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„Exules filii Evae, …“ Dankbare Erinnerungen an Ewald Heinz (12.6. 1951 – 20.5.2017)

Autor:Siebenrock Roman
Veröffentlichung:
Kategoriefak
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2017-05-30

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Das Forschungszentrum „Religion – Gewalt – Kommunikation – Weltordnung“ trauert um Ewald Heinz und erinnert dankbar an seine Initiativen, die vor vielen Jahren die interreligiöse Aufmerksamkeit unserer Gruppe förderte und stärkte.

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Alles begann im Jahre 2003 mit Altbürgermeister Kopp und dem Integrationsbeauftragten der Marktgemeinde Telfs, Ewald Heinz, denen nicht nur die Belebung der Friedensglocke im Alpenraum ein Anliegen war, sondern auch die Beheimatung nicht weniger muslimisch-türkischer MitbürgerInnen. Ewald Heinz gestaltete in diesem Sinne den Besinnungsweg mit sieben Weisheiten, vorbei am Möserer See bis hin zur Friedensglocke, entwickelte mit manchen von uns die Friedenswanderung mit der Bootsfahrt der VertreterInnen der Religionen auf die Insel im Möserer See und moderierte die Würdigung herausragender Persönlichkeiten zu Botschafterinnen und Botschaftern der Friedensglocke. An Kardinal König, Bischof Kräutler, Maria Drewes und Józef Niewiadomski darf ich hier erinnern. Ein Bild wird in mir wach: Ein Imam, ein buddhistischer Mönch, eine Superintendentin und ein katholischer Bischof saßen in demselben Boot und beteten auf der Insel im Möserer See um Frieden. Ein Zeichen für Tirol bleibt gesetzt!

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Von großer Bedeutung war die Zusammenarbeit für ein gutes Miteinander in Telfs. Der Bau des kleinen Minaretts in Telfs bekam überregionale Bedeutung. Zwei Kongresse mit Vor- und Nacharbeiten sind besonders zu würdigen, die Ewald Heinz als Friedensforen Mösern/Telfs/Stams gesehen hatte. Das erste Treffen fand 2006 statt und führte zur Stamser Friedens-Erklärung, die mit den Worten beginnt: „Unser Denken und Handeln heute ist das Schicksal unserer Kinder von morgen.“[1] Unter dem Thema „Heilig-Tabu: Faszinierende und erschreckende Facetten multikultureller sowie multireligiöser Begegnung“ gestaltete vor allem die Gruppe der Kommunikativen Theologie unter Leitung von Matthias Scharer im April 2008 das zweite Friedensforum Mösern/Telfs/Stams. Unsere Empiriegruppe brachte davor und danach so manche Facette des interkulturellen und interreligiösen Zusammenlebens ans Tageslicht.

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Im Jahre 2009 gestalteten wir unseren Beitrag zum Tiroler Gedenkjahr (1809–2009) unter dem Titel „Martyrium als religiös-politische Herausforderung“ in der damals von Brigitte Mazohl geleiteten Forschungsplattform „Weltordnung – Religion – Gewalt“. Zum ersten Mal nahmen Muslime im Chorgestühl des Stiftes Stams am Gebet teil; und danach beim gastlichen Mahl in den Gängen des Kreuzganges. Auch wir erfuhren bei allen diesen Treffen Gastfreundschaft in den Räumen der muslimischen Gemeinde.

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Während dieser Kongresse und während den Auszeichnungen zur BotschafterIn der Friedensglocke im Alpenraum wurden im Garten des Stiftes Stams auch Bäume gepflanzt. Ein Wald ist es nicht geworden. Aber sie wachsen und gedeihen und werden noch in vielen Jahren ein Zeichen für die Initiativen sein, die Ewald Heinz mitgetragen und gesetzt hat.

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Am 20. Mai 2017 ist Ewald Heinz nach langer, schwerer Krankheit, von der er offen und versöhnt vor Weihnachten seine FreundInnen informiert hatte, gestorben.

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In den vergangenen Tagen tauchten in mir immer wieder jene Bilder und Töne auf, die ich vor einigen Jahren mit Ewald zusammen in Jerusalem erleben durfte. Nach einem Streifzug durch die Altstadt erzählte ich ihm von einem meiner Lieblingsorte, der St. Anna-Kirche. Als ich ihm, dem Chorleiter, noch von der phantastischen Akustik dieser Kreuzfahrerkirche vorschwärmte, forderte er mich dann vor Ort auf, etwas anzustimmen. Ich sang, was ich immer an diesem Ort singe: „Salve Regina, …“. Ewald stimmte ein, und nach dem letzten Ton wurden wir noch einige Zeit von einem Resonanzraum getragen, der unsere Stimmen erhoben hatte. Später beim Kaffee am Damaskus-Tor, räsonierte er immer wieder über das Wort „exules filii Evae“. Ja, so höre ich ihn: wir in die Fremde, ins Exil gestoßene Kinder, gerade hier. Ja, wir Exilanten.

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Lieber Ewald, ich danke Dir im Namen des ganzen Forschungszentrums für unsere Zusammenarbeit, persönlich besonders für jenen Moment der Erfahrung gebrochenen Exils. Ich hoffe und wünsche es Dir mit allem, was in mir zu bitten vermag, dass Du heimgefunden hast, aus Deinem Exil, auch aus Deiner Vertreibung. Du warst und bleibst für mich immer ein priesterlicher Mensch, der mir eine ganz unsentimentale, aber innige Jesus-Frömmigkeit zeigte. Nicht zufällig steht auf Deiner Pate: „Jesus Dir leb ich, Jesus Dir sterb ich, Jesus Dein bin ich im Leben und im Tod!“ Und bittend und betend singe ich mit Dir verbunden weiter: „O, sei ihm gnädig, sei ihm barmherzig, führ ihn o Jesus, in Deine Seligkeit!“

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[1] Die vollständige Erklärung im Theologischen Leseraum: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/659.html)

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