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Mehr Synodalität wagen: Pfarrgemeinde- und Diözesanräte in einer postklerikalen Kirche

Autor:Bauer Christian
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:
Publiziert in:Festvortrag zum 50-jährigen Bestehen der Pfarrgemeinderäte und des Diözesanrates im Bistum Würzburg (Neumünster/Würzburg, 12. Oktober 2018).
Datum:2018-10-16

Inhalt

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Heute mit Ihnen hier zu feiern – das ist für mich mit sehr schönen persönlichen Erinnerungen verbunden. Hier in Würzburg habe ich nicht nur an einer damals herausragenden Fakultät Theologie studiert, hier habe ich im Leistungskurs Sozialkunde-Geschichte am Riemenschneider-Gymnasium auch meine erste ‚wissenschaftliche’ Arbeit verfasst: eine ‚Facharbeit’, die dem Pfarrgemeinderat gewidmet war. Von 1990 bis 1998 war ich in meiner Heimatgemeinde St. Nikolaus in Gerbrunn auch selbst, neben vielem anderen, Jugendvertreter im PGR – eine biographisch prägende Erfahrung, ohne die ich heute Abend vermutlich nicht hier vor Ihnen stehen würde… Pfarrgemeinde- und Diözesanräte sind manchmal beharrend und bewahrend, bisweilen struppig und widerborstig, aber auch einsatzfroh und aufbruchsfähig – immer aber beachtens- und häufig sogar liebenswert. Ich gratulieren den Räten meiner Heimatdiözese Würzburg daher ganz herzlich zu ihrem Goldenen Jubiläum – und ich möchte diese Gratulation mit einigen theologischen Lockerungsübungen verbinden, die unsere innerkirchlichen Verspannungszustände möglicherweise nicht vollständig lösen, vielleicht aber doch etwas entkrampfen können.

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1.  Papst Franziskus: Impulse für eine postklerikale Kirche

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Eine sehr hartnäckige pastorale Verkrampfung, die die Arbeit nicht weniger Pfarrgemeinde- und Diözesanräte noch immer schwer belastet, besteht in dem Klerikalismus mancher Priester, Diakone und Laien im Volk Gottes – ein Problem, das uns angesichts der systembedingten sexualisierten Gewalt in unserer Kirche leider gerade schmerzhaft bewusst wird und das ich auch heute an diesem festlichen Abend – neben all dem vielen Guten, das in unserer Kirche geschieht, neben all den vielen wirklich beeindruckenden Christinnen und Christen mit und ohne Amt, die es gibt – nicht verschweigen kann. In der vor kurzem veröffentlichten Missbrauchsstudie der deutschen Bischofskonferenz wird der Zusammenhang klar benannt. Dort heißt es zusammenfassend:

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„Sexueller Missbrauch ist vor allem auch Missbrauch von Macht. In diesem Zusammenhang wird für den sexuellen Missbrauch im Kontext der katholischen Kirche der Begriff des Klerikalismus als eine wichtige Ursache […] genannt […]. Klerikalismus meint ein hierarchisch-autoritäres System, das auf Seiten des Priesters zu einer Haltung führen kann, nicht geweihte Personen in Interaktionen zu dominieren, weil er qua Amt und Weihe eine übergeordnete Position innehat. Sexueller Missbrauch ist ein extremer Auswuchs dieser Dominanz.“[1]

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Mein Kollege Rainer Bucher spricht in diesem Zusammenhang von einer „statusbegründeten Selbstherrlichkeit“[2] von kirchlichen Amtsträgern – und mit dieser gilt es der Missbrauchsstudie zufolge zu brechen:

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„Eine Änderung klerikaler Machtstrukturen erfordert eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Weiheamt des Priesters und dessen Rollenverständnis gegenüber nicht geweihten Personen. Dabei darf es nicht bei Lippenbekenntnissen der Kirchenverantwortlichen bleiben. Die Sanktionierung einzelner Beschuldigter, öffentliches Bedauern, finanzielle Leistungen an Betroffene und die Etablierung von Präventionskonzepten […] sind dabei notwendige, aber keineswegs hinreichende Maßnahmen. Wenn sich die Reaktionen der katholischen Kirche auf solche Maßnahmen beschränken, sind solche grundsätzlich positiven Ansätze sogar geeignet, klerikale Machtstrukturen zu erhalten, da sie nur auf Symptome einer Fehlentwicklung abzielen und damit die Auseinandersetzung mit dem grundsätzlichen Problem klerikaler Macht verhindern.“[3]

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Auch Papst Franziskus sieht eine direkte Verbindung zwischen geistlichem und sexuellem Machtmissbrauch in der Kirche – in seinem Brief an das Volk Gottes vom vergangenen August schreibt er mit entschiedener Klarheit:

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„Jedes Mal, wenn wir versucht haben, das Volk Gottes […] zum Schweigen zu bringen, […] haben wir Gemeinschaften, Programme, theologische Entscheidungen, Spiritualitäten und Strukturen [ich füge hinzu: auch Pfarrgemeinde- und Diözesanräte] […] ohne Gesicht […] und letztendlich ohne Leben geschaffen. […] Der Klerikalismus, sei er nun von den Priestern selbst oder von den Laien gefördert, erzeugt eine Spaltung im Leib der Kirche, die dazu […] beiträgt, viele der Übel, die wir heute beklagen, weiterlaufen zu lassen. Zum Missbrauch Nein zu sagen, heißt zu jeder Form von Klerikalismus mit Nachdruck Nein zu sagen.“[4]

