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Gnade oder Gerechtigkeit? Systematisch-theologische Überlegungen im Anschluss an den Film "Dead Man Walking"

Autor:Wandinger Nikolaus
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:
Publiziert in:Erstveröffentlichung: In: Monika Datterl u.a. (Hg.): Friede – Gnade – Gerechtigkeit. Im Spannungsfeld zwischen Institutionen und persönlichem Engagement (theologische trends 30). Innsbruck, 217-235.
Datum:2024-08-25

Inhalt

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1. Worum es geht

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Friede ist nur möglich, wenn es auch Gerechtigkeit gibt. Darin sind sich viele Menschen einig. Auch die Bibel fordert Gerechtigkeit und stellt Gott als einen gerechten und daher strafenden Gott dar. Die Bibel zeigt Gott aber auch als einen gnädigen, barmherzigen und daher vergebenden Gott. Die Theologiegeschichte ist voll von Versuchen, die Gerechtigkeit und die Barmherzigkeit (oder Gnade) Gottes zusammenzubringen, mit mehr oder weniger überzeugendem Erfolg. Die Frage stellt sich: Sind Gerechtigkeit und Gnade wirklich zwei einander entgegengesetzte Größen? Kann Gott beides zugleich sein? Oder muss er es abwechselnd sein oder den einen Menschen das eine und den anderen das andere zukommen lassen? Ist es nicht anderseits so, dass um Friede unter den Menschen zu erhalten, auch Gnade wichtig ist? Kann die pure Gerechtigkeit den Frieden gewährleisten?

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Interessanterweise ist es wieder die Bibel, die das explizit macht, wenn Gott sagt: „wer sich rühmen will, rühme sich dessen, dass er Einsicht hat und mich erkennt, nämlich dass er weiß: Ich, der HERR, bin es, der auf der Erde Gnade, Recht und Gerechtigkeit wirkt. Denn an solchen Menschen habe ich Gefallen – Spruch des HERRN.“ (Jer 9,23)[1]. Wirkt er das abwechselnd? Oder ist es vielmehr so, dass es ohne Gnade auch keine Gerechtigkeit geben kann, und umgekehrt ohne Gerechtigkeit die Gnade keine Gnade wäre?

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Für Letzteres möchte ich plädieren und ich möchte das in der Hauptsache mit Hilfe des US-amerikanischen Spielfilms Dead Man Walking[2] tun.

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2. "Dead Man Walking"

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2.1 Kontext und Inhalt

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Der Film des Regisseurs Tim Robbins basiert auf dem gleichnamigen Buch der St.-Josefs-Schwester Helen Prejean,[3] das wahre Begebenheiten beschreibt. Für den Film wurden jedoch viele Details, darunter die Namen der Beteiligten – außer von Schwester Prejean –, und auch Elemente des Geschehens adaptiert und verändert. In den meisten Fällen ist es in einer solchen Situation ratsam, lieber dem Buch als dem Film zu folgen. In diesem Fall habe ich mich anders entschieden, denn die Eindrücklichkeit des Filmes und seine große Bekanntheit können helfen, mein Argument zu entwickeln. Ich halte mich also im Folgenden an die Namen und das Geschehen, wie es im Film dargestellt wird.

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Der zum Tode verurteilte Häftling Matthew Poncelet (gespielt von Sean Penn) nimmt brieflich Kontakt mit Schwester Helen (dargestellt von Susan Sarandon) auf. Nach einigen Briefwechseln besucht sie ihn im Gefängnis und wird schließlich nach widerwillig gegebener Zustimmung durch den Gefängnispfarrer Poncelets Seelsorgerin. Dieser hat gemeinsam mit einem Komplizen namens Vitello  ein junges Liebespaar – Walter Delacroix (17) und Hope Percy (18) – , das sich mit dem Auto an ein lauschiges Plätzchen im Wald zurückgezogen hatte, aus dem Wagen gezerrt, den jungen Mann sofort erschossen, die junge Frau vergewaltigt und dann ebenso getötet. Vor Gericht gaben beide Angeklagten an, der jeweils andere sei der Mörder gewesen. Am Ende wurde Poncelets Komplize zu lebenslänglicher Haft verurteilt, Poncelet, der nur einen Pflichtverteidiger hatte, zum Tod.

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Schwester Prejean arbeitet nun an drei Fronten: Zum einen setzt sie sich aus prinzipiellen Gründen gegen die Hinrichtung Poncelets ein, besorgt ihm einen Anwalt, der alle Rechtsmittel ausschöpfen soll, um die Hinrichtung zu verhindern. Zum anderen führt sie Gespräche mit dem verurteilten Mörder. Und schließlich wird sie auch mit den Eltern der Ermordeten und ihrer Sicht auf die Dinge konfrontiert. Poncelet ist aber sicher die größte Herausforderung für sie. Er verharmlost und verdrängt seine Schuld, zeigt keine Reue, ist arrogant und manchmal auch gegenüber der Schwester anzüglich. Er gibt Interviews, in denen er Hitler verherrlicht und sich als Rassist outet. Anderseits sorgt er sich um seine Mutter und seine Geschwister und möchte der Mutter das Leid ersparen, bei einer Anhörung für ihn auszusagen oder ihn hingerichtet zu wissen.

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Die Stärke des Films liegt darin, dass er weder die Grausamkeit des Verbrechens und was es angerichtet hat noch das Menschsein des Verbrechers ausblendet. Es ist nun Zeit, einige Schlüsselszenen des Films genauer zu betrachten, bevor ich ihn dann zu Ende erzähle.

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2.2 Schlüsselszenen und Ende des Films

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Zunächst möchte ich auf die Begegnungen von Schwester Prejean mit den Eltern der ermordeten Jugendlichen eingehen.

