- Leseraum
| Jauchzt vor Gott, alle Länder der ErdeAutor: | Rotter Hans |
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Veröffentlichung: | |
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Kategorie | predigt |
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Abstrakt: | |
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Publiziert in: | Predigt zum 3. Ostersonntag (Lesejahr B) |
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Datum: | 2003-05-05 |
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InhaltsverzeichnisInhalt1
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Wenn wir nachschlagen, was die Heilige Schrift über das Beten sagt, dann fällt sofort auf, dass dieses Beten nicht in der Nüchternheit und Rationalität gestaltet wird, wie wir das vielfach gewohnt sind. Beten ist in der Bibel nicht nur eine Sache des Kopfes, sondern in großem Ausmaß eine Sache des Herzens, besonders in der Form des Singens. Besonders die Osterzeit ist dafür die richtige Zeit. So beginnt auch die heutige Liturgie mit dem Eingangsvers: "Jauchzt vor Gott, alle Menschen der Erde." Zum Monat Mai passt besonders ein Wort aus dem Hohenlied : "Die Zeit zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube ist zu hören in unserem Garten." (Kap 2)
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In den verschiedenen Religionen hat die Verehrung Gottes oder der Götter vielfach die Form des Singens. Der Muezzin singt schon in der Frühe die Aufforderung zum Lob Gottes vom Minarett. Wenn ich auf Java diese Stimme um 5 Uhr früh hörte, freute ich mich über diesen Tagesanfang, zumal ich als Christ mich noch einmal herumdrehen konnte. Ähnlich wie der Muezzin singt auch der Psalmist: "Über deine Huld will ich jubeln am Morgen." Ich habe einige Jahre täglich eine slawische Liturgie besucht, die von Anfang bis zum Ende gesungen wird, und zwar drei- oder vierstimmig. Auch in unserer römisch-katholischen Kirche gibt es solche Traditionen. Denken wir etwa an die Mönchsliturgie, wo Stundengebet und Eucharistie gewöhnlich durchwegs gesungen werden.
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Rational gesehen bringt eine Melodie nichts Entscheidendes über das gesprochene Gebet hinaus. Aber das Lied bringt eine neue Qualität des Herzens. "Mein Herz soll über deine Helfer frohlocken. Singen will ich dem Herrn, weil er mir Gutes getan hat."
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Insbesondere der Dank findet seinen Ausdruck im Gesang: "Die Anger bekleiden sich mit Herden, die Täler wogen von Korn, und alle jauchzen dir zu und singen." (Ps 65,14) - Da versteht man, dass Singen doppeltes Gebet ist, weil es das Herz bewegt und mitreißt.
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Am meisten scheint mir das Singen der Anbetung zu entsprechen. Hier schenke ich dem andern mein Herz und meine Gefühle. Und wenn es im Gebet nicht nur um mich selbst, sondern um Gott geht, dann kann ich das eigentlich nicht besser ausdrücken als in der Kunst und im Gesang.
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"Herr, vor den Völkern, will ich deinem Namen singen und spielen." Es wird als Aufgabe des Menschen gesehen, Gott Loblieder zu singen.
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In manchen Kulturen, auch im Alten Testament, verbindet sich damit oft der Tanz, der noch deutlicher ausdrückt, dass der ganze Mensch mit Leib und Seele Gott loben will. - Überhaupt soll die ganze Schöpfung in das Lob Gottes einbezogen werden, wie wir das etwa vom Sonnengesang des hl. Franziskus kennen.
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Dabei werden auch verschiedene Instrumente verwendet: die zehnsaitige Harfe und das Seitenspiel, Pauken und Trommeln, Zimbeln und Posaunen. Und es drängt den Psalmisten, nicht immer das gleiche Lied zu singen. Er formuliert: "Singt dem Herrn ein neues Lied." Immer und überall soll der Fromme auf diese Weise den Herrn ehren, er soll "singen vor Freude und jubeln auf den Gipfeln der Berge."
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So wollen wir dem Herrn spielen und singen in diesem Gottesdienst und wir wollen ihn bitten, uns bereit zu machen zu seinem Loblied:
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"Herr, ich will dir ewig singen, bis zum fernsten Geschlecht laut deine Treue verkünden." So soll mein ganzes Leben ein Lied zur Ehre Gottes sein. "Meinem Gott will ich singen und spielen, solange ich da bin." Es soll eine Vorahnung dessen sein, was die Apokalypse sagt von dem Gesang der Engel und der Heiligen, von denen wir in der Präfation hören, dass sie ohne Unterlass singen.
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