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Nicht zuletzt deshalb wünscht sich der Papst daher auch eine „ganz und gar synodale Kirche“[5] Das deutsche Fremdwort ‚Synode’ kommt vom griechischen syn-odos, dem gemeinsamen („syn-“) Weg („-odos“) aller in der Kirche. In seiner Rede zur 50-Jahrfeier der Weltbischofssynode sagte der Papst bereits 2015:

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„Genau dieser Weg der Synodalität ist das, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet. Was der Herr von uns verlangt, ist in gewisser Weise schon im Wort ‚Synode’ enthalten. Gemeinsam voranzugehen – Laien, Hirten und der Bischof von Rom […].“[6]

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Synodalität, das „gemeinsame Vorangehen“[7] aller auf dem Weg der Kirche, ist das Gegenteil von Klerikalismus. Zugleich ist sie auch ein probates Gegenmittel. In der vorigen Woche betonte der Papst zu Beginn der aktuellen Bischofssynode, man müsse das „Übel des Klerikalismus“[8], aus seiner Sicht die „Wurzel vieler [anderer] Übel in der Kirche“[9], auf einem „synodalen Weg“[10] überwinden:

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„Nur der Dialog kann uns wachsen lassen. In der Tat sind das Zuhören und der Verzicht auf die vorgefassten Meinungen ein starkes Gegenmittel gegen die Gefahr des Klerikalismus […]. Der Klerikalismus entsteht aus einer elitären […] Sicht von Berufung, die das empfangene Amt als eine auszuübende Macht versteht und nicht als einen […] anzubietenden Dienst. Jene Haltung führt zu der Auffassung, man gehöre zu einer Gruppe, die alle Antworten besitzt und nicht mehr zuzuhören und nichts mehr zu lernen braucht.“[11]

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Auch in diesem Sinn ist Synodalität ein Gegenteil von Klerikalismus, denn eine wirklich synodale Kirche setzt auf eine „Dynamik des Zuhörens, das auf allen Ebenen des Lebens der Kirche gepflegt wird“[12]:

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„Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens […]. Es ist ein wechselseitiges Anhören, bei dem jeder etwas zu lernen hat […]. […] Der synodale Weg beginnt im Hinhören auf das Volk […]. […] Wenn wir begreifen, dass ‚Kirche und Synode Synonyme [also: dasselbe] sind’, wie der heilige Johannes Chrysostomos sagt […], dann begreifen wir auch, dass in ihrem Innern niemand über die anderen ‚erhöht’ werden kann.“[13]

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Wohl noch nie hat sich ein Papst derart vehement gegen den Klerikalismus gewandt. Und selten zuvor hat sich ein Papst derart entschieden für einen synodalen Umbau seiner Kirche ausgesprochen. So ist es denn auch ein schöner Zufall, dass Ihr Jubiläum mit einem anderen, weitgehend außerkirchlichen Ereignis zusammenfällt, das sich heuer ebenfalls zum fünfzigsten Mal jährt: der Studentenrevolte 1968. Nach dem Pariser Mai 1968 ist in Frankreich ein Buch von Michel de Certeau erschienen, einem bis dato nur wenigen Eingeweihten bekannten Jesuiten, der zu den bevorzugten Autoren von Papst Franziskus zählt und dessen Titel der Revolte ihr Stichwort gab: La prise de parole, zu Deutsch: Die Ergreifung des Wortes. Die zentrale These dieses Buches lautet: „Im vergangenen Mai eroberte man das Wort, so wie man 1789 die Bastille eroberte.“[14] La prise de parole – da prise de Bastille. In einer synodalen Kirche der Beteiligung geschieht etwas ganz Ähnliches: Räte sprechen, nicht weil ihnen der Klerus gönnerhaft das Wort erteilt, sondern weil sie vielmehr selbst eine Stimme haben, die gehört werden muss – ganz im Sinne der Aussage von Papst Pius XII.: „Ihr gehört nicht zur Kirche, ihr seid Kirche.“[15]

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Eine in diesem Sinne ‚postklerikale’[16] Kirche verwirklicht die „kopernikanische Wende“[17] des letzten Konzils von der Hierarchie zum Volk: die kirchliche Hierarchie ist vom übrigen Volk Gottes her zu verstehen, nicht das übrige Volk Gottes von der kirchlichen Hierarchie – und alle zusammen von ihrer gemeinsamen Mission in der Welt. Das Zweite Vatikanum hat nämlich die vorkonziliare Unterscheidung von sogenanntem ‚Heilsdienst’ des Klerus und sogenanntem ‚Weltdienst’ der Laien prinzipiell hinter sich gelassen[18] und lehrt stattdessen, dass Weltdienst Heilsdienst und Heilsdienst Weltdienst ist. Alle Glieder des einen Volkes Gottes, Klerus wie Laien, tragen in der einen, unteilbaren Nachfolge Jesu für beides Verantwortung. Daher nun:

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2.  Synodalität in einer jesuanischen Kirche der Nachfolge

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Mit seinem vehementen Eintreten gegen Klerikalismus und für Synodalität kratzt der Papst nicht nur irgendwie an der Oberfläche der Kirche, sondern geht vielmehr an ihre Wurzel: zurück zum Evangelium. Die synodale Kirche, die ihm vorschwebt, erinnert daher an seine eigene Ordensgemeinschaft: die Gesellschaft Jesu[19], kurz: die Jesuiten. Für den Jesuiten Franziskus ist die ganze Kirche eine Societas Jesu – eine synodale Weggemeinschaft der Nachfolge, in der alle Beteiligten zunächst einmal socii und sociae Jesu sind: Gefährtinnen und Gefährten des Herrn. Auch die Wortgeschichte des Begriffes ‚sozial’ verweist darauf – der bekannte Soziologe Bruno Latour schreibt:

