Mittwoch, 6. Mai, 20 Uhr Voll absurder Komik und Fabulierlust gestalten sich Xaver Bayers Miniaturen in Geheimnisvolles Knistern aus dem Zauberreich. Da sitzt er, der Dichter, in der Früh, allein, im Café Irgendwo, und lässt den Blick, die Wahrnehmung und die Fantasie schweifen. Mit gespannten Sinnen begegnet er der Gegenwart, und durchaus kritisch stellt er sich einer Welt, die seinen wütenden Ekel verdient. Er ist ein hellwacher Beobachter mit Blick für das Unscheinbare, ein Wanderer in Niemandslandschaften, ein Flaneur, unter dessen Augen sich die fade Monotonie, die Unerheblichkeit des Alltags verwandelt, sodass für Momente das Unerwartete, das Fantastische, das Ungeheuerliche der Fantasie in die Wirklichkeit einbricht. Die Menschen in Bernhard Strobels Erzählband Ein dünner Faden hingegen sind entsetzlich genervt voneinander, und diese Gereiztheit steht jeweils knapp vor einer beängstigenden Entladung. Die lethargischen, schweigsamen (oder sprechfaulen?) Helden dieser Texte leben fast ausschließlich in ihren kleinen Häuschen, nicht in der Stadt, nicht am Land, sondern in der Region dazwischen; es gibt den kleinen oder größeren Garten, es gibt die obligatorische Garage, es gibt Nachbarn – und es gibt Kinder. Und das Ergebnis ist das schiere Gegenteil von Idylle: Vorwürfe, Aggressionen, Misstrauen, viel Unausgesprochenes und Geheimnisse, die Strobel, der „Meister des Weglassens“, seinen Personen ohnehin belassen würde, da er ihnen so wenig nahetritt, wie diese Personen Distanz zueinander halten. Die Autorin Carolina Schutti, in ihrer Arbeit selbst Meisterin des Verdichtens, spricht an diesem Abend mit ihren Kollegen über die Möglichkeiten der literarischen Kurzform. Xaver Bayer, geboren 1977 in Wien, wo er Philosophie und Germanistik studierte und heute als freier Schriftsteller lebt. Neben seinen Romanen, Erzählungen und Theaterstücken hat er diverse Texte zu künstlerischen Arbeiten verfasst. Zuletzt erschienen: Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen. Erzählung (2011, Jung und Jung); Aus dem Nebenzimmer. Prosa, Gedichte (2014, Edition Korrespondenzen). Zahlreiche Preise und Stipendien, zuletzt das Literar-Mechana--Stipendium 2014. Bernhard Strobel, geboren 1982 in Wien, lebt in Neusiedl am See. Autor und Übersetzer aus dem Norwegischen. Studium der Germanistik und Skandinavistik. Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien sowie in Buchform: Sackgasse. Erzählungen (2007), Nichts, nichts. Erzählungen (2010, beide: Droschl). Verschiedene Preise und Auszeichnungen, zuletzt: Förderpreis der Stadt Wien 2014. Carolina Schutti, geboren 1976 in Innsbruck, studierte Germanistik, Anglistik und Konzertgitarre. Seit 2010 Veröffentlichung von Erzählungen, Romanen und Hörspielen, zuletzt: Eulen fliegen lautlos. Novelle (2015, edition laurin). Interdisziplinäre Projekte. Zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien: Alois Vogel Literaturpreis 2012, zuletzt: EU Prize for Literature 2015. www.carolinaschutti.org Xaver Bayer: Geheimnisvolles Knistern aus dem Zauberreich. Jung und Jung 2014 Bernhard Strobel: Ein dünner Faden. Erzählungen. Droschl 2015 Lesen Sie dieses Mal im Inn-Lesebuch auf unserer Homepage einen Auszug aus dem Erzählband Ein dünner Faden von Bernhard Strobel |
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[ Im Fokus: Brenner-Archiv ] |
