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Fast in der ganzen Kirchengeschichte gab es Spannungen um das kirchliche Amt. Dem Kampf zwischen Papst und Kaiser im Mittelalter entsprachen analoge Auseinandersetzungen zwischen Klerikern und Laien.
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Luther richtete seine Kritik an der katholischen Kirche auch gegen das Amt und das Weihesakrament, und heute trennt vor allem das Verständnis des Weihesakraments die katholische (und die orthodoxen) Kirchen von den kirchlichen Gemeinschaften, die aus der Reformation hervorgegangen sind.
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Mit dem unterschiedlichen Amtsverständnis sind auch unterschiedliche Deutungen der Hl.Schrift gegeben. In der Diskussion um das Weihesakrament spitzen sich deshalb auch exegetische Fragen zu.
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Bei diesen Auseinandersetzungen stellt sich die hintergründige Frage, wieweit ein archaisches, vorchristliches Priesterbild, das tief in der menschlichen Psyche verwurzelt zu sein scheint (vgl. C.G.Jung), kirchliche Institutionen und Theologien mitbestimmt. Lebt das kirchliche Priesterbild, wie Drewermann meint, von der selbstzerstörerischen "Sehnsucht nach Opfer und Nichtsein" (Kleriker 91)?
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Mit den grundsätzlichen Fragen sind auch aktuelle kirchliche Einzelfragen verbunden: Priester und Politik (politische Theologie, Befreiungstheologie); Priester und Zölibat (vgl.Drewermann, Die Kleriker); Ordination der Frau; Priester und Guru (Meditationsbewegung).
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Um die Eigenart des biblischen Priesterbildes deutlich zu sehen, müssen wir uns kurz die wesentlichen Züge des religionsgeschichtlichen Priesterbildes vergegenwärtigen.
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Das Sakrale wurde als tremendum et fascinosum, als furchterregend und faszinierend zugleich erfahren. Es wurde deshalb aus dem alltäglichen Bereich ausgesondert. So gab es sakrale, d.h. ausgesonderte Zeiten, Ort, Gebäude, Handlungen, Worte, Schriften und Personen. In den Stammesreligionen waren die sakralen (ausgesonderten) Personen (Opferer, Magier, Heiler, Beschwörer, Schamane, Zauberer etc.) da, um den gefährlichen Umgang mit dem Sakralen zu pflegen und den Kontakt zwischen der profanen Welt und der Welt der Ahnen, Geister, Dämonen und Götter / Göttinnen etc zu vermitteln. Sie hatten oft gegen die bösen Zauberer und Hexer Gegenriten und Gegenzauber anzuwenden (vgl. Eric de Rosny, Les yeux de ma chèvre / engl. Übersetzung: Healers in the night). Der Priester war vor allem der Mann der Riten und der Opfer, wobei das Opfer - oder mindestens der Akt des Tötens - immer von Männern vollzogen wurde.
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Das Priesterbild ist in den Hl.Schriften Israels komplexer Art. Es gibt viele Texte, gemäß denen der Priester dem religionsgeschichtlichen Bild entspricht oder mindestens ihm sehr nahe kommt. Es findet sich aber auch Aussagen, die dieses Bild kritisieren.
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Die Gotteserfahrung am Sinai zeigt, wie das Volk Jahwe als eine gefährliche, ja tötende göttliche Macht erfahren hat. Deshalb wollte es einen ausgesonderten Mittler haben (Mose), der mit der Gottheit verkehren sollte, während es auf Distanz bleiben konnte:
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"Das ganze Volk erlebte, wie es donnerte und blitzte, wie Hörner erklangen und der Berg rauchte. Da bekam das Volk Angst, es zitterte und hielt sich in der Ferne. Sie sagten zu Mose: Rede du mit uns, dann wollen wir hören, Gott soll nicht mit uns reden, sonst sterben wir. Da sagte Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht! Gott ist gekommen, um euch auf die Probe zu stellen. Die Furcht vor ihm soll über euch kommen, damit ihr nicht sündigt. Das Volk hielt sich in der Ferne, und Mose näherte sich der dunklen Wolke in der Gott war." (Ex 20,18-21; vgl. Dtn 5,23-33)
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Selbst für die Priester galt der Umgang mit der Gottheit als gefährlich. Wer sich nicht genau an die vorgeschriebenen Riten hielt, riskierte sein Leben. In dieser Gefährlichkeit zeigte sich die Heiligkeit (Sakralität) Gottes:
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"Die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Rächerpfanne. Sie legten Feuer auf, taten Rächerwerk darauf und brachten vor dem Herrn ein unerlaubtes Feuer dar, eines, das er ihnen nicht befohlen hatte. Da ging vom Herrn ein Feuer aus, das sie verzehrte und sie kamen vor dem Herrn um. Da sagte Mose zu Aaron: Das ist es, was der Herr meinte, als er sprach:
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An denen, die mir nahe sind,
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erweise ich mich heilig
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und vor dem ganzen Volk
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zeige ich mich herrlich" (Le 10 1-3; vgl. 2 Sam 6,6).
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Nach dieser Erzählung bestand die Heiligkeit (Sakralität) Gottes darin, daß die Priester, die sich nicht genau an die Riten hielten, ausgemerzt wurden. Die Aussonderung des priesterlichen Stammes der Leviten verstand man als Ersatz für die (tötende) Aussonderung jeder Erstgeburt zugunsten Jahwes.
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"Reinige sie (die Leviten) und vollzieh an ihnen die Weihe; denn sie sind mir von den Israeliten übergeben, als Ersatz für alle, die den Mutterschoß durchbrechen; als Ersatz für alle erstgeborenen Israeliten habe ich sie mir genommen. Denn alle erstgeborenen Israeliten gehören mir, sowohl bei den Menschen als auch beim Vieh. An dem Tag, an dem ich in Ägypten alle Erstgeborenen erschlug, habe ich sie als mir heilig erklärt und habe die Leviten als Ersatz für alle erstgeborenen Israeliten genommen." (Num 8,15-18; vgl. Dtn 15,19-23 [Erstlinge bei Tieren]: 26,1-11 [Erstlingsfrüchte].)
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Weil die Aussonderung der Priester in einem Ersatz für sakrale Gewalt gründet, bleibt der ganze Priesterdienst davon bestimmt.
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"Aaron und seine Söhne sollst du beauftragen, den Priesterdienst zu versehen. Wer unbefugt daran teilnimmt, wird mit dem Tod bestraft." (Num 3,10)
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Um der Gefahr zu entgehen, mußte man sich ganz genau an die sakralen Vorschriften (sakral-rituelle Reinheit) halten:
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"Sag zu ihnen: Jeder aus euren Nachkommen, auch in den kommenden Generationen, der sich im Zustand der Unreinheit den heiligen Opfergaben nähert, die die Israeliten dem Herrn weihen, soll ausgemerzt und aus meiner Gegenwart weggeschafft werden. Ich bin der Herr... Wer irgendetwas berührt hat, das durch eine Leiche unrein wurde, wer einen Samenerguß hatte, wer Kleintiere berührte hat und sich damit verunreinigte oder einen Menschen, der ihn durch eine eigene Unreinheit befleckte, jeder, der solche Berührungen hatte, soll bis zum Abend unrein sein und darf von den heiligen Gaben erst essen, nachdem er seinen Körper in Wasser gebadet hat." (Lev 22,3-6f).
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Das Ziel der genauen und harten Vorschriften lag darin, die Unterscheidung zwischen sakral und profan aufrechtzuerhalten:
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"Der Herr sagte zu Aaron: Wenn ihr zum Offenbarungszelt kommt, dürft ihr, du und deine Söhne, weder Wein noch Bier trinken, sonst müßt ihr sterben. Das gelte bei euch als feste Regel von Generation zu Generation. Ihr sollt zwischen heilig und profan, zwischen unrein und rein unterscheiden." (Lev 10,6f)
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Im Alten Testament gab es folglich eine sakrale Ordnung und eine Priesterschaft, die weitgehend der allgemeinen Tendenz in den Religionen zur Scheidung zwischen sakral und profan entsprach.
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Die kultischen Priester sind ausgesondert. Sie gehörten dem Stamm Levi an und besassen (theoretisch) kein Land, sondern lebten vom Altar (1 Sam 2,12-17; Lev 6f). Für sie war eine Amtstracht vorgeschrieben (Ex 28; 39). Durch die Investitur mit den priesterlichen Gewändern wurden sie zu Priestern bestellt (Lev 8).
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Die Aufgaben der Priester waren vielfältig:
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(1)Dienst am Altar: Schlachtung der Opfertiere (Ex 24,5-8; Lev 1-7; 16); Darbringung der Speiseopfer (Lev 2,1-6; 6,7-11); Darbringung des Räucherwerkes (Ex 30,1; Dtn 33,10). - Der Zutritt zum Allerheiligsten war dem Hohenpriester vorbehalten (Lev 16).
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(2)Unterweisung des Volkes im Gesetz (Dtn 33,10; Hos 4,6; Mich 3,11; Jer 2,8; 18,18; Ez 7,26).
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(3)Jahwe erkennen und - für den Hohenpriester - Jahwe 'befragen' mit dem Ephod ("Urim und Tumim") (Ex 28,30; Lev 8,8; Dtn 33,10; Num 27,21; 1 Sam 2,12; Os 4,6; Jer 2,8).
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(4)Medizinische Funktion: Feststellen von Aussatz (Lev 13,1-14,57).
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Die Priester waren in 24 Klassen eingeteilt (1 Chr 24).
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A.Deissler, Der priesterliche Dienst I (QD 46) 9-80; Sühne und Versöhnung, Hg. von Blank u.Werbick 29-53.