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„Der lateinische socius bezeichnet einen Gefährten, einen Gesellschafter (associate). In den verschiedenen Sprachen zeigt die [damit verbundene Geschichte] […] des Wortes ‚sozial’ die folgenden Bedeutungen: erstens jemandem folgen, dann [zweitens] anwerben, [drittens] sich verbünden und schließlich etwas gemeinsam haben.“[20]

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In meiner Innsbrucker Fakultät nehme ich auf dem Weg vom einen zum anderen Gebäudeflügel immer wieder gerne den Weg über die Empore der Jesuitenkirche, um mich selbst an diese Zusammenhänge zu erinnern. IHS steht dort: Jesum habemus socium – Wir haben Jesus als Gefährten. Diese Inschrift, die Sie vielleicht auch von anderen Orten her kennen, ermahnt uns: Bei allem, was wir in theologischen Fakultäten oder kirchlichen Räten tun und lassen, geht es letztlich um die Nachfolge Jesu auf den Straßen unserer Gegenwart. Christinnen und Christen sind wir ja meist schon – Jesuanerinnen und Jesuaner müssen wir aber vielfach erst noch werden[21]. Jesuaner, nicht unbedingt Jesuiten wie der Papst – auch wenn das Jesuitische durchaus eine Hilfe sein kann, wenn es um jesuanische Weggefährtenschaft im ‚Galiläa’ unseres Alltags geht. Papst Franziskus hat vor einigen Jahren in einer Predigt zur Osternacht genau daran erinnert:

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„Nach Galiläa zurückkehren bedeutet […], zu jenem glühenden Augenblick zurückzukehren, in dem die Gnade Gottes mich am Anfang meines Weges berührt hat […]: die Erfahrung der persönlichen Begegnung mit Jesus, der  […] mich aufgefordert hat, ihm zu folgen […].“[22]

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Viele von Ihnen können wohl von einem solchen ‚Galiläamoment‘ am Ursprung des eigenen Berufungspfades erzählen. Bei mir ist es die bereits genannte Pfarrgemeinde St. Nikolaus in Würzburg-Gerbrunn, ohne die ich vermutlich nie auf die Idee gekommen wäre, Theologie zu studieren. Dort bin ich zum ersten Mal dem Evangelium begegnet, dort durfte ich – morgens bei der Frühschicht und abends am Lagerfeuer, sonntags im Gottesdienst und werktags im Pfarrgemeinderat – erste Erfahrungen im Versuch der Nachfolge machen. Nicht selten geht die spirituelle Kraft eines solchen Anfangs im ‚Kleinklein’ unseres kirchlichen Alltags, auch des Alltags unserer Räte verloren. Was dabei mit dem Evangelium geschehen kann, hat der bekannte Dichterpfarrer Lothar Zenetti, der 1971 bis 1975 an der Würzburger Synode der deutschen Bistümer teilnahm, einmal auf wunderbare Weise karikiert. Seine Frage war, was wohl mit dem Satz „Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mk 8,34) geschähe, wenn er in die Textmaschinerie einer kirchlichen Synode hineingeriete, um dann schließlich eine Beschlussvorlage abzugeben. Eine erste Textvorlage könnte dann heißen: „Die vom Herrn eindeutig geforderte Nachfolge besagt in der Regel das Aufnehmen des dem angerufenen Jünger spezifischen Kreuzes und damit der Nachfolge des Herrn durch ebendiesen Jünger.“[23] Am Ende seiner Bearbeitung in der synodalen Gremienmühle könnte er dann, so Zenetti augenzwinkernd, lauten:

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„Sofern uns das Zeugnis der Evangelien als ein sowohl damals entstandenes als auch in der heutigen Weltsituation gültiges authentisch überliefert ist, besagt die darin dem als dem Christus geglaubten Jesus von Nazaret zugeschriebene und von der durch die Zeiten pilgernden Kirche als seines geheimnisvollen Leibes treulich tradierte Aufforderung zur Nachfolge in Glaube, Hoffnung und Liebe in der Regel das Akzeptieren des dem jeweiligen Jünger je und je eigenen und Schicksal und Tod bezeichnenden Kreuzes, jedoch nur, wo dies möglich und üblich ist und wo dem nicht ernsthafte Bedenken des Pfarrgemeinderates wie auch gegebenenfalls des Pfarrers, der dabei im Regelfall der Zustimmung des Dekans bedarf, entgegenstehen.“[24]

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Ähnlichkeiten mit den Gremien unserer real existierenden heutigen Kirche sind vermutlich nicht rein zufällig. Auch unsere Pfarrgemeinde- und Diözesanräte sind gerufen, sich entschlossen zu entbürokratisieren und zu inspirierenden, kreativen und dynamischen Orten eines gemeinsamen Ringens um den jeweils nächsten Schritt in der Nachfolge Jesu zu werden. Zu pulsierenden Orten sich wechselseitig intensivierender Freiheiten, die so etwas wie Lagerfeuer des Evangeliums bilden: mit einem heißen Kern in der Mitte, mit offenen Rändern – und Menschen, die dafür sorgen, dass das Feuer nicht ausgeht. Zu reichgottesfrohen Orten, an denen Christinnen und Christen in der Spur Jesu klare Optionen treffen: für Geflüchtete, für die Jugend, für Menschen, denen die Kirche fernsteht. Und wo nicht nur die gängige Unterscheidung von ‚Haupt- und Ehrenamtlichen’ von gestern ist, weil sich alle zunächst einmal und vor allem anderen als Jüngerinnen und Jünger Christi verstehen, sondern wo dann auch endlich Schluss ist mit dem nun schon mehrfach angesprochenen Klerikalismus im Volk Gottes. Denn in einer Kirche der gemeinsamen Jüngerschaft geht es zunächst einmal um die eine Nachfolge Jesu, interne hierarchische Abstufungen sind im Vergleich dazu prinzipiell zweitrangig: „Nachfolge genügt“[25] so kurz und bündig hat das bereits 1975 die Würzburger Synode auf den Punkt gebracht.

