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Mit dem Himmelreich ist es sehr seltsam – oder nicht?
( Gedanken zum 28. Sonntag im Jahreskreis 2017 (LJ A))

Autor:Wandinger Nikolaus
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:Im Gleichnis dieses Sonntags versammelt sich ein ganzes Sammelsurium an Seltsamkeiten - und doch, sagt Jesus, sollen wir daraus etwas über das Himmelreich lernen. Wie das gehen soll, versucht der Text darzustellen.
Publiziert in:
Datum:2017-10-18

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Jes 25,6-10a; (Phil 4,12-14.19-20) Mt 22,1-14 (oder 22,1-10)

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Liebe Gläubige,

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Finden Sie nicht auch, dass sich im heutigen Evangelium eine Seltsamkeit an die andere reiht? Stellen Sie sich vor, Sie werden auf eine Hochzeit eingeladen und haben keine Lust, hinzugehen. Sie sagen also ab und schieben irgendeinen Grund vor. Soweit, so unehrlich, aber nicht unplausibel. Der Vater, der die Hochzeit organisiert, ist aber ein hartnäckiger, zäher Knochen, ja er ist so aufdringlich, dass am Tag der Hochzeit seine Diener vor Ihrer Tür stehen und Ihnen sagen, das Essen sei schon bereit und Sie sollten doch gefälligst mitkommen.

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Das ist schon seltsam. Welcher Braut- oder Bräutigamsvater wäre denn so aufdringlich und würde so was tun? Aber, gesetzt den Fall, es wäre so: Würden Sie die Abgesandten verprügeln oder sogar umbringen? Man könnte sie einfach wegschicken. Warum braucht man massive Gewalt, um sich vor einer Einladung zu drücken?

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Hier enden aber die Seltsamkeiten keineswegs: Der so brüskierte Braut- oder Bräutigamvater schickt nun sein Heer, sagen wir – einen Schlägertrupp –, tötet die Mörder seiner Diener und verwüstet ihre Häuser und Wohnungen. Seltsam auch, dass das vorbereitete Festmahl dabei nicht kalt und alt wird, sondern dieser Feldzug scheint so schnell vonstatten zu gehen, dass das Mahl immer noch bereit und schmackhaft ist – und nun lädt der Vater alle ein, die auf der Straße anzutreffen sind. Eher wäre zu erwarten, dass er eben die Hochzeit nur in kleinem Kreis feiert; halt doch nicht die große Sause, sondern eine kleine Familienfeier; die Essensreste könnte man ja hinterher den Armen geben. Aber nein, es werden alle eingeladen: Arme und Reiche, Gute und Böse, Fromme und Unfromme. Alle sollen kommen – und sie kommen auch.

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Und schließlich kommt der Vater, um sich die Gäste anzusehen, und bemerkt einen ohne Hochzeitsgewand – woher soll er auch eines haben, er wurde doch gerade von der Straße weggeholt. Aber den Vater ärgert das so, dass er ihn fesseln und hinauswerfen lässt, nicht bloß vor den Hochzeitssaal, sondern gleich in die äußerste Finsternis.

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Und schließlich fragt man sich: Ist der Vater eigentlich ein Braut- oder Bräutigamvater? Wo sind diese beiden denn? Wer heiratet denn da und warum kommen die Brautleute gar nicht vor?

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Von diesem Sammelsurium aus Seltsamkeiten, sagt Jesus, sollen wir etwas über das Himmelreich lernen. Was könnte das nun sein?

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Ich möchte versuchen, das plausibel zu machen, indem ich mir vorstelle, dass in diesem Gleichnis ständig die Perspektive wechselt: Da gibt es die Perspektive Jesu, die zeigt, wie er seinen Vater sieht; und ganz ohne Übergang und Vorwarnung kippt diese um in die Perspektive jener, die den barmherzigen Vater Jesu nicht wahrhaben wollen, sondern Gott als gewalttätigen Herrscher wahrnehmen und daher zu Jesu Gegnern werden. Ich lade Sie ein, diesen Versuch einmal gedanklich mitzugehen.

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Es beginnt damit, dass der Vater die Menschen einlädt zur Hochzeit. Gott ruft die Menschen in sein Reich, aber sie kommen nicht. Sie haben Wichtigeres zu tun. Vorher muss noch ein Gewinn gemacht, ein Event organisiert, ein Haus gebaut, eine Wahl geschlagen werden. Danach kann man dann ja ans Frommsein denken. Doch Gottes Einladung ist kein unverbindliches „Wenn du nichts anderes zu tun hast, dann komm doch vorbei.“ Er ist überzeugt, seine Einladung ist für die Geladenen lebenswichtig und darum ist er so hartnäckig. Er möchte uns aufrütteln aus dem Alltagstrott, wir sollen sein Hochzeitsmahl in die Mitte stellen, d.h. aber genau genommen, wir sollen die Menschen vor unsere Eigeninteressen stellen: Gewinne machen, Events veranstalten, Häuser bauen und Wahlen gewinnen ist zweitrangig. Erstrangig wäre es, den Besitz zum Wohl der Menschen einzusetzen, gute Erfahrungen zu ermöglichen, Menschen Wohnung zu geben und erhaltene Macht für das Allgemeinwohl einzusetzen. Gott ist sich sicher, dass uns das keine Lasten auferlegt, sondern im Gegenteil uns alle von Lasten befreit, unser Herz erhebt und unser Leben bereichert.