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Die Kritik an den Opfern findet sich bei fast allen Propheten:
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"Denn nicht Schlachtopfer will ich, sondern Liebe,
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nicht Brandopfer, sondern Gotteserkenntnis"
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(Hos 6,6; vgl. Hos 10,1-15; Mich 6,6f; Jes 1,11-15; Ps 40,7f.).
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Mit dem Opferkult wurden die Priester kritisiert.
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"Doch nicht irgendeiner wird verklagt,
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nicht irgendwer wird gerügt,
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sondern dich, Priester, klage ich an" (Hos 4,4; vgl. 5,1f).
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"Die Propheten weissagen Lüge, und die Priester richten ihre Lehre nach ihnen aus; mein Volk aber liebt es so. Doch was werdet ihr tun, wenn es damit zu Ende geht?" (Jer 5,31; vgl.20,1f)
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Auch dem Tempel, dem sakralen und ausgesonderten Ort, an dem die Priester ihren Opferdienst vollziehen, wird der Untergang angesagt (Hos 10,1-15; vgl. Jer 7,1-15; 26,4-6).
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Trotz dieser massiven (vorexilischen) Opfer- und Priesterkritik hat sich in Israel das Priestertum gehalten. Nach dem Exil, als es keinen König mehr gab, wurden der Hohepriester und das Priestertum sogar zur entscheidenden Kraft, um die Identität des Glaubens und des Volkes zu wahren.
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Neben dem sakral Priestertum und der Kritik daran findet sich im Alten Testament auch die Vorstellung, daß alle im Volk Priester sind. Bei dieser Sicht ist nicht mehr die Aussonderung innerhalb des Volkes zentral, sondern die Aussonderung das ganzen Volkes innerhalb der Völkerwelt:
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"Denn du bist ein Volk, das dem Herrn, deinem Gott, heilig ist. Dich hat der Herr, dein Gott, ausgewählt, damit du unter allen Völkern, die auf der Erde leben, das Volk wirst, das ihm persönlich gehört" (Dtn 7,6; vgl. 10,15; 14,2.21; 26,18f; 28,9; Ex 19,3-6; 22,30; Röm 9,4; Tit 2,14; 1 Petr 2,9).
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Als ein Volk, das unter allen Völkern auserwählt (ausgesondert) ist, ist das Volk ein priesterliches Volk:
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"Ihr alle aber werdet «Priester des Herrn» genannt, man sagt zu euch «Diener unseres Gottes». Was die Völker besitzen, werdet ihr genießen, mit ihrem Reichtum könnt ihr euch brüsten" (Jes 61,6).
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Gott spricht: "Mir gehört die ganze Erde, ihr aber sollt mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören" (Ex 19,6).
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Im Alten Testament finden sich sehr unterschiedliche Linien bezüglich des Priestertums, die sich nicht auf einen Nenner bringen lassen. Entscheidend wird sein, welche Linie sich im Neuen Testament durchsetzen wird.
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Auch im Neuen Testament haben wir einen komplexen Sachverhalt. Dabei sind verschiedene Aspekte genau zu unterscheiden.
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(1) Jesus
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Er war kein Priester im kultischen Sinn, sondern ein Laie. Er hat im Tempel keine kultischen Opfer dargebracht, und wenn sein Tod als 'Opfer' bezeichnet wurde, dann war das ein Opfer in einem ganz neuen Sinne. Dieses 'Opfer' fand nicht am sakralen Ort, im Tempel, statt, sondern am Ort der Verbrecher, und die Tötenden waren nicht Priester, sondern ausführende Organe verbrecherischer Entscheidungen.
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(2) Nachösterliche Gemeinde
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(a) In ihr gibt es keine Gruppe, die als Priester (hiereus) innerhalb der Gemeinde ausgesondert wurde. Alle Gläubigen sind Brüder und Schwestern, und alle werden als Priester bezeichnet. 1 Petr 2,9 greift Ex 19,6 auf und wendet es auf die christliche Gemeinde an:
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"Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum ist" (1 Petr. 2,9; vgl. 2,5).
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Ebenso redet die Offenbarung des Johannes:
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"Er (Christus) hat uns die Würde von Königen gegeben und uns zuPriestern gemacht für den Dienst vor seinem Gott und Vater" (Offb 1,6; vgl. 5,9f).
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Die beiden herausragendsten Gestalten im Alten Testament, der König und der Priester, werden benützt, um die neue Würde aller Gläubigen zu bezeichnen.
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(b) Die christliche Gemeinde hat auch keinen ausgesonderten Ort, keinen Tempel (hieron) mehr, wo sie kultische Opfer darbringen könnte. Alle Gläubigen sind von nun der Ort der Anwesenheit Gottes.
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"Wisst ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? ... Denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr" (1 Kor, 3,16).
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Die neue Liturgie, das Brotbrechen, wird in profanen Häusern gefeiert.
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(c) Es gibt auch keine ausgesonderte, kultische Opfer (thysia) mehr. Die Eucharistie wird nirgends direkt als Opfer bezeichnet. Alle Gläubigen sollen vielmehr als Priester ihr Leben Gott als geistiges Opfer darbringen (1 Petr 2,5; Röm 12,1; vgl. Eph 5,2).
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(d) Ergebnis: Priester, sakraler Ort (Tempel) und Opfer gehören religionsgeschichtlich zusammen. Bei allen drei Phänomenen findet sich im Neuen Testament eine entscheidende Veränderung. Alle Gläubige sind Priester und Tempel, und alle sollen Opfer darbringen.
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Die tiefere Grund für diese Veränderung liegt darin, daß die Gläubigen durch den Hl.Geist am Gottesverhältnis Jesu teilhaben, für den Gott der 'abba' ist. Dieser Gott ist nicht mehr gefährlich, und die Gläubigen haben sich vor ihm nicht mehr zu fürchten, wie die Israeliten am Sinai. Sie brauchen keinen Mittler mehr, den sie vorschieben können. Der wahre Mittler ist nun Jesus Christus; sie alle sind Freunde Christi (Joh 15,14f) und untereinander Brüder und Schwestern. Alle haben direkten Zugang zum himmlischen Vater (Röm 8,14f; vgl. 2 Kor 3,12-18).
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Mühlen hat diesen Übergang richtig als 'Entsakralisierung'(aber nicht 'Säkularisierung'), 'Enttimorisierung' (Überwindung der Furcht), 'Pneumatisierung' und 'Personalisierung' beschrieben (Mühlen, Entsakralisierung, 275-283):
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"Zunächst und primär sind die 'Nächsten' gegenseitig 'Priester', d.h. pneumatische 'Mittler' zu dem unanschaulichen Gott hin, und jeglicher gesonderte Dienst in der Kirche kann nur auf dem Boden dieses 'gemeinsamen' Priestertums erwachsen." (ebd. 310).
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Weitere Literatur: H.Schürmann; Neutestamentliche Marginalien zur Frage der 'Entsakralisierung'. In: Der Seelsorger (1968) 38-48; J.Blank, Kirchliches Amt und Priesterbegriff. In: Weltpriester nach dem Konzil. Hg. v. Henrich (1969) 11-52. - Etwas anders ist die Sicht der (päpstlichen) internationalen Theologenkommission (vgl. Priesterdienst, Einsiedeln 1972). Diese Kommission stellt zwar auch die "Abwesenheit eines spezifisch sazerdotalen Vokabulars" (S.71) fest, meint aber, es gebe Ausdrücke, die auf ein spezifisch priesterliches Bewußtsein der Apostel hindeuten: Paulus als 'Liturge' Christi (Röm 15,15f), Verlust des Lebens als Opfer (Phil 2,17), Gesandte an Christi Statt (2 Kor 5,20). Diese Ausdrücke bleiben aber recht vage, und sie beziehen sich nicht auf die kultische Tätigkeit des Paulus, sondern auf sein ganzes Leben.
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(1) Jesus
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Er war zwar gemäß der jüdischen Ordnung 'Laie'; dennoch war er nicht einer unter vielen. Sein himmlischer Vater hat ihn im höchsten Maß ausgesondert und ihm eine einmalige Sendung gegeben. Er ging im Gehorsam seinen Weg (vgl. Stimme bei der Taufe, Gebet, Ölberg). Seinen Auftrag verstand er als Dienst und Hingabe für die Menschen, vor allem die Sündern.
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Im Johannesevangelium wird der Sendungs- und Erwählungsgedanke breit entfaltet. Er heiligt sich für die Menschen und bittet für sie beim Vater (Joh 17,1-26).
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Im Hebräerbrief wird Christus als Priester, ja als einziger Hoherpriester bezeichnet, der von Gott aus allen Menschen ausgewählt wurde (5,1-5). Aber er ist Priester in einem ganz neuen Priestertum:
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--nicht nach der Ordnung Aarons, sondern nach einer ganz neuen Ordnung, nämlich der des Melchisedek (5,5-10; 7,1-3.11.17).
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--Christus bringt nicht wiederholbare kultische Opfer dar, sondern er ist Priester für immer (7,3) und hat sich ein für allemal für die Sünder Gott hingegeben (7,27; 9,11-28; 10,10.14).
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--Er opfert sich nicht durch (Selbst)-Tötung, sondern durch Gehorsam.
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--Er ist in ein neues Heiligtum hineingegangen, in den Himmel (6,19; 9,11)
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(2) Apostel
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Als einer der in einmaliger Weise von Gott ausgesondert und gesandt war, hat Jesus auch unter seinen Jüngern zwölf ausgewählt und sie zur Verkündigung der Gottesherrschaft ausgesandt (Mk 6,6-13).
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Beim Abendmahl gab er ihnen den Auftrag, sein Gedächtnis (liturgisch) zu begehen, wodurch er sie in besonderer Weise in seinen Dienst hineingenommen hat.
