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Memorandum
(Zur Ernennung als Botschafter der Friedensglocke des Alpenraumes ...)

Autor:Niewiadomski Jozef
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2009-10-11

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Zur Ernennung als Botschafter der Friedensglocke des Alpenraumes am 11. Oktober 2009 in Stams im Anschluss an den Kongress: "Martyrium als religionspolitische Herausforderung" (organisiert von der Theologischen Fakultät Innsbruck und Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein)

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Preisverleihung

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"Religion erzeugt Gewalt!" - Dieses Vorurteil scheint in vielen Kreisen zu einer festen Formel geworden zu sein, wenn es darum geht, Konflikte zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und auch unterschiedlicher Religionen zu analysieren. Die Bilder von blutrünstigen Terroristen, die leicht mit religiösen Symbolen hantieren, verkaufen sich gut in der medialen Öffentlichkeit. Um dem dämonischen Gespenst einer Religiosität, die dem Geist der Intoleranz und der Gewalt verfallen sei, zu entgehen, wird die Religion in der kulturellen Öffentlichkeit oft banalisiert und auf das Niveau eines unverbindlichen Hobbys degradiert. Die intellektuelle Debatte verweist dann als Ausweg auf die Verbannung der Religionen aus dem öffentlichen Leben. Man kann es kaum übersehen: In der Öffentlichkeit herrscht ein gebrochenes Verhältnis zur Religion. Mit dieser Grundeinstellung begibt sich aber unsere Kultur auf ein zivilisatorisches Glatteis. Zum einen verführt das Vorurteil einer gewaltgenerierenden Religiosität dazu, Religion in die Rolle des Sündenbocks zu rücken, sie für Konflikte verantwortlich zu machen, die in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ihre Wurzel haben. So wird - gerade in der Integrationspolitik - allzu oft der Blick von den wirklichen Ursachen der Konflikte mit dem gezielten Schlag auf religiöses Selbstverständnis abgewendet. Zum anderen führt aber gerade die Banalisierung der Religion oft zu fundamentalistischen Reaktionen auf Seiten der Betroffenen. Außerdem bleibt das Vakuum, das eine banalisierte Religion hinterlässt, nicht leer. Es wird gerade durch jene dämonischen Fratzen gefüllt, die man gerne verhindern wollte. Eine demokratische Gesellschaft muss - wenn sie langfristig überleben will - all jene Kräfte mobilisieren, die ein vertieftes Miteinander von Menschen fördern. Deswegen ist es notwendig, das Vorurteil über die gewaltgenerierende Religion immer wieder neu aus den Angeln zu heben und kontinuierlich an deren friedensstiftender Rolle zu arbeiten, sich immer wieder neu in den Dialogprozess mit anderen - mit Fremden, mit Anhängern anderer Religionen und mit Menschen, die keine Religion haben - zu begeben.

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Als Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät fühle ich mich dieser Aufgabe verpflichtet und fördere deshalb auch alle Initiativen, die dazu beitragen, dass die integrative Rolle der Religion in unserer Gesellschaft vertieft wird. Der durch den verstorbenen Innsbrucker Dogmatiker Raymund Schwager begründete Forschungsschwerpunkt "Religion-Gewalt-Kommunikation-Weltordnung", der mir zur intellektuellen Heimat wurde, trägt zum sozialen Frieden bei - sowohl durch wissenschaftliche Untersuchungen als auch durch praktische Initiativen. Eine solche Initiative stellt die Kooperation mit dem Freundeskreis der Friedensglocke des Alpenraumes dar. Deren Initiation vor gut fünf Jahren ermöglichte einen kreativen Aufbruch auf beiden Seiten: Akademische Forscherinnen und Forscher fanden den Weg zur muslimischen Gemeinde in Telfs, deren Mitglieder waren zu Gast in der Katholisch-Theologischen Fakultät - wohl etwas Einmaliges in unseren Breitegraden. Die Ernennung des Dekans einer Fakultät zum Friedensbotschafter hat also symbolischen Charakter: Im Grunde ist es die Fakultät, die zur Botschafterin ernannt wird. Besser ausgedrückt: Die Ernennung bestätigt, dass die Fakultät diese Rolle wahrnimmt: in der akademischen