Die vielfachen und guten Gründe, weshalb die katholische Kirche einer gemeinsamen Eucharistiefeier mit anderen Kirchen nicht zustimmen kann, solange wichtige theologische Fragen nicht zufriedenstellend geklärt sind, werden heute in zahlreichen Veröffentlichungen dargestellt (vgl. auch mein Manuskript "Theologie der Kirche" in diesem 'Leseraum' unter 'Lehrbehelfe'). Das Gegenargument, Jesus habe niemanden ausgeschlossen, beruht - wie kurz angedeutet - auf einer einseitigen Wahrnehmung seines Geschickes, und es lässt sich auf die heutige Frage der Eucharistiegemeinschaft nicht anwenden. Die neue päpstliche Enzyklika ist deshalb keine Katastrophe. Sie trägt vielmehr einer objektiven Situation der Spaltung Rechnung, die nicht mit gutgemeinten Worten zu überspringen ist. Diese Situation mag man katastrophal nennen; es ist eben die Situation einer sündigen Menschheit, zu deren Erlösung der Tod und die Auferweckung Christi notwendig wurden. Nur durch freiwillig erlittenes Leiden und durch die Kraft der Auferweckung kann sie überwunden werden. Ein harmonistischer Osterfriede, der die tatsächlich vorhandenen Spannungen und Spaltungen nur überdecken würde, wäre kein echter Friede. Dieser besteht vielmehr darin, dass wir uns freuen dürfen, dass trotz des 'Kriegerischen', das zwischen den Menschen weitergeht, im Kreuz und in der Auferweckung Jesu der Sieg über dieses 'Kriegerische' in der Menschheit bereits am Wirken ist.
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