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Nach der Auferweckung ist Jesus den Frauen, die ihm folgten, und seinen Jüngern erschienen. Dabei hat er seine Jünger von neuem gesandt (Mt 28,16-20) und sie so zu seinen Aposteln (= Gesandten) gemacht:
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"Mir ist alle Macht gegebenim Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; taufet ...." (Mt 28,18f: vgl. Joh 20,19-23; vgl. Joh 17,18; Röm 10,13; 1 Thess 4,2).
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Der Abgrenzung der Apostel ist nicht eindeutig: Die Apostelgeschichte identifiziert die Apostel mit den zwölf Jüngern, die Jesus während seines irdischen Lebens erwählt hat (+ Matthias für Judas: Apg 1,15-26). - Paulus verstand seine Vision vor Damaskus als Erscheinung des Auferstandenen und zählte sich und alle, denen der Auferstandene sich gezeigt hatte, zu den Aposteln (1 Kor 15,3-11): Apollo (1 Kor 4,9), Barnabas (1 Kor 9,2-6), Andronikus und Junias, wobei letztere ziemlich sicher eine Frau war [Röm 16,7]).
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(3) Aufgabe der Apostel
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Den Aposteln ist der Dienst am Wort anvertraut (Apg 6,2-4; vgl. 1 Kor 1,1.17), der eine entsprechende Sendung voraussetzt.
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"Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, auserwählt, das Evangelium zu verkünden" (Röm 1,1).
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"..., wie aber soll jemand verkünden, wenn er nicht gesandt ist" (Röm 10,15).
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Zum Dienst des Wortes (Verkündigung) gehört ebenso der Dienst der Versöhnung innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen. Die Gemeinde von Korinth, die tief gespalten war, ermahnt Paulus:
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"Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und uns das Wort von der Versöhnung anvertraute. Wir sind also Gesandte an Christi Statt (hyper Christoû presbeúomen), und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt (hyper Christoû): Laßt euch mit Gott versöhnen." (2 Kor 5,19f).
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Zum "Wort der Versöhnung" gehört die Aufgabe, an Christi Statt mit Autorität der Gemeinde gegenüber zu treten und sie zur Versöhnung zu mahnen (Hirtendienst).
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Der Dienst des Wortes und der Versöhnung, der den Aposteln obliegt, kann unter folgenden Aspekten weiter beschrieben werden:
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--Sie sind Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes (1 Kor 4,1; vgl. Kol 1,25f; 1 Petr 4,10).
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--Sie haben Vollmacht (exousia) (2 Kor 10,8; 13,10;), geben Weisungen (1 Kor 7,6; 7,17.25; 11,17), urteilen über den Ausschluß aus der Gemeinde (1 Kor 5,1-8) und sind "Angesehene" (Gal 2,2.9; Apg 15,6-29).
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Für das apostolische Amt gab es aber noch keine juristische Festlegung; die Apostel hatten eine unmittelbare Autorität aus dem Glauben (1 Kor 4,6-8; 1 Thess 2,7).
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--Sie haben ihr Vollmacht in der Nachfolge Christi des Gekreuzigten zu leben: die Apostel stehen deshalb oft an letzter Stelle (1 Kor 4,9-13; 2 Kor 4,11).
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(1) Tatsache eines Amtes
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In den Gemeinden bildete sich (rasch) ein Amt heraus, das für Ordnung zu sorgen hatte. Von der jüdischen Ordnung her nannte man die Amtsträger 'Älteste' (Presbyter: daraus das deutsche Wort 'Priester') (Apg 11,30; 14,23; 15,2-6.22f; 16,4; 21,18; 1 Tim 4,14; 5,17.19; Tit 1,5f; Jak 5,14; 1 Petr 5,1.5; 2 Joh1,1; 3 Joh1). Im hellenistischen Raum nannte man die neuen Amtsträger Episkopen (Aufseher - Bischöfe) und Diakone (Phil 1,1; Apg 20,28; 1 Tim 3,1-13; Tit 1,7).
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In den paulinischen Gemeinden haben auch die Mitarbeiter des Paulus eine besondere Rolle gespielt (Timotheus, Titus).
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(2) Eigenart
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Die jüdische und die hellenistische Bezeichnung der Amtsträger wurden miteinander in Verbindung gebracht. So bezeichnet Apg 20,17.28 die Presbyter zugleich als Episkopen (vgl. auch Tit 1,6f). Später kam es zu einer hierarchischen Reihung: Episkop (Bischof), Presbyter (Älteste), Diakon. Diese Reihung findet sich im Neuen Testament noch nicht ausdrücklich, aber bereits Timotheus und Titus wird Autorität gegenüber den Ältesten zugesprochen (1 Tim 5,17-22; vgl. Tit 1,5).
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Aufgabe der Episkopen und Presbyter ist es:
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--Hirten für die Gemeinde zu sein (Apg 20,28; 1 Petr 5,2).
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--Über die wahre Lehre zu wachen (Apg 20,29; 1 Tim 1,3f; 3,15f; 4,6.13; 6,2f; 2 Tim 1,13; 2,2.14-26; 3,14; 4,1-5; 1 Tit 1,11; 2,1.6.15).
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--Bei den Kranken zu beten (Jak 5,14)
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Der entscheidende Grund für die Ausbildung eines besonderen Amtes dürfte die Sorge um die Wahrung der wahren Lehre (angesichts von Irrlehrern) und um die Erhaltung der Einheit in den Gemeinden (angesichts drohender Spaltungen) gewesen sein:
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--Paulus beruft sich angesichts schwerer Differenzen in der korinthischen Gemeinde auf seinen von Christus empfangenen Dienst der Versöhnung, den er an Christi Statt ausübt (2 Kor 5,19f).
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--Auch nach der Apostelgeschichte hat Paulus den Amtsträgern vor allem die Sorge um die Einheit und um die wahre Lehre anvertraut (Apg 20,7-32).
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--Auch Timotheus, dem eine besondere Aufsicht zukommt, wird vor allem ermahnt, für die Einheit zu sorgen und angesichts drohender Irrlehren auf die wahre Lehre zu achten (1 Tim 4,1-11; 6,2-10; 2 Tim 2,14-4,8; Tit 1,10-16; 3,9-11).
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(3) Ordination
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Die Einsetzung ins Amt, aber auch die Aussendung zu besonderen Aufgaben geschah durch Gebet und Handauflegung (Apg 13,1-3; 14,23; 1 Tim 4,14; 5,22; 2 Tim 1,6).
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"Vernachlässige die Gnade nicht, die in dir ist und die dir verliehen wurde, als dir die Ältesten aufgrund prophetischer Worte gemeinsam die Hände auflegten." (1 Tim 4,14).
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Obwohl das Neue Testament deutlich von Episkopen und Ältesten spricht und obwohl sich eine Amt abzeichnet, gibt es eine große exegetische Diskussion darüber, welche normative Bedeutung diese Aussagen und diese Entwicklung haben.
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(1) Drei theologische Lehrmeinungen
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I.Die Apostel hatten ein besonderes von Christus gewolltes Amt, aber keine Nachfolger im theologischen Sinn: in der nachapostolischen Zeit ist die ganze Kirche Trägerin jenes Amtes geworden, das ursprünglich die Apostel hatten.
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Campenhausen, Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht, 25; vgl. drs., Der urchristliche Apostelbegriff. In: Das kirchliche Amt im Nt. - Ähnliche Positionen finden sich heute auch in der katholischen Theologie: P.Hoffmann, Priestertum und Amt im Neuen Testament. In: Priesterkirche, Hg. v. P.Hoffmann. Düsseldorf 1987.
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II.Christus hat durch die Berufung der Apostel ein Amt der Verkündigung eingesetzt, aber dieses hat keine spezifisch priesterliche (sazerdotale) Aufgabe oder Vollmacht.
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Dies ist die offizielle Lehre der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche. - Auch im katholischen Raum gibt es Autoren, die in diese Richtung tendieren; vgl. A.Vögtle, Kirche und Amt im Werden. In: MThZ 28 [1977] 158-179.
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III.Christus hat die Apostel beim Abendmahl zu Priestern geweiht, und die Apostel haben ihrerseits Nachfolger eingesetzt und diese geweiht (offizielle Lehre der katholischen Kirche; vgl. Katechismus der katholischen Kirche Nr 611.1337).
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(2) Gründe für die Diskussion:
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--Da die Amtsträger (Episkopen, Presbyter) im NT nirgends als 'Priester' (hiereus) bezeichnet werden, sondern dieser Begriff allen Gläubigen vorbehalten bleibt, schließen viele Exegeten daraus: Es gibt kein priesterliches Amt im theologischen Sinn, sondern nur ein Verkündigungsamt oder überhaupt nur ein unverbindliches Amt im soziologischen Sinn.
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--Angesichts des Streites in der korinthischen Gemeinde ermahnt Paulus nicht den Gemeindeleiter, für Ordnung zu sorgen, sondern er wendet sich an alle. Er entwirft das Bild der Einheit, gemäß dem der eine Geist durch viele Charismen die Einheit der Gemeinde auferbaut (1 Kor 12,4-27).
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--Im ganzen Neuen Testament wird nirgends erwähnt, daß nur Episkopen und Presbyter die Eucharistie leiten können. Das Gegenteil wird allerdings auch nicht gesagt.
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136
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Eine Erzählung in der Apostelgeschichte legt jedoch nahe, daß Paulus die Eucharistiefeier geleitet hat (Apg 20,11).
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--Historisch läßt sich nicht genau feststellen, wie der Übergang von der apostolischen in die nachapostolische Zeit geschah. Bis zum Auszug der Christen aus Jerusalem (kurz vor der Zerstörung der Stadt) hatte die dortige Gemeinde eine besondere Autorität. Nachher fehlte dieses Zentrum, bis einige Städte (Antiochien, Alexandrien, Ephesus und vor allem Rom) zu neuen Zentren wurden.