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3.  Pfarrgemeinden mit offenen Türen 

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Antisynodalen, evangeliumsfernen Klerikalismus gibt es nicht nur bei Priestern und Diakonen, sondern auch bei Laien und Gremien. Auch unsere synodal verfassten Räte stehen bisweilen in der Gefahr dessen, was Papst Franziskus eine „elitäre und ausschließende Sicht von Berufung [nennt], die das empfangene Amt als eine auszuübende Macht versteht und nicht als einen mit Selbstlosigkeit und Großmut anzubietenden Dienst[26]. Auch unsere Pfarrgemeinde- und Diözesanräten dürfen nicht meinen, sie gehörten zu einer „Gruppe, die alle Antworten besitzt und nicht mehr zuzuhören und nichts mehr zu lernen braucht“[27]. Auch ihnen gilt daher die folgende Mahnung des Papstes:

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„Nur in dem Maß, in dem diese Organismen mit der ‚Basis’ verbunden bleiben und vom Volk, von den Problemen des Alltags ausgehen, kann eine synodale Kirche allmählich Gestalt annehmen: Diese Instrumente, die sich manchmal mühselig dahinschleppen, müssen als Gelegenheit zum Zuhören und zum Teilen erschlossen werden.“[28]

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Auch hier spielt leider das nur allzu menschliche Thema der Macht in der Kirche eine wesentliche Rolle: Wieviel ein Pfarrgemeinde- oder Diözesanrat zu sagen hat, entscheidet sich vor Ort. Und wer im Pfarrgemeinde- oder Diözesanrat das Sagen hat ebenfalls. Manchmal erscheinen unsere Räte eher wie bürgerlich-gesetzte kirchliche Honoratiorenparlamente mit formalisierter Arbeitskultur denn wie jesus-bewegte synodale Weggemeinschaften mit gottvertrauender Risikobereitschaft. Das Modell ‚Honoratiorenparlament’ spießen Rolf Zerfaß und Klaus Roos denn auch in einem Handbuchartikel mit Blick auf eine typische katholische Pfarrgemeinde auf: Diese sei nicht selten ein „Ort beharrlichen Kreisens um sich selber, um den Kirchturm, das Pfarrfest und die wenigen Personen, die derzeit (und wie lange schon?) im Pfarrgemeinderat das Sagen haben“[29]. Ein Gegenmodell dazu wären diversitätsfreundliche, partizipationsoffene Pfarrgemeinde- und Diözesanräte, die ohne innerkirchliche Denkverbote den Weg in eine postklerikale Kirche weisen – weltkirchlich, diözesan und auch pfarrgemeindlich. Unter den Gebetsanliegen des Papstes im vergangenen Jahr findet sich unter dem Titel Pfarrgemeinden im Dienst der Mission so etwas wie eine dementsprechende kleine päpstliche Gemeindetheologie:

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„Pfarrgemeinden müssen im engen Kontakt mit dem Alltag der Menschen stehen […]. Sie müssen stets offene Türen haben und auf andere zugehen. […] Beten wir für unsere Pfarrgemeinden: dass sie nicht nur Büros sind, sondern von missionarischem Geist beseelt.“[30]  

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Auf einer Begegnung mit polnischen Bischöfen 2016 wurde der Papst noch deutlicher. Dabei fielen einige bemerkenswerte Sätze, die fast wie eine päpstliche Intervention in aktuelle pastoraltheologische Debatten klingen:

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„Die Pfarrgemeinde ist nach wie vor wertvoll! […] Sie ist eine Struktur, die wir nicht über Bord werfen dürfen. […] Die Frage ist, wie ich die Pfarrei gestalte! […] Es gibt Pfarreien mit Pfarrsekretärinnen, die [in Anführungsstrichen] ‚Jüngerinnen Satans’ zu sein scheinen [an anderer Stelle spricht Franziskus von einer „Tarantula“], die die Leute erschrecken. Pfarreien mit geschlossenen Türen. […] Ich denke an eine Pfarrgemeinde in Buenos Aires; wenn [dort] die Verlobten kamen [und sagten]: ‚Wir möchten hier heiraten…’ [dann hieß es im Sekretariat gleich:] ‚Ja […] dies sind die Preise.’ Das geht nicht; eine solche Pfarrei ist nicht in Ordnung. [Die entscheidende Frage ist:] Wie werden die Menschen aufgenommen? Wie hört man ihnen zu?“[31]

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Kirchenleute dürfen keine schwerhörigen und engherzigen ‚Zollwächter der Gnade’ sein. Stattdessen brauchen sie den „Erfindungsgeist“[32] einer offenen und unaufdringlich einladenden „Pfarrei im Aufbruch“[33]:

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„Es gibt auch Pfarreien mit offenen Türen. Pfarreien, in denen, wenn jemand mit einer Frage kommt, gesagt wird: ‚Ja […] bitte, nehmen Sie Platz! Was haben Sie auf dem Herzen?’ Und man hört zu […]. Eine einladende Pfarrei.“[34]

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Durch die offenen Türen einer solchen Pfarrei kann man nicht nur von Außen eintreten, sondern auch von Innen hinausgehen:

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„Erfinden, suchen, hinausgehen, die Leute aufsuchen, sich in ihre Schwierigkeiten hineinversetzen. […] Wenn du nicht auf die Suche nach ihnen gehst, wenn du keine Annäherung herbeiführst, kommen sie nicht. Und das ist der missionarische Jünger, die Pfarrei im Aufbruch. Hinausgehen und suchen, wie Gott es getan hat […].“[35]

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Unsere Kirche ist heute daher mehr denn je zu beidem gerufen: zu einer gastfreundlichen Komm-her-Pastoral mit nach Innen offenen Türen und zu einer entdeckungsfreudigen Geh-hin-Pastoral mit nach Außen offenen Türen. Introvertierte Pastoral der Sammlung und extrovertierte Pastoral der Sendung – dieser kirchliche Doppelauftrag spiegelt eine zentrale Lehre jenes Zweiten Vatikanischen Konzils wieder, dessen Kinder unsere heute gefeierten Pfarrgemeinde- und Diözesanräte sind. Dieses hat nämlich nicht nur einen Grundlagentext über die Kirche verfasst, sondern zwei: einen eher nach Innen gerichteten („Lumen gentium“) und einen eher nach Außen gerichteten („Gaudium et spes“). Erst beide Texte zusammen ergeben die eine, gesamtpastorale Lehre des Konzils von der Kirche. Salopp gesagt: eine Kirche des Konzils, und damit auch unsere nachkonziliare Rätestruktur, ist immer zugleich drinnen daheim und draußen zuhause[36]. Wir sollten die Kirche daher zum einen im Dorf oder im Stadtteil lassen und zum anderen über den eigenen Kirchturm hinausdenken. So versteht Papst Franziskus den synodalen Weg der Kirche denn auch keinesfalls rein binnenzentriert – zum Jubiläum der Bischofssynode sagte er:

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„Unser Blick weitet sich auch auf die ganze Menschheit aus. […] Als Kirche, die mit den Menschen ‚gemeinsam vorangeht’ […], hegen wir den Traum, dass die Wiederentdeckung […] des Dienstcharakters der Autorität auch der Zivilgesellschaft helfen kann, sich in Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit aufzubauen und so eine schönere und menschenwürdigere Welt zu schaffen für die Generationen, die nach uns kommen.“[37]

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4.  Kirche von Außen her neu denken

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„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit“, so heißt es in Schillers Wilhelm Tell – ein Satz, der auch das aktuelle Kirchengefühl vieler heutiger Katholikinnen und Katholiken auf den Punkt bringt: Altes stürzt, die Zeiten ändern sich und es noch kann keiner (auch kein schlauer Pastoraltheologe) so genau sagen, was das Neue denn sein wird. Überall fahren wir auch kirchlicherseits momentan auf Sicht, stochern im Nebel der Zukunft – und was man mit Kindern und Jugendlichen auf Nachtwanderung erleben kann, ist längst zur grundlegenden Erfahrung von Kirche geworden: Wir sehen nur soviel weiter im Schein der Taschenlampe wie wir bereit sind, auf dem eigenen Weg voranzugehen. Damit sind wir auch wieder bei Papst Franziskus: miteinander vorangehen. Dass diese Weggemeinschaft nicht nur nach Innen gilt, sondern auch nach Außen: genau darin besteht die pastorale – im Wortsinn – ‚Heraus-Forderung’[38] des Papstes an uns. Denn Papst Franziskus erneuert seine Kirche von den Rändern her. Und auch unsere Pfarrgemeinde- und Diözesanräte möchte er an die „Peripherien“[39] des menschlichen Lebens locken – nach Lampedusa, aber auch in das Dekanat Ebern oder in die Zellerau und auf den Heuchelhof. Er möchte herausrufen aus unseren Binnenmilieus, hinein in eine vielfach gefährdete und doch so schöne Welt, die zwar schon längst weitgehend kirchenfern, deswegen aber noch lange nicht gottlos ist:

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„Wir müssen [sie] […] mit einem Blick des Glaubens betrachten, der jenen Gott entdeckt, der in ihren Häusern, auf ihren Straßen und auf ihren Plätzen wohnt. Die Präsenz Gottes begleitet die aufrichtige Suche von Einzelnen und Gruppen, um Halt und Sinn für ihr Leben zu finden. Er lebt unter den Bürgern und fördert  […] das Verlangen nach dem Guten, nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Diese Präsenz muss nicht hergestellt, sondern entdeckt und enthüllt werden.“[40]

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Kirche von Außen her größer zu denken, zumindest größer als das eigene Pfarrmilieu – das ist ein Gebot der Stunde. Denn im Außen unserer selbst können wir viel Gutes entdecken: faszinierende Menschen, spannende Geschichten, aufrichtige Hingabe  – und allermeisten unseren eigenen Gott. Dieser ist nämlich ohnehin viel größer als die Grenzen seiner Kirche. Mission[41] heißt in diesem Zusammenhang: permanente Selbstentgrenzung der Kirche auf ihren je größeren Gott. Dessen zuvorkommende Gnade[42] wirkt innerhalb wie außerhalb der Kirche – auch bei denen also, die wir so gerne Suchende und Fragende nennen. Es sind aber genauso auch Antwortende und Findende – nur eben anderswo. Und genau deswegen lohnt es sich, ihnen im gemeinsamen Einsatz für eine bessere Welt unsere christliche Weggemeinschaft anzubieten. Denn es berührt ja auch die synodale Arbeit von Pfarrgemeinde- und Diözesanräten, wenn es eine globale Klimakatastrophe, regionale Vernichtungskriege, einen entfesselten Finanzkapitalismus, zunehmende Migrationsströme, wachsenden religiösen Fundamentalismus und einen grassierenden Rechtsextremismus gibt. All diese ‚Feinde der offenen Gesellschaft’[43] sind keine ‚Freunde des Evangeliums’ und erfordern unseren entschiedenen Widerstand. Angesichts dieser Bedrohungen müssen wir nach neuen Verbündeten für das Evangelium suchen – und mit ihnen in einer „Komplizenschaft geteilter Hoffnungen“[44] ein gutes „Stück des Weges“[45] gemeinsam gehen.