Dienstag, 12. Mai, 20 Uhr Wie ermißt man außen, was einer erfahren? Eine Lesung mit Gedichten und Texten von Christine Busta (1915–1987) Christine Bustas 100. Geburtstag wird zum Anlass genommen, erstmals ein Portrait von ihr mit ihren Texten zu zeichnen. Briefe, aber auch nichtliterarische Formen wie Juryurteile, Reden, Rezensionen, Fragebögen werden – zum Teil in Ausschnitten – neben aus-gewählte Gedichte gestellt. Äußerungen über Kolleginnen und Kollegen und den Literaturbetrieb, über die eigene Karriere und Krise akzentuieren oder kontrastieren die poetische Formung. Busta hatte schon als Gymnasiastin im Schreiben einen Ausweg aus kleinstbürgerlich beengenden Lebensumständen gefunden, zunächst mit eher elitären Gedichten. Nach 1947 wurde sie eine zunehmend anerkannte Akteurin im Literaturbetrieb – zu dem bis Ende der 1950er-Jahre auch die Wiener Städtischen Büchereien zählen, in denen sie von 1950 bis 1976 arbeitete – und förderte bestimmte Autorinnen und Autoren sowie Schreibhaltungen. Ihre poetische Sprache wendete sich an viele und erreichte viele, auch weil darin die Erfahrung der weniger Privilegierten ausgedrückt schien. In den 1970er-Jahren fiel ihre zeitlose Ästhetik endgültig unter Konservatismusverdacht. Wie lesen wir Busta heute? Publikationen u. a.: Christine Busta: Lampe und Delphin (1955); dies.: Salzgärten (1975); dies.: Erfreuliche Bilanz. Dialekt-gedichte. Hg. Christine Tavernier-Gutleben, Ursula A. Schneider, Annette Steinsiek (2013, alle: Otto Müller); Ursula A. Schneider, Annette Steinsiek: Schuld und Schreiben, Trauer und Tröstung, Pan und „Plan“. Der Nachlaß Christine Bustas und seine Perspektiven für die Forschung. In: Michael Hansel (Hg.): Christine Busta. Texte und Materialien (2008, Sonderzahl). Ursula Schneider und Annette Steinsiek sind Mitarbeiterinnen am Brenner-Archiv, leiteten von 2008 bis 2012 ein Forschungsprojekt zu Christine Busta; in diesem Zusammenhang ist eine umfangreiche Datenbank entstanden, die „Lyrik“, „Prosa und Drama“, „Briefe“, „Nichtliterarisches“ enthält (google-Suche: Bustasearch). www.uibk.ac.at/brenner-archiv/mitarbeiter Erika Wimmer ist Mitarbeiterin am Brenner-Archiv und Autorin. www.erikawimmer.net In der Reihe [ Im Fokus: Brenner-Archiv ] stellen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsinstituts mit ihren Arbeitsschwerpunkten vor. In Kooperation mit dem Brenner-Forum. |
[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit] Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck |
Montag, 18. Mai, 9 - 11 Uhr Nicht nur die schockierenden Terroranschläge in Paris und zuletzt Kopenhagen machen deutlich: Gewalttätige Übergriffe auf Juden und Jüdinnen sowie jüdische Einrichtungen in Europa sind in den letzten Jahren nachweislich gestiegen. Die Täter finden sich dabei nicht mehr nur ausschließlich im rechtsextremen Umfeld, sondern es sind – den jüngsten Ereignissen zufolge – die Taten radikalisierter Moslems, die einen „neuen Antisemitismus“ vermuten lassen. -Immer häufiger wird von einem „neuen Judenhass“ in Europa -gesprochen. Als Reaktion darauf ist, beispielsweise in Frankreich, bereits eine spürbare Auswanderungswelle von Jüdinnen und Juden nach Israel zu beobachten; verstärkt nicht zuletzt durch den medien-wirk-samen Aufruf des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu: „Israel ist euer Heim“. Wie äußert sich nun dieser „neue Antisemitismus“? Wir wollen den 70. Jahrestag (am 27. Januar) der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum Anlass nehmen zu fragen, wie sich das Phänomen Antisemitismus bis heute gewandelt hat, ob man zu Recht von einem „neuen“ Antisemitismus sprechen kann und welche Rolle die zunehmende Radikalisierung des Islams dabei spielt. Wie kann man diese Entwicklung (historisch) erklären und was kann man tun, um ihr entgegenzutreten? Diese Fragen diskutieren der Politikwissenschaftler Reinhold Gärtner und der Autor Doron Rabinovici. Reinhold Gärtner, geboren 1955, seit 2001 Univ.