel. Ohne Betroffenheitsrhetorik, vielmehr durch Fabuliervermögen und unaufdringliches Erzählen, in der Figurenzeichnung schonungslos und empathisch zugleich, schildert Merkel die unterschiedlichsten Schauplätze und Lebenswelten, die im vom Bürgerkrieg verwüsteten Liberia aufeinanderprallen. Zahlreiche Erinnerungen und Gedankenströme geben Einblick in die inneren Welten der Figuren. Dabei lässt der Autor die „Großerzählung“ um zwei Leerstellen kreisen, die die Atemlosigkeit und Spannung des Romans zusätzlich antreiben.Rainer Merkel, geboren 1964 in Berlin, studierte Psychologie und Kunstgeschichte. Er lebt als freier Schriftsteller in Berlin und Dublin. Vor zwölf Jahren machte er mit seinem Debütroman Das Jahr der Wunder erstmals auf sich aufmerksam. Sein dritter Roman Lichtjahre entfernt (2009) stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Zuletzt erschienen die Reportage Das Unglück der anderen. Kosovo, Liberia, Afghanistan (2012) sowie der Roman Bo (2013, alle: Fischer Verlag). Im November 2013 wurde er mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet.  Rainer Merkel: Bo. Roman. Fischer 2013 

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[ Im Fokus: Slowenien ] Donnerstag, 23. Januar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Herausgeber Erwin Köstler präsentiert die Slowenische Bibliothek
Erika Wimmer liest aus den Texten

Haben Sie schon einmal von Zofka Kveder gehört – der polyglotten Zeitgenossin Ivan Cankars, die die erste slowenische Berufsschriftstellerin und schon zu Lebzeiten eine Ikone der südslawischen Frauenbewegung war? Sind Ihnen Ivan Pregelj und Vladimir Bartol ein Begriff – beides Autoren der Zwischenkriegszeit, der eine ein strenger katholischer Expressionist, der andere ein menschenerforschender Insektenkundler und, ja, doch: ein posthumer Bestsellerautor? Kennen Sie Vitomil Zupan, der die slowenische Literatur schon in den 1930er Jahren aufzumischen begann und nach dem Krieg eine der verrufensten Figuren der slowenischen Literatur war? Oder Marjan Rožanc, der in den bleiernen 1970er Jahren zu einem der großen Überwinder ideologischer Tabus wurde?

Die Buchreihe Slowenische Bibliothek lädt zu Streifzügen durch eine literarische Landschaft ein, die teilweise durch Übersetzungen erschlossen ist, die für die deutschsprachige Leserschaft aber noch viele Entdeckungen bereithält. Sie bietet eine Auswahl slowenischer Prosa von der zweiten Hälfte des 19. bis in die Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts. Im Frühjahr 2013 sind die ersten fünf Bände dieser auf 30 Bände angelegten Reihe erschienen. Die Buchreihe wird von Erwin Köstler herausgegeben und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Klagenfurter Verlage Drava, Mohorjeva / Hermagoras und Wieser.

Erwin Köstler, geboren geb. 1964, lebt als Übersetzer aus dem Slowenischen und als Literaturwissenschaftler in Wien. Neben laufenden Übersetzungen zeitgenössischer slowenischer Literatur ar-
beitet er an der Werkausgabe von Ivan Cankar, die aktuell 14 Einzelbände umfasst. Mehrfache Auszeichnung durch Übersetzerprämien und Stipendien, zuletzt 2010 Lavrin-Diplom des slowenischen Übersetzerverbandes.

[ In dieser Veranstaltungsreihe legen wir den Fokus auf die Literatur und literarische Systeme in anderen Ländern und Kulturkreisen. ]


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[ Nahaufnahme ]
Albert Camus, Glückssucher zwischen Algerien und Frankreich

Donnerstag, 30. Januar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Vortrag von Julia Pröll
Mit einer Lesung von Florian Eisner

Der 100. Geburtstag des französischen Schriftstellers und Philosophen Albert Camus im vergangenen Jahr war der Anlass für zahlreiche Publikationen zu seinem Leben und Werk, aber auch, um sich erneut mit den Gedanken des Denkers auseinanderzusetzen. Der 1913 in Algerien geborene Albert Camus suchte in seinen Werken nach moralischen Grundsätzen und Positionen, die mehr denn je auch unsere Gegenwart betreffen – sowohl in seinen literarischen als auch in seinen philosophischen Werken.

