Kaum hat der böse Schächer im Film seinen Spott am Kreuz ausgesprochen, schon sitzt ein großer Rabe auf seinem Kreuz und pickt ihm das Auge aus. Der Frevel wird ja sofort bestraft! Das wussten unsere Großeltern noch. Oder er muss gesühnt werden. Und warum? Weil Gott es so will? Lange Zeit haben die Kirchen das so gelehrt. Das Bild eines strafenden Gottes beherrschte die Phantasie. Die Passion hatte darin einen unersetzlichen Platz. Gott selber hat seinem Sohn das Leiden aufgebürdet, ist also im Grunde der Haupttäter. Auf diese Weise hat er den Ausweg aus dem Teufelskreis von Sünde und Strafe ermöglicht. Im letzten Jahrhundert entdeckte man aber gerade in den Kirchen den liebenden Gott neu. Der Gott Jesu hat es weder auf Strafe noch auf Sühne abgesehen. Er wendet sich dem verlorenen Menschen zu. Und die Passion? In Jesus steigt dieser Gott in die menschlichen Sackgassen hinab, bringt dort Liebe und Vergebung. Scheinbar scheitert er an der Macht der Lüge und Gewalt. Durch schreckliche Sackgassen der Anschuldigung, des gewaltsamen Todes hindurch zeigt er aber doch seine andersartige Stärke. Die Kraft seiner versöhnenden Liebe kann eben alle Teufelskreise brechen: den Hass, die Gewalt und den Tod. Getragen vom Gott, dem Liebhaber des Lebens, kann Jesus so tief fallen, wie kein Mensch je zu fallen vermag. Und er kann den verlorenen Menschen dort auffangen. Das ist für mich der Inbegriff christlicher Botschaft im Zusammenhang mit Kreuz und Auferweckung. Und genau dieser Zusammenhang wird im Film verdunkelt. Ist es Gott selber, oder sind es Menschen, die Jesus verfolgen? Ist Gott ihm ein liebender Vater oder bloß eine dunkle Macht? Ist die Erkenntnis der Auferweckung identisch mit einem flüchtigen Blick auf einen Lebenden oder mit der tiefen Erfahrung des Friedens? Gerade nach der Erfahrung des Versagens! "Friede sei mit Euch!", sagt der Auferweckte in der Bibel zu den Jüngern, die versagt haben. Gerade mein Theologenherz verzagte und zog sich zusammen, als der Film zu Ende war. Es war doch kein Evangelium!
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