Der Mondsee im Fokus der Umwelt-Toxizitätsforschung
Das kürzlich abgeschlossene, internationale Forschungsprojekt FENOMENO liefert die erste Studie, die die tatsächliche Verteilung von künstlich hergestellten Nanopartikeln in verschiedenen Umweltkompartimenten eines Seeökosystems analysiert hat.
FENOMENO, das im ERA-NET SIINN-Programm (Safe Implementation of Innovative Nanoscience and Nanotechnology) finanziert wurde, liefert die erste Studie, die die tatsächliche Verteilung von künstlich hergestellten Nanopartikeln (MNM) in verschiedenen Umweltkompartimenten eines Seeökosystems analysiert hat. Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf Titanoxid-Nanopartikel (TiO2-NP) und Silbernanopartikel (Ag-NP) gelegt. Mit Beteiligung des Forschungsinstituts für Limnologie der Universität Innsbruck als Projektpartner wurde der oberösterreichische Mondsee als Modellsee vom Projektkonsortium ausgewählt. Neben den Mondseer Forscherinnen und Forschern waren Vertreter der Universität Siegen, des Fraunhofer-Instituts Schmallenberg (beide Deutschland) sowie der portugiesischen Universität Aveiro im Projektteam. Mit modernsten analytischen und mikroskopischen Techniken wurde erstmalig eine umfangreiche Bewertung für ein österreichisches See-Ökosystem durchgeführt und weitreichende wissenschaftliche Erkenntnisse über die Verteilung und das Risiko von MNM in der aquatischen Umwelt generiert.
Keine künstlichen Nanopartikel festgestellt
Im Forschungsprojekt FENOMENO konnte bewiesen werden, dass ein Großteil der MNM im Klärschlamm der Kläranlagen zurückgehalten wird und keine MNM-Partikel im Oberflächenwasser des Mondsees aufzuspüren waren. „Wir konnten in Gewebeproben von Fischen aus dem Mondsee mit Hilfe von mikroskopischen Analysegeräten keine Nanopartikel feststellen“, berichten die beiden Mondseer Projektpartner Josef Wanzenböck und Dunja Lamatsch. Akute und chronische Effekte durch Nanopartikel, die in künstlichen Kläranlangen transformiert wurden, traten bei Wasserflöhen (Daphnien) unter kontrollierten Bedingungen in Laborstudien erst bei deutlich höheren Konzentrationen auf, als in der Umwelt gemessen.
Es ist bekannt, dass sich Nanopartikel in Sedimenten anreichern können, daher ist es wichtig, die Untersuchung von Sedimenten auf MNM in den Fokus zukünftiger Forschungsprojekte zu stellen. Toxikologische Studien mit aquatischen Organismen aus verschiedenen trophischen Stufen zeigten, dass das Risiko durch die aktuellen Konzentrationen im Oberflächenwasser europäischer Seen sehr gering ist, jedoch wurden Wissenslücken bezüglich des Risikos für benthische Organismen aufgedeckt. „Um eine verbesserte, umfassende nano-spezifische Risikobewertung und eine Beurteilung der konsolidierten Rahmenbedingungen zu ermöglichen, sollten künftig auch Untersuchungen bezüglich des Einflusses von Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen durchgeführt werden“, sagt Roland Vogt, der in diesem Projekt am Mondsee seine Doktorarbeit abschließen wird.
Der Beitrag „Nano-Partikel - Ein übersehenes Umweltproblem“ des Bayerischen Rundfunks über das Projekt FENOMENO ist im Format „Gut zu wissen“ unter https://www.youtube.com/watch?v=2f6a182TwpA ab 16:52 min abrufbar.
Weitere Informationen:
Forschungsinstitut für Limnologie, Mondsee, der Universität Innsbruck https://www.uibk.ac.at/limno/index.html.de
Projekt FENOMENO: https://www.uibk.ac.at/limno/research/projects/fenomeno-webseite-kurzfassung-2015.pdf