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Die erste Begegnung mit Mr. Delacroix findet in der Pause einer gerichtlichen Anhörung statt. Dieser drückt sein Unverständnis darüber aus, dass die Schwester den Mörder seines Sohnes betreut, ohne dass sie Kontakt zu ihm oder den anderen Hinterbliebenen aufgenommen habe, was Schwester Helen sehr verwundert. Sie war nicht davon ausgegangen, dass die Eltern der Getöteten überhaupt Kontakt zu ihr wollten. Mr. Delacroix fährt dann fort: Er vermute, Poncelet zeige sich der Schwester von seiner besten Seite und habe so ihr Mitleid erregt, in Wahrheit sei er aber „ein zutiefst böser Mensch, ein Mann, der kaltblütig Jugendliche entführt hat, um sie zu misshandeln und danach zu ermorden. Dieser Abschaum hat mir meinen einzigen Sohn weggenommen.“[4] Als Schwester Prejaen ihm daraufhin ihre Karte geben möchte, damit er sie kontaktieren könne, ist Mr. Delacroix erschüttert darüber wie „arrogant“ es sei, dass er die Schwester kontaktieren solle.

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Die nächste Begegnung führt Schwester Helen selbst herbei. Sie sucht Mr. Delacroix zu Hause auf. Er bittet sie herein, berichtet, dass er Streit mit seiner Frau hatte, weil diese nun – nach langer Trauer – die Sachen des ermordeten Sohnes weggeben wollte, er aber nicht. Er zeigt ihr ein Kinderfoto von Walter, berichtet, dass dieser auf dem Fußboden des Hauses, in dem sie sich befinden, das Laufen lernte und mit seiner Freundin Hope auf dem Sofa, auf dem Schwester Helen nun sitze, gesessen habe, eine Woche vor dem Mord. Hier zeigt sich ein verletzter, trauriger, höchst nachdenklicher Mann.[5]

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Besonders eindrücklich ist der Besuch Schwester Prejeans bei den Eltern von Hope Percy.[6] Diese erzählen abwechselnd vom Schulabschluss und von den Plänen der Tochter, von deren Vorlieben und Charaktereigenschaften. Sie erzählen von ihrem letzten Tag unter den Lebenden: dem Tagesablauf, den Kleinigkeiten, die vorgefallen sind, der Hoffnung, sie am nächsten Tag wiederzusehen und der verzweifelten Suche nach ihr, dem Fund der Leichen nach sechs Tagen:

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Mrs. Percy: Der Körper meiner Tochter war nackt, die Beine weit gespreizt. Der Gerichtsmediziner schrieb, dass ihre Vagina völlig aufgerissen war. Zuerst konnten sie diesen Klassenanstecker nicht finden, den sie immer trug, weil er zu tief in den Körper getrieben war durch einen Messerstich.

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Mr. Percy: Die Polizei wollte uns nicht ins Leichenschauhaus lassen, um sie zu identifizieren; die sagten, es wäre für uns zu traumatisch … .

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Mrs Percy: Aber ich konnte einfach die … Vorstellung nicht ertragen, dass dieses Mädchen einfach beerdigt würde, bevor wir absolut und hundertprozentig davon überzeugt waren, dass es wirklich Hope war. Also rief ich meinen Bruder an – der ist Zahnarzt – und bat ihn, zum Beerdigungsinstitut zu gehen und eine zahntechnische Identifizierung zu machen.

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Mr. Percy: Bevor er seine Hand in diesen Sack steckte, um dort aus all …, aus all diesem Kalk den Kiefer von Hope herauszuholen, war er immer gegen die Todesstrafe gewesen. Doch als er fertig war, war er dafür.

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Mr. Percy schildert auch seine Begegnung mit Poncelet am Rande des Prozesses. Dieser habe gespottet. Mr. Percy sei in Versuchung gewesen, die Dienstwaffe eines nahe bei ihm stehenden Polizisten an sich zu reißen und Poncelet zu erschießen, er habe es aber nicht getan, was er jetzt bereue. Er glaube, wenn er es getan hätte, wäre er jetzt zufriedener.

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Dann zeigt sich, dass der bisherige freundliche Umgang der Percys mit Schwester Helen auf einem Missverständnis beruht. Mrs. Percy fragt die Schwester, warum sie ihre Meinung geändert habe und nun nicht mehr auf Seiten Poncelets stehe. Schwester Prejean ist zuerst sprachlos, antwortet dann aber ehrlich, dass dies nicht der Fall sei, sie sei nur gekommen, um zu sehen, ob sie etwas für sie tun könne. Doch Poncelet habe sie gebeten, „ihn zu begleiten als sein geistlicher Beistand bei der Hinrichtung“ und sie habe ihm das zugesagt. Die Percys sind darauf ernsthaft schockiert und ungehalten, dass Schwester Helen es unter diesen Umständen wage, sie zu Hause zu besuchen. Sie rechtfertigt sich, dass sie nur versuche dem Beispiel Jesu zu folgen, der gesagt habe, der Wert eines jeden Menschen sei mehr als seine schlimmsten Taten. Mr. Percys Antwort:

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Das ist doch kein menschliches Wesen. Das ist ein Tier, nicht mehr! Nein, nein, das nehme ich zurück. Tiere vergewaltigen und ermorden ihresgleichen nicht! Matthew Poncelet ist Gottes Irrtum! Und Sie wollen dasitzen und dem armen Mörder die Hand halten?! Sie wollen dabeisitzen und ihn beim Sterben trösten? Es war auch niemand im Wald, der Hope getröstet hat, als sie starb, als diese zwei wilden Bestien sie mit dem Gesicht in den nassen Boden pressten.

