Unterscheiden mit Ignatius von Loyola |
Autor: | Niederbacher Bruno |
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Veröffentlichung: | |
Kategorie | kurzessay |
Abstrakt: | |
Publiziert in: | |
Datum: | 2017-01-18 |
1 | Herzlich willkommen in der Krypta der Jesuitenkirche! Mag. Klaus Köb hat Sie mit seiner zarten Lautenmusik zu dieser halben Stunde begrüßt, Musik die auch Ignatius von Loyola vertraut vorgekommen wäre, um den es heute geht. Das Thema lautet: Unterscheiden mit Ignatius von Loyola. Dies will ich in vier Episoden tun. |
2 | 1. Episode: Ignatius von Loyola hat den Jesuitenorden gegründet. Aber angefangen hat seine Geschichte alles andere als fromm. Ignatius, damals noch Inigo, ist Soldat und verteidigt im Jahr 1521 eine Festung namens Pamplona gegen die Franzosen. Eine Kanonenkugel trifft ihn, bricht sein Bein – und damit ist auch der Krieg zu Ende. Die Franzosen, echte Kavaliere, bringen den verletzten Inigo zu seinem Heimathaus nach Loyola im Baskenland. Dort liegt er im Bett. Zuerst sieht es kritisch aus. Fast stirbt er an seinen Verletzungen. Aber dann setzt die Genesung ein. Um sich die Zeit zu vertreiben, sehnt er sich nach Lektüre: Ritterromane; Abenteuer, Frauen, Leidenschaft. Aber im Haus hat man nur fromme Schinken: Ein Buch über das Leben Jesu und eines mit Legenden über die Heiligen. Gelangweilt liest er darin. Seine Gedanken entfliehen zu spannenderem Stoff: zu stundenlangen Phantasien über unerreichbare Frauen und Abenteuer, die er bestehen will. Dazwischen denkt er auch an die Großtaten der Heiligen, von denen er in den frommen Büchern liest und sinniert: „Was wäre, wenn ich täte, was der heilige Franziskus tat, oder der heilige Dominikus….“ Und so wechseln sich die Phantasien bei ihm ab: einmal die weltlichen, einmal die frommen. Da entdeckt er einen Unterschied. Er schreibt: „Wenn er (Ignatius) an weltliche Dinge dachte, empfand er großes Vergnügen; sobald er aber ermüdet davon abließ, fand er sich trocken und unzufrieden. Wenn er jedoch daran dachte, barfuß nach Jerusalem zu gehen und nichts als Kräuter zu essen … war er nicht nur getröstet, solange er sich bei solchen Gedanken aufhielt, sondern blieb auch zufrieden und froh, nachdem er davon abgelassen hatte. […] Allmählich kam er dazu, die Verschiedenheit der Geister, die sich hin und herbewegten zu erkennen…“ (PB 8) |
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4 | 2. Episode: Noch währen seiner Genesungszeit fasst Inigo den Entschluss, nach Jerusalem zu pilgern. Sobald er gesund ist, führt er den Plan aus, allein und zu fuß. Eine wichtige Station auf seinem Weg wird Manresa, eine kleine Stadt nordwestlich von Barcelona, unweit vom Montserrat. Eigentlich will er nur kurz bleiben. Da bricht eine schwere psychische und religiöse Krise über ihn herein. Die Vergangenheit holt ihn ein. Er wird fast wahnsinnig vom Zwang, immer neu zu beichten. Skrupel plagen ihn. Depressionen und Trostlosigkeit reißen ihn in die Tiefe. „Wie wirst du dieses Leben siebzig Jahre, die du zu leben hast, ertragen?“ flüstert ihm eine Stimme ein. Er fastet und betet übertrieben viel, er will den inneren Frieden herbeizwingen, aber es nützt alles nichts. Er kommt an einen Punkt, wo er daran denkt, sich das Leben zu nehmen. Das Ende des Schreckens beschreibt Ignatius so: „[…] ihn überkam Abscheu vor dem Leben, das er führte, und zugleich ein heftiger Antrieb, es ganz aufzugeben.“ Das neue Leben, das er so enthusiastisch begonnen hatte, kotzt ihn an, er will es aufgeben. Aber genau das ist die Wende. Er schreibt: „Damit wollte der Herr ihn wie aus einem Schlaf (Traum) aufwecken.“ (PB 25). |
5 | 3. Episode: Neun Monate Manresa: eine harte Schule im geistlichen Leben. Was Ignatius dort lernt, schlägt sich in den „Geistlichen Übungen“ (Exerzitien) nieder: Übungen, die helfen sollen, das eigene Leben in Ordnung zu bringen. Darin finden sich die sogenannten Regeln zur Unterscheidung der Geister; Ignatius nennt sie „Regeln, um einigermaßen die verschiedenen Regungen zu verspüren und zu erkennen“ (Exerzitienbuch [EB] 313): Es sind vor allem zwei Regungen: geistliche Tröstung und Trostlosigkeit. Mit Tröstung meint er emotionale Regungen wie Liebe zu Gott, innere Freude, Ruhe, Frieden. Mit Trostlosigkeit meint er einen lauen, traurigen, verwirrten Seelenzustand, wie von Gott getrennt. Ich greife nun einige Regeln von Ignatius heraus, die für mich hilfreich waren: |
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7 | 4. Episode: Ignatius gründet mit einigen Gleichgesinnten und Freunden im Jahr 1540 offiziell den Jesuitenorden und wird der erste Generalobere. Er ist Top-Manager einer rasant wachsenden Ordensgemeinschaft und lebt in Rom. Er schreibt ein Tagebuch. Darin sieht man, dass Ignatius bei den vielen Entscheidungen, die er zu treffen hat, immer auf seine inneren Regungen und Gefühle achtet und sie unterscheidet. So versucht er das Richtige herauszufinden. Im Exerzitienbuch empfiehlt er, eine Art Tagesrückblick zu machen, den Tag am Abend Revue passieren zu lassen, Erlebnisse des Tages noch einmal anzuschauen und zu fragen: Welche emotionalen Spuren haben die einzelne Begebenheiten des heutigen Tages bei mir hinterlassen? Woher kommen sie und wohin führen sie? Während Klaus Köb sein letztes Stück spielt, können wir einen solchen Tagesrückblick halten. |
8 | [1] Aus: Lambert, Willi 2008: Aus Liebe zur Wirklichkeit. Grundworte ignatianischer Spiritualität. Kevelaer, S. 100. |
9 | [2] Aus: Lambert, Willi 2008: Aus Liebe zur Wirklichkeit. Grundworte ignatianischer Spiritualität. Kevelaer, S. 104. |
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