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Bekehrung und Authentizität: Bernard Lonergan und René Girard

Autor:Schwager Raymund
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:
Publiziert in:# Vortrag: Boston 2000
Datum:2001-10-09

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Der Versuch, Lonergan und Girard in eine Beziehung zu bringen, ergibt sich aus der Thematik dieser Tagung. Er drängt sich aber auch aus Innsbrucker Perspektive auf. An unserer Fakultät gab es während Jahrzehnten eine Schule der transzendentalen Philosophie und Theologie, die eine Nähe zur transzendentalen Methode Lonergans hatte. Erwähnt seien nur die Namen Karl Rahner, Emerich Coreth und Otto Muck. Heute gibt es in Innsbruck eine Arbeitsgruppe, die sich an Girard orientiert. Das Verhältnis von transzendentaler Methode und Girard ist folglich nicht nur ein Thema dieser Tagung, sondern auch eine Problematik im Inneren der Innsbrucker Fakultät.

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Da ich kein Spezialist für die Arbeiten von Lonergan bin, will ich nur ein paar allgemeine Bemerkungen versuchen, die sich vor allem auf „Method in Theology" stützen.

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Die abendländische philosophische Tradition hat nach Lonergan zwischen „Allgemeinverstand" (common sense) und „Theorie" unterschieden. Der Allgemeinverstand ist jene Kraft, durch die wir uns im Alltag mit Hilfe eines großen kulturellen Erbes, in dem viele Erfahrungen gespeichert sind, und dank vieler eigener Erfahrungen orientieren. Die Theorie versucht, Bereiche der Alltagserfahrung kritisch zu hinterfragen und methodisch tiefer zu durchdringen. Beiden Erkenntnishaltungen entspricht eine je eigene Art der Objektivität. Für den ‚common sense' ist objektiv, was man in der Welt der Dinge direkt sehen, hören und greifen kann. Für eine Theorie ist objektiv, was sich als nachprüfbare Antwort auf spezifische Fragen mit ihren entsprechende Methoden aufdrängt. Diese Unterscheidung, die Lonergan betont, ist zentral, um Girard richtig zu verstehen. Wenn er nämlich behauptet, daß die Mythen von Ereignissen nach der Art des Sündenbockmechanismus sprechen, dann behauptet er in keiner Weise, daß die Mythen im Sinne des ‚common sense' vom Sündenbock reden. Er entwirft vielmehr eine Theorie, die die unmittelbar vorliegenden Texte kritisch befragt. Der Sündenbockmechanismus ist nicht direkt beobachtbar, Girard behauptet vielmehr seine objektive Existenz im Sinne einer kritischen Theorie.

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Neben dem ‚common sense und der Theorie kennt Lonergan eine weitere erkenntnismäßige Einstellung und einen entsprechenden Zugang zur Wirklichkeit. Er nennt dies ‚interiority'. Beim common sense und in der Theorie kommt das Subjekt als persönliches und je einmaliges Subjekt nicht zur Sprache. Dieses erschließt sich erst, wenn der Schritt zur interiority bewußt getan wird. Der Weg dazu führt über vier Stufen, die Lonergan auf folgende Weise unterscheidet: experiencing, understandig, judging, deciding (Mth 14f). Die Daten der Welt sind zunächst möglichst genau festzustellen (experiencing). Ihnen folgt einen ordnen gemäß bestimmter Theorien und Hypothesen, um die Daten in einem erhellenden Licht verstehen zu können (understanding). Dann folgt ein Reflektieren über die Theorie und über mögliche Alternativen, die zum Urteil führen, was - im Sinne der Theorie - objektiv behauptet werden soll (judging). Daraus folgt die Entscheidung (decision), was zu tun ist.

