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Ignatius von Loyola
(Ein Lebensbild)

Autor:Repschinski Boris
Veröffentlichung:
Kategorielehrbehelf
Abstrakt:Ignatius von Loyola ist der Gründer des Jesuitenordens. Aus seinem Lebensbild wird deutlich, wie er diesen Orden bis in die heutige Zeit mit seiner Spiritualität beeinflusst hat
Publiziert in:Handreichung zum Seminar Unterscheidung der Geister
Datum:2004-03-31

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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 1491

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Ignatius wird 1491 als Iñigo López de Oñaz y Loyola geboren; er ist letztes von 11 Kindern. Seine Mutter stirbt im Kindbett, sein Vater ebenfalls sehr früh. Ignatius wächst auf dem Landschloss Loyola bei Azpeitia (San Sebastián), im Baskenland auf. Die Familie gehört zum alteingesessenen Landadel. Über die Kindheit des Ignatius ist wenig bekannt.

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 1505

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1505 beginnt die formale Ausbildung des Ignatius. Er tritt als Page in den Dienst des Großschatzmeisters des Königreichs Kastilien. Hier genießt er die höfische Erziehung und erlernt Verwaltungsaufgaben. Ebenfalls auf dem Programm sind die galanten Beschäftigungen wie Fechten, Tanzen, Reiten. Ignatius scheint ein unruhiger Geist zu sein. Nicht viele Quellen geben über sein Leben zu dieser Zeit Auskunft, doch sind Gerichtsakten erhalten, die mehrere Gerichtsverfahren wegen Schlägereien und Ehrenhändel belegen. Mysteriös bleiben Hinweise auf eine Herzensdame.

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 1517

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Der kastilische Großschatzmeister fällt in Ungnade, sein Hof wird aufgelöst. Ignatius muss erleben, wie seine sicher geglaubte Welt zusammenbricht. Nach dem Glanz erfährt er nun das Elend höfisch-ritterlicher Gesellschaft. An dieser Stelle setzt auch seine Autobiographie ein, der "Bericht des Pilgers". Ignatius kann eine Stelle im Dienst des Vizekönigs von Navarra erreichen und ist wieder hauptsächlich im Verwaltungsbereich tätig.

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 1521

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Die Franzosen marschieren in das Königreich Navarra ein; Ignatius begegnet dem Krieg in Pamplona, wo er den Kommandanten der Festung überredet, die Verteidigung der Festung trotz des Falls der Stadt aufrecht zu erhalten. Bei der Verteidigung wird Ignatius verwundet: Eine Kanonenkugel zerschmettert ihm den rechten Unterschenkel. die Feinde bewundern seinen Mut, und so wird Ignatius von einer französischen Ehrengarde nach Loyola überstellt.

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In Loyola unterzieht sich Ignatius mehrerer schmerzhafter Operationen. Aufgrund seines körperlichen Schadens muss er mit dem Ende seiner höfischen Karriere rechnen. Auf Schloss Loyola vertreibt er sich die Zeit mit zwei Büchern: der Legenda Aurea des Jakobus von Voragine, und des Leben Jesu des Ludolf von Sachsen. Indem Ignatius seinen Stimmungen nachgeht, die er bei der Lektüre, aber auch bei seinen Tagträumen vom ritterlichen Leben, empfindet, legt er den Grundstein für seine Lehre von der Unterscheidung der Geister. Grundsätzlich erkennt er, dass er bei der Lektüre der Heiligen und des Lebens Jesu mehr Zufriedenheit und innere Ruhe ("Trost") findet als bei seinen Träumen vom höfischen Leben. Ignatius merkt, wie diese "inneren Bewegungen der Seele" ihm helfen, zu einer Entscheidung betreffs seiner Zukunft zu finden. Innere Prozesse helfen ihm, äußere Umstände zu beurteilen und zwischen möglichen Alternativen zu entscheiden.

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 Er entscheidet sich, auf Pilgerfahrt zu gehen.