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In einer ‚nachchristentümlichen’ Zeit, in der wir Christinnen und Christen längst eine gesellschaftliche Minderheit bilden, lautet die zukunftspastorale Gretchenfrage daher: Wie hältst Du’s mit dem Außen? Ist die kirchliche Außengrenze für Dich eher eine Schmerzgrenze oder eine Reizschwelle? In jedem Fall ist die explorative Sendung der Kirche in die Welt nichts Zusätzliches, was nach Maßgabe des Möglichen ‚irgendwie’ auf pastoralem Restenergieniveau geschehen könnte. Mission ist vielmehr dem Konzil zufolge das „Wesen der Kirche“ (AG 2). Sie findet erst dann wirklich zu sich selbst und zu ihrem Gott, wenn sie mit einer entdeckungsfreudigen Lernvermutung aus sich herausgeht. Christliche Mission braucht es weniger, weil die Anderen uns so nötig hätten, sondern wir die Anderen: ihre anderen Geschichten vom Leben und daher auch ihre anderen Geschichten von Gott. An diesem Punkt nun werden die angekündigten theologischen Lockerungsübungen wichtig. Nehmen wir es doch einfach sportlich: Es gibt noch ganz andere Orte der Pastoral als unsere Pfarreien. Und vielleicht gibt es ja auch noch ganz andere Orte Gottes als unsere Kirche[46]. Eine doppelte Selbstrelativierung, die pastorale ‚Andersorte’[47] entdecken lässt, an denen Menschen das Glück ihres Lebens heute nicht nur suchen, sondern auch finden.

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Ins pastorale Blickfeld geraten dann verstärkt auch all jene evangeliumsnahen ‚Randsiedler’ des Christentums[48], die Tomáš Halík als „Zachäus-Menschen“[49] bezeichnet, weil sie wie der Zöllner im Lukasevangelium in interessierter Halbdistanz zum Glauben leben. Auch diese haben das Recht auf einen barrierefreien Zugang zu Gott und auf eine entsprechende Willkommenkultur in unseren Pfarrgemeinden. Viele von ihnen, so eine neuere religionssoziologische Erkenntnis, sind nämlich gar nicht antikirchlich – es gibt schlicht und einfach Wichtigeres in ihrem Leben als Sonntagsmesse, Kirchenkaffee und Pfarrgemeinderat. Eine nach Innen beteiligungsstarke und nach Außen entdeckungsfreudige „Kirche der Nachfolge“[50] lebt einen neuen pastoralen Existenzialismus, in dem genau dieses ‚Wichtigere’ an Orten einer unaufdringlichen Antreffbarkeit des Evangeliums zur Sprache kommen und dessen säkulare Bedeutung neu erschließen kann.

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5.  Resümee

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Ich komme zum Schluss. Aus meiner eigenen aktiven PGR-Zeit in Würzburg stammt ein Motto, das ich Ihnen heute Abend gerne wieder neu empfehlen möchte – die Älteren unter Ihnen werden es sicher noch kennen: „Wege suchen im Gespräch“[51]. So hieß ein von Bischof Paul-Werner Scheele angestoßener Zukunftsprozess des Bistums, dessen Slogan ich gerade mit einem guten Schuss ‚Papst Franziskus’ anzureichern versucht habe. Dabei geht es um eine postklerikale Synodalkirche, die sich auf ihrer pastoralen Wegsuche in ein dauerhaftes Gespräch verwandelt[52]: innerhalb der Kirche, aber auch weit darüber hinaus. Pfarrgemeinde- und Diözesanräte sind entsprechende kirchliche ‚Synodalgremien’ auf Pfarrei- und Bistumsniveau – kirchenrechtlich verfasste Orte eines auf Dauer gestellten synodalen ‚Wege-Suchens im Gespräch’. Nicht alle müssen dabei immer gemeinsam vorangehen, es können auch einmal Kundschafterinnen und Kundschafter vorauseilen – aber wir brauchen doch immer wieder auch Momente eines synodalen Innehaltens, einer ‚Synchronisierung’ des gemeinsamen Wegs. Ein solcher synodaler Ansatz hätte positive Folgen ad intra (also: nach innen), die dann auch ad extra (also: nach außen) neue Energien freisetzen könnten. Was änderte sich an unseren diözesanen Strukturprozessen im deutschen Sprachraum, würden diese im Geist entsprechender Synodalität konzipiert? Wir könnten uns auf synodale Weise darüber verständigen, wie unsere Pfarreien einerseits zu Räumen einer neuen pastoralen Weite werden, in denen Altes in Würde sterben und Neues in Freiheit leben darf. Und auch darüber, wie diese vergrößerten Pfarreien dann andererseits auch heimatliche Orte einer neuen pastoralen Nähe werden können, deren Pfarrgemeinderäte lokale geistliche Kraftzentren sein, die andere begeistern und mitziehen. Um ein geflügeltes Wort von Willy Brandt zu variieren: Sollten wir nicht auch in der Diözese Würzburg und an vielen anderen kirchlichen Orten, im Innen und nach Außen, wieder ‚mehr Synodalität wagen’?

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Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit

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und freue mich auf die Begegnung im Burkardushaus!