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Schwester Prejean weist darauf hin, dass sie Poncelet dabei helfen will, die Verantwortung zu übernehmen für seine Tat. Mr. Percy fordert die Schwester dann auf zu gehen. Als diese sofort aufsteht und sich zur Türe wendet mit den Worten, es tue ihr leid, sagte er:

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Falls es Ihnen wirklich leid tut und Sie wirklich irgendetwas für diese Familie empfinden, dann müssen Sie doch wollen, dass unserer Tochter Gerechtigkeit widerfährt. Sie können nun mal nicht beides haben, Sie können nun mal nicht der Freund dieses Mörders sein und dabei glauben, sie könnten unser Freund sein.

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Während die Percys hier den Kontakt zu Schwester Prejean abbrechen, erlaubt ihr Mr. Delacroix mitzukommen zu einer Selbsthilfegruppe von Menschen, die alle einen Angehörigen durch Mord verloren haben.

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Kommen wir nun aber zu Schwester Prejeans Gesprächen mit dem verurteilten Mörder Matthew Poncelet. Zunächst hört sie ihm vor allem zu, widerspricht ihm kaum, akzeptiert seine Version, dass er nicht geschossen habe. Nachdem Poncelet in den Todestrakt verlegt wurde, spricht er davon, wie außergewöhnlich er jetzt sei, da sich so viele Menschen um ihn kümmerten, die Suizidwache vorbeikomme, um zu kontrollieren, dass er seiner Hinrichtung nicht zuvorkommt. Er meint, halb scherzhaft, er habe jetzt noch drei Tage Zeit, um in seiner Bibel zu lesen. Schwester Helen fragt, ob er darin auch etwas über Jesus gefunden habe. Sie erklärt ihm, dass Jesus sich den Ausgestoßenen und am Rand Stehenden zuwandte, sie sich in seiner Gegenwart geschätzt fühlten und er ihnen ihre Würde zurückgab. Darum hätten die Menschen Jesus getötet. Poncelet darauf: „So ähnlich wie mich, oder?“ Schwester Prejean irritiert: „Nein, Mat, nein, ganz und gar nicht wie Sie. Jesus hat die Welt durch seine Liebe verändert – Sie haben beim Mord an zwei Menschen zugesehen.“ Dann muss das Gespräch abgebrochen werden, weil Poncelet zu einer medizinischen Untersuchung und Vermessung abgeholt wird.[7]

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Schwester Prejean hat darauf ein Gespräch mit dem Gefängnispfarrer, während dessen sie einen Schwächeanfall erleidet. Erst am nächsten Tag besucht sie Poncelet wieder. Dieser beschwert sich nun bitter, dass Schwester Helen nicht mehr gekommen sei und er den ganzen Tag allein war. Helen erklärt den Grund – der Direktor hatte ihr Wiederkommen am Vortag nicht erlaubt – fühlt aber mit Poncelets Enttäuschung mit und bedauert seine Situation. Das beruhigt ihn etwas und ein Gespräch kommt zustande über Einsamkeit, Frauen und Sex, Zölibat, die Schrecken des Wartens auf die Hinrichtung.

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Poncelet ärgert sich über seine dummen Interviews, in denen er Hitler lobte. Schwester Helen hat ihm auf seinen Wunsch ermöglicht, am nächsten Tag – dem Tag seiner geplanten Hinrichtung – noch einen Lügendetektortest zu machen. Damit möchte er seiner Mutter „beweisen“, dass er kein Mörder sei. Helen erklärt ihm, dass der Test wohl nicht sehr aussagekräftig sein werde: Da er am Tag seiner Hinrichtung zwangsläufig unter Stress stehe, werde der Detektor das als Lüge interpretieren. Als Schwester Prejean ihn wieder auf die Bibel anspricht, meint er zuerst, dass diese ihn müde mache. Dann entspinnt sich folgender Dialog:

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Poncelet: Ich versteh ja, dass Sie mich retten wollen, aber ich und Gott – wir haben da sowas wie’n Abkommen. Ich weiß, dass Jesus für uns alle gestorben ist, und ich weiß, dass er für mich da ist und sich um mich beim Jüngsten Gericht kümmern wird.

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Sr. Helen: Sie müssen versuchen zu begreifen, dass die Erlösung nicht so etwas wie ein Freifahrtschein ist, den Sie benutzen können, weil Jesus dafür bezahlt hat. Begreifen Sie, dass Sie für Ihre Erlösung arbeiten sollen. Sie haben noch sehr viel zu tun.

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Sie verweist Poncelet auf Joh 8,32, dass ihn die Wahrheit frei machen werde. Er reagiert nur mit der Feststellung:

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Poncelet: Also, wenn ich morgen den Test bestehe, bin ich aus dem Schneider.

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Sr. Helen: Mat, wenn Sie sterben sollten, will ich Ihnen als Freund helfen das mit Würde zu tun; nur weiß ich nicht, wie das gehen soll, solange Sie sich nicht dazu bekennen, welche Mitschuld Sie am Tod von Walter und Hope trifft.

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Darauf folgt eine längere Stille, welche die Szene abschließt.[8]

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Poncelet bittet Schwester Helen, auch bei seiner letzten Begegnung mit seiner Mutter und drei jüngeren Brüdern dabei zu sein. Diese beginnt mit lustigen Familiengeschichten und Frotzeleien unter den Brüdern. Als die Mutter erwähnt, manche hätten schon nach der Beerdigung gefragt, geht sie in betretenes Schweigen über. Schließlich muss Poncelet sich verabschieden. Der Mutter wird verwehrt, ihren Sohn zu umarmen – aus Perspektive des Justizvollzugs mit gutem Grund, sagt sie doch nachher zu Schwester Helen: „Wenn ich die Arme um meinen Sohn gehabt hätte, hätte ich nie wieder losgelassen.“ Danach geht sie zur Tür hinaus und hat einen Weinkrampf.[9]

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Schwester Helen leistet Poncelet bei seiner Henkersmahlzeit Gesellschaft und muss ihm mitteilen, dass der Lügendetektortest genauso ausgefallen ist, wie befürchtet: wegen Stress ist das Ergebnis nicht zu seinen Gunsten. Poncelet erwähnt fast treuherzig naiv, dass er überhaupt keinen Stress gespürt habe und nicht verstehe, wieso er durchfiel. Welchen Schluss dies nahelegt, scheint er nicht zu realisieren.

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Als Schwester Helen ihn auffordert, über die Mordnacht zu sprechen, weigert er sich zunächst, dann bekommt er einen Wutanfall: auf die jugendlichen Opfer, weil sie im Wald waren; auf die Eltern, weil sie seinen Tod wollen; auf sich selbst, weil er seinen Kumpan gewähren ließ. Und dann prahlt er, was er den Eltern bei seiner Hinrichtung alles an den Kopf werfen wolle. Schwester Helen versucht Poncelet verständlich zu machen, welche Verzweiflung und Wut die Eltern empfinden. Er aber wiegelt weiter ab und verweist auf seinen Komplizen. Nun wird Schwester Prejean sehr deutlich:

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Sr. Helen: Schieben Sie’s nicht auf ihn! Sie schieben es auf ihn, Sie schieben’s auf die Regierung, sie schieben’s auf Drogen, Sie schieben’s auf Schwarze[10], sie schieben’s auf die Percys, auf die Teenager – und was ist mit Matthew Poncelet?! Wo kommt er in der Geschichte vor? Ist er denn unschuldig, nur ein Opfer?!

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Poncelet (ruhig, aber bedrohlich ruhig): Ich bin kein Opfer.[11]

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Dann erfährt er, dass sein letzter Berufungsantrag abgelehnt wurde. 30 Minuten vor der für Mitternacht angesetzten Hinrichtung telefoniert Poncelet noch einmal mit seiner Familie. Sowohl er als auch seine Mutter brechen in Tränen aus. Dann folgt das letzte längere Gespräch zwischen Poncelet und Prejean, das als eine Schlüsselszene des Films gelten kann. Poncelet greift von sich aus das frühere Gespräch über seine Mitschuld auf:

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Poncelet: Ich war ein Opfer, ein beschissener Feigling. Er [Vitello] war älter, hart wie Granit. Ich hab’ mich nur vollgesoffen, um so zu werden wie er. Ich konnte nicht. […] Dieser Junge, Walter, …

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Sr. Helen: Ja, was?

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Poncelet: Ich hab’ ihn erschossen.

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Sr. Helen: Und Hope?

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Poncelet: Nein, Mam.

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Sr. Helen: Hast du sie vergewaltigt?

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Poncelet (nickt): Ja, Mam.

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Sr. Helen: Mat, übernimmst du die Verantwortung für den Tod der beiden?

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Poncelet (nickt unter Tränen): Ja, Mam. Als das Licht gestern Abend ausging, hab ich mich vor mein Bett gekniet und für sie gebetet – das hab’ ich noch nie gemacht.

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Sr. Helen: Oh Mat, es gibt Kummer, der so tief ist, dass nur Gott an ihn rühren kann. Du hast etwas Furchtbares getan, etwas wahrhaft Schreckliches, aber du hast jetzt deine Würde. Niemand kann dir das wegnehmen. Du bist jetzt ein Sohn Gottes, Matthew Poncelet.

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Poncelet (weint still; dann): Ich glaube, „Sohn Gottes“ hat noch niemand zu mir gesagt; „Hurensohn“, alles Mögliche, aber nie „Sohn Gottes“.

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Beide weinen und müssen zwischen den Tränen auch lachen.[12]

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Poncelet drückt seine Hoffnung aus, dass sein Tod es den hinterbliebenen Eltern leichter mache. Schwester Helen erklärt, er könne ihnen wünschen, dass sie Frieden fänden. Nun kommt Poncelet noch auf sein eigenes Leben zu sprechen: „Ich hab’ selber nie richtige Liebe gehabt, hab’ nie im Leben ’ne Frau oder sonstwen wirklich geliebt. Typisch, dass ich erst sterben muss, um Liebe zu empfinden. … Danke, dass Sie mich lieben.“

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Poncelet bittet die Schwester, ihm das Kirchenlied vorzusingen, das sie im Gefängnis nicht spielen darf. Sie tut das. Danach muss sie aus der Zelle heraustreten, da Poncelet zur Hinrichtung geführt wird. Er weint. Schwester Helen fordert ihn auf, seinen letzten Blick auf sie zu richten, damit sie für ihn das Gesicht der Liebe sei. Auf seinem letzten Weg darf Schwester Helen ihn an der Schulter fassen. Ein Gefängniswärter ruft „Toter Mann kommt“ – im Original „Dead Man Walking“, der titelgebende Satz des Films – ein Ausruf, der immer getätigt wird, wenn ein zum Tode Verurteilter seinen allerletzten Gang antritt.

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Poncelet muss Pantoffeln und unter der Hose Windeln tragen, wogegen er vergeblich protestiert hat. Auf dem Weg liest ihm Schwester Prejean Jes 43,1b–2 vor. Dann sitzt sie zusammen mit anderen ZeugInnen, darunter der Anwalt, der die Exekution nicht verhindern konnte, der Gefängnispfarrer und die Eltern, die der Strafe des Mörders beiwohnen wollen – die Percys und Mr. Delacroix – in einem Raum neben der Hinrichtungskammer, von wo aus man die Hinrichtung beobachten kann. Auch der Delinquent kann die Zusehenden sehen und zu ihnen sprechen, sie aber nicht zu ihm.

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Poncelet wird auf einer Vorrichtung zunächst aufrecht stehend festgeschnallt und es wird ihm ein Venenzugang gelegt, über den drei Mittel einströmen werden: das erste, um ihn zu betäuben, das zweite um seine Lunge zu implodieren, das dritte um das Herz stillstehen zu lassen.[13] Dann wird der Vorhang, der bisher noch den Blick verdeckt hatte, geöffnet und der Verurteilte bekommt die Gelegenheit, letzte Worte zu sprechen:

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Mr. Delacroix, ich will diese Welt nicht mit Hass im Herzen verlassen. Ich bitte Sie um Verzeihung dafür, was ich getan hab’. Was ich getan hab’, war schrecklich, dass ich Ihnen den Sohn weggenommen habe. […] Mr. und Mrs. Percy, ich hoffe, dass mein Tod Ihnen bisschen Frieden bringt. Und ich will auch bloß noch sagen, dass ich Töten für falsch halte, vollkommen egal wer’s dann tut, ob’s nun ich oder Sie oder die Regierung macht.[14]

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Dann wird die Vorrichtung, die bisher aufrecht stand, umgeklappt, so dass der Verurteilte in eine liegende Position kommt. Wie vereinbart, blickt Poncelet Schwester Helen an und sagt „Ich liebe Sie“, während die Vollstreckungsbeamten warten, dass der Sekundenzeiger der Uhr die Zwölf erreicht. Dann wird durch Umlegen eines Schalters die Hinrichtung eingeleitet. Die ZuschauerInnen des Films sehen im Wechsel das Geschehen der Mordnacht und die gerade ablaufende Hinrichtung des Mörders. Poncelet blickt auf Schwester Helen, die ihm ihren ausgestreckten Arm entgegenhält.

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Langsam leeren sich nacheinander drei Spritzen; es sind je zwei mit dem gleichen Mittel vorhanden, wie man am leichten Farbunterschied erkennt. Es wird aber jeweils nur eine von beiden verwendet – die zweite ist offenbar als Backup gedacht. Dann erschlaffen die Muskeln des Delinquenten und er liegt ruhig mit geschlossenen Augen da. Kurz bevor die letzte Spritze ausgedrückt ist und auf der Hinrichtungsmaschinerie das Licht „finish“ aufleuchtet, spiegeln sich in der Glasscheibe, die den Hinrichtungs- vom ZeugInnenraum trennt, die Gesichter die beiden Ermordeten: Walter Delacroix und Hope Percy. Dann reißt Poncelet die Augen auf und ein langgezogener Piepton des EKG zeigt den Tod an. Wir sehen aus der Vogelperspektive die Leichen der Jugendlichen im Wald liegen, dann auf ebensolche Weise den toten Poncelet auf seiner Liege.

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Dann blendet der Film zum Begräbnis Poncelets, bei dem sich seine Familie und Schwester Helen wieder begegnen. Schwester Helen ist nicht wenig überrascht, als sie Mr. Delacroix etwas abseits stehend erspäht. Sie geht auf ihn zu und sie sprechen miteinander:

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Mr. Delacroix: Ich weiß gar nicht, warum ich hier bin. Ich fühle sehr viel Hass, ich habe nun mal nicht Ihren Glauben.

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Sr. Helen: Wenn es nur darauf ankäme, aber so einfach ist das nicht. Es ist Arbeit. Möglicherweise können wir uns dabei helfen, einen Weg aus dem Hass heraus zu finden.

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Mr. Delacroix: Ich weiß es nicht. Ich glaub’ nicht daran.[15]

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Damit geht er. Doch in der letzten Szene des Films sieht man durch ein Fenster ihn und Schwester Helen nebeneinander in einer Kirche knien und zusammen beten. Die Kamera zieht sich dezent zurück – und damit endet der Film.

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3. Gnade oder Gerechtigkeit?

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3.1 Ein Einwand

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Wenn wir nun von diesem Film her auf unsere Frage – Gnade oder Gerechtigkeit? – blicken, erhebt sich sofort ein Einwand: Dead Man Walking will Menschen sensibilisieren und gegen die Todesstrafe einnehmen. In einem europäischen und noch dazu kirchlich geprägten Kontext[16] könnten wir davon ausgehen, dass dies der Einstellung der Mehrheit der Menschen entspricht. Die Botschaft des Films dürfte also bei den meisten offene Türen einrennen und man könnte argumentieren, dass durch die Todesstrafe ohnehin nicht Gerechtigkeit geschaffen, sondern Vergeltung geübt werde. Daher sei der Film gar nicht geeignet, die Frage nach Gerechtigkeit oder Gnade zu beleuchten.

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Mit Ausnahme des letzten Satzes stimme ich dem zu. Ich denke aber, man kann diesen Film für unsere Frage auch dann fruchtbar machen, wenn man schon überzeugt ist, dass die Todesstrafe keine Gerechtigkeit schafft. Ich möchte daher eine Arbeitshypothese vorschlagen, die uns das ermöglichen soll: Auch wenn die Hauptaussage des Filmes gegen die Todesstrafe gerichtet ist, hat er eine weitere Ebene, die sehr wohl Wichtiges zur Frage „Gerechtigkeit oder Gnade?“ beizutragen hat. Um dies zu sehen, hilft ein Gedankenexperiment: Wenn man annimmt, Matthew Poncelet sei nicht zum Tod, sondern zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden, was würde sich notwendigerweise ändern, was müsste sich aber nicht unbedingt ändern?

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Ich denke, dass in diesem Fall seine seelsorgliche Begleitung und der Prozess seiner Auseinandersetzung mit seiner Tat sehr wohl stattfinden könnten, nur würde er in viel größerer zeitlicher Erstreckung stattfinden. Es würde die unbedingte Dringlichkeit abgehen, die die Todesstrafe erzeugt, aber prinzipiell wäre es möglich, dass der Mörder im Laufe eines langen Gefängnisaufenthalts einen ähnlichen Prozess durchmacht. Tatsächlich sind ja auch der Versuch, Poncelet vor der Hinrichtung zu bewahren, und seine Begleitung auf dem Weg zur Hinrichtung zwei verschiedene Dinge, die allerdings insofern verbunden sind, als eine Begleitung unmöglich wäre, wenn die begleitende Person selbst aktiv die Vernichtung des Verbrechers fordern würde. Eine Begleitung ist aber sehr wohl möglich, wenn die begleitende Person einer Bestrafung zustimmt. Schwester Helen lag es ja auch fern, die baldige Freilassung Poncelets zu fordern. Insofern ist also festzuhalten: Die Frage nach Gerechtigkeit oder Gnade ist nicht die nach Befürwortung oder Ablehnung der Todesstrafe, sondern die nach dem Verhältnis, das eine strafende Gesellschaft oder Instanz zu dem Bestraften einnimmt: bleibt er bloßes Objekt einer von außen verhängten Strafe oder wird er als Subjekt behandelt. Und wie verhält er sich dann zu seiner Tat und der Strafe dafür?

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Sind, so betrachtet, Gerechtigkeit und Gnade einander ausschließende Alternativen oder müsste man das anders sehen und wenn Letzteres, in welchem Sinn?

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3.2 Gnade und Gerechtigkeit

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Im Neuen Testament sehen wir im Verhalten Jesu eine interessante Spannung. In der Bergpredigt scheint Jesus die Gesetze des Mose massiv zu verschärfen, indem er nicht nur eine erfolgte Tat, sondern bereits die Begierde nach dieser Tat als sündhaft charakterisiert, ja Tat und Begierde sogar einander gleichstellt:

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Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. […] Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. (Mt 5,21f.27f.)

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Nun würde man erwarten, dass Jesus ein entsprechend strenges und unnachgiebiges Verhalten an den Tag legte in jenen Situationen, in denen er konkret mit Ehebruch und Mord konfrontiert ist. Dem ist aber nicht so.

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Geradezu paradigmatisch ist seine Begegnung mit der Ehebrecherin in Joh 8,1–11. Über diese Erzählung gäbe es viel zu überlegen, aber aus Platzgründen müssen wir uns auf den Schlusssatz beschränken, in dem Jesus der Frau sagt: „[…] ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11). Sicherlich ist die besondere Situation zu berücksichtigen, die diese Erzählung wiedergibt; dennoch bleibt bestehen, dass Jesu große Vergebungsbereitschaft gegenüber dieser Ehebrecherin in seltsamer Spannung zu seiner harten Aussage von oben steht.

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Noch eklatanter wird es im Falle des Mordes. Wird oben schon für die geistige Abqualifizierung eines Menschen das Feuer der Hölle bemüht, betet Jesus bei seiner eigenen ungerechten Hinrichtung für eben jene, die gerade dabei sind, ihn zu töten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34)

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Handelt es sich nur um eine seltsame Inkonsequenz? Dies könnte man annehmen, wenn es umgekehrt wäre, wenn die allgemeine Aussage die laxere und die konkrete die strengere wäre. Denn dieser Fehler unterläuft Menschen häufig: Sie meinen großherzig sein zu können, solange sie der Verfehlung nicht direkt begegnen oder nicht selbst Opfer werden. Geschieht das aber, werden sie häufig von den Gefühlen der Verletzung überwältigt und fordern Vergeltung – die sie dann als Gerechtigkeit ausgeben. Bei Jesus ist es gerade umgekehrt: Er verschärft die Gebote theoretisch sogar bis in das Unwillkürliche hinein,[17] wird er aber selbst Opfer, so zeigt er sich vergebungsbereit.

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Es scheint, als würde Jesus genau das – laut Mr. Percy – Unmögliche versuchen: Er möchte der Freund der Opfer und der Täter gleichermaßen sein; allerdings mit einem bedeutenden Unterschied: Während Jesus sich direkt mit allen Opfern sündigen Verhaltens identifiziert (vgl. Mt 25,40.45), ist seine Identifizierung mit den Tätern nur eine indirekte. Sie beschränkt sich auf die Täter, insofern sie Opfer sind,[18] und sie ist nur möglich durch die Erkenntnis, dass die Täter auch Opfer sind – und zwar nicht irgendwie und irgendwann, sondern gerade in ihrem Tätersein machen sie nicht nur Jesus zum Opfer, sondern auch sich selbst, wie R. Schwager argumentiert:

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Ihr Handeln entsprang nicht wacher eigener Entscheidung, sondern es fiel ihnen so zu, daß sie dabei mehr Opfer als Täter waren. Die Begründung in der Bitte Jesu macht […] deutlich, daß der Unterschied zwischen verantwortlichem Tun und Opfersein nicht identisch ist mit dem zwischen aktivem Tun und passivem Erleiden. Die Henker Jesu waren bei der Kreuzigung sehr wohl aktiv, wegen ihres Nicht-Wissens waren sie dennoch im letzten nicht verantwortlich Handelnde: in ihrem Tun waren sie Opfer.[19]

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Bevor Poncelet gesteht, dass er einen Mord und eine Vergewaltigung begangen hat, erkennt er, dass er ein Opfer war – und zwar nicht, weil er eine schwere Jugend etc. hatte, sondern weil er zu feige war, sich dem Sog seines Kumpans zu widersetzen. Die Erkenntnis des Opferseins durch das Tätersein ermöglicht es Poncelet, seine Tat zuzugeben und dafür Verantwortung zu übernehmen.

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Wo bleibt dabei aber die Gerechtigkeit? Bleibt sie nicht auf der Strecke? Wird sie nicht in Gnade aufgelöst? Gerade dies, denke ich, ist nicht der Fall. Denn die bloße Verurteilung zum Tod – oder auch zu einer lebenslangen Haft – hätte noch keine Gerechtigkeit bewirkt. Es säße ein verstockter, sich ungerecht behandelt fühlender Mensch hinter Gittern, der sich in Selbstmitleid erginge und kein Gespür für das Leid der anderen hätte. Gerechtigkeit entsteht nicht einfach dadurch, dass ein Übeltäter selber Übles erleiden muss. Im Film zeigt sich, dass die Hinrichtung den Hinterbliebenen keinen Frieden bringt. Gerechtigkeit entsteht dadurch, dass der Verbrecher erkennt und anerkennt, welches Verbrechen er begangen hat und Reue darüber empfindet. Nicht die Zufügung von anderem Leid für das von ihm verursachte Leid, schon gar nicht die gleich große Schadenszufügung nach der Vergeltungsregel „Auge um Auge“[20], stellt Gerechtigkeit her, sondern das Leiden des Täters an seiner Schuld. Die Tradition nennt dies Reue; „vollkommene Reue“, wenn sie aus Liebe geschieht.[21] Dadurch werden das Leid und auch der Hass, der in den Opfern oder Hinterbliebenen ist, nicht weggewischt. Auch das zeigt der Film realistisch. Doch Mr. Delacroix begibt sich mit Schwester Helen auf einen Weg, dessen Ausgang offen ist, der aber als Ziel die Überwindung des Hasses hat ohne die es keinen Frieden geben kann.

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Die Reue ihrerseits wird aber ermöglicht durch den barmherzigen oder gnädigen Umgang von Schwester Helen mit dem Mörder und Vergewaltiger Poncelet. Würde sie ihm nicht wertschätzend begegnen und in ihm nicht auch einen Menschen sehen, hätte er keine Chance diese Reue zu entwickeln. Umgekehrt ist aber auch klar, dass er niemals bereit wäre, sich auf die Begleitung durch die Schwester einzulassen, wenn ihm nicht durch das Justizsystem eine äußere, für ihn unüberwindliche Grenze gesetzt würde. Wohlgemerkt: Nicht die Todesstrafe ist dafür nötig, aber durchaus eine Sanktion, die den Täter in die Schranken weist.

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So betrachtet müsste man sagen: Gerechtigkeit ist nicht erreichbar ohne Barmherzigkeit, weil das bloß äußerliche Sanktionieren keine Gerechtigkeit herstellen kann. Echte Gnade ist aber kein billiges Wegwischen, das die Schuld kleinredet oder beiseite schiebt. Sie kann einhergehen mit einer als hart empfundenen Sanktion. Sie hilft aber dann, die Größe der Schuld zu erkennen und – darin besteht die Gnade – dadurch dennoch nicht in Verzweiflung zu verfallen, sondern in Hoffnung auf Vergebung dafür die Verantwortung zu übernehmen. Schwester Helen ist es, die Poncelet dazu bringt, die Größe seiner Schuld wahrzunehmen und Erlösung nicht mehr als Freifahrtschein in den Himmel misszuverstehen. Etwas theologisch ausgefeilter ausgedrückt, müsste man sagen, dass Schwester Helen Prejean den Mörder und Vergewaltiger Mathew Poncelet „in die Anerkennung seiner Schuld mystagogisch“[22] eingeführt hat.

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Dafür […] ist dann […] zu begreifen, daß dieses „Vorlassen“ der Schuld […] faktisch nur von dem Menschen wirklich radikal gewagt und geleistet werden wird, der der Vergebung Gottes, sie annehmend, begegnet […]. Im anderen Fall mißt der Mensch die radikale Erfahrung seiner Schuld nicht aus, er wird sie leugnen oder uminterpretieren.[23]

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Genau das tat Poncelet, bevor ihm Schwester Helen einerseits mit Barmherzigkeit begegnete, ihn aber gleichzeitig mit seiner Schuld konfrontierte.

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Doch kann ein staatliches Justizsystem das in seine Rechtsprechung einbauen? Kann der Staat mehr, als Sanktionen von außen verhängen? Gnade ist nie planbar oder gar von Menschen herstellbar, insofern kann sie nie Teil eines Systems sein. Aber Systeme können so strukturiert sein, dass sie die Möglichkeit des Wirkens der Gnade miteinbeziehen oder ausschließen. Eine Justiz, die auf die Todesstrafe verzichtet und auch VerbrecherInnen als Subjekte behandelt, ihnen etwa auch seelsorgliche Begleitung ermöglicht, beachtet, dass VerbrecherInnen nicht nur Kriminelle sind. Sie sind immer auch Menschen – Sohn oder Tochter, Bruder oder Schwester, Vater oder Mutter von jemandem – mit dem Potenzial sich als Sohn oder Tochter Gottes zu erweisen. Wenn diese Perspektive nicht ausgeschlossen wird, wird das mögliche Wirken der Gnade beachtet. Und nur dieses Wirken ermöglicht auch eine Gerechtigkeit, die über eine bloße Sanktion hinausgeht. Innerweltlich ist das oft nicht möglich. Daher geht die christliche Vollendungshoffnung davon aus, dass dies auch nach dem Tod noch geschehen kann. Hier wäre dann ein sinnvoller Ort für die althergebrachte Lehre vom Fegfeuer.[24]

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Literatur

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Denzinger, Heinrich (2009), Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum – Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Lat./Dt. Hg. v. Peter Hünermann und Helmut Hoping. 42. Auflage. Freiburg i. Br..

89
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Katholische Kirche (2018), Katechismus der Katholischen Kirche. Innsbrucker Theologischer Leseraum. https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/377.html [19. 5. 2020].

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Moser, Tilmann (1978), Gottesvergiftung. Frankfurt a. M.

91
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Prejean, Helen C.S.J. (1993), Dead Man Walking. An Eyewitness Account of the Death Penalty in the United States. New York.

92
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Rahner, Karl (2002), Erlösung. In: Karl Rahner, Enzyklopädische Theologie. Die Lexikonbeiträge 1956–1973. Berab. v. Herbert Vorgrimler (Sämtliche Werke 17/2) Freiburg i. Br., 1009–1022.

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Robbins, Tim (1995), Dead Man Walking (USA).

94
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Schwager, Raymund (2015), Jesus im Heilsdrama. Entwurf einer biblischen Erlösungslehre. In: Raymund Schwager: Heilsdrama. Systematische und narrative Zugänge. Hg. v. Józef Niewiadomski (Gesammelte Schriften 4). Freiburg i. Br., 39–400.

95
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Schwager, Raymund (2018), Theologie des Heiligen Geistes. In: Raymund Schwager: Beiträge zur Schöpfungslehre, Erbsündenlehre und Pneumatologie. Hg. v. Nikolaus Wandinger (Gesammelte Schriften 7). Freiburg i. Br., 96–173.

96
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Steinmair-Pösel, Petra / Wandinger, Nikolaus (2005), Können uns Himmel – Hölle – Fegefeuer noch etwas bedeuten? In: Böhm, Thomas H. / Wandinger, Nikolaus (Hg.): Wenn alles aus ist – Christliche Hoffnung angesichts von Tod und Weltende. Vorträge der fünften Innsbrucker Theologischen Sommertage 2004 (theologische trends 14). Frankfurt a. M., 51–70.

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Wandinger, Nikolaus (2003), Die Sündenlehre als Schlüssel zum Menschen. Impulse K. Rahners und R. Schwagers zu einer Heuristik theologischer Anthropologie. (Beiträge zur mimetischen Theorie 16). Münster.

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[1] Alle Bibelzitate stammen aus der Neuen Einheitsübersetzung von 2016.

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[2] Robbins (1995).

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[3] Prejean (1993).

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[4] Vgl. Robbins (1995), 0:30:48–0:32:20. Die Zeitangaben im Film können nicht absolut exakt angegeben werden, aber die Szenen sollten so auffindbar sein.

102
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[5] Vgl. Robbins (1995), 0:34:43–0:38:29.

103
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[6] Vgl. Robbins (1995), 0:44:08–0:51:48, folgende Zitate ohne eigene Fußnote aus dieser Szene.

104
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[7] Vgl. Robbins (1995), 1:01:50–1:02:52.

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[8] Vgl. Robbins (1995), 1:06:34–1:11:00.

106
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[9] Vgl. Robbins (1995), 1h19‘20‘‘-1h21‘40‘‘.

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[10] In einem früheren Gespräch hatte Poncelet rassistische Äußerungen getan und die Schwarzen verantwortlich gemacht.

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[11] Vgl. Robbins (1995), 1h21‘50‘‘-1h25‘41‘‘.

109
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[12] Vgl. Robbins (1995), 1:29:55–1:33:17; folgende Zitate ohne eigene Fußnote auch aus dieser Szene.

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[13] So erklärt es der Anwalt in einer früheren Szene vor Gericht (vgl. Robbins (1995), 0:28:16–0:28:36.

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[14] Robbins (1995), 1:40:58–1:42:04; folgende Zitate ohne eigene Fußnote auch aus dieser Szene .

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[15] Robbins (1995), 1:47:26–1:48:16.

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[16] Papst Franziskus hat die Stellung der Kirche zur Todesstrafe 2018 noch einmal verschärft und vereindeutigt. Die Nummer 2267 des Katechismus der Katholischen Kirche wurde dahingehend geändert, dass die Todesstrafe „unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt“, Katholische Kirche (2018).

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[17] Eine sorgfältige Interpretation dieser Aussagen – die hier nicht geleistet werden kann – ist  nötig, damit sie nicht Menschen unnötige Schuldgefühle oder sogar Neurosen verursachen (vgl. immer noch klassisch: Moser (1978); zur theologischen Deutung Schwager (2018), 153–155).

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[18] Vgl. Schwager (2015), 314.

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[19] Schwager (2015), 311.

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[20] Die sog. lex talionis, die in Dtn 19,21 sehr drastisch eingeschärft wird, ist religionsgeschichtlich – entgegen dem dortigen Wortlaut – eher als ein Instrument zur Rachebegrenzung zu verstehen. Exakte Vergeltung ist der erste Schritt weg von der Eskalation der Vergeltung, die dem Übeltäter Schlimmeres antut, als was er getan hat (vgl. Gen 4,23).

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[21] Vgl. das Konzil von Trient über das Bußsakrament: Denzinger (2009), Nr. 1677.

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[22] Rahner (2002), 1011.

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[23] Rahner (2002), 1011.

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[24] Vgl. Steinmair-Pösel / Wandinger (2005), 65-68, sowie Wandinger (2003), 376-386.

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