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 1522

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Im Februar verlässt Ignatius Loyola und geht zunächst nach Aránzazu, dann nach Montserrat. Dort legt er eine Lebensbeichte ab und weiht sich der Gottesmutter, indem er etwas theatralisch sein Schwert am Altargitter aufhängt. Danach geht er nach Manresa.

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In Manresa lebt Ignatius für etwa ein Jahr als Einsiedler, hauptsächlich dem Gebet und anderen geistlichen Übungen gewidmet. Er fastet viel, vernachlässigt seinen Körper und ergeht sich in Gebetsformen, die teilweise skurril sind. Er müht sich um seine persönliche Heiligung, lernt dabei immer besser, auf seine inneren Regungen zu achten.

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Gegen Ende seiner Zeit in Manresa merkt Ignatius, dass persönliche Heiligung und Mission zusammen gehören. In Zukunft will er "den Seelen helfen". Eine Bestätigung und persönliche Prägung findet er in einer Vision am Ufer des kleinen Flüsschens Cardoner.

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 1523-1528

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Ignatius bricht zu einer Pilgerfahrt nach Jerusalem auf. Er erbettelt sich seine Überfahrt und erlebt große persönliche Befriedigung in Jerusalem. Er plant, in Jerusalem zu bleiben und die Muslime zu bekehren. Die Kapuziner, die die Oberaufsicht über die Pilgerstätten haben, befürchten politische Verwicklungen und zwingen Ignatius zur Heimkehr.

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Ignatius lernt aus dieser Geschichte, dass er als ungebildeter Frommer wenig ausrichten kann. Er entschließt sich daher, ein Studium der Philosophie und Theologie aufzunehmen. Dies beginnt er in Barcelona, setzt es in Alcalá und schließlich Salamanca fort.

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Während dieser Zeit pflegt er geistliche Gespräche mit Interessierten und beginnt auch, die "Geistlichen Übungen" oder Exerzitien zu geben. Dies sind Anleitungen zu einem geistlichen Leben, in denen seine Erfahrungen aus Manresa und Jerusalem für die Weitergabe aufbereitet sind. Aufgrund dieser Gespräche und Übungen kommt Ignatius mehrfach mit der Inquisition in Konflikt, da er als nicht ausgebildeter Theologe agiert. Dies rückt ihn in die Nähe spiritualistischer Bewegungen, die in Spanien zu dieser Zeit blühten.

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Ignatius wehrt sich mit ganzer Kraft gegen die Vorwürfe und wird auch freigesprochen. In einem späteren Brief an König João III von Portugal schreibt er von acht Prozessen. Aber er merkt, dass sein Verlangen, den Seelen zu helfen, erst mit einem ordentlichen Studium auf eine vernünftige Basis gestellt werden kann. Er entschließt sich, das Studium an der damals berühmtesten Fakultät fortzusetzen, und macht sich nach Paris auf den Weg.

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 1528-1535

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In Paris beginnt Ignatius ernsthaft mit dem Studium, obwohl es ihm schwer fällt. Schließlich erreicht er den Grad "Magister der Philosophie".

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Ab etwa 1530 sammelt Ignatius wieder einen festen Freundeskreis. Diesmal jedoch erweist sich der Freundeskreis als stabiler als noch in Alcalá oder Salamanca. Zu den Freunden gehören Pierre Favre aus Haute Savoïe, die Spanier Alfonso Salmerón, Diego Laïnez und Alfonso Bobadilla, der Portugiese Simão Rodrigues, und der wohl engste Freund, ein Baske namens Francisco Javier. Ignatius gibt allen die geistlichen Übungen. Gemeinsam legen sie 1534 in einer kleinen Kapelle auf dem Montmartre private Gelübde ab. Diese Gelübde haben laut Laïnez folgenden Inhalt: "Und da in Paris unsere Absicht noch nicht war, eine Ordensgemeinschaft zu bilden, sondern uns in Armut dem Dienst Gottes unseres Herrn und dem Nutzen des Nächsten zu widmen, indem wir predigen und in Spitälern dienen usw., legten wir das Gelübde ab, wenn wir könnten, zu den Füßen des Papstes, des Stellvertreters Christi, zu gehen und ihn um die Erlaubnis zu bitten, nach Jerusalem zu fahren und, wenn die Möglichkeit bestünde, dort zu bleiben, indem wir uns selbst, und wenn unser Herr sich damit dienen lässt, auch anderen Gläubigen und Ungläubigen nützen; und wenn es innerhalb eines Jahres keine Möglichkeit gäbe, dorthin nach Jerusalem zu fahren, oder falls wir führen, dort zu bleiben, erklärten wir in dem Gelübde, dass es nicht unsere Absicht war, uns weiterhin zur Fahrt zu verpflichten, sondern zum Papst zurückzukehren und seinen Gehorsamsbefehl auszuführen, indem wir gehen, wohin er uns befiehlt." Ein Jahr später erneuern sie ihre Gelübde, und es schließen sich der Savoyarde Claude Jay und die Franzosen Jean Codure und Paschase Broët der kleinen Gruppe an.