-Prof. für Politik-wissen-schaft in Innsbruck, seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, Österreichs politisches System, Erinnerungspolitik, Politische Bildung. Seit 1997 veranstaltet Gärtner Kurse für rechtsextrem auffällige Jugendliche. Doron Rabinovici, 1961 in Tel Aviv geboren, lebt seit 1964 in Wien. Er ist Schriftsteller, Essayist und Historiker. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise u. a. Anton-Wildgans-Preis (2010). Publikationen (Auswahl): Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte (Hg. Doron Rabinovici, Ulrich Speck und Natan Sznaider, 2004), Ohnehin. Roman (2004), Andernorts. Roman (2010, alle: Suhrkamp). www.rabinovici.at Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung |
Ein alpenländisches Interview |
Mittwoch, 20. Mai, 20 Uhr In der Rolle des Fragenden und stets improvisierend führte Theo Peer mit Otto Grünmandl die Alpenländischen Interviews, ein -Format, das auf Ö3 bereits 1970 in Fortsetzungen gesendet wurde und bis heute ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschsprachigen Kabarettszene geblieben ist. Im Gespräch mit Martin Sailer (ORF Tirol) werden die wichtigsten Lebensstationen des ehemaligen ORF-Redakteurs und Kabarettisten beleuchtet, an Weggefährten wie Otto Grünmandl und Peter Zwetkoff erinnert und neben dem Musiker der Fotograf Theo Peer vorgestellt. Theo Peer, geboren 1930 in Innsbruck, lebt in Steinach am Brenner. Als Pianist interpretierte er u. a. Béla Bartók, Zoltán Kodály und Gottfried von Einem, auch brachte er die Werke heimischer Komponisten wie Peter Zwetkoff, Bert Breit, Erich Urbanner und Robert Nessler zur Uraufführung. Neben seiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter beim ORF-Studio Tirol war er viele Jahre lang Klavierlehrer am Innsbrucker Konservatorium. Auf die Alpenländischen Interviews folgten die Ö3-Sendungen Alpenländisches Inspektoren-Inspektorat, Olympische Interviews und Alpenländische Erfindungen, die er gemeinsam mit Otto Grünmandl gestaltete. 1992–1998 moderierte er den Totznhacker, eine heiter-kritische Reihe des ORF-Studios -Tirol. Publikationen (Auswahl): Spaß und andere Vögel. Monologisches und Fast-Historisches (1992, Haymon). Theo Peer, Otto Grünmandl: Dünne Luft hinter den Bergen. Neue Alpenländische -Interviews (2010, Kyrene). Eine Veranstaltung des Forschungsinstituts Brenner-Archiv |
Poetik-Vorlesung, Gespräch und Lesung |
Mittwoch, 27. Mai Literatur, Wahrscheinlichkeit, Lüge und Diskretion Mittwoch Donnerstag Donnerstag Freitag Die Poetik-Vorlesung ist öffentlich zugänglich. Erich Hackl über sein Poetik-Vorhaben: „Es gibt Dinge, die lassen sich nicht erfinden.“ Um diesen Satz aus dem unlängst erschienenen Roman von Robert Streibel, April in Stein, soll es bei der diesjährigen Poetik Vorlesung gehen. Ich verhehle nicht, dass ich mir das Thema aus eigennützigen Motiven vornehmen will: weil es mich am meisten interessiert. Und um Probleme zu erörtern, die sich beim Schreiben über unerhörte Vorfälle oder Personen ergeben. Vielleicht, so die Überlegung, komme ich beim Sprechen über literarische Weg-gefährtinnen oder Kontrahenten ja zu Einsichten, die einem weiterhelfen. Jedenfalls kann ich aus diesem Anlass Texte deutsch- und spanischsprachiger Autorinnen und Autoren vorstellen, die nicht jedermann geläufig sind. Solche, die sich in die Geschichte vertiefen, weil sie der Meinung sind, darin Antworten auf drängende Fragen der Gegenwart zu finden, oder die in Zeiten politischer Gleichschaltung Aufruhr und Subversion vorwegnehmen. Erich Hackl, geboren 1954, studierte Germanistik und Hispanistik an den Universitäten Salzburg, Salamanca und Málaga, arbeitet seit 1983 als Schriftsteller, Roman- und Drehbuchautor, Übersetzer und Herausgeber, lebt in Wien und Madrid, zahlreiche Reisen führten ihn in verschiedene Länder Lateinamerikas; seine Portraits latein-ameri-kanischer Schriftsteller sind in zahlreichen internatio-nalen Zeitungen und Zeitschriften sowie im Hörfunk erschienen. 