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Ostersinne. Predigt in der Jesuitenkirche am Ostersonntag 2017

Autor:Niederbacher Bruno
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2018-05-01

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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„Es schauet und schmecket ein jedes Gemüte
des lebenden Heilands unendliche Güte,
er tröstet und stellet als Sieger sich dar.“

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So wird heute in der Bach-Kantate (BWV 134) gesungen. Vom österlichen Schauen und Schmecken ist die Rede. Aber gibt es das? Gibt es Ostersinne?

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Gibt es zum Beispiel Osteraugen? Osteraugen? Was soll das sein? Betrachtet das Evangelium! Wer konnte den auferstandenen Herrn zuerst erkennen? Es waren Maria von Magdala und der Jünger, den Jesus liebte. Osteraugen sind die Augen der Liebe. Einige sagen: „Liebe macht blind.“ Aber stimmt das? Verliebtheit macht vielleicht manchmal blind. Aber Liebe? Ich würde sagen: „Liebe macht sehend.“ Wer liebt, sieht besser. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, sagt der kleine Prinz. Osteraugen wünsche ich uns, Augen die im Gekreuzigten den Auferstandenen sehen können und jenseits des Todes das ewige Leben.

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Gibt es Osterohren? Osterohren? Was soll das sein? Betrachtet wieder das Evangelium! Maria steht vor dem Grab Jesu und weint. Sie versteht nicht, was geschehen ist und erkennt Jesus zuerst nicht. Erst als ihr Name erklingt, beginnt es zu dämmern. Ihr Name, ausgesprochen mit einem unverkennbaren Akzent, mit dem Akzent der göttlichen Liebe. Osterohren wünsche ich uns, Ohren, die hören können, wie Jesus uns bei unseren Namen ruft.

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Wie ist es mit dem Ostergeschmack? Ostergeschmack? Was soll das sein? Betrachtet wieder die Evangelien! Oft ist es beim Mahl, wo Jesu Gegenwart gespürt wird, z. B. beim Osterfrühstück, wo Jesus als Grillmeister erscheint, gebratenen Fisch und Brot verteilt. Göttliche Wahrheiten kann man innerlich schmecken. Davon war Ignatius von Loyola überzeugt. Wir sollen beim Betrachten der Evangelien nicht zu viel denken, sondern verspüren und verkosten. Besonders sollen wir die unendliche Sanftheit der Gottheit schmecken, sagt er. Ein Osterschmecken wünsche ich uns, das in einem Leben, das auch sehr bitter sein kann, schon anfängt, den Trost und die unendliche Sanftheit der Gottheit zu schmecken.

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Aber bleiben wir nicht bei den Sinnen stehen, betrachten wir auch unseren Körper! Wie ist es mit Osterhänden? Osterhände? Was soll das sein? Betrachtet wieder das Evangelium! Maria von Magdala und die Jünger suchen den Leichnam Jesu. Sie kleben am irdischen Jesus, wie sie ihn kennen. Aber so finden sie ihn nicht mehr. Jesus existiert auf andere, neue Weise. Maria will ihn festhalten. Aber dies wird ihr nicht erlaubt. Jesus ist „der Gast, der immer weitergeht“. Sie muss lernen, ihn loszulassen. Dann wird er ihr auf neue Weise geschenkt. Osterhände stehen verkrampften Fäusten gegenüber. Sie berühren den Auferstandenen, halten ihn aber nicht fest. Schon mancher Zweifel hat sich in dem Moment aufgelöst, als ich aufhörte, mich an einem bestimmten Verständnis, an einem bestimmten Bild, an einem bestimmten Gedanken festzukrallen. Ich wünsche uns Osterhände, Hände, die berühren und loslassen können, Freiheit geben den anderen, Jesus, Gott.

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Und wie ist es mit Osterfüßen? Osterfüße? Was soll das sein? Betrachtet wieder das Evangelium! Maria von Magdala geht zum Grab. Vom Grab läuft sie schnell zu den Jüngern. Die Jünger laufen zum Grab; nicht beide gleich schnell, aber beide laufen. Maria geht zu den Jüngern und sagt: „Ich habe den Herrn gesehen.“ Ostern bricht die Lethargie auf, apostolische Unruhe kommt auf. Leute rennen, sie fangen an zu glauben, sie erzählen Geschichten weiter, Geschichten, wie sie den Herrn neu erfahren haben. „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten.“ Ich wünsche uns Osterfüße, geschäftige Füße, um den Leuten gute Nachrichten zu erzählen.

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Und schließlich das Osterherz. Ein Osterherz, was soll das sein? Betrachtet die Briefe des Heiligen Paulus! In jeder Zeile kommt es durch: „Christus lebt in mir“. Ein Osterherz ist ein Herz, in dem Jesus Christus lebt; ein Herz, das uns geistlich am Leben erhält. Ich wünsche uns ein Osterherz im Sinn der Bach-Kantate: „Ein Herz, das seinen Jesum lebend weiß.“

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