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 1535-1539

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Am Ende des Studiums wird Ignatius, wie auch seine Gefährten, zum Priester geweiht. Gemeinsam macht man sich nach Italien auf, um sich für die Pilgerfahrt nach Jerusalem zu rüsten. In Venetien wartet man auf die Möglichkeit und beschäftigt sich mit Katechese und Arbeit in Hospizen. Doch politische Verwicklungen zwischen der Republik Venedig und der Türkei verhindern die Pilgerfahrt 1537 endgültig. Gemeinsam wendet sich die Gruppe nach Rom, um sich dem Papst zur Verfügung zu stellen. Auf dem Weg dorthin erlebt Ignatius bei La Storta eine entscheidende Vision, in der Gott ihm verspricht, der Gruppe in Rom gnädig zu sein.

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In Rom beginnt die Gruppe mit der Arbeit in Katechese, aber auch in soz8ialen Einrichtungen wie Hospizen, Waisenhäusern und Einrichtungen für andere sozial Schwache. Bald wird die Gruppe bekannt als zupackend, ehrlich, begeistert.

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Im Jahr 1539 bittet der Papst einen Teil der Gruppe, nach Siena zu gehen, um dort ähnliche Arbeit zu tun. Dies wirft die Frage auf, ob man sich trennen will, oder ob man als Orden eine gemeinsame Lebensform entwerfen möchte. Während einer längeren Klausurtagung entscheiden sich die Brüder einstimmig, den Papst um die Annahme als Ordensgemeinschaft mit dem Namen "Gesellschaft Jesu" zu bitten. Gleichzeitig wird Ignatius beauftragt, sich als Oberer um die Organisation des neuen Ordens zu kümmern.

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Während dieser "Tage der Unterscheidung" entwickeln die Freunde zunächst eine Methode, um sich dem Problem überhaupt zu stellen und es vernünftig anzugehen. Dazu gehört eine genaue Untersuchung der Gründe, die für die eine oder die anderen Alternative sprachen. Diese Untersuchung wird zunächst individuell, dann gemeinsam durchgeführt. Sie basiert stark auf den Regeln zur Wahl und zur Unterscheidung, wie Ignatius sie auf dem Krankenlager, dann in Manresa und Jerusalem erfahren hatte, und wie er sie schon seit einiger Zeit an Andere in den geistlichen Übungen weitergegeben hatte. Diese Art gemeinsamer Entscheidungsfindung wird zu einer Eigenart der Gesellschaft Jesu.

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Noch im Jahr 1535 erhält die Gesellschaft Jesu die mündliche Bestätigung des Papstes, künftig als Orden anerkannt zu sein. 1540 wird der erste Entwurf einer Ordensregel auch schriftlich bestätigt. Mit der ausführlichen Abfassung der Ordensregeln ist Ignatius bis fast zu seinem Tod beschäftigt. Das Fragment eines "Geistlichen Tagebuchs" gibt dabei über die Ernsthaftigkeit des Projektes Auskunft.