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(3) Eigene Stellungnahme
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Eine Entscheidung in der Diskussion kann nicht von einzelnen biblischen Texten aus erfolgen, weil man, wie die lange Diskussion zeigt, gegen jeder Position immer wieder andere Stellen anführen kann. Die Entscheidung muß sich von den Grundaussagen her ergeben, die das NT zur Kirche macht. Darum müssen wir hier auf die Ekklesiologie zurückgreifen und ihr ihr her eine zentrale These übernehmen.
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These: Zur Kirche gehört nicht nur die pneumatische, sondern auch die zeichenhaft-sichtbare (sakramentale) Einheit.
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Diese These stützt sich auf eindeutige neutestamentliche Aussagen und zwar besonders bei Paulus (vgl. Schwager, Theologie der Kirche [Manuskript] 33-38; vgl. F.Hahn u.a., Einheit der Kirche [QD 84]). Die Argumentation mit Paulus ist deshalb wichtig, weil er oft zur Begründung der gegenteiligen Position, nämlich der rein pneumatischen Struktur der Kirche; herangezogen wird.
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Folgerungen aus der These:
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I.Was sich für den Dienst der Einheit und Versöhnung als notwendig erweist, erweist sich damit zugleich als gottgewollt.
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Die Ausbildung des Amtes als Mittel zur Bewahrung der Lehre und zur Überwindung des Streites geschah zwar unter einem soziologischen Druck. Da aber die Einheit der Kirche gottgewollt ist, ist auch das Mittel, das diesem Ziel dient, mehr als ein soziologisches Mittel.
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II.Da die Form des Dienstes für die Einheit und Versöhnung im Laufe der Zeit sich ändern kann, kann auch die von Gott gewollte Vollmacht sich in geschichtlich änderbaren Formen ausdrücken.
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Eine Form des Amtes kann sehr wohl zeitbedingt sein und zugleich einer wesentlichen und gottgewollten Funktion der Kirche entsprechen. Zur Theologie des Amtes gehört deshalb notwendigerweise, daß nicht nur vom Neuen Testament her argumentiert, sondern auch gefragt wird, was sich im Laufe der Kirchengeschichte für die Einheit der Kirche als notwendig erwiesen hat.
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III.Der Auftrag, den Jesus beim letzten Mahl seinen Jüngern gegeben hat ("tut dies zu meinem Gedächtnis"), stellt einen Zusammenhang zwischen dem Gedächtnis des Todes Christi und dem Dienst der Einheit und Versöhnung her, der allerdings näher zu umschreiben ist (Zusammenhang zwischen Erlösungslehre und Ordination!)
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Auch wenn im NT nirgends ausdrücklich von der Vollmacht gesprochen wird, die für den Vorsitz in der Eucharistie notwendig ist, sind von ihm her trotzdem grundlegende Zusammenhänge vorgegeben: (1) Zur Sendung der Apostel gehört der Auftrag, das Gedächtnis des Todes Jesu zu begehen (vgl. Abendmahl); (2) Zu ihrer Sendung gehört ebenso der Dienst der Versöhnung, wobei dieser ganz an die Versöhnungstat Christi am Kreuz zurückgebunden (vgl. 2 Kor 5,11-21); (3) Es gibt folglich einen Zusammenhang zwischen der Versöhnungstat Christi am Kreuz und dem apostolischen Dienst der Einheit, zu dem auch die Feier des Gedächtnisses des Todes gehört. Wie dieser Zusammenhang näher zu verstehen ist, läßt sich allerdings nicht direkt vom Buchstaben des NT her begründen.
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Wie literarische Kunstwerke über den Buchstaben hinaus eine Tiefenstruktur haben, so besitzen auch die vielfältigen Erzählungen und Aussagen des NT eine Tiefenstruktur. Es ist Aufgabe, der vom Geist geführten Kirche, ihre empfangene Botschaft im Laufe der Geschichte stets neu zu bedenken und dabei die Tiefenstruktur der neutestamentlichen Schriften - im Blick auf die Anliegen der jeweiligen Zeit - zu erheben. Für nähere Einzelheiten bezüglich des Amtsverständnisses sind wir deshalb an die Geschichte der Kirche verwiesen.
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Die Entwicklung vollzog sich vor allem im ersten und zweiten Jahrhundert. Wir haben von dieser Entwicklung wenige Zeugnisse. Einige geben aber doch einen tieferen Einblick.
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Obwohl das Alter dieser Schrift, die aus unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt ist, umstritten bleibt, dürfte sie im ersten Jahrhundert entstanden sein (vgl. Art. Didache. In: TRE 8; K.Niederwimmer, Die Didache [KAV 1], Göttingen 1989). Sie enthält unter verschiedenen Rücksichten eine ganz altertümlich Lehre
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Christus wird als Knecht Gottes bezeichnet; die Taufe soll wenn möglich in fließendem Wasser vollzogen werden; es scheint noch keine Trennung zwischen dem Sättigungsmahl und der Eucharistie zu geben; bei dieser wird zunächst das Dankgebet über den Kelch, dann über das Brot gesprochen; das letzte Abendmahl Jesu wird nicht erwähnt; die Naherwartung ist noch lebendig (maranatha am Ende der Eucharistie); es finden sich noch keine ausdrücklichen Zitate aus den neutestamentlichen Schriften.
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In den Gemeinden, zu denen die Didache spricht, haben die Wanderpropheten, die auch als 'Apostel' und 'Lehrer' bezeichnet werden, die höchste Autorität. Wer auf einen geisterfüllten Propheten nicht hört, begeht eine Sünde gegen den Hl.Geist, die nicht vergeben wird (11,7 [FChr 129]). Gleichzeitig warnt diese Schrift aber auch vor falschen Propheten, nämlich vor solchen, die nur auf Kosten der Gemeinde leben wollen. Die echten Wanderpropheten sind die 'Hohepriester' (13,3), und sie sprechen das Dankgebet bei der Eucharistie (10,6) (1). Das folglich nicht jeder sprechen kann.
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157
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Im Kapitel 15, das vielleicht ein etwas späterer Zusatz ist, wird die Gemeinde aufgefordert, auch Bischöfe und Diakone zu wählen, und zwar mit folgender Begründung:
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"Wählt euch nun Bischöfe und Diakone, die des Herrn würdig sind, Männer, die sanftmütig, nicht geldgierig, aufrichtig und bewährt sind; denn auch sie leisten euch den Dienst der Propheten und Lehrer. Achtet sie also nicht gering; denn sie sind eure Geehrten zusammen mit den Propheten und Lehrern." (15,1f)
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159
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Dieser Text zeigt eindeutig, daß die Bischöfe (in der Mehrzahl) in der 'Nachfolge' der Propheten stehen und den gleichen Dienst versehen (das eucharistische Gebet sprechen). Sie werden nicht von anderen Bischöfen eingesetzt, sondern von der Gemeinde gewählt (kein Hinweis auf Handauflegung). Die Gemeinden müssen ermahnt werden, sie gleich zu achten, wie die Propheten.
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161
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In Korinth wurde die Presbyter /Episkopen ohne einen richtigen Grund abgesetzt. Die römische Gemeinde greift ein und nimmt für die abgesetzten Stellung. Dies zeigt, daß es in Korinth eindeutig Amtsträger gab, aber noch keinen monarchischen Episkopat. Das große Anliegen des Klemens von Rom ist die Eintracht und der Friede in der Gemeinde. Er argumentiert mit der Ordnung (Kosmos, Engel, Militär, Körper, Priester im AT - 20.34.37.40.41.), mit dem einen Gott und dem einen Christus (46), vor allem aber mit der Sendung:
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162
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"Die Apostel haben das Evangelium vom Herrn Jesus Christus empfangen. Christus aber ist vom Vater gesandt worden. Christus kam folglich von Gott; die Apostel von Christus. Beide kamen folglich wohlgeordnet (eutaktos) aus dem Willen des Vaters." (42,1).
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163
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Der Text klingt fast gleich wie Joh 20. Dennoch gibt es eine deutliche Verschiebung. Während bei Joh 20 die Sendung mit der Hauchung des Geistes verbunden ist, wird im Klemensbrief alles durch ein Ordnungsdenken (eutaktos) bestimmt. In diesem Zusammenhang findet sich die eindeutige Aussage, daß die Apostel selber Nachfolger eingesetzt haben - und zwar, um Streit zu vermeiden.
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164
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"Auch unsere Apostel haben durch unseren Herrn Jesus Christus erkannt, daß Streitigkeiten um den Namen des Episkopats ausbrechen werden. Da sie eine vollkommene Kenntnis der Zukunft empfangen hatten, haben sie aus diesem Grund Vorsteher eingesetzt und dann die Regel aufgestellt, daß nach deren Tod andere erprobte Männer in ihrem Amt nachfolgen sollen (44,1-2)
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165
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Nach Klemens von Rom, der etwa 20 Jahre nach dem Tod der Apostel Petrus und Paulus geschrieben hat, gibt es folglich eine eindeutige Regel für die Nachfolge. Er unterscheidet aber noch nicht eindeutig zwischen Presbytern und Episkopen und scheint den Monoepiskopat noch nicht zu kennen (44,3-5). Die Amtsträger, deren Einsetzung unter Zustimmung des Volkes erfolgt, bringen "Opfergaben" dar (44,4), was ein deutlicher Hinweis auf den Vorsitz bei der eucharistischen Feier ist. Die Nicht-Amtsträger werden hier im Anschluß an die alttestamentliche Ordnung auch zum ersten Mal als 'Laien' (laikos anthropos) bezeichnet (vgl. A.Faivre, Les laics aux origines de l'église (1984), 29-57).
