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Das Gebetstreffen von Assisi (24. 1. 2002) und das Geschick von Jerusalem

Autor:Schwager Raymund
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2002-01-21

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Ein tiefer und dauerhafter Friede übersteigt die Kraft der Menschen und ist von Gott zu erbitten. Aus dieser Überzeugung lädt Papst Johannes Paul II. religiöse Führer zum zweiten Mal nach Assisi ein. Wie hoffnungslos Konflikte sein können, zeigt seit langem die wechselseitige Gewalt zwischen Israeli und Palästinensern. Auch an vielen anderen Orten dauert der Unfriede über Generationen an. Als Vorbereitung auf Assisi hat Johannes Paul II. in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2002 gelehrt: "Die Stützpfeiler des wahren Friedens sind die Gerechtigkeit und jene besondere Form der Liebe, wie sie die Vergebung darstellt." Verzeihen wird oft im Gegensatz zur Gerechtigkeit gesehen. Der Papst betont jedoch, dass echte Vergebung die Wiedergutmachung einschließt und so zur Gerechtigkeit führt. Umgekehrt wird eine gerechte Ordnung nur dort möglich, wo man bereit ist, vergangenes Unrecht nicht endlos nachzutragen. Der Konflikt zwischen den Israeli und den Palästinensern zeigt modellhaft, wie die vergangene gemeinsame Geschichte von jeder Seite total anders wahrgenommen wird. Bleibt man solchen Sichten verhaftet, wird jede Einigung in der Gegenwart, die von beiden Seiten als gerecht empfunden werden könnte, unmöglich. Deshalb: ohne Vergeben keine Gerechtigkeit. Andernfalls wird der Ruf nach Gerechtigkeit nur zum Ruf nach Vergeltung und damit zu einer mörderischen Waffe, die stets neues Unheil schafft.

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"Der Terrorist meint, der von ihm geglaubten Wahrheit bzw. dem erlittenen Leid komme eine derart absolute Bedeutung zu, dass sie ihn dazu berechtigt, mit der Zerstörung auch unschuldiger Menschenleben zu reagieren" (Johannes Paul II). Terroristen - seien es einzelne oder Staaten - wollen das, was sie selber für Gerechtigkeit halten, andern aufzwingen, und sie übersehen dabei, dass durch die Tötung Unschuldiger die Gegenseite nur um so mehr von ihrem eigenen Recht überzeugt wird. Es ist zwar verständlich, dass dort, wo bedrückende Situationen lange andauern und auch die Zukunft keine Besserung verspricht, Menschen zutiefst verwundet werden und in ihrer Verzweiflung zu blinder Vergeltung oder gar zum 'Selbstopfer' neigen. Dennoch wird auf diese Weise der Teufelskreis wechselseitiger Zerstörung nicht durchbrochen. Gerade in - menschlich gesehen - hoffnungslosen Situation wird deutlich, dass nur das Vertrauen auf einen Gott, der die Menschen trotz aller Wirrnisse und alles Bösen in der Geschichte hintergründig begleitet und der allein ein letzte Gerechtigkeit schaffen kann, neues Leben ermöglicht.

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Angesichts einer gewalttätigen Stimmung und einer 'Generation', die sich nicht bekehren wollte, hat Jesus der Stadt Jerusalem den kommenden Untergang angesagt. Dieser ist einige Jahrzehnte später auch tatsächlich hereingebrochen. Heute droht der gleichen Stadt Ähnliches, wobei vor allem die drei abrahamitischen Religionen eine besondere Mitverantwortung tragen. In Assisi und überall dort, wo man sich diesem Gebet anschließt, wird zu Gott gefleht, dass er uns für die 'Stadt des Friedens', um die so gewalttätig und oft in Pervertierung seines Namens gerungen wird, einen neuen Anfang eröffne.

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P.S.: Eine Terminankündigung zum Thema: Anlässlich des Gebets- und Friedenstreffens der Religionen in Assisi lädt auch die Katholisch-Theologische Fakultät zum Gebet ein: 24. Januar 2002, 12 Uhr in der Jesuitenkirche; anschließendes Zusammensein bei Brot und Tee.  

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