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[1] MHG-Studie – Zusammenfassung; https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/dossiers_2018/ MHG-Studie-Endbericht-Zusammenfassung.pdf, 10.

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[2] Rainer Bucher: Was ist Klerikalismus; https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/was-ist-klerikalismus.

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[3]  MHG-Studie – Zusammenfassung, 14.

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[4] Papst Franziskus: Schreiben an das Volk Gottes (20. August 2018); http://w2.vatican.va/content/francesco/de/ letters/2018/documents/papa-francesco_20180820_lettera-popolo-didio.html.

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[5] Papst Franziskus: Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (17. Oktober 2015); http://w2.vatican .va/content/francesco/de/speeches/2015/october/documents/papa-francesco_20151017_50-anniversario-sinodo.html.

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[6] Siehe auch den lateinamerikanischen Katechismus Vamos caminando sowie die ersten Worte des frisch gewählten Papstes Franziskus auf der Loggia des Petersdomes: „Und jetzt beginnen wir diesen Weg – Bischof und Volk –, den Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen; einen Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens.“ (Papst Franziskus: Erste Grußworte; http://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2013/march/documents/papa-francesco_20130313_benedizio ne -urbi-et-orbi.html).

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[7] Papst Franziskus: Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[9] Papst Franziskus: Ansprache zu Beginn der Jugendsynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[10] Papst Franziskus: Ansprache zu Beginn der Jugendsynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[11] Papst Franziskus: Ansprache zu Beginn der Jugendsynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[12] Papst Franziskus: Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[13] Papst Franziskus: Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[14] Michel de Certeau: La prise de parole, Paris 1968, 27.

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[15] Pius XII.: Ansprache an die neu ernannten Kardinäle (20. Februar 1946), https://w2.vatican.va/content/pius-xii/it/speeches/1946/documents/hf_p-xii_spe_19460220_la-elevatezza.html.

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[16] Vgl. Unterwegs zu einer postklerikalen Kirche?Drei Jahre Feinschwarz (1. Oktober 2018); https://www. feinschwarz.net/unterwegs-zu-einer-postklerikalen-kirche/.

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[17] Leon-Joseph Suenens: Eröffnungsrede, in: Die Zukunft der Kirche. Berichtband des Concilium-Kongresses 1970 (1971), 30-40, 32. 

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[18] Vgl. Christian Bauer: Ämter des ganzen Volkes Gottes? Umrisse einer messianischen Ekklesiologie im Horizont von Lumen Gentium, in: Zeitschrift für Katholische Theologie (2015), 266-284.

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[19] Vgl. Christian Bauer: Kirche als Societas Jesu. Mit Papst Franziskus auf die Spur der Nachfolge, in: Paul M. Zulehner/Tomas Halik (Hg.): Rückenwind für den Papst. Warum wir Pro Pope Francis sind, Darmstadt 2018, 120-127. Eine weitere Fährte bietet der spanische Name der Gesellschaft Jesu: Compañía de Jesús. Kirche ist eine dementsprechende ‚Kumpanei’ (lat. cum panis) von Weggenossinnen und Weggenossen, die in der Nachfolge Jesu miteinander Brot („panis“) und Leben teilen („cum“).

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[20] Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft, Berlin 2010, 18.

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[21] Vgl. Christian Bauer: Spuren in die Nachfolge. Zukunft aus dem jesuanischen Wandercharisma, in: Pastoraltheologische Informationen 32 (2012), 13-34.

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[22] Papst Franziskus: Predigt zur Osternacht (19. April 2014) http://w2.vatican.va/content/francesco/de/homilies/ 2014/documents/papa-francesco_201 40419_omelia-veglia-pasquale.html.

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[23] Lothar Zenetti: In der Regel, in: Ders.: Die wunderbare Zeitvermehrung. Variationen zum Evangelium, München 1979, 168-170, 169.

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[24] Zenetti: In der Regel, 170.

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[25] Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland: Unsere Hoffnung. Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit, in: Dies.: Offizielle Gesamtausgabe, Freiburg/Br. 1976, 85-111, 103.

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[26] Papst Franziskus: Ansprache zu Beginn der Jugendsynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[27] Papst Franziskus: Ansprache zu Beginn der Jugendsynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[28] Papst Franziskus: Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[29] Rolf Zerfaß/Klaus Roos: Gemeinde, in: Gottfried Bitter/Gabriele Miller (Hg.): Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe, München 1986, 132–142, 132.

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[30] Papst Franziskus: Parishes at the service of the mission (1. September 2017); https://www.youtube.com/ watch?v=Q5ANyN5aPYg?.

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[31] Papst Franziskus: Begegnung mit den polnischen Bischöfen (27. Juli 2016); http://w2.vatican.va/content/ francesco/de/speeches/2016/july/documents/papa-francesco_20160727_polonia-vescovi.html. Siehe auch die folgen-de liebevolle Karikatur, die der ehemalige Würzburger Pastoraltheologe Rolf Zerfaß der ‚Gastfreundlichkeit’ eines durchschnittlichen Pfarrbüros widmete: „Falls man nicht vor dem überfüllten Schreibtisch der Sekretärin abgefertigt, sondern tatsächlich in ein Sprechzimmer hineinkomplimentiert wird, ist auch dies in aller Regel ein Ausbund an Ungastlichkeit: uralter, ererbter Wohnzimmertisch oder billigste Kaufhausstühle, gehäkelte Tischdecke oder Resopalplatte, stapelweise Heftchen, Bistumsblätter, Gotteslob, in der Ecke die Abziehmaschine für das Pfarrblatt; auf dem Tisch der überdimensionale Aschenbecher der Baufirma, die vor 15 Jahren das Kirchendach reparierte. Der Pfarrer wühlt in Abrechnungen[…], die Aktentasche für die nächste Religionsstunde unterm Arm. Seine nervösen Augenbrauen verraten: ‚Was immer du auf Herzen haben mögest, lieber Christ, fasse dich kurz[…]!’“ (Rolf Zerfaß: Menschliche Seelsorge. Für eine Spiritualität von Priestern und Laien im Gemeindedienst, Freiburg-Basel-Wien 51991, 23f).