Julia Pröll wird in ihrer Nahaufnahme auf eine wesentliche Grundierung im Gesamtwerk von Camus zu sprechen kommen: „Hier verstehe ich, was Herrlichkeit heißt, das Recht zu unermesslicher Liebe...“ Derart emphatisch äußerst er sich in einem seiner Mittelmeer-Essays über seine algerische Heimat. Dieses sonnen- und lichtdurchflutete „hier“, dieser Ort des Glücks und der Weltfülle, der in seinen Texten eine massive Referenz bildet, wird dabei ebenso in den Blick genommen wie die „Exilorte“ des Nordens, die sein Werk gleichfalls bestimmen: Wenn man sich gemeinsam mit Camus auf die Reise begibt, vom Mittelmeer bis zu den Kanälen im düsteren Amsterdam, so werden drei Dinge dabei stete Begleiter sein: „meine Revolte, meine Freiheit, meine Leidenschaft.“

Julia Pröll, geboren 1975, Assistentin am Institut für Romanistik der Universität Innsbruck, ist zum einen promovierte Juristin; ihr Studium der Romanistik und Philosophie hat sie mit einer Dissertation zu Michel Houellebecqs Menschenbild abgeschlossen. Zur Zeit arbeitet sie an ihrer Habilitation.

Florian Eisner, geboren 1975 in Innsbruck, wohnhaft in Salzburg, absolvierte neben seiner Schauspielausbildung ein Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Germanistik an der Uni Innsbruck. Arbeitet seit 2001 als Schauspieler und Regisseur mit Engagements u.a. in Innsbruck, Salzburg, Bern, Bozen, Bruneck. Gründer und von 2006-2013 Leiter des Innsbrucker Theaters praesent. Mehrere Kinoproduktionen, zuletzt in "März" (R: Händl Klaus), "Michael" (R: Markus Schleinzer), Sprecher für den ORF Kultursender Ö1, Gitarrist, Sänger und Songwriter der Blues-Kabarett-Band "Bluespension". In Innsbruck war zuletzt seine Inszenierung "Theater in der Vorstadt" von Karl Valentin beim Innsbrucker Straßentheater 2013 zu sehen. www.florian-eisner.com

[ In dieser Reihe wird an Autorinnen und Autoren erinnert, literarische Fundstücke werden präsentiert sowie zu Unrecht aus dem Kanon gefallene Schriftstellerinnen und Schriftsteller wiedergelesen. ]

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Zwischen Licht und Dunkel Lesung und Gespräch Dienstag, 11. Februar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Marion Poschmann
Moderation: Gabriele Wild

Der Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im „Ostschloss“, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen: ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, als sei Odilos Schlaflosigkeit auf ihn übergegangen, und es bedrängen ihn Erinnerungen: Es scheint, als ob Altfrieds ganzes bisheriges Leben auf die Situation im Schloss zuläuft: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.

Die Sonnenposition ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht – funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

Marion Poschmann, geboren 1969 in Essen, studierte Germanistik, Philosophie und Slawistik, lebt in Berlin, schreibt Lyrik und Prosa. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, 2011 Peter-Huchel Preis und Ernst-Meister-Preis für Lyrik. Die Sonnenposition stand im Herbst 2013 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Marion Poschmann: Die Sonnenposition. Roman. Suhrkamp Verlag 2013

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Traumhaft, klug und voller Poesie
Lesung und Gespräch

Mittwoch, 19. Februar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 
Roman Ehrlich
Moderation: Paul Jandl

Das Land ist eingeschneit. Ein junger Mann wandert in Das kalte Jahr an einer Autobahn entlang. Einsame Felder, Jauchegruben, Rasthöfe und fensterlose Möbelhäuser sind die Stationen seines Weges. Das Ziel ist ein Dorf am Meer, am Rande eines ehemaligen Militärgebietes, wo sein Elternhaus steht. Müde und erschöpft muss er bei seiner Ankunft jedoch feststellen, dass die Eltern verschwunden sind. Ein geheimnisvoller Junge öffnet ihm die Tür. Schweigsam und störrisch zieht sich dieser in der darauffolgenden Zeit meist in das Kinderzimmer zurück, wo er an einem mysteriösen Projekt arbeitet. Nach und nach finden die beiden Zugang zueinander. Was sie verbindet, sind Geschichten. Historische Geschichten von Auswanderern und Naturkatastrophen. Aber auch nacherzählte Geschichten aus dem Fernsehen, die den Jungen begeistern. – Am Ende steht mitten in der Eislandschaft ein Haus in Flammen, und in den Augen der Dorfbewohner spiegelt sich weit mehr als die Farbe des Feuers.

Paul Jandl, der Roman Ehrlich 2013 für die Teilnahme am Ingeborg-Bachmann-Preis vorgeschlagen hat, präsentiert den Autor und sein Debüt.

Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, aufgewachsen in Neuburg an der Donau, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin. Er war Stipendiat der Werkstatttage des Wiener Burgtheaters, nominiert für den open mike und Teilnehmer der Autorenwerkstatt Prosa am LCB.

Paul Jandl, 1962 in Wien, lebt in Salzburg, freier Kritiker und Kulturjournalist in verschiedenen deutschsprachigen Medien, arbeitete u. a. als österreichischer Kulturkorrespondent der Neuen Zürcher Zeitung und als Lektor des Jung und Jung Verlags. Seit 2013 Programmleitung Belletristik beim Verlag Müry Salzmann, Salzburg. Mitglied in der Jury u. a. des Ernst-Jandl-Preises und des Ingeborg-Bachmann-Preises.

Roman Ehrlich: Das kalte Jahr. Roman. DuMont Verlag 2013

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 Schreib- und Lebenswelten zweier Autorinnen
Lesung und Gespräch

Dienstag, 25. Februar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 
Marjana Gaponenko und Cordula Simon
Moderation: Julia Rhomberg

Wer ist Martha? ist ein wunderbar kühner Roman. Es geht um die Freude am Dasein, die Würde des Menschen, die Liebe zur Schöpfung. Wer Martha ist, wird hier nicht verraten, aber über Luka Lewa-dski kann Folgendes berichtet werden: Ornithologe aus der Ukraine und der Verfasser der bahnbrechenden Studie Über die Rechenschwäche der Rabenvögel. Über seine Forschungen ist er in die Jahre gekommen und 96 geworden. Viel Zeit bleibt nicht mehr, sagt der Arzt. Und die will genützt sein, sagt sich Lewadski. Also reist er nach Wien, steigt im noblen Hotel Imperial ab und lernt im Fahrstuhl einen Altersgenossen kennen, dem der Lebensfaden auch schon reichlich kurz geworden ist. Die beiden in die Jahre gekommenen Herren finden ihren Platz in der Hotelbar, kommentieren die Frisuren der Damen, rekapitulieren das mörderische vergangene Jahrhundert und träumen von der Revolution. Phantastisch und originell, lebendig und frech – so zeigt sich die Romanwelt von Marjana Gaponenko.

Marjana Gaponenko, geboren 1981 in Odessa, studierte Germanistik und lebt heute nach Aufenthalten in Krakau und Dublin in Mainz und Wien. Sie schreibt seit ihrem sechzehnten Lebensjahr auf Deutsch. Ihr Romandebüt Annuschka Blume erschien 2010 im Residenz Verlag. Für ihren aktuellen Roman wurde sie mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis sowie mit dem Literaturpreis Alpha 2013 ausgezeichnet.

www.marjana-gaponenko.de

Wie löst man wohl die Apokalypse aus? Diese Frage stellt sich in Cordula Simons Roman Ostrov Mogila. Man könnte sie einer jungen Frau in Odessa zuschreiben: Als sie mit ihrem Freund schläft, beginnt der Zusammenbruch der Stadt. Wie eine Kettenreaktion setzt sich der Untergang nun fort, macht nicht Halt vor Gebäuden und Straßen, lässt Gewässer über ihre Ufer treten, Straßenbahnen entgleisen, Menschen zu Riesen wachsen und Drachen und Einhörner aus ihren Verstecken kriechen. Vor allem aber macht er nicht Halt vor den Menschen, deren Schicksale in Cordula Simons schaurigem Reigen einander die Hand zu reichen scheinen. Kraftvoll, mit überbordernder Fantasie für das Unfassbare, das Menschliche und das Abgründige, taucht Cordula Simon auch in ihrem neuen Roman einmal mehr in den fantastischen Realismus ein, dem sie ihre eigene, morbide Note verleiht.

Cordula Simon, geboren 1986 in Graz, Studium der deutschen und russischen Philologie in Graz und Odessa. Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften (u. a. manuskripte, ZEIT Campus), zahlreiche Auszeichnungen und Preise u. a. manuskripte-Förderpreis 2010, Rotahorn Preis 2012, 2013 Stipendiatin des Literarischen Colloquiums Berlin. Ihr erster Roman Der potemkinsche Hund erschien 2012 beim Picus Verlag. Cordula Simon lebt und schreibt in Odessa.

Marjana Gaponenko: Wer ist Martha? Roman. Suhrkamp Verlag 2012
Cordula Simon: Ostrov Mogila. Roman. Picus Verlag 2013

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 Ein Abend zu Hermann Kuprian

Donnerstag, 27. Februar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Begrüßung: Sebastian Donat

Hermann Kuprian – Erinnerungen an literarische Konflikte:

Vortrag von Sigurd Paul Scheichl
Zum Nachlass von Hermann Kuprian:
Anton Unterkircher und Christine Riccabona

Eine Vitrinenausstellung zeigt Materialien aus dem Nachlass.

Der umfangreiche Nachlass von Hermann Kuprian, Tiroler Schriftsteller und Lehrer (1920–1989), wurde 2013 als Schenkung durch die Familie dem Brenner-Archiv übergeben. Dieser Bestand umfasst mit seinen 172 Kassetten nicht nur den literarischen Nachlass, sondern auch zahlreiche interessante Dokumente zur Tiroler Kulturgeschichte der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre. Kuprian war 1951 Gründungsmitglied des Innsbrucker Turmbunds, dessen Präsident er von 1964 bis 1986 war und in dem er als literarischer Förderer und Vermittler hervortrat. Kuprian veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und trat als Dramatiker sowie Mundartdichter hervor. In seinem Heimatort Obtarrenz begründete er 1976 die Waldarena, wo er bis 1989 Theaterstücke und Lesungen inszenierte.

Eine Veranstaltung des Brenner-Archivs in Kooperation mit dem Brenner-Forum zum 25. Todestag von Hermann Kuprian

http://brenner-archiv.uibk.ac.at

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