Was siehst Du da? - fragte ein Christ seinen muslimischen Freund. Sie standen gerade vor einem Kruzifix. Dieser antwortete: Zwei, vielleicht drei Kreuze. Dem Christen verschlug es die Sprache: Wie meinst Du das? Der Andersgläubige setzte fort: Da gibt es zuerst das Kreuz der ausgebreiteten Arme. Dieses wurde von Gott erschaffen. Brauchst nur die Kinder anzuschauen. Wie sie sich immer wieder umarmen. Oder wie sie sich in die ausgebreiteten Arme der Mütter fallen lassen. Von den Liebenden schon ganz zu schweigen. Diese können ja nicht genug an Umarmungen kriegen. Sagt ihr nicht selber, Gott sei die Liebe? Doch werden im Alltag die ausgebreiteten Arme allzu oft festgenagelt. Durch die Menschen! Sie sind es, die das zweite Kreuz schaffen. Sie nageln sich selber und erst recht andere Menschen an. Dadurch wird das Kreuz zum Instrument der Selbstverachtung und des Hasses. Oder aber der Sündenbockjagd. Weil Menschen glauben, sie selber würden davon kommen, wenn sie die anderen opfern. Sagte doch jemand, es wäre besser wenn einer stirbt, bevor viele andere zur Kasse gebeten werden. Dieses menschliche Kreuz bildet eine Menge von der Wirklichkeit ab. Weltweit! Unabhängig von Rasse, Klasse und Religion. Der Mensch ist auch ein „kreuzigendes Wesen“. Trotz all der gegenteiligen Beteuerungen aller Humanisten. Und ihr Christen? Ihr glaubt doch wohl noch an ein drittes Kreuz. Das Kreuz Jesu! Die Menschen nagelten ihn zwar fest. Er sollte sich aber kraft göttlicher Liebe aus der Position der festgenagelten Arme befreit haben. Damit er umarmen kann. Vor allem aber: andere festgenagelte Menschen befreien! Ist das nicht das, was ihr, Christen glaubt? Wofür das Christentum in dieser Welt steht? |