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Kirchliches Schuldbekenntnis anno 2007

Autor:Niewiadomski Jozef
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2007-02-22

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Die am ersten Fastensonntag im Jahre 2000 von Papst Johannes Paul II. begründete Tradition eines kirchlichen Schuldbekenntnisses ist leider auf keine allzu große Liebe in der Kirche selbst gestoßen. Anstatt zusammen mit Christus die kirchliche Schuld zu bekennen und so das Gedächtnis zu reinigen und vom barmherzigen Vater die Gnade der Vergebung zu empfangen. beteiligt sich auch die kirchliche Öffentlichkeit meistens an der Sündenbockjagd.

2
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Nun schlägt die polnische Kirche einen anderen Weg ein und lernt auch den Ausweg aus der kulturellen Sackgasse der allgegenwärtigen medialen Anschuldigungskultur. Nach den schmerzhaften Erfahrungen im Kontext der Amtseinführung und des Amtsverzichts seitens des Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus gehen die Bischöfe einen radikal neuen Weg. Nicht nur, dass die Bischöfe und Priester nun die Arbeit der Historikerkommission zur Klärung der Verwicklung der Geistlichen in die Zusammenarbeit mit den Geheimdienstapparaten unterstützen und auch ihre eigene Vergangenheit der Beurteilung der Kommission aussetzen (und sich damit auch als erste Großgruppe bewusst dem Aufarbeitungsprozess der kommunistischen Vergangenheit aussetzen). Mit dem Rückgriff auf die Tradition des kirchlichen Schuldbekenntnisses tragen sie nun zur Entgiftung der kulturpolitischen Öffentlichkeit bei.

3
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So wurde in ganz Polen der diesjährige Aschermittwoch offiziell zu einem Tag der Buße des Klerus erklärt. In allen polnischen Kirchen wurde die Aschermittwochsliturgie als kirchliche Schuldbekenntnisliturgie zelebriert. Die Bischöfe und die Priester baten zusammen mit den zahlreich versammelten Gläubigen um die Vergebung jener Schuld der Amtsträger, die diese “durch Verrat und Verwicklungen in die Machenschaften des Bösen” auf sich geladen haben. “Aus Angst vor dem Leiden und den schwierigen Erfahrungen, verführt durch Karrierewünsche und Erfolgsaussichten” haben wir “gesündigt“. Damit hat die polnische Kirche einen wichtigen Schritt in Richtung einer christlich motivierten politischen Kultur beim Umgang mit dem Versagen getan. Weil die Barmherzigkeit Gottes dem Menschen eine bedingungslose Vergebung seiner Schuld ermöglicht, kann er zu seiner Sünde stehen. Auch als Amtsträger!

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