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Was Weihnachten für mich und meinen Glauben bedeutet

Autor:Sandler Willibald
Veröffentlichung:
Kategoriekurzessay
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2024-12-26

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Als Jesus vor mehr als 2000 Jahren auf die Welt kam, warteten die Juden bereits Jahrhunderte auf Gottes rettendes Eingreifen: Bald würde es geschehen, wenn ein neuer König, gerecht wie einst David, eine Zeit der Gnade Gottes beginnen lässt. Das verhießen die großen Propheten. Aber eine Generation nach der anderen verging, und nichts wurde besser. Im Gegenteil!

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Im zweiten Jahrhundert vor Christus wandelte Daniel die prophetische Zukunftshoffnung in eine apokalyptische Botschaft. Demnach wird die Unterdrückung durch Gewaltherrscher nicht besser, sondern immer schlimmer. Rettung durch Menschen ist nicht zu erwarten. Aber wenn es ganz schlimm geworden ist, wird Gott die Welt und alle Ungerechten mit Feuer richten, seinen Messias schicken und ein Reich des Friedens ohne Leid und Tod anbrechen lassen (vgl. Dan 7,9-14). Ohne Gewalt war das nicht vorstellbar. Auch Johannes der Täufer war sich dessen sicher: „Schon ist die Axt an die Wurzel gelegt ...“ (Mt 3,10; Lk 3,9).

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Als der Täufer das den Juden, die in Scharen zu ihm in die Wüste kamen, verkündete, war auch Jesus schon mehr als zwanzig Jahre auf der Welt, ohne besonders aufgefallen zu sein. Was sich damals kein Jude, kein Prophet und nicht einmal Johannes der Täufer vorstellen konnte: dass Gott ohne alle Gewalt seinen Messias schickt und so die Welt verwandelt und die Menschen erlöst. Das aber wurde durch Jesus verwirklicht: Das hat er gelebt und davon hat er gesprochen.

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Das Schlüsselwort, das Jesus in seiner Verkündigung verwendete, lautet „Samenkorn des Gottesreichs“ (Mt 13, Mk 4): Gott ist ein mächtiger Gott, der rettet – aber nicht durch gewaltsame Einwirkung von außen, sondern indem er immer wieder Neues von innen her entstehen lässt, in unseren Herzen. Klein und verletzlich wie ein Samenkorn, und doch mit göttlicher Vollmacht.

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Das gilt nicht nur für die vielen Gnadenereignisse, die er bewirkte und die er immer noch durch den Heiligen Geist wirkt, sondern auch für seine eigene Menschwerdung und Geburt als wehrloses Kind von mittellosen Eltern. Durch den Heiligen Geist senkte Gott ein Samenkorn in die Welt. Genauer: er senkte es in den Leib einer jungen, Gott hingegebenen Frau mit Namen Maria. Sie hätte nein sagen können. Durch ihr Ja wurde das Wunder von Weihnachten Wirklichkeit. Weihnachten ist die Grundlage dafür, dass das göttliche Samenkorn in unserer Welt groß werden konnte und durch Jesus unzählige Samenkornereignisse freigab, von denen die Evangelien viele bezeugen. Und dieses Weihnachten ist auch Grundlage dafür, dass Jesus unzählige Samenkorn-Ereignisse durch den Heiligen Geist für die Welt in allen Zeiten freigibt, auch für uns in unserem Leben.

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Was damals für Maria galt, gilt auch für uns immer wieder: Wir können nein sagen. Wo wir aber ja sagen, wird Jesus ein Stück weit in uns, für uns und durch uns lebendig. Wandlung, Transformation, Erlösung geschieht – und zwar machtvoll und doch ohne jede Gewalt. Das gibt uns Kraft und Hoffnung, uns in der Welt für die Menschen und für die Umwelt zu engagieren, auch wenn es weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein und deshalb nutzlos zu sein scheint. Denn nachhaltige Transformation ohne Gewalt beginnt nicht anders als durch Samenkörner, die Gott sät. Und wir selbst und die Welt werden dann nachhaltig zum Besseren verändert, wenn wir mit diesen Samenkörnern arbeiten (vgl. das Gleichnis von den Talenten, Mt 25,14-30).

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