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Der
aktive Blockgletscher im Hinteren Langtal Kar,
Gößnitz Tal (Schobergruppe, Nationalpark
Hohe Tauern, Österreich
The active rock
glacier of Hinteres Langtal Kar, Gößnitz
Valley (Schobergruppe, Hohe Tauern National Park,
Austria)
Karl
Krainer und
Wolfram
Mostler
Institut
für Geologie und
Paläontologie,
Universität
Innsbruck
Zusammenfassung
Der aktive Blockgletscher im
Hinteren Langtal Kar, auf der Ostseite des
Gößnitz Tales (Schobergruppe, Nationalpark
Hohe Tauern), ist ein zungenförmiger Blockgletscher
mit einer ausgeprägten Oberflächenmorphologie
aus longitudinalen und transversalen Rücken und
Vertiefungen. Im steilen Stirnbereich sackt die aktive
Zunge treppenartig an transversalen Zerrspalten und
Gleitflächen ab.
Das Abflußverhalten dieses Blockgletschers ist
durch starke saisonale, witterungsbedingte Schwankungen
geprägt mit Abflußspitzen bis zu 300 l/s bei
der Quelle Nord und bis zu 100 l/s bei der Quelle
Süd. An warmen Schönwettertagen sind auch
deutlich ausgeprägte Tagesschwankungen im
Abfluß zu beobachten.
Trotz starker Schwankungen im Abfluß bleibt die
Wassertemperatur der beiden Quellen den ganzen Sommer
über konstant knapp unter 1°C.
Das thermische Verhalten der Schuttlage ist sehr komplex
und wird vor allem vom Witterungsablauf, der
Mächtigkeit und Zusammensetzung
(Korngröße) der Schuttlage sowie vom darunter
liegenden Eiskörper beeinflußt. Gleichzeitig
bildet die Schuttlage auch eine wirksame Isolierschicht,
unter dem Schuttkörper ist die Ablation stark
herabgesetzt.
Die Temperaturen an der Basis der winterlichen
Schneedecke (BTS) erreichten im Gößnitz Tal im
Winter 1998/99 - 4,7°C am Blockgletscher im
Tramerkar und Beilkar, -7,4°C am Blockgletscher im
Hinteren Langtal Kar und - 7°C am Blockgletscher
beim Vordersee.
Die BTS-Temperaturen auf den Blockgletschern wurden auch
unter einer dickeren Schneedecke vom Witterungsablauf
beeinflußt, im Hochwinter wurden
Temperaturschwankungen von 1 - 3°C beobachtet.
Außerhalb aktiver Blockgletscher, über
permafrostfreiem Untergrund, lagen die Temperaturen an
der Basis der winterlichen Schneedecke meist nur knapp
unter dem Gefrierpunkt, Temperaturen unter -2°C
wurden nicht gemessen.
Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse kann der
Blockgletscher im Hinteren Langtal Kar als typischer
"ice-cored rock glacier" (Blockgletscher mit einem
Eiskern) bezeichnet werden, der sich aus einem
schuttbedeckten Kargletscher entwickelt hat.
Summary
The active rock glacier in the
Hinteres Langtal Kar on the eastern side of the
Gößnitz Valley is a tongue-shaped rock glacier
with well developed longitudinal and transversal ridges
and furrows on the surface. At the steep front the active
snout sinks down along transversal fissures and gliding
planes.
The discharge of this rock glacier is characterized by
strong seasonal variations which are caused by the
weather conditions, showing peak discharges up to 300 l/s
at the meltwater stream of the northern spring and up to
100 l/s at the southern spring. During fair weather
periods daily runoff variations are observed.
In spite of these pronounced variations in discharge the
water temperature of the two rock glacier springs remains
constantly below 1°C during the melt season.
The thermal regime of the debris layer is very complex
and mostly influenced by the weather conditions, the
thickness and composition (grain size) of the debris
layer, and the underlying ice body. The debris mantel
acts as an effective insulating layer, below the debris
layer ablation is strongly reduced.
In the Gößnitz Valley the following minimum
temperatures were recorded at the base of the winter snow
cover (BTS) during winter 1998/99: - 4,7°C at the
rock glaciers in the Tramerkar and Beilkar, - 7,4°C
at the rock glacier in the Hinteres Langtal Kar and -
7°C at the rock glacier near the Vordersee. Even
under a thicker snowpack BTS-temperatures on the rock
glaciers were influenced by the local weather conditions
causing temperature variations of 1 - 3°C in
January, February and March. Outside active rock
galciers, on permafrost-free ground, temperatures at the
base of the winter snow cover (BTS) mostly remained
slightly below the freezing-point, temperatures below -
2°C were not recorded.
Based on the data under discussion the acitve rock
glacier in the Hinteres Langtal Kar is regarded to be a
typical ice-cored rock glacier which developed from a
debris covered cirque glacier.