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Doch – Perspektivwechsel – die Geladenen fühlen sich davon bedroht. Es erscheint ihnen nicht als Einladung zu einem Hochzeitsmahl, sondern als unterdrückender, freiheitsraubender Befehl zu einer Verpflichtung. So wird verständlich, warum sie sich so vehement wehren. Sie glauben nicht, dass sie beschenkt werden; sie fühlen sich bedroht. Ihrer Logik entspricht es auch, dass der Herr dann käme und sie niedermetzeln würde. Wenn einer andere bedroht und sie sich wehren, wird er sich rächen – daran ist nichts seltsam. Seltsam ist, dass die Geladenen nicht merken, dass sie sich selber in die Irre führen. Denn, der Herr tut ja ganz etwas anderes.

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In der Perspektive des barmherzigen Vaters Jesu metzelt Gott niemanden nieder, sondern er lädt alle ein. Wie kann man Menschen überzeugen, dass man sie nicht ruft etwas zu leisten, sondern sie zu beschenken? Indem man alle ruft, auch jene, die gar nicht leistungsbereit oder leistungsfähig aussehen. Wenn alle kommen dürfen, ist klar, dass es nicht darum geht, was man geben kann, sondern nur was man annehmen darf: ein Festmahl ohne Ansehen der Person, freigiebig geschenkt von einem guten König.

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Perspektivwechsel: Wer es nicht wahrhaben und nicht glauben kann, dass er nur beschenkt wird, der wird doch noch irgendetwas finden, das man leisten muss, um dazugehören zu dürfen. Irgendeine Vorleistung muss man doch erbringen, damit man würdig wird – und wenn es nur ist, ein anständiges Gewand anzuziehen. Wer dies nicht hat, der muss hinausgeworfen werden. Wieder würde ich sagen, ist es nicht der Vater Jesu, der den alltäglich Gekleideten hinauswirft in die äußerste Finsternis, sondern es sind jene, die nicht glauben können, dass wirklich jeder und jede ohne Ansehen der eigenen Vorleistung geladen ist. Sie werfen den Mann ohne Hochzeitsgewand hinaus, weil sie ihn nicht für würdig erachten, und sie glauben, dass es der König tue. Sie sind verblendet und sehen die Welt verkehrt.

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Doch, kann man so eine Deutung des Gleichnisses begründen? Ich denke schon, weil ja Jesus genau das passiert ist: Fromme Menschen, religiöse Führer haben ihn als Gotteslästerer verurteilt und getötet – und sie meinten, sie täten damit Gottes Willen. In Wirklichkeit war es umgekehrt: Jesus, jener, der Gott einen barmherzigen, alle einladenden Vater, nannte, verstand, was Gott wollte; seine Gegner verstanden es nicht. Sie töteten ihn im Namen Gottes. Jesus, der Ausgestoßene, er ist der Bräutigam, der für die anderen Gäste zu unfein gekleidet war und daher aus seiner eigenen Hochzeit geworfen wurde – und sie dachten auch noch, dieser Hinauswurf sei der Wille des Bräutigamvaters. Weit gefehlt!

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Mit dem Himmelreich ist es also wie mit einer ständigen barmherzigen und gnädigen Einladung Gottes, die von den unverständigen Menschen immer wieder für eine unbarmherzige und gewalttätige Überforderung gehalten wird. Und ihre Abwehrhaltung schlägt sogar um in Gewalt, die sie dann auch noch Gott in die Schuhe schieben, wodurch sie ihn nur noch bedrohlicher erleben und erst recht ablehnen. Bliebe es dabei, der unerkannte Bräutigam würde in äußerster Finsternis enden.

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Der Bräutigam und sein Vater verhindern das aber. Jesus nahm seinen Hinauswurf zum Anlass, um Vergebung für die verblendeten Menschen zu beten, und ermöglichte damit, dass sie weiterhin zum Hochzeitsmahl geladen waren. Weit und breit keine Spur vom Schlägertrupp Gottes, sondern der barmherzige Vater erweckt den toten Bräutigam zum Leben und hält die Feier offen für alle. Wirklich für alle?

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Alle sind gerufen, heißt es, aber nur wenige auserwählt. Was bedeutet das? Ich würde sagen: Alle sind gerufen und geladen, aber nur wenige verstehen und leben voll und ganz, dass es keinen Leistungsnachweis braucht für dieses Hochzeitsmahl. Diejenigen, die dies verstehen, sind auserwählt, die Lebenshaltung Jesu anzunehmen und es ihm gleichzutun. Alle anderen kämpfen mit ihrem eigenen Widerstand und ihren Hindernissen – aber sie sind geladen. Und weil die Auserwählten für sie eintreten beim König, haben sie – haben wir alle – Hoffnung.

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