Wir müssen uns folglich darauf einrichten, dass die Welt, in der wir leben, unsicherer wird. Dabei bestehen die neuen Gefahren vor allem darin, dass technische Mittel, die der Westen geschafft hat, gegen ihn selber verwendet werden. Diese Gefahr sollte im Zusammenhang mit der Irak-Krise zu einem breit diskutierten öffentlichen Thema werden. Durch die unmittelbare Kriegsrhetorik wird dieses grundlegende Problem aber nicht angegangen, geschweige denn gelöst, sondern nur - durch die Polarisierung auf einen einzelnen 'Schuldigen' - verdrängt. Dabei dürfte die Möglichkeit eines Missbrauchs naturwissenschaftlich-technischer Fortschritte ständig wachsen. Schon vor zwei Jahren hat Bill Joy größte Probleme beim Zusammenwachsen von Roboter-, Gen- und Nanotechnik heraufkommen sehen. Zunächst werde die Demokratie bedroht und unterhöhlt und dann könnten die neuen Technologien ganz der menschlichen Kontrolle entgleiten. Obwohl Bill Joy selber Mitbegründer und Chief Scientist einer Computer-Firma ist und die Internetsprache Java entworfen hat und obwohl er lange Zeit ein ‚Gläubiger' der Computerwelt war, sieht er jetzt die Gefahren so groß, dass er eine Diskussion um einen teilweisen Forschungsstop angeregt hat.(1) Dieser alarmierende Aufruf fand aber - nach einer kurzen heftigen Diskussion(2) - kein dauerhaftes Echo. Der ganze Komplex von Naturwissenschaft, Technologie und Wirtschaft ist tatsächlich auf das Gegenteil ausgerichtet, auf die Beschleunigung der Forschung in allen Bereichen. Diese Fahrt wird weder in den Universitäten, noch in der Wirtschaft oder in der Politik ehrlich hinterfragt, obwohl die Alarmzeichen immer dringender werden. Saddam Hussein stellt uns ausdrücklich dieses Problem. Dennoch wird es nicht angegangen und, obwohl Warnungen vorliegen, bewusst übergangen. Es fragt sich: sind wir überhaupt noch fähig, uns der angesprochenen Problematik ehrlich zu stellen?
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