Aktive
Blockgletscher als Transportsysteme für Schuttmassen
im Hochgebirge: Der Reichenkar Blockgletscher in den
westlichen Stubaier Alpen
Karl
Krainer und
Wolfram
Mostler
Institut
für Geologie und
Paläontologie,
Universität
Innsbruck
Zusammenfassung
Der Reichenkar Blockgletscher weist
eine Reihe von morphologischen Merkmalen auf, die
eindeutig belegen, dass dieser Blockgletscher sich aus
einem stark schuttbedeckten Kargletscher entwickelt hat
(Krainer & Mostler 2000). Vor allem im Bereich der
Depression, die in den letzten beiden Sommern stark
eingesunken ist, ist klar zu erkennen, dass das
Gletschereis unter den Blockgletscher hineinzieht. Dieses
Gletschereis kam im Sommer 2000 ca. 100 m nördlich
der Depression zum Vorschein. Im Sommer 1997 war auch im
steilen mittleren Abschnitt massives Gletschereis
aufgeschlossen.
Die Korngrößenverteilung der Schuttlage, von
wesentlicher Bedeutung für das thermische Verhalten
und die hydrologischen Prozesse, ist sehr
unterschiedlich, zeigt aber die für
Kristallingebiete typischen Werte. Die
Gerölldurchmesser liegen meist im dm-Bereich.
Das Temperaturverhalten der Schuttlage ist komplex, wird
vom Wettergeschehen beeinflusst, ist aber auch
abhängig von der Korngrößenverteilung und
Mächtigkeit der Schuttlage, vom darunter liegenden
Eiskörper sowie von der Dauer und Mächtigkeit
der winterlichen Schneedecke. In den Sommermonaten ist
die Temperatur in den obersten 100 cm der Schuttlage
gekennzeichnet durch starke saisonale Schwankungen. An
Schönwettertagen sind auch deutliche Zyklen im
Tagesgang zu erkennen. Mit zunehmender Tiefe nimmt die
Temperatur rasch ab, ab ca. 100 cm Tiefe treten auch
keine Tageszyklen mehr auf.
Die Temperaturen an der Basis der winterlichen
Schneedecke (BTS) sind am Blockgletscher deutlich tiefer
(bis -10°C) als außerhalb des Blockgletschers
auf permafrostfreiem Untergrund, wo die BTS im Bereich
der Pegelmessstelle und unmittelbar östlich der
Stirn immer um den Gefrierpunkt lag. Lediglich auf der
Westseite der Stirn wurden über Hangschutt tiefere
BTS gemessen, was eventuell auf Permafrost im Untergrund
hinweist.
Interessant ist die Tatsache, dass auch an der Basis der
winterlichen Schneedecke Temperaturschwankungen
auftreten, und zwar in Abhängigkeit vom
Witterungsablauf.
Das Abflußverhalten des Blockgletschers ist
charakterisiert durch ausgeprägte saisonale und
tägliche Schwankungen (Details siehe Krainer &
Mostler, in Druck). Solange der Blockgletscher von Schnee
bedeckt ist, ist der Abfluß hoch. Erst im
Spätsommer und Herbst, nachdem die winterlichen
Schneerücklagen mehr oder weniger vollständig
abgeschmolzen sind, geht auch der Abfluß stark
zurück. Ab ungefähr Mitte Dezember bis zum
Beginn der Schneeschmelze weist der Blockgletscher keinen
Abfluß auf. Kaltlufteinbrüche im Sommer
führen kurzfristig zu einer starken Abnahme des
Abflusses, während warme Schönwettertage und
sommerliche Regenfälle hohe Abflussspitzen
verursachen.
Im Spätfrühling und Frühsommer ist der
Großteil des Abflusses auf Schnee- und Eisschmelze
und Niederschlag (Regen) zurückzuführen,
während im Spätsommer und Herbst ein
beträchtlicher Teil Grund- und Bergwasser darstellt.
Dies kommt in der elektrischen Leitfähigkeit klar
zum Ausdruck. Diese schwankt zwischen 20 und 40
µS/cm im Spätfrühling und Frühsommer
und zwischen 70 und 100 µS/cm im Herbst. Sie ist
umso niedriger, je höher der Abfluß ist.
Die Wassertemperatur bleibt dagegen die gesamte
Schmelzperiode hindurch konstant knapp unter 1°C,
was darauf hinweist, dass die Schmelzwässer bis in
den Stirnbereich in Kontakt mit Eis im Blockgletscher
dahinfließen.
Die Bewegungsraten des Blockgletschers liegen derzeit im
Stirnbereich bei maximal 2.5 m/Jahr, im mittleren
Steilabschnitt bewegen sich einzelne Blöcke bis zu
knapp 7 m/Jahr. Diese im Stirnbereich trotz geringer
Neigung beachtliche Fließgeschwindigkeit kann mit
interner Deformation nicht erklärt werden,
vermutlich spielt hier auch basales Gleiten eine
große Rolle (Krainer and Mostler 2000).