Milliarden von Menschen konnten sehen, dass man beim Sterben nicht nur die medizinischen Diagnosen bespricht, betroffen schweigt, dadurch auch depressiv, oder aggressiv wird, sondern auch betet. Warum ist das so wichtig? Weil sie beim langsamen Sterben nur warten und nichts anderes tun kann, verdrängt unsere Kultur diese doch alltägliche Erfahrung. Und viele “moderne Seelsorgerinnen und Seelsorger” helfen da auch mit. Weil auch sie selber etwas verlernt haben, was zum innersten Geheimnis der lebendigen Religiosität gehört. Die Alten wussten es noch. Viele Menschen wissen es auch heute. Nur: sie verschwinden in jener “Intimität”, die wir den Sterbenden und ihren Angehörigen gewähren. Selbst wenn sie für Sterbende im Krankenhaus beten, tun viele dies verschämt. Seit letztem Freitag haben weltweit Millionen von Menschen in der Öffentlichkeit für einen Sterbenden gebetet. Sie dokumentierten damit, dass diese Praxis immer noch lebendig ist. Dass sie mehr Kraft gibt, als das sterile Bedenken der ärztlichen Diagnosen oder das dumpfe Schweigen und Warten.
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