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Die Planke, die uns rettet. Predigt zum Karfreitag 2019

Autor:Niederbacher Bruno
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2019-05-08

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Ich habe einige Zeit in einer Pfarrei in Belfast in Nordirland verbracht. Und da wollte ich es mir nicht entgehen lassen, die Werft zu besichtigen, wo die berühmte Titanic gebaut wurde, jener Luxusdampfer, der 1912 zu seiner Jungfernfahrt nach New York in See stach. Wir kennen die traurige Geschichte ihres Untergangs: mit Volldampf gegen einen Eisberg in die Katastrophe. Während das Schiff sinkt, spielt das Schiffsorchester noch Unterhaltungsmusik. 1500 Menschen sterben. Im Spielfilm über die Titanic gab es eine ergreifende Szene: Während das Schiff versinkt, rettet sich das Liebespaar Jack und Rose auf eine hölzernen Wandverkleidung. Auf ihr treiben sie im Wasser. Doch das Holz trägt nur einen von beiden. Jack redet Rose noch Mut zu, während er im eiskalten Wasser erfriert. Sie überlebt.

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Diese Szene erinnert mich an einen uralten Hymnus, in dem das Kreuz Jesu als treuer Baum besungen wird; und später heißt es:

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Du die Planke, die uns rettet aus dem Schiffbruch dieser Welt.

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Die Geschichte der Titanic: ein schauerliches Bild für Untergangsszenarien der modernen Zivilisation, aber auch für jede und jeden von uns. Schiffbrüche bleiben uns nicht erspart. Manchmal ist es ein schöner Lebensplan, der auf den Grund der menschlichen Irrtümer versinkt, manchmal ist es eine lange Freundschaft oder gar eine Ehe, die an ihren Rissen zerbricht, manchmal ist es ein Bild von Gott, das am harten Eisberg der Wirklichkeit zerschellt, manchmal ist es die Gesundheit, die durch eine schwere Krankheit zum kentern gebracht wird, und zuletzt ist es unser Leben selbst, das unaufhaltsam auf den Schlund des eisigen Todes zutreibt.

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Du die Planke, die uns rettet aus dem Schiffbruch dieser Welt.

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Wie kannst du diese Planke für mich sein, Jesus Christus? Ich weiß es nicht. Aber ich spüre, dass du mich einlädst, mich dir zu überlassen, so wie du dich den Händen des Vaters übergabst, als du dein Haupt fallen ließest. Immer, in den Wellen des Lebens, im Auf und Ab, möchte ich lernen, mich dir zu überlassen.

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Ich staune, wenn ich die Tagebücher von Etty Hillesum lese, dieser jüdischen Studentin aus den Niederlanden. Angesichts der Bedrohung durch die Nationalsozialisten schreibt sie Ende 1941: Lebensangst auf ganzer Linie. Völlige Niedergeschlagenheit. Mangel an Selbstvertrauen ( 65). In dieser Zeit findet sie Zugänge zu Gott und zum Evangelium. 1943 wird sie auf Transport geschickt. In der Baracke des KZs fühlt sie, dass etwas in ihr ist, das sie niemals verlassen wird (123). Sie schreibt kurz vor ihrem Tod: Ich muss dir noch viel mehr überlassen, mein Gott. Auch keine Bedingungen an dich stellen: Wenn ich nur gesund bleibe, dann … Auch wenn ich nicht gesund bin, muss ich mein Leben dennoch weiterleben, und zwar so gut wie möglich (190). So schreibt sie.

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Herr Jesus, einmal hast du über jene, die dir nachfolgen, gesagt: Niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. In dieser Hand wurde ich geboren und bin ich aufgewachsen. In dieser Hand habe ich himmlische Sternstunden erlebt und tiefste Trauer. Von dieser Hand getragen, glaube und zweifle ich. Mein Leben und auch mein Sterben sind von dieser unendlich sanften Hand umfangen. Nichts kann mich ihr entreißen. Ich kann nicht verlorengehen. Nichts kann mich von dir und deinem Vater trennen. Auch wenn ich mich allein fühle – ich bin nicht allein. Das glaube ich. Ich möchte es mehr glauben, spüre aber, dass ich lieber nur auf meine Kräfte setze, solange ich welche habe, verbunden mit vielen Ängsten.

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Herr Jesus, ich bitte um die Gnade, dass ich mich mit den Haltungen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe an dir festhalten kann: an dir, dieser Planke, die mich durch all die Schiffbrüche meines Lebens in den Hafen der Verheißung, des Lichtes und des Friedens rettet.

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