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[32] Papst Franziskus: Begegnung mit den polnischen Bischöfen (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[33] Papst Franziskus: Begegnung mit den polnischen Bischöfen (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[34] Papst Franziskus: Begegnung mit den polnischen Bischöfen (Online-Publikation ohne Seitenzahlen; Übersetzung modifiziert).

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[35] Papst Franziskus: Begegnung mit den polnischen Bischöfen (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[36] Vgl. Christian Bauer: Draußen zuhause? Konzilstheologische Inspirationen für die Mission der Kirche, in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft (2017), 64-77.

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[37] Papst Franziskus: Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (Online-Publikation ohne Seitenzahlen).

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[38] Ich verdanke dieses Wortspiel meinem Kollegen Bernhard Spielberg (Freiburg/Br.).

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[39] Vgl. expl. Papst Franziskus: Evangelii gaudium, Nr. 63.

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[40] Papst Franziskus: Evangelii gaudium, Nr. 71 (Übersetzung anhand des Originals modifiziert).

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[41] Christian Bauer: Mission, in: Christine Büchner/Gerrit Spallek (Hg.): Auf den Punkt gebracht. Grundbegriffe der Theologie, Ostfildern 2017, 157-169.

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[42] Vgl. Paul M. Zulehner: Denn du kommst unserem Tun mit deiner Gnade zuvor. Zur Theologie der Seelsorge heute. Paul M. Zulehner im Gespräch mit Karl Rahner, Düsseldorf 1986.

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[43] Vgl. Christian Bauer: Feinde der offenen Gesellschaft? Rechtspopulismus als theologisches Problem (30. April  2016); https://www.feinschwarz.net/feinde-der-offene-gesellschaft-i-rechtspopulismus-als-theologisches-problem/.

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[44] André Depierre: Les fenêtres de l’espérance, in: Claude Geffré (Hg.): L‘hommage différé au Père Chenu, Paris 1990, 38-44, 43.

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[45] Zu dieser Maxime Bruno Kreiskys vgl. Mauhart, Beppo: Ein Stück des Weges gemeinsam. Die Ära Kreisky/Androsch in Texten und Bildern, Wien 2006.

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[46] Das kirchliche Gotteszeugnis wird dadurch nicht entwertet, sondern lediglich im Rahmen einer sakramentalen Ekklesiologie relativiert. Diese begreift die Kirche als ein signum visibile, das auf das Wirken von Gottes gratia invisibilis innerhalb wie außerhalb ihrer selbst hinweist: „Das Zeichen ist nie einfach identisch mit den Bezeichneten; die Kirche ist das Zeichen für das Heil der Welt – und das Heil erstreckt sich natürlich weit über dieses sakramentale Zeichen hinaus.“ (Karl Rahner: Über die Zukunft der Gemeinden, in: Ders.: Schriften zur Theologie XVI, Zürich 1984, 160-177, 164). Joseph Ratzinger ergänzt: „Man möchte sagen: die verborgene Kraft der Gnade kann überall wirksam werden und tut dies auch. Aber Gnade […] soll vor der Öffentlichkeit der Welt […] zeichenhaft aufgerichtet werden. Diese öffentliche Darstellung des Verborgenen […] gehört zum Wesen der Kirche als Zeichen.“ (Joseph Ratzinger: Der Eucharistische Weltkongress im Spiegel der Kritik: Statio orbis. Eucharistischer Weltkongress 1960 in München, München 1961, 227–242).

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[47] Christian Bauer: Pastorale Andersorte? Eine kleine theologische Sprachkritik, in: Diakonia (2015), 136-141.

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[48] Vgl. Christian Bauer: Pastoral der Schwellenchristen? Erkundungen zur säkularen Bedeutung des Evangeliums, in: Euangel. Magazin für missionarische Pastoral (2013), Onlinepublikation ohne Seitenzahl.

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[49] Vgl. Halik, Tomas: Geduld mit Gott. Die Geschichte von Zachäus heute, Freiburg/Br. 2010.

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[50] Metz, Johann Baptist: Zeit der Orden? Zur Mystik und Politik der Nachfolge, Freiburg/Br. 1977, 29.

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[51] Dieser von 1993 bis 1996 andauernde Würzburger Gesprächsprozess wurde von einigen Beteiligten als weitgehend folgenlos kritisiert, weshalb Bischof Scheele an seinem Ende feststellte: „Nun kommt es darauf an, das Erkannte in die Tat umzusetzen. Dem ‚Wege-suchen’ muss das ‚Wege-gehen’ folgen.“ (Paul-Werner Scheele: Unser Weg. Orientierungshilfen für das Bistum Würzburg, Würzburg 1996, Vorwort). Für mich persönlich war dieser Prozess ein Katalysator eigener pastoraler Optionenbildung im Rahmen einer gelungenen pfarrgemeindlichen Wegsuche.

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[52] Der gerade heiliggesprochene Papst Paul VI. schrieb programmatisch in seiner Antrittsenzyklika: „Die Kirche macht sich selbst […] zum Dialog” (Papst Paul VI.: Ecclesiam suam, Nr. 65).

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