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Es liegt etwas in der Luft … Predigt zum 4. Adventsonntag

Autor:Quast-Neulinger Michaela
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2022-12-19

Inhalt

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Erste Lesung Jes 7, 10–14
[Zweite Lesung Röm 1, 1–7]
Evangelium Mt 1, 18–24

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Es liegt etwas in der Luft…

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Es liegt etwas in der Luft – und es ist nicht der Duft von Weihrauch, Kerzen, Tannenzweig. Nein, es liegt der drohende Krieg in der Luft. Quer durch die Lande zieht sich die Brandspur seiner Verwüstungen, dicke Ascheschichten liegen über den zerstörten Städten. Panik breitet sich aus. Steht er auch bald vor unseren Türen?

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Wir befinden uns im 8. Jahrhundert vor unserer Zeit in Jerusalem. König Ahas und das Volk von Juda erschaudern und erzittern. Die Assyrer treiben die Völker vor sich her, Aram und Ephraim wollen Juda in den Kampf gegen den assyrischen König zwingen. Es ist aussichtslos.

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In diese hoffnungslose Finsternis hinein spricht der Herr zu Ahas. Sein Herz soll nicht verzagen! (Jes 7,4) Um ein Zeichen soll er bitten, der König aus dem Hause David (Jes 7,11). Um ein Zeichen? Wozu das alles? Bitten, beten, glauben? Nicht verzagen? Da draußen steht der Assyrer Tiglatpileser, der schon viele Völker vernichtet hat. Lieber stell ich mich mit ihm gut.

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Es liegt etwas in der Luft… Auch in unseren Tagen liegen Krieg, Zerstörung, Angst in der Luft, mitunter macht sich Hoffnungslosigkeit breit. Wir werden starr vor Angst, das Herz verzagt, versteinert. Jeden Morgen, wenn im Bus die News über den Schirm flackern. Jeden Mittag, wenn die Schlagzeilen am Nachbarstisch offen liegen. Jede Nacht, wenn ich an jene denke, die den Raketen direkt ausgeliefert sind. Es liegt etwas in der Luft – wie sollen wir da nicht verzagen, um ein Zeichen bitten? Was ist von diesem Gott zu erwarten, der uns so fern scheint in dieser finsteren Zeit?

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Das Zeichen – woher?

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Nichts, diesen Eindruck erhalte ich, wenn ich Ahas folge. Ahas wird nicht Gott anrufen, sondern Tiglatpileser und sich ihm anbieten (2 Kön 16,7). Wen rufen wir? Auf welche Zeichen setzen wir, wenn alles so dunkel erscheint, das Herz erstarrt?

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In Zeiten höchster Bedrängnis ermutigt Gott, die Ruhe im Herzen zu bewahren – und damit sensibel zu bleiben für die leisen, zarten Stimmen. Salomo, der Sohn Davids, bittet Gott am Beginn seiner Herrschaft um ein „hörendes Herz“. Dieses „hörende Herz“ möge allen in der Dynastie Davids geschenkt werden. Die Sensibilität für die Not der Menschen, der Sinn für Gerechtigkeit, in der der Mensch und nicht der Buchstabe zählt, die Offenheit für das Wort des Anderen, das Gespür für das Kommende, das erhoffte Heil, und sei es auch noch so fern.

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Der Hörende

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Mit Josef begegnet uns nun ein Mensch aus dem Hause Davids, der dieses „hörende Herz“ in sich trägt. Er ist ein „Gerechter“, liefert Maria nicht dem Gesetz aus. Der Mensch geht ihm vor dem Buchstaben. Das Evangelium nennt es „nachdenken“, ich glaube, es trieb Josef gehörig um, wie er in dieser schwierigen Lage eine für alle gute Lösung finden konnte. Ich bin mir sicher, dass auch sein Herz erzitterte, erbebte.

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  • Ein uneheliches Kind? Was hatte seine Verlobte da bloß angestellt?
  • Der drohende soziale Ausschluss, die Angriffe, die schiefen Blicke…
  • Die vertrackte Lage unter römischer Herrschaft…
  • Die Gewalt und Unterdrückung im Land, die Schikanen der Mächtigen…
  • Die Perspektivenlosigkeit für einen kleinen Handwerker, war er auch noch so sehr ein „Davidide“…
  • In Palästina liegt vieles in der dunklen, finsteren Luft…
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Nein, Josef war kein „perfekter“ Mann oder was uns als solcher vorgegaukelt wird. Groß, stark, furchtlos, niederschmetternd, unverwundbar. Josef war ein Hörender, ein Sehender, ein Sensibler, der dem hereinbrechenden Engel nicht die Tür verschließt, sondern aufmerksam hinhört.

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In der Dunkelheit, in der Finsternis, in der Bedrängnis bewahrt Josef sein „hörendes Herz“ und spürt: Hier bricht etwas herein, das alle finstere Macht sprengen wird. Ein Kind, das den Menschen umkehren wird. Die erhoffte Befreiung geschieht nicht, wenn wir uns verzweifelt furchteinflößenden Mächtigen anhängen, sondern wenn wir dem vertrauen, der uns das Zeichen der Hoffnung frei anbietet: Immanu-El – Gott mit uns.

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Es liegt etwas in der Luft…

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„Bewahre die Ruhe, fürchte dich nicht! Dein Herz soll nicht verzagen…“, das ist die Botschaft Jesajas an König Ahas und an uns alle (Jes 7,4). Die Ruhe im Herzen bewahren – vertrauen – hörend werden. Denn das Licht bricht gerade dort ein, wo wir es oft nicht (mehr) erwarten. Am unerwarteten Ort, in tiefer Bedrängnis, wo wir starr zu werden drohen. „There is a crack in everything, that’s where the light gets in”, bringt es Leonhard Cohen in “Anthem” auf den Punkt:

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Ja, die Kriege werden weitergehen
Die Friedenstaube
Sie wird wieder gefangen
Gekauft und verkauft
Und wieder gekauft
Niemals ist sie frei.

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DOCH:

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Läute die Glocken, die noch klingen
Vergiss deine perfekten Gaben
Da ist ein Riss, ein Bruch in allem
hier, ja hier bricht das Licht herein.

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Es liegt etwas in der Luft – die Ruhe, das Licht, die Hoffnung. Immanu-El. 

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