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Die einzelnen Stufen sind recht komplex, wie Lonergan in „Method in Theology" vor allem im Hinblick auf die Problematik der Interpretation (Mth 153 - 173) und der Geschichtswissenschaft (Mth 175-234) ausführlich darlegt. Dennoch gibt es nach ihm eine klare Dynamik vom experiencing über das understanding zum judging und schließlich zum deciding. Dieser Dynamik entspricht der Weg zur interiority, und er läßt sich in vier Imperative zusammenfassen, auf die Lonergan immer wieder zur sprechen kommt: Be attentive, Be intelligent, Be reasonable, Be responsible (Mth 20.53.55.231.268).

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Der Weg zur interiority ist nach Lonergan notwendig, um die Spannungen und Gegensätze zu überwinden, die oft zwischen common sense und Theorie aufbrechen, etwa zwischen der Erfahrung der Freiheit in der Welt des common sense und deterministischen Vorstellungen, die durch die Naturwissenschaften nahegelegt werden. Zur interiority gehört nämlich ein differenziertes Bewußtsein, das die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen der common sense und die Theorie urteilen, als solche erkennt und dank der Differenzierung in ein tieferes und umfassenderes Bewußtsein zu integrieren vermag.

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Die interiority hat aber nicht nur eine erkenntnismäßige, sondern ebenso eine ethische und religiöse Dimension. Sie führt nach Lonergan nicht zu einer isolierten Subjektivität, sie ist zugleich der Weg zur Selbsttranszendenz. Trotz der starken Betonung der Subjektivität hebt nämlich Lonergan hervor, daß jedes Erkennen intentional ist. Es ist immer auf Objekte ausgerichtet und ihm erschließt sich die Welt der Bedeutungen (meaning) (Mth 57 - 99). Auf dem Weg zur interiority werden zwar die eigenen Akte des Subjekts, die schon immer im Hintergrund bewußt sind, reflex erkannt. Das reflexe Achten auf das eigene Tun bleibt aber immer etwas Zweites. Nur wo das Subjekt tiefer in die Welt der objektiven Bedeutungen (meaning) eindringt, kann es - rückwirkend - auch sich selber in seiner Eigenart tiefer erfassen. Die Welt der objektiven Bedeutungen - im Sinne der Theorie - kennt aber nach Lonergan keine immanenten Grenzen. Sie tendiert auf das Wahre, Gute und Schönes als solches und schließt ein Element virtueller Unendlichkeit ein. Sie zielt letztlich auf das liebende Eins-sein mit Gott. Die wahre interiority wird so zugleich zu einem Weg der Selbsttranszendenz, wodurch der Mensch seine authenticity gewinnt.

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Dieser Weg ist mühsam. Er ergibt sich nicht von selbst, sondern schließt eine Bereitschaft zur conversion ein. Die conversion spielt deshalb in der Methode von Lonergan eine zentrale Rolle, und zwar verstanden als intellektuelle, moralische und religiöse conversion (Mthe 110. 117. 130f. 161. 217. 235. 237-247,267-269. ). Die religiöse conversion ist reines Geschenk. Bei den anderen Formen der conversion kann dieser Geschenkcharakter im Hintergrund bleiben. Nur durch Bekehrung wird aber der Weg zur interiority und zur Selbsttranszendenz möglich.

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Hier drängt sich eine weitere Parallele zu Girard auf. Dieser schließt sein erstes Buch ‚Deceit, Desire and the Novel' mit einem Kapitel über die conversion, und er vertritt darin die Ansicht, daß nur Schriftsteller, die eine Art Bekehrung erfahren haben, fähig wurden, die täuschenden Mechanismen im zwischenmenschlichen Verhalten zu durchschauen und große Roman zu schreiben. Wie bei Lonergan ist bei Girard eine intellektuelle und moralische Bekehrung die notwendige Voraussetzung um auf dem Weg der Wahrheit voranzukommen. Zur conversion gehört nach Lonergan auch die religiöse Dimension, die sich bei Girard ebenfalls findet, denn ihm wurde eine solche conversion während der Erarbeitung seines ersten Werkes geschenkt. Von ihr hat er zunächst nirgends direkt gesprochen, in den letzten Jahren ist er diesbezüglich aber deutlicher geworden.