2002 erhielt Erich Hackl den Solothurner Literaturpreis für sein Gesamtwerk, 2014 wurde er für sein Lebenswerk als Übersetzer von spanischer und insbesondere lateinamerikanischer Literatur ausgezeichnet. Publikationen (Auswahl): Auroras Anlaß. Erzählung (1987), Abschied von Sidonie. Erzählung (1989), Dieses Buch gehört meiner Mutter (2013), Drei tränenlose Geschichten (2014, alle: Diogenes), gemeinsam mit Evelyne Polt-Heinzl Im Kältefieber. Februar-geschichten 1934 (2014, Picus Verlag). In Kooperation mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv |
Lesung und Autorengespräch |
Donnerstag, 11. Juni, 20 Uhr Moderation: Andrea Zink (Institut f. Slawistik) „Wir standen uns nicht nah, obwohl es immer hieß, ich sei ganz der Vater.“ Das letzte Telefonat zwischen Vater und Sohn löst eine Flut von Erinnerungen aus: In seinem neuen Buch Vater taucht -Miljenko Jergovic´ in die Abgründe seiner eigenen Familie ein und beleuchtet die tragischen Verwicklungen seiner Heimat. Er beschreibt den Lebens-weg seines Vaters, eines angesehenen Arztes und Experten für Leukämie, dessen Einsatz für die ländliche Bevölkerung und politische Haltung. Zugleich bezieht er kritisch Stellung zur kroatischen Geschichte und dem Umgang mit der faschistischen Vergangenheit. Miljenko Jergovic´, geboren 1966 in Sarajevo, lebt in Zagreb, schreibt in kroatischer Sprache. Er arbeitet als Schriftsteller und politischer Kolumnist und ist einer der großen europäischen Gegen-warts-autoren. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet worden. Publikationen (Auswahl): Sarajevo Marlboro. Erzählungen (2009), Freelander. Roman (2010), Wolga, Wolga. Roman (2011, alle: Schöffling & Co). www.jergovic.com/ajfelov-most Miljenko Jergovic´: Vater. Roman. Aus dem Kroatischen von Brigitte Döbert. Schöffling & Co 2015. |
W:ORTE 1. Lyrik-Festival Innsbruck
Eine Veranstaltung von Literaturhaus am Inn und 8ung Kultur
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Donnerstag bis Montag, 18. - 22. Juni Donnerstag, 18. Juni, 20 Uhr Der Lyriker José A. Oliver präsentiert seinen Essayband fremdenzimmer (2015, weissbooks), Moderation: Martin Sailer, Musik: FRANSEN Freitag, 19. Juni, 18 Uhr Die Lyrikerin und Musikerin Lydia Daher präsentiert junge literarische Stimmen aus der Schreibwerkstatt des Literaturhauses am Inn. ab 20.30 Uhr Lydia Daher performt in einer visuellen Lesung ihren aktuellen Band: Und auch nun, gegenüber dem Ganzen – dies. 101 Collagen (2014, Voland & Quist) Samstag 20. Juni, ab 11 Uhr Lassen Sie sich bei einem Kaffee verdichten: 8 Lyrikerinnen und Lyriker lesen aus ihren Werken. Folgen Sie ihren W:ORTEN! 11 Uhr 14 Uhr 16 Uhr 18 Uhr 20.30 Uhr, Freies Theater Innsbruck mit Sabine Gruber, Barbara Hundegger, Sonntag, 21. Juni Für weitere Informationen zu den einzelnen Programmpunkten, achten Sie auf Flyer und Aussendungen von Literaturhaus am Inn und 8ung Kultur. |
[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit] Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck |
Montag, 22. Juni, 9-11 Uhr Moderation: Gabriele Wild Lyrik nervt, so nannte Hans Magnus Enzensberger ein Buch, das er unter dem Pseudonym Andreas Thalmayr vor einigen Jahren publizierte. Darin verspricht er Hilfe für jene, die vorgeben, mit Lyrik „nichts anfangen zu können“. Mit der Verleihung des diesjährigen Leipziger Buchpreises an Jan Wagners Band Regentonnenvariationen zeichnete die Jury erstmals in der Geschichte des Leipziger Buchpreises ein lyrisches Werk aus: Ein starkes Zeichen für eine literarische Gattung, die – so heißt es zumindest im Buchhandel immer wieder – sich schwer verkaufen und schwer vermitteln lässt. Anders verhält es sich mit Slam-Poetry, eine „publikumsbezogene und live performte Literatur“ (Slam-Gründer Marc Kelly Smith), die sich seit ihrem Entstehen in den 1990er-Jahren einer immer größeren Beliebtheit erfreut und sich durch lebendige Performance sowie bessere Vermittlungsmöglichkeiten (etwa über Youtube) ihrer ‚älteren Schwester‘ – der manchmal als verkopft, langweilig und schwer zugänglich verschrienen Lyrik – nicht nur zur Seite stellt, sondern diese auch herausfordert. Im [ Montagsfrühstück ] wollen wir das Spannungsfeld von (lyrischen) ‚Texten‘ zwischen Performance und Gedicht erkunden und die Frage stellen, welchen literarischen Konzepten Lyrik und Slam-Poetry heute nachgehen, welche Funktionen sie einnehmen und welche Wirkung sie entfalten. Sandra Künzi, geboren 1969, lebt als Autorin und Musikerin in Bern, gehört zur ersten Generation von Schweizer Poetry SlammerInnen, schreibt Kurzhörspiele, Kolumnen, szenische Texte und Satiren. Mehrere Auszeichnungen und Preise. Publikationen (Auswahl): -Tittanic. CD (2009), Mikro-novellen (2013, beide: Menschenversand), www.sandrakuenzi.ch Sabine Scho, geboren 1970 in Ochtrup (NRW), studierte in Münster Germanistik und Philosophie, lebt in Berlin. Zahlreiche Preise, 2001 Leonce-und-Lena Preis. Publikationen (Auswahl): T-homas Kling entdeckt Sabine Scho. Gedichte (2001, Europa-Verlag), Tiere in Architektur. Texte und Fotos (2013, kookbooks). Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung |
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Donnerstag, 25. Juni, 20 Uhr Wolfgang Bunzel, Michael Pilz Falls Sie es noch nicht wussten: 2015 ist Bierbaum-Jahr. Wer aber erinnert sich heute noch an den 1865 im niederschlesischen Grünberg geborenen und 1910 in Dresden verstorbenen Schriftsteller, Publizisten und Herausgeber Otto Julius Bierbaum? Als Autor dickleibiger satirischer Zeitromane wie Stilpe (1897) oder Prinz Kuckuck (1906) wird er heute ebenso wenig mehr gelesen wie als deutscher Bearbeiter von Carlo Collodis Kinderbuchklassiker Pinocchio (1905 u. d. T. -Zäpfel Kerns Abenteuer) oder gar als Lyriker und Singspieldichter. Dabei hat Bierbaum vor allem als Zeitschriftengründer, -redakteur und Anthologist sowie als unermüdlicher Promotor der Buchkunstbewegung nachhaltige Spuren in der Literatur- wie auch in der Kunst-geschichte des frühen 20. Jahrhunderts hinterlassen. Am ehesten dürfte Bierbaum wohl noch als Verfasser des Buches Eine empfindsame Reise im Automobil von 1903 im Gedächtnis geblieben sein: Auf Goethes Spuren hatte er in einem 8 PS starken Einzylinder-Wagen der Marke „Adler“ von Berlin kommend den Brenner überquert. Mit der Literarisierung dieser Italienfahrt schuf Bierbaum das erste Autoreisebuch der deutschen Literaturgeschichte überhaupt, das bereits unter dem bezeichnenden Motto stand: Lerne Reisen ohne zu rasen. Zu Bierbaums 150. Geburtstag finden sich die Literaturwissenschaftler Wolfgang Bunzel, Michael Pilz und Thomas Wegmann zu einer Gesprächsrunde über den vergessenen Autor zusammen, um sich den unterschiedlichen Facetten einer erstaunlich vielschichtigen Persönlichkeit anzunähern. Wolfgang Bunzel ist Literaturwissenschaftler