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 1540-1556

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In den Jahren als Generaloberer der Gesellschaft Jesu entwickelt Ignatius eine fieberhafte Tätigkeit, den jungen Orden wachsen zu lassen, ohne dass er Auswüchse bekäme. Hier machte sich wohl auch das frühe höfische Training im Verwaltungswesen positiv bemerkbar. Ignatius schreibt unablässig Briefe, zwischen 1524 und 1556 sind allein 6815 Briefe erhalten, davon die meisten an Mitbrüder im Orden. Außerdem gibt es Briefe an Könige und Fürsten, an Papst und Kaiser, Städte, Verwandte junger Jesuiten, aber auch immer wieder an Freunde, die ihn um geistlichen Rat fragen. Mit Hilfe des jungen und fähigen Sekretärs Juan Polanco kann Ignatius diese enorme Korrespondenz aufrecht erhalten und so auch auf Details in weit entfernten Häusern der Gesellschaft Jesu eingehen.

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Diese wächst unaufhörlich. Beim Tod des Ignatius zählt die Gesellschaft schon etwa 1000 Mitglieder in 11 Provinzen. Der erste Jesuit im deutschsprachigen Raum ist Pierre Favre. Er gewinnt Petrus Canisius für den Orden, der innerhalb weniger Jahre die Jesuiten in Deutschland und Österreich begründet. Canisius gründet auch das Jesuitenkolleg in Innsbruck im Jahr 1562 als Vorläufer der gegenwärtigen theologischen Fakultät an der Universität Innsbruck. Francisco Javier trägt die Gesellschaft Jesu über Europa hinaus, indem er zunächst in Indien, dann auch in Malaysien, Indonesien und Japan missioniert. Seine Briefe lösen in Europa einen wahren Sturm der Begeisterung für die Missionen in fernen Ländern aus. Innerhalb kurzer Zeit wird der neue Orden zum größten Missionsorden der Kirche. Merkmal jesuitischer Missionen - und damit auch Grund für viele spätere Konflikte - ist das Bemühen, den christlichen Glauben zu inkulturieren und so den jeweiligen lokalen kulturellen Gegebenheiten anzupassen.

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Auch Konflikte gilt es zu lösen. Simão Rodriguez fühlt sich zu wohl am Hof des portugiesischen Königs, während Bobadilla gerne mehr Autorität genösse. Jüngere Mitbrüder fühlen sich hingezogen zu langen Gebetszeiten und vernachlässigen das Studium. All dem begegnet Ignatius mit Geduld, aber auch mit gebotener Konsequenz. Sein Ideal ist das eines Ordensmannes, der ganz für andere lebt, der Gott in allen Dingen finden kann und deshalb keine extensiven Zeiten privater oder gemeinsamer Frömmigkeit braucht, der aber trotzdem aus der Reserve persönlichen Gebetes lebt. Polanco prägt das Stichwort vom Jesuiten als "contemplativus in actione", jemand, der inmitten verschiedenster Tätigkeiten sich immer wieder auf Gott als die Mitte seines Lebens besinnen kann.

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Ignatius leidet in seinen letzten Jahren an einer Gallenkrankheit, die äußerst schmerzhaft ist. Er wird durch fiebrige Anfälle behindert. Eine Behandlungsmethode ist nicht bekannt. An diesem Leiden stirbt er am 31. Juli 1556. Sein Nachfolger als Generaloberer des Ordens wird Diego Laïnez. Zusammen mit Francisco Javier und Teresa von Avila wird Ignatius 1622 heilig gesprochen.

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 Schlussbemerkung

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In den geistlichen Übungen (Nr. 236) rät Ignatius, man solle "erwägen, wie Gott sich anstrengt und abmüht um meinetwillen in allen geschaffenen Dingen auf der Welt, das heißt, Er verhält sich wie einer, der mühselige Arbeit verrichtet." Von den Jesuiten erwartet Ignatius, ein Abbild dieses sich um die Menschen bemühenden Gottes zu sein.

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 Weiterführende Literatur

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Ignatius von Loyola: Deutsche Werkausgabe, übersetzt von Peter Knauer, Band I: Briefe und Unterweisungen, Würzburg 1993; Band II: Gründungstexte der Gesellschaft Jesu, Würzburg 1998.

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Ignacio Tellechea: Ignatius von Loyola: "Allein und zu Fuß" - Eine Biographie, Zürich 1991.

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