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Die sieben Briefe des Ignatius von Antiochien (ungefähr 117) haben als zentrales Thema die Betonung der Inkarnation und die Beschwörung der Einheit angesichts von (drohenden) Spaltungen. Ignatius ruft die Gemeinden auf, sich um den Bischof zu scharen, der die Gemeinde leiten soll und der an der Spitze des Presbyteriums steht (monarchischer Episkopat). Überraschend ist, daß Ignatius - im Unterschied zu Klemens von Rom - die Stellung des Bischofs nicht durch den Sendungsgedanken begründet, sondern durch einen Vergleich: wie Christus dem himmlischen Vater gehorcht, so soll die Gemeinde auf den Bischof hören:
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"Folgt alle dem Bischof, wie Jesus Christus dem Vater, und dem Presbyterium wie den Aposteln; die Diakone aber achtet wie Gottes Gebote! " (Smyrnäer 8,1)
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Der Bischof steht an Gottes Stelle:
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"Seid bestrebt, alles in Gottes Eintracht zu tun, wobei der Bischof an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel den Vorsitz führen und die mir besonders lieben Diakone mit dem Dienst Jesu Christi betraut sind." (Magnesier 6,1)
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Aus dieser Einsicht folgert Ignatius:
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--"Getrennt von diesen (Bischof, Presbyter, Diakone) kann man von keiner Kirche reden." (Trallianer 3,1)
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--"Nur jene Eucharistie gelte als die gesetzmäßige (bebaios), die unter dem Bischof vollzogen wird oder durch den von ihm Beauftragten... Ohne den Bischof darf man nicht taufen noch das Liebesmahl feiern" (Smyrnäer 8,1f)
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174
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--"Es gehört sich, daß Bräutigam und Braut mit Gutheißen des Bischofs die Verbindung eingehen, damit die Ehe sei im Sinne Gottes und nicht nach sinnlicher Begierde." (Polykarp 5,2)
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Ignatius dürfte seine Einheits- und Bischofsmystik aus der neutestamentlichen prophetischen Tradition empfangen haben, denn er verstand sich selber eindeutig als Prophet (Philadelphier 7,1f) und als Abbild /Stellvertreter Gottes, während er in den Presbytern eher Nachfolger der Apostel sah.
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Einerseits spricht diese Schrift (entstanden etwa um 130 n.Chr.) von Aposteln, Bischöfen (episkopos), Lehrern (didaskolos) und Diakonen, die das Hirten- und Lehramt haben (Vision III, 5.1). Anderseits heißt es, daß die Presbyter die Vorsteher der Kirche seien (Vision II,4.3; vgl. II,2.6). In Rom scheint es folglich um diese Zeit noch keinen eindeutigen Monoepiskopat gegeben zu haben. Die Propheten (Gebot 11,8-10) und die Bekenner spielen eine große Rolle, und der Hirte des Hermas scheint sie sogar über die Presbyter zu stellen.
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Gegen die (gnostischen) Häretiker, die sich auf geheime Überlieferungen der Apostel berufen (Ad haer. III 3), vertritt Irenäus, daß man die wahre Lehre der Apostel nur dort kennt, wo sie öffentlich überliefert wird. Das ist in jenen Kirchen der Fall, die von den Aposteln gegründet wurden (Antiochien, Ephesus, vor allem aber Rom). Bei den Leitern dieser Kirchen kann man mit Gewißheit die Wahrheit finden.
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"Man muß den Priestern der Kirche gehorchen, die, wie wir gezeigt haben, Nachfolger der Apostel sind. Sie haben mit der Nachfolge des Episkopats (episkopike diadoché) das sichere Charisma der Wahrheit nach dem Wohlgefallen des Vaters empfangen" (Ad. haer. IV 26,2).
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In dieser Schrift, die aus dem 2. Jahrh. stammen dürfte, spricht Christus in einer Vision zu Petrus von kommenden Irrlehrern. Zu diesen zählt er den Hirten des Hermas (78, 7-22), aber auch die kommenden Episkopen:
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"Es werden aber andere von denen, die sich außerhalb eurer Zahl befinden, auftreten, die sich 'Bischof' nennen lassen und außerdem Diakone, als ob sie Vollmacht von Gott erhalten hätten und die sich zu Tisch legen nach dem Gesetz der ersten Plätze. Das sind Gräben ohne Wasser. (79, 21ff)
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Die Apokalypse des Petrus zeigt folglich, daß es im zweiten Jahrhundert auch Christen gab, die sich unter Berufung auf Christus, gegen die episkopale Ordnung gewandt haben. Die Apokalpse des Petrus ist allerdings eindeutig gnostisch, denn nach ihr wurde nur ein Scheinleib Christi ans Kreuz genagelt (81,15ff).
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Die Zeugnisse aus dem ersten und zweiten Jahrhundert zeigen, daß vor allem der Kampf gegen Spaltungen und Irrlehren zur Ausbildung des monarchischen Episkopats geführt hat. (Es gab noch keine ausdrückliche Argumentation bezüglich der Vollmacht für die Eucharistie). Damit hat sich die These, die wir im neutestamentlichen Teil aufgestellt haben, in der Geschichte bestätigt.
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Die Hauptirrlehren im ersten und vor allem im zweiten Jahrhundert waren die verschiedenen gnostischen Strömungen. - Gegen diese Irrlehren hat sich im zweiten Jahrhundert auch der Kanon der neutestamentlichen Schriften herausgebildet. Dieser Kanon ergab sich als Sammlung jener Schriften, die im Gottesdienst der bischöflichen Kirchen gelesen wurden. - Die Entwicklung zum monarchischen Episkopat und die Kanonbildung waren folglich zwei Seiten eines einzigen Prozesses, nämlich der Auseinandersetzung mit der Gnosis. Wenn nun das Neue Testament durch die bischöfliche Kirche festgelegt wurde, dann kann man sich nicht gegen den monarchischen Episkopat auf das NT berufen.
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Da es aus der frühen Zeit keine entfaltete Amtstheologie gibt, können wir das theologische Verständnis des Amtes am ehesten aus der Liturgie erschließen. Ein solche ist uns durch die Kirchenordnung des Hippolyt von Rom (gest. um 235) überliefert. Diese hält folgendes fest:
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(1) Bischof:
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--Er wird vom Volk gewählt.
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192
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--Er wird durch Gebet und Handauflegung (durch einen Bischof) ins Amt eingesetzt. Das Gebet zeigt, daß man für den neuen Bischof vor allem den 'Führungsgeist' von Gott erfleht hat:
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193
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"Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes (2 Kor 1,3), der du in den Höhen wohnst und auf das schaust, was niedrig ist, (vgl. Ps 113,5-6), der du alle Dinge kennst, noch bevor sie sind (vgl. Dan 13,42), der du deiner Kirche Weisungen durch das Wort deiner Gnade gegeben (vgl. Apg 20,32) und von Anbeginn das Geschlecht der Gerechten, das von Abraham ausgeht, vorherbestimmt hast, der du Herrscher und Priester eingesetzt und dein Heiligtum nicht ohne Dienst gelassen hast: dir hat es seit Anbeginn der Welt gefallen, in denen verherrlicht zu werden, die du erwählt hast (vgl. Eph 1,4-6). Gieße auch jetzt die Kraft des leitenden Geistes (vgl. Ps 15,14 LXX) aus. Er kommt von dir, und du hast ihn deinem vielgeliebten Sohn Jesus Christus gegeben; er hat deinen Geist den heiligen Aposteln geschenkt, die die Kirche an allen Orten gegründet haben als dein Heiligtum zur Herrlichkeit und zum unaufhörlichen Lob deines Namens. Laß, Vater, der du die Herzen kennst (vgl. Apg 1,24), deinen Diener (vgl. Jes 42,1), den du zum Bischofsamt erwählt hast, deine heilige Herde weiden (vgl. Ez 34,11-16; Apg 20,28; 1 Petr 5,2f) und als Hoherpriester dir ohne Tadel Tag und Nacht dienen (vgl. 1 Thess 2,9). Er möge unablässig dein Angesicht gnädig stimmen und die Gaben deiner heiligen Kirche darbringen. Gib ihm die Vollmacht durch den hohepriesterlichen Geist, gemäß deiner Weisung Sünden nachzulassen (vgl. Joh 20,23), gemäß deiner Anordnung die Ämter zu vergeben, und kraft der Vollmacht, die du den Aposteln verliehen hast (vgl. Mt 16,19; 18,18), von jeder Fessel zu lösen (vgl. Jes 58,6). Er möge dir wohlgefallen in Milde (vgl. 2 Tim 2,25) und in reinem Herzen (vgl. 2 Tim 1,3), dir lieblichen Wohlgeruch (vgl. Eph 5,2; Ex 29,18) darbringen durch deinen Sohn Jesus Christus, durch den dir Herrlichkeit, Macht und Ehre zuteil wird, Vater und Sohn mit dem Heiligen Geist jetzt und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen." (Didache-Traditio Apostolica [FChr] 217-221). (2)
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194
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Zum leitenden Geist gehört gemäß diesem Gebet als Einzelaufgaben: die Herde zu leiten, als Hoherpriester immer für die Gemeinde dazusein, die Gaben darbringen (Eucharistie), Ämter vergeben und Sünden nachlassen.
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195
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(2) Presbyter:
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196
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--Er wird ins Amt eingesetzt durch Handauflegung (durch Bischof und übrige Presbyter)
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-Im Gebet um Geist wird für ihn die Gnade des Rates erfleht.
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(3) Bekenner
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Bekenner, die des christlichen Glaubens wegen verfolgt, aber nicht getötet wurden, hatten in der frühen Kirche eine ganz besondere Autorität (vgl. Hirte des Hermas). Ihre pneumatische Autorität kann die Handauflegung ersetzen:
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"Dem Bekenner, der des Namens des Herrn wegen verhaftet worden ist, soll nicht mehr die Hand zum Diakonat oder Presbyterat aufgelegt werden. Denn er hat den Rang eines Presbyters auf Grund seines Bekenntnisses. Wenn er jedoch zum Bischof eingesetzt werden soll, muß man ihm die Hand auflegen." (9; FCh 239)(3)
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201
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202
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Die Kirchenordnung des Hippolyt bestätigt den Eindruck, den die Zeugnisse aus den ersten beiden Jahrhunderten wecken. Für die kirchliche Gemeinde und den Vorsitz in der Eucharistie braucht es eine besondere Autorität. Diese ist aber nicht von Anfang an eindeutig festgelegt. Es kann auch die Autorität eines Propheten oder Bekenners sein. Die Erfahrung zeigte allerdings rasch, daß nur die bischöfliche-presbyterale Autorität (Einsetzung durch Handauflegung und Gebet) sich angesichts der vielfältigen Probleme bewährt hat.
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203
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Bezüglich dieser Autorität bleiben für die Zukunft aber auch offene Fragen. So verbietet erst das Konzil von Arles (314) den verbreiteten Brauch, der nun als Mißbrauch angesehen wird, daß Diakone der Eucharistie vorstehen (vgl. Kirch, Enchiridion fontium historiae eccl. antiquae, can 15 (S.221); vgl can 13). Das Konzil von Chalkedon verbietet die sogeannten 'absoluten Weihen', d.h. solche, die ohne Bezug zu einer konkreten Gemeinde erteilt werden (Kanon 6)
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204
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Eine größere Unsicherheit bleibt bezüglich des Unterschieds zwischen Bischof und Priester. Nach Hieronymus, der die neutestamentlichen Schriften gut kannte, ist der Unterschied nur ein kirchenrechtlicher (Ep 146,1 [PL 22,1194]; Com. in Ep. Tit[PL 26,562-563]). Seinem Urteil folgten manche: Ambrosiaster, Isidor v. Sevilla, Alkuin, Haimo von Halberstadt, Hrabanus Maurus - und vor allem die Kanonisten des Mittelalters (Decretum Gratiani) (vgl. HdDG IV 5,46.82). Gestützt auf diese Ansicht haben im 15. Jahrhundert Päpste Priesteräbten die Erlaubnis gegeben, ihrerseits Priester zu weihen (Bonifatius IX [1400]: DH 1145-1146; Martin V [1427]: DH 1290; Innocentius VIII [1484]: DH 1435).
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Da der priesterliche Charakter des Amtes sowohl von der Exegese wie von der protestantischen Theologie her besonders umstritten ist, ist diese Frage eigens zu behandeln.
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Bereits in der Didache wird die Eucharistie dreimal als Opfer (thysia) bezeichnet (14). Dabei knüpft diese Schrift allerdings nicht bei den alttestamentlichen Opfern, sondern (mit leichten Veränderungen) beim Propheten Maleachi an: "Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang steht mein Name groß da bei den Völkern, und an jedem Ort wird meinem Namen ein Rauchopfer dargebracht und eine reine Opfergabe" (Mal 1,11). (4) Auf ähnliche Weise werden auch die Propheten - im Anschluß an eine alttestamentliche Redeweise - als 'Hohepriester' bezeichnet. Diese Redeweise bleibt aber vage, und in den ersten Jahrhunderten werden die Amtsträger selten Priester genannt. (5) Dies ändert sich erst ab dem vierten Jahrhundert. (6)
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209
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Vor allem in der antiochenischen Theologie beginnt man in massiveren Bildern von der Eucharistie als Opfer zu sprechen. Theodor von Mopsuestia betont den 'furchterregenden' Charakter der himmlischen Liturgie, in der sich das Opfer Christi am Kreuz vollendet und von der die kirchliche Liturgie ein Abbild ist. Chrysostomus spricht von einer geistigen Schlachtung beim eucharistischen Mahl und von der mystischen Einheit zwischen Christus und dem Priester: "Es ist dasselbe, das einst Christus seinen Jüngern gab und das jetzt die Priester vollziehen" (In Mt. Hom 82 (83),1 ([PG 58,739]).
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Je mehr die Einheit zwischen dem Opfer am Kreuz und der Eucharistie hervorgehoben wurde, um so mehr trat auch der Amtsträger in seiner Funktion als 'Opferer' und 'Priester' in den Mittelpunkt. Dennoch blieb in der Väterzeit der Zusammenhang zwischen dem 'priesterlichen' Tun des Amtsträgers und dem der ganzen Kirche gewahrt (vgl. Theodoret v.Cyrus, In Ps 109,4 [PG 80, 1773A]; Florus von Lyon (gest. 860], [PL 119,47D-48C]).
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Bestimmte in der Väterzeit "das Schwebende der altchristlichen Mysterienkategorie" (Handbuch der Dogmengeschichte IV 4b,15) die Frage nach der Identität zwischen dem Herrenleib und dem eucharistischen Leib, so wird von der karolingischen Theologie an (Paschasius Radbertus) die Einheit beider direkt betont (vere corpus), wobei die Dimension der Kirche als Leib Christi übergangen wird (vgl. Traktat zur Eucharistie; A.Gerken, Theologie der Eucharistie, 61-125). Gleichzeitig werden jene Worte, die Jesus beim Abendmahl gesprochen hat und die im eucharistischen Hochgebet aufgegriffen werden, aus dem Kontext des Hochgebetes (Anamnese / Epiklese / Prosphora) gelöst, und sie werden so zu eigentlichen 'Konsekrationsworten', die der Priester kraft seiner Weihevollmacht spricht. Durch diese Betonung der Konsekrationsvollmacht wird der Priester stärker vom Volk abgehoben, und es kommt nun zur Gegenüberstellung zwischen dem, was er 'in persona Christi' und dem was er 'in persona ecclesiae' tut. Einen Teil der Liturgie spricht der Priester in persona Christi , einen anderen in persona ecclesiae. (7)
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213
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Das Weihesakrament verstand man nicht mehr als Befähigung zum umfassenden Hirtendienst in der Kirche, sondern man sah in ihm vor allem die Übertragung der Vollmacht für die Konsekration. Da bereits der Priester die Konsekrationsvollmacht hat, hat er gemäß dieser Sicht auch die Fülle des Weihesakraments.
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214
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In Analogie zum Streit um die Ketzertaufe hat Cyprian die Gültigkeit der Weihe von Häretikern klar abgelehnt (Ep. 55,8; 72,2). Augustinus hat (im Blick auf die Donatisten) die Weihe der Häretiker für gültig, aber unfruchtbar erachtet (zu beiden Autoren, vgl. Schwager, Theologie der Taufe).
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216
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Im Unterschied zur Gültigkeit der Häretikertaufe hat sich die Lehre des Augustinus von der Gültigkeit häretischer Weihen zunächst nicht allgemein durchgesetzt. Das Problem lag darin, daß die Ausübung des Amtes durch Schismatiker und Häretiker nicht anerkannt wurde und es noch keine klare Unterscheidung zwischen Weihe und Jurisdiktion gab. Es folgte deshalb eine widersprüchliche Praxis (HdDG IV 5,60-73). Im Mittelalter klärt sich die Lehre vom Charakter (vgl. Theologie der Taufe), die schon früher auf vage Weise vorhanden war. Gleichzeitig setzte sich die Unterscheidung zwischen Weihe und Jurisdiktion durch. So ergab sich eine klare Lehre, wie sie sich bei Thomas von Aquin findet. Danach sind schismatische und häretische Weihen unter zwei Bedingungen gültig: (1) wenn der weihende Bischof selber gültig geweiht ist; (2) wenn er die Intention hat zu tun, was die Kirche tut und wenn er die Form der Kirche bewahrt (s.th. III sup. 38,2). Schismatisch oder häretisch geweihte Bischöfe haben aber keine von der Kirche anerkannte Jurisdiktion.
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Das Konzil legt 'Materie' und 'Form' des Weihesakraments fest, d.h. jene Elemente im Weiheritus, die zum Sakrament unbedingt notwendig sind. Danach gehört zur 'Materie' der Priesterweihe die Darreichung des Kelches mit Wein und der Patene mit Brot. (8) Zur 'Form' gehören folgende Worte: "Empfange die Vollmacht, das Opfer für Lebende und Tote in der Kirche darzubringen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Form und Materie zeigen, daß das Konzil von Florenz die Priesterweieh vor allem als Übertragung der Vollmacht für das Meßopfer verstanden hat.
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Dieses Konzil wandte sich gegen die Lehre Luthers. Dieser hat zwar eindeutig angenommen, daß die öffentliche Predigt eine Sendung (Ordination) voraussetze, er hat aber ebenso klar den Opfercharakter der Messe verworfen (vgl. Gerken, Theologie der Eucharistie, 126-141). In diesem Zusammenhang lehnte er auch den spezifisch priesterlichen Charakter des Amtes und die Sakramentalität der Ordination ab.
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222
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Trient blieb in seiner Verteidigung der Tradition ganz innerhalb der mittelalterlichen Perspektive. Es sah das Amt ganz aus der Perspektive des Opfers und verstand die Weihe als Übertragung der Vollmacht, den Leib und das Blut des Herrn zu verwandeln und darzubringen
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"Opfer und Priestertum sind nach Gottes Anordnung so verbunden, daß es in jedem Bunde beides gibt. Da also die katholische Kirche im Neuen Testament das heilige Opfer der Eucharistie aufgrund der Einsetzung des Herrn sichtbar empfangen hat, muß man auch bekennen, daß es in ihr ein neues sichtbares und äußeres Priestertum gibt [Kan.1], in welches das alte überführt wurde [vgl. Hebr 7,12]. Daß dieses aber von demselben Herrn, unserem Erlöser, eingesetzt wurde [Kan.3], und daß den Aposteln und ihren Nachfolgern im Priestertum die Vollmacht übergeben wurde, seinen Leib und sein Blut zu konsekrieren, darzubringen und auszuteilen sowie auch die Sünden zu vergeben und zu behalten, das zeigt die heilige Schrift und hat die Überlieferung der katholischen Kirche immer gelehrt [Kan.1]." (DH 1764.1771; NR 706.713)
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224
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Wegen dieser Zentrierung auf das Opfer trennt Trient die Frage der Weihe (nur Priesterweihe) von der Frage der Hierarchie (ausgerichtet auf den Bischof: Kap.4; Kan 6 [DH 1776; NR 709-712.718]). Die Priesterweihe kennt sieben Weihestufen (4 niedere: Altardiener, Exorzist, Lektor, Pförtner, und 3 höhere: Subdiakon, Diakon, Priester [DH 1765.1772; NR 707.714]). Durch die Weihe wird ein Charakter, ein unauslöschliches Merkmal, eingeprägt (DH 1774; NR 716).
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226
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Diese Enzyklika wendet sich gegen neuere Vorstellung, die sich von der Exegese und der Liturgiegeschichte her ergaben, und verteidigt energisch die Sonderstellung des Priesters. Dieser vertrete die Person Christi und bringe das Opfer dar, während das Volk in keiner Weise den göttlichen Erlöser darstellen könne (DH 3849-3853; NR 721-723).
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Durch diese Konstitution regelt der Papst, daß - im Unterschied zu Florenz - nicht die Übergabe der Geräte, sondern nur die Handauflegung und das Gebet für das Weihesakrament zentral und wesentlich ist (DH 3859; NR 724). Zur Rechtfertigung dieser Position argumentiert der Papst mit der Praxis der Ostkirche, die vom Konzil von Florenz nicht verurteilt wurde und für die die Handauflegung immer entscheidend war (vgl. DH 3858).
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Die Entscheidung von Pius XII betreffs des Ordinationsritus hat nicht nur eine lturgische Bedeutung. Sie enthält sachlich auch eine Rückkehr zur pneumatischen Auffassung der Ordination.
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"Während das Mittelalter die Weihe nach dem Schema der Übergabe einer Vollmacht (potestas) gestaltet hatte, kehrt Pius XII. zu der pneumatologisch bestimmten Gestalt der alten Kirche zurück, die in Handauflegung und Weihe Ausdruck des erhörungsgewissen Gebetes der Kirche Jesu Christi ist. Gerade diese Gestalt ist im Gegenüber zu dem stark vom Weltlichen her geprägten Ritus des Mittelalters typisch sakramental." J.Ratzinger, Die kirchliche Lehre vom sacramentum ordinis. In: IKaZ 10 (1981) 435-445, hier 437.
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Das Konzil versteht in seiner dogmatischen Konstitution 'Lumen gentium' die ganze Kirche als Sakrament der Einheit der ganzen Menschheit mit Gott (Nr.1). Von dieser Perspektive her betont es auch das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen, und erst in diesem Rahmen spricht es vom Amtspriestertum. Es hebt in der Konstitution über die Liturgie auch hervor, daß der ganze mystische Leib Christi Träger der heiligen Handlung ist. (9) Dennoch unterstreicht es - im Sinne von Trient - den Unterschied zwischen dem gemeinsamen Priestertum und dem Amtspriestertum und "zwar dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach" (LG 10).
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Daß das 2. Vatikanische Konzil dennoch anders als Trient denkt, zeigt sich vor allem in seiner Lehre bezüglich der Bischofsweihe. Es betrachtet das Weihesakrament nicht mehr unter der alleinigen Rücksicht des Opfers, sondern es versteht die Weihe als Befähigung zu allem, was mit dem apostolischen Hirtendienst gegeben ist (LG 20). Da der Bischof eindeutig eine umfassendere Aufgabe als der Priester hat, wird folglich die Fülle des Weihesakraments erst in der Bischofsweihe erreicht (LG 21). Damit ist zugleich gegeben, daß Weihevollmacht und Jurisdiktion wieder in ihrem inneren Zusammenhang gesehen werden. Durch die Weihe geschieht auch die grundsätzliche Übertraung der Jurisdiktion, die allerdings nur in Übereinstimmung mit dem Papst ausgeübt werden darf (LG 21).
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Von den Priester wird - im Unterschied zu Trient - nur noch gesagt, daß sie Diestamt der Bischöfe Anteil haben (LG 28). Der Diakonat wird nicht mehr bloß als Vorstufe zur Priesterweihe gesehen, sondern wieder als "eigene und beständige hierarchische Stufe wiederhergestellt" (LG 29).
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Bei der Zusammenschau stellt sich vor allem die Problematik, wie die Betonung des sakzerdotalen Charakters des Amtes und des Opfercharakters der Messe in der westlichen Kirche seit dem Mittelalter mit der unterschiedlichen Sicht der Hl.Schrift und der Theologie der ersten Jahrhunderte in Einklang gebracht werden kann. Da eine unmittelbare Harmonisierung beider Sichten nicht möglich ist, müssen wir - wie schon im biblischen Teil - auf zentralste Thesen der Ekklesiologie zurückgreifen.
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1) These:Die Kirche ist das Sakrament der Einheit, das die kommende Vereinigung aller Menschen durch ihre eigene sichtbare Einheit sowohl anzeigt als auch schrittweise bewirkt.
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Diese These trifft sich ganz mit der Lehre des 2.Vatikanischen Konzils (LG 1-4; vgl. Schwager, Theologie der Kirche, 33-35)
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2) These:Die Einheit der Kirche vollzieht sich in besonderer Weise im liturgischen Geschehen und vor allem in der eucharistischen Feier.
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Diese These läßt sich ebenfalls von der Lehre des 2.Vatikanischen Konzils ableiten und trifft sich auch mit der Theologie der Ostkirche (vgl. Schwager, Theologie der Kirche, 35-37).
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3) These:Träger des liturgischen Geschehens ist der ganze mystische Leib Christ, d.h. Christus und die Kirche, die durch den Hl.Geist als sein Leib mit ihm verbunden ist.
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Alle Gläubigen haben durch die Taufe Christus angezogen (Gal 3,26) und sind im Hl.Geist zu einem einzigen Leib zusammengefügt worden. Alle haben deshalb auch am priesterlichen Amt Christi (Hebräerbrief) Anteil (Konstitution über die Liturgie 7; vgl. 14.27.30)
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4) These:Alle Gläubige sind in einem wahren Sinn 'Priester' Christi und 'Tempel des Hl.Geistes'.
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Diese These ergibt sich direkt aus These 3. Sie stützt sich ebenso auf direkte Aussagen des Neuen Testaments: 2 Kor 3,18; Gal 3,26f; 4,19; Eph 2,18f; 3,17f; 1 Petr 2,9; Apg 9,4 (vgl. H.Mühlen, Entsakralisierung, 259-472)
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5) These:Da die zeichenhaft-sichtbare Einheit der Kirche von Gott gewollt ist, muß auch jene Form des Amtes, die dieser Aufgabe am ehesten gerecht wird, als gottgewollt betrachtet werden. Nach dem Zeugnis der Geschichte ist dies das bischöfliche Amt im weiten Sinn verstanden (Position der römisch-katholischen, der Orthodoxen der anglikanische Kirche und einiger lutherischer Kirchen, vgl. auch: 'Lima-Dokument' des Ökumenischen Rates).
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Diese These stützt sich auf das Neue Testament und auf kirchlich-theologische Entwicklung in den ersten Jahrhunderten (vgl. weiter oben). Daß das kirchliche Amt sowohl gottgewolt als auch geschichtlich bedingt ist, zeigt nicht nur das Schwanken am Anfang, sondern auch die Tatsache, daß die Kirche ihre Lehre bezüglich des Weiheritus (Handauflegung oder Übergabe der Geräte) und der Vollgestalt des Weihesakraments (Priesterweihe oder Bischofsweihe) im Laufe der Jahrhunderte ändern konnte. Ebenso gab es immer verschiedene Meinungen bezüglich der Frage nach dem Unterschied zwischen Bischof und Priester (nur kirchenrechtlich oder gottgewollt).
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6) These:Beim Werden des Amtes spielten sowohl der christologische Sendungsgedanke als auch pneumatisch-prophetische Erfahrungen eine entscheidende Rolle. Beide Prinzipien behalten in der Geschichte des Amtes ihre Bedeutung (christologisches Prinzip: Kontinuität; pneumatische Erfahrungen: Offenheit für jeweils Neues).
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Die Unsicherheiten am Anfang und die späteren Veränderungen weisen darauf hin, daß das Amt bei aller Kontinuität eine lebendige Geschichte hat. Der Erfahrung von Kontinuität und Veränderung entsprechen zwei theologischen Prinzipien, nämlich das christologische und das pneumatische. Das NT zeigt deutlich, daß beide Prinzipien beim Entstehen des Amtes wirksam waren: 1) Christologische Sendung ('apostellein': himmlischer Vater Christus Apostel Mitarbeiter der Apostel); 2) pneumatische Charismen (Propheten). Der Epheserbrief hebt Linien ausdrücklich hervor: "Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlußstein ist Christus Jesus selbst" (Eph 2,20). - Auch in der frühen Geschichte des Amtes zeigten sich beide Prinzipien recht klar (Sendung eher bei: Klemensbrief, Irenäus; Prophetische Linie eher bei: Didache, Ignatius, Hirte des Hermas).
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Durch das christologische und das pneumatische Prinzip kann die Spannung innerhalb der Theologie- und Dogmengeschichte zwischen Kontinuität und Diskontinuität gedeutet werden. Im christologischen Sendungsprinzip gründet die sichtbare Sukzession (Reihe der Handauflegungen) und damit die Kontinuität. Das pneumatische Prinzip macht verständlich, wieso wir es nicht mit einer mechanischen Kontinuität, sondern mit einer lebendigen Geschichte zu tun haben (Offenheit im Übergang von der apostolischen zur nachapostolischen Zeit, Werden des monarchischen Episkopats, Handauflegung nicht in allen Fällen nötig, Unterschied zwischen Bischof und Priester, Betonung des sazerdotalen Charakters).
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7) These:Durch die beiden zentralen Elemente des Weiheritus, durch die Handauflegung und durch das Gebet um den Hl.Geist, wird die Gegenwart Christi und des Hl.Geistes bezüglich des neuen Amtsträgers zeichenhaft wirksam.
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In der Liturgie nach der Kirchenordnung des Hippolyt, auf die auch Pius XII wieder zurückgriff, treffen sich beide Linien, nämlich in der Handauflegung das christologische Sendungsprinzip und im Gebet um den Hl. Geist das pneumatisch-prophetische Prinzip. (10) Christologische Kontinuität mit dem ursprünglichen Wort der Offenbarung und pneumatische Offenheit für neue Erfahrungen zeigen sich folglich nicht nur in der Geschichte des Sakraments, sondern im Sakrament selber.
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8) These:Das Weihesakrament ist ein offizielles Gebet der Kirche, das durch den Ritus der Handauflegung verdeutlicht wird und dem sichere Erhörung verheißen ist, um eine besondere Gabe und Gnade des Hl.Geistes für den neuen Amtsträger
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Diese These ergibt sich aus dem Weiheritus (11), und sie steht in Übereinstimmung mit der Lehre zu anderen Sakramenten (vgl. Schwager, Theologie der Taufe, 15).
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Durch die Polarität zwischen christologischem und pneumatischem Prinzip kann nun auch die schwierigste Frage bezüglich des Weihesakraments, nämlich die weiter oben erwähnte Spannung zwischen der Betonung des sakzerdotalen Charakters des Amtes in der westlichen Kirche seit dem Mittelalter und der auf den Einheitsdienst ausgerichteten Sicht der Hl.Schrift und der Theologie der ersten Jahrhunderte verständlicher gemacht werden. Die Polarität beider Prinzipien läßt nämlich zwei unterschiedliche Akzentsetzungen im Verständnis des Amtes zu:
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1.) Vorrang des christologischen Prinzips: Der Amtsträger handelt in persona Christi : Betonung der Konsekrationsvollmacht und des Opferaktes (Scheffczyk).
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2.) Vorrang des pneumatologischen Prinzips: Der Amtsträger handelt vor allem in persona ecclesiae (Küng, Boff, Moingt, Wess, Schillebeeckx etc).
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8) These:Der kirchliche Amtsträger hat den Vorsitz bei der eucharistischen Feier nicht, weil er in besonderer Weise Priester ist, sondern: weil er (1) verantwortlich ist für die wahre Lehre und die Einheit der priesterlichen Gemeinde und weil er (2) aus diesem Grund den Vorsitz bei der Eucharistie hat, ist er auch in besonderer Weise Priester.
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Diese These versucht das christologische und das pneumatische Prinzip miteinander zu verbinden (vgl. auch: Greshake, Priestersein, Freiburg 1982, 60). Sie setzt zunächst eher bei der pneumatischen Linie an:
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Gründe für diesen Ansatz:
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(1) Das Neue Testament kennt keine Sondergruppe von 'Priestern', und es redet nirgends von einer besonderen Vollmacht bezüglich der Eucharistie. Als Getaufte handeln alle Gläubigen in persona Christi und in der Kraft des Hl.Geistes.
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(2)Das hierarchische Amt entwickelte sich nicht aus der Einsicht in die Notwendigkeit einer besonderen Vollmacht, sondern aus dem Anliegen, die Lehre rein zu wahren und Spaltungen zu überwinden.
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(3)Auch wenn der Ritus der Handauflegung mit Gebet zum zentraler Ritus für die Einsetzung ins Amt wurde, wurde dieser Ritus dennoch nie isoliert und gleichsam als mechanisch wirkend verstanden. Entscheidend war immer die Einordnung ins kirchliche Tun.
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(4)Die Gründe, die zur gegenteiligen Position geführt haben, enthalten zwar ein echtes Anliegen, sind aber auf ihrer unmittelbaren Ebene problematisch:
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(a)Das kirchliche Amt wurde wieder sazerdotal verstanden, weil alttestamentliche Vorbilder - ohne die nötige Korrektur durch das NT - aufs kirchliche Amt angewandt wurden. Dadurch wurde der Priester oft - im Sinne des religionsphänomenologischen Priesterbildes - als sakral ausgesonderte Gestalt mißverstanden.
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(b)Die Konzentrierung auf die Konsekrationsvollmacht bei der Wandlung in der Messe übersah, daß die Einsetzungworte Teil des gesamten Hochgebets (Anamnese, Epiklese, Prosphora) sind und nicht isolierte Vollmachtsworte. Die Ostkirche hat diesbezüglich an umfassenderes Verständnis bewahrt.
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(c)Zur Deutung lehramtlicher Texte, vgl. Kongregation für die Glaubenslehre: "In diesem Bereich von Äußerungen der Klugheit ist es vorgekommen, daß Lehrdokumente nicht frei von Mängeln waren. Die Hirten haben nicht immer gleich alle Aspekte oder die ganze Kompliziertheit einer Frage erfaßt." Instruktion über die kirchliche Berufung des Theologen (24. Mai 1990), Nr.24.
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Durch den Ansatz bei der pneumatologischen Perspektive wird die christologische Perspektive nicht ausgeschlossen, sondern eher vertieft.
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Begründung:
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(1)Der Dienst der Einheit, den der Amtträger wahrzunehmen hat, gründet ganz im Versöhnungswerk Christi am Kreuz (vgl. 2 Kor 5,11-21).
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(2)Wie jeder Gläubige, so handelt auch der Amtsträger in persona Christi.
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(3)Insofern der Amtsträger für die Einheit verantwortlich ist und im Namen der ganzen Kirche handelt, stellt er auch in besonderer Weise Christus dar. In seiner Stellung gegenüber der Gemeinde macht er deutlich, daß die Kirche als ganze nicht in sich gründet, sondern von Christus herkommt.
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Zur Frage der Ordination von Frauen: vgl. N.Baumert, Frau und Mann bei Paulus. Überwindung eines Mißverständnisses, 288-321.
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Anmerkungen:
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1. Zur Frage des eucharistischen Charakters: HdDG IV 4a, 28-31 (Betz).
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2. "Erstaunlicherweise findet sich die Verwendung des Wortes 'hiereus' als Bezeichnung für den Bischof und den Presbyter erst relativ spät (3.Jh. [Didaskalie]); das lateinische Äquivalent 'Sacerdos' taucht früher auf, aber dennoch 100 Jahre später (Tertullian) als die Bezeichnung der Eucharistie als 'Opfer' (Didache)." Kötting, Eccl. peregr. 428.
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3. Vgl. B. Kötting, Die Stellung des Konfessors in der Alten Kirche. In: ders, Ecclesia peregrinans 1, Münster 1988, 122-144, besonders 132-134; H.Fox, Sein Martyrium ist seine Ordination. In: Orientierung 39 (1975) 192-195.
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277
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4. Die Argumentation mit Mal 1,11 wird von den Väter oft aufgegriffen (Justin, Dial. 117,1-4; Irenäus, Adv.haer. IV, 17,5; vgl. 18,1).
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278
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5. "Erstaunlicherweise findet sich die Verwendung des Wortes 'hiereus' als Bezeichnung für den Bischof und den Presbyter erst relativ spät (3.Jh. [Didaskalie]); das lateinische Äquivalent 'sacerdos' taucht früher auf, aber dennoch 100 Jahre später (Tertullian) als die Bezeichnung der Eucharistie als 'Opfer' (Didache)." Kötting, Ecclesia peregrinans 428.
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6. "Von der Mitte des 4. Jhs. an bestehen in der kirchlichen Terminologie keine Bedenken mehr, auch ohne Bezugnahme auf die Institutionen des Alten Testamentes die Bischöfe als archiereis und hiereis und die Preister als Gruppe in der Hierarchie hiereis zu nennen." Kötting, Ecclesia peregrinans. I,362.
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7. Die folgenden Worte "das ist mein Leib...", "ich taufe dich im Namen des Vaters...", "ich spreche dich los..." spricht der Priester direkt in der Rolle Christi, die übrigen Gebete in der Rolle der Kirche (vgl. Thomas v. Aquin, s.th. III q.82 a.7 ad 3). Dabei spielte eine falsche Übersetzung von 2 Kor 2,10 eine große Rolle ('im Angesicht Christi' wurde als 'im Namen Christi' übersetzt).
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8. Es gab im Mittelalter auch eine andere Lehre: nach Papst Urban II (1088) geschieht die eigentliche Weihe durch die Salbung (vgl. PL 151,358).
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9. "Mit Recht gilt also die Liturgie als Vollzug des Priesteramtes Jesu Christi; durch sinnenfällige Zeichen wird in ihr die Heiligung des Menschen bezeichnet und in je eigener Weise bewirkt und vom mystischen Leib Jesu Christi, d.h. dem Haupt und den Gliedern, der gesamte öffentliche Kult vollzogen.
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10. "Der pneumatologische Ritus von Handauflegung und Gebet verweist mit dem sichtbaren Zeichen der Handauflegung auf den ununterbrochenen Zusammenhang der kirchlichen Überlieferung als Ort des Geistes. Er bringt, wie die Internationale Theologenkommission in ihrem Bericht über das Priestertum es ausführt, den Zusammenhang zwischen Christologie und Pneumatologie und damit die katholische Form der Ekklelsiologie zum Ausdruck." Ratzinger, Die kirchliche Lehre vom sacramentum ordinis. In: ZKaT 10 (1981) 440.
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11. Auch Ratzinger spricht bezüglich der Weihe von einem "erhörungsgewissen Gebet der Kirche Jesu" J.Ratzinger, Die kirchliche Lehre vom sacramentum ordinis. In: IKaZ 10 (1981) 435-445, hier 437.
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