und leitet seit 2007 die Brentano-Abteilung im Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Haus. Daneben lehrt er am Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik der Goethe-Universität Frankfurt a. M. Von ihm liegen zahlreiche Publikationen zur Literatur-, Medien-, Kommunikations- und Kulturgeschichte von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart vor. In seiner Habilitationsschrift über die -Theorie und Geschichte des deutschsprachigen Prosagedichts (2005) hat er sich auch mit der Münchner Moderne und Otto Julius Bierbaum beschäftigt. Michael Pilz, geboren 1982 in Rosenheim, studierte Bibliothekswissenschaft in Leipzig und Deutsche Philologie in Innsbruck; seit 2014 Leiter des Innsbrucker Zeitungsarchivs zur deutsch- und fremdsprachigen Literatur (IZA), http://iza.uibk.ac.at Thomas Wegmann, geboren 1962 in Bochum, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in Essen, Dublin und Berlin, seit 2011 Univ.-Prof. am Institut für Germanistik der Universität -Innsbruck. |
[ Literarische Ortserkundung ] |
Samstag, 4. Juli, 13.30 Uhr „Morgen packe ich meine sieben Sachen zusammen. In den Bergen, diesmal im Ötztal, wo das höchste Dörfchen Europas liegen soll, hoffe ich, wieder hoffen zu lernen. Es zieht doch alles nach oben, wenn es hier unten zu toll wird.“ (Max von Eyth, Breslau, 17. Juni 1888) Im hintersten Winkel des Ötztals versteckt, umgeben von rauer Hochgebirgslandschaft, liegt Vent auf 1895 m Seehöhe. Gerade zehn Minuten benötigt man von einem Ende des Dorfes an das andere, das neben einer kleinen Kirche und einer ehemaligen Totenkapelle vor allem über Hotelbauten verfügt. Verkehrstechnisch lange isoliert und abseits der Hauptverkehrsrouten gelegen, unterscheidet sich das Gebirgsdorf, so wird erzählt, von anderen Dörfern des Tales. Für Reisende des frühen 19. Jahrhunderts noch unberührtes Neuland, wird die Gegend mit ihrer alpintouristischen Erschließung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt und nicht zuletzt durch Schriftstellerinnen und Schriftsteller fortan immer wieder neu erfunden. Die Bandbreite der Literarisierungen reicht dabei von -(Reise-)-Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bis zu den Texten Norbert Gstreins, der den Ort der eigenen Herkunft mehrfach fiktionalisiert, dabei mit Ver- wie Entortungen spielt und Ortsmythen konsequent dekonstruiert. In einer literarischen Ortserkundung führt Iris Kathan durch Vent, der Schauspieler Christoph Griesser wird an den einzelnen Stationen aus den Texten lesen. Iris Kathan, geboren 1977, Literaturwissenschaftlerin, Auseinandersetzungen mit literarischen Topographien im Zuge des Forschungsprojekts Literatur-Land-Karte Tirol und Südtirol am Brenner--Archiv. Publikation: Innsbruck – Ein literarischer Stadtführer (2009, Haymon Verlag); www.uibk.ac.at/brenner-archiv/projekte/lit_karte_tirol Christoph Griesser, absolvierte den Grundwehrdienst in Österreich und machte einen UN-Auslandseinsatz in Syrien und Israel. Er war als Licht- und Tontechniker am Westbahntheater Innsbruck tätig und begann schließlich 2008 das Schauspielstudium in Salzburg. Seit seinem vorzeitigen Diplomabschluss 2010 arbeitet er als freier Schauspieler in Innsbruck, Wien, Bozen, Bern und Salzburg. Informationen Wann 4. Juli 2015, 13.30 Uhr Wo Ötztal-Bahnhof / Steig A Die Führung beginnt im Bus von Ötztal-Bahnhof nach Vent, 17.30 Uhr Rückfahrt mit dem Bus: Vent – Ötztal Bahnhof / Steig B Kosten ! 5 (Beitrag für den Bus) Anmeldung verbindlich bis -spätestens 29. Juni 2015. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt. In Kooperation mit dem Brenner-Forum |