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Im Zusammenhang mit der conversion betont Lonergan, daß „human authenticity is never some pure and serene and secure possession. It is ever a withdrawal from unauthenticity, and every successful withdrawal only brings to light the need for still further withdrawals" (Mth 110). Dies entspricht ebenfalls der Sicht Girards, der vielfach zeigt, wie leicht die Christenheit hinter das Licht der Evangelien zurückfallen konnte. Auch in anderen Zusammenhängen deutet Girard an, daß die Täuschungsmechanismen, von denen er spricht, nie voll überwunden werden und den Leser selber betreffen. In „The Scapegoat" wagt er es sogar, unter Aufnahme eines Zitats von Charles Baudelaire aus ‚Les Fleurs du Mal' den Leser direkt anzusprechen und sich dabei selber einzubeziehen: ‚Hypocrite lecteur, - mon semblable, - mon frère" ( ) (1). Dies ist bei Girard kein Scherz und keine zynische Bemerkung. Zum richtigen Verständnis seiner mimetischen Theorie ist es nämlich entscheidend, daß der Leser zu verstehen beginnt, wie sehr die Täuschungsmechanismen, die ihm aufgedeckt werden, ihn selber betreffen. Eine Analogie mit der Matthäus-Passion von J.S. Bach drängt sich auf, in der der Verrat des Petrus im Zentrum steht. Bach schreibt dabei auf hintergründige Art seinen eigenen Namen ins ganze Werk ein, identifiziert sich mit dem verratenden Petrus und lädt die Hörer ein, das gleiche zu tun. Ähnliches will Girard mit ‚Hypocrite lecteur, - mon semblable, - mon frère" erreichen. Viel Kritik an der mimetischen Theorie rührt daher, daß diese existentielle Dimension übersehen wird und seine Beschreibungen - wie bei andern Theorien - als Analysen aus distanzierter Perspektive begriffen werden. Girard spricht jedoch aus der Perspektive der ‚interiority'.

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Weshalb wird dies so leicht übersehen? Oder mit anderen Worten: weshalb ist die ‚conversion' so mühsam? Lonergan nennt dafür mehrere Gründe. Er zeigt, wie der Mensch sein geistiges Leben beginnt, indem er die Meinungen und Vorstellungen seiner Umgebung, - a system of belief - übernimmt. Diese Meinungen sind mit vielen affektiven Haltungen durchsetzt, unter denen Lonergan oft ‚resentment, hatred, anger, violence' (Mth 116; vgl. 33.39.53.273) nennt. Girard stimmt all dem zu, entwickelt in diesem Punkt aber präzisere Analysen der menschlichen Nachahmung und des Begehrens. Diese machen verständlich, weshalb die ‚conversion' schwierig ist und nie endgültig erreicht wird. Sie erfordert eine Wahl zwischen Gott und den Götzen, wie Girard schon durch ein Motto aus Max Scheler, das er über sein erstes Werk gesetzt hat, andeutet: „L'homme possède ou un Dieu ou une idole".

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Ferner ist zu beachten, daß nicht bloß Einzelpersonen, sondern auch kulturelle Modelle nachgeahmt werden. Als das 18. Jahrhundert von den neuen Maschinen fasziniert war, entstanden damals Theorien, die den Menschen ebenfalls als Maschine deuteten: „L'homme machine". Heute ist die wissenschaftliche Welt und die Alltagswelt von Roboter und datenverarbeitende Computer fasziniert, bei denen zwischen Hardware und Software unterschieden wird. In Entsprechung zu diesen Modellem verstehen heute dominierende Tendenzen der analythischen Philosophie und der ‚Life science' den Menschen als ein physikalisch-chemisches Gebilde, das auf komplexeste Art Daten aus einer Umwelt verarbeiten und entsprechend reagieren kann. Erfolgreiche Modelle der Alltagswelt verführen folglich das Erkennen durch Nachahmung und suggerieren den Menschen sich selber nach dem Vorbild dieser Modelle zu verstehen. Das Nachahmen fremder Modelle blockiert aber notwendigerweise den Weg zur ‚interiority', wie Lonergan sie versteht. Die mimetische Theorie macht folglich verständlich, welche zentrale Schwierigkeiten auf dem Weg zur ‚interiority' zu überwinden sind, und weshalb die entsprechende Transzendentale Methode - selbst innerhalb des christlichen Denkens - nie im eigentlich Sinn modisch werden konnte und auch nie modisch werden wird.

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Lonergan ist sich der Schwierigkeiten bei der ‚conversion' voll bewußt. Deshalb rechnet er damit, daß sich nie alle Menschen bekehren werden und daß die ‚conversion' oft Stückwerk bleibt. Seine Methode trägt diesem Sachverhalt sogar ausführlich Rechnung, und er behandelt ihn unter dem Stichwort ‚Dialektik' (Mth 235-266). Dabei geht es um jene tiefgehenden Konflikte in der menschlichen Geschichte, die zwar nie überwunden werden, von denen in der ‚Dialektik' aber gezeigt wird, wie man mit ihnen am besten umgehen kann.

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Auf der Ebene der Interpretation, die der Dialektik voraus liegt, zeigt Lonergan, wie jede Deutung sich langsam dank eines sich selber korrigierenden Prozeß entwickelt und wie dabei unter den vielen Daten notwendigerweise eine Auswahl getroffen werden muß. Eine bestimmte Selektion und der eigene Standpunkt können nie übersprungen werden. Alles geschichtliche Erkennen ist deshalb einem Perspektivismus unterworfen. Für Lonergan ergibt sich daraus aber keinen Relativismus. Aus dem Perspektivismus leitet er vielmehr die Aufgabe ab, sich im Bemühen um mehr interiority selber radikaler zu transzendieren: „As intellectual and moral conversion, so also religious conversion is a modality of self-transcendence. Intellectual conversion is to truth attained by cognitional self-transcendence. Moral conversion is to values apprehended, affirmed, and realized by a real self-transcendence. Religious conversion is to a total being-in-love as the efficacious ground of all self-transcendence." (Mth 231) Durch Bekehrung können unterschiedliche Perspektiven einander schrittweise angenähert werden. Wo aber die Bekehrung fehlt, dort stellt sich in voller Schärfe das Problem der Dialektik: „The presence or absence of intellectual, of moral, of religious conversion gives rise to dialectically opposed horizons. While complementary or genetic differences can be bridged, dialectical differences involve mutual repudiation. Each considers repudiation of its opposites the one and only intelligent, reasonable, and responsible stand... Dialectically opposed horizons lead to opposed value judgments, opposed accounts of historical movements, opposed interpretations of authors, and different selections of relevant data in special research." (Mth 247f) Lonergan bleibt bei dieser Opposition aber nicht stehen, sondern entfaltet von ihr her die Struktur der Dialektik und beschreibt sie auf folgende Weise:

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„The structure of dialectic has two levels. On an upper level are the operators. On a lower level are assembled the materials to be operated on. The operators are two precepts: (1) develop positions; (2) reverse counter-positions"(MTh 249).

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Eine Position besteht aus Aussagen, die mit der eigenen Sicht übereinstimmen. Sie wird entfaltet, indem alle wissenschaftlichen, ethischen und religiösen Aussagen, die damit in Übereinstimmung gebracht werden können, aufgegriffen und indem neue Daten und neue Entdeckungen integriert werden. Die Gegenposition besteht aus Aussagen, die mit der eigenen Sicht unvereinbar ist. Die Gegenposition wird umgekehrt, indem in ihr eine Unterscheidung vorgenommen wird und alle Elemente, die mit der eigenen Position vereinbar sind, aufgegriffen und nur die unvereinbaren ausgeschlossen werden. Lonergan rechnet damit, daß auf diese Weise die unreflektierten Voraussetzungen der entgegengesetzten Positionen klarer zutage treten und ihre unterschiedlichen Horizonte objektiviert werden. Je besser einem Forscher, der sich in dialektischer Gegenposition zu anderen befindet, diese Objektivierung seiner eigenen Position gelingt, desto authentischer wird er, und Lonergan ist überzeugt, daß authentische Menschen geschichtlich wirksam werden.

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Girard hat keine eigene Theorie entwickelt, wie man sich bei tiefgehenden Konflikten zu verhalten hat. Seine Theorie hat aber selber tiefgehenden Konflikte geweckt, und in dieser Situation hat er sich so verhalten, wie Lonergan es fordert. Er hat seine eigene Position weiter entwickelt und Gegenpositionen umgekehrt. So hat er z.B. aufgezeigt, wie seine Deutung der Mythen ganz jener Methode entspricht, die die anerkannte Geschichtsforschung bei der Deutung mittelalterlicher Verfolgungstexte anwendet. Er hat auch, um nur zwei berühmte Namen zu nennen, die Positionen von Freud und Nietzsche in jenem Sinn umgekehrt, wie Lonergan es vorschlägt.

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Girard hat aber letztlich nie auf seine eigene Authentizität gebaut, sondern in entscheidenden Auseinandersetzungen immer wieder auf den biblischen Text verwiesen. Dort findet er authentische Gestalten wie die Propheten - unter ihnen vor allem der Leidensknecht - und die Apostel, die zwar dem Sog der Masse verfielen, aber sich danach wahrhaft bekehrt haben. Die untrüglichste Authentizität spiegelt sich im Wirken und im Geschick Jesus Christus wider, der seine eigene Position als Botschaft von der Güte Gottes entwickelt hat. In der Auseinandersetzung hat er zugleich die Gegenpositionen umgekehrt hat (z.B. ehebrecherische Frau, Anklage gegen Pharisäer) und in den Gerichtsworten die Mechanismen der Lüge und Gewalt und die Strukturen des Skandalon und des Satanischen aufgedeckt. Er hat seine eigene Position - als Botschaft der Gewaltfreiheit und Feindesliebe - sogar bis in den Tod hinein radikal gelebt. Dank der Bekehrung seiner Jünger an Ostern und Pfingsten konnte seine Authentizität, die nicht aus unserer Welt der Lüge und Gewalt stammt, dennoch - mittels der Evangelien - in unsere Welt eingeschrieben werden.

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Die dialektische Methode Lonergans, die auf Konflikte ausgerichtet ist, kann deshalb von Girard her in eine dramatische Theologie weitergeführt werden. Diese Theologie beschäftigt sich nicht bloß mit Konflikten, sondern umgreift auch die Problematik des gewaltsamen Todes und seiner Überwindung. Durch den Tod und die Auferweckung Jesu wurden ja nicht bloß theoretische Einzelpositionen, sondern kollektive Mechanismen und die Mächte des Todes umgekehrt. Die vielen lügnerischen und gewalttätigen Frevler haben sich, wie bereits zahlreiche Psalmen sagen, gegen den einen Gerechten zusammengerottet (Ps 2; 22; 31; 41; 69; 118). Der eine Gekreuzigte hat sich aber für seine vielen Feinde hingegeben und ihre Lüge und Gewalt in einen Strom der Liebe umgekehrt. (2) Die beiden Operatoren in der Dialektik von Lonergan bleiben so nicht bloß methodische Anweisungen, sondern erweisen sich letztlich als zentrale Vorgänge in der Dramatik der Erlösung. Deshalb ist der forschende Geist auf dem Weg der Bekehrung eingeladen, sich mit dem verratenden Petrus zu identifizieren, und sich aus dieser Situation heraus - wie im Werk von J.S.Bach - an den Gekreuzigten zu wenden.

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1. R. Girard, The Scapegoat, p. 41).

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2. R. Schwager, Jesus in the Drama of Salvation : Toward a Biblical Doctrine of Redemption. Translation by P. Haddon and J. Williams. New York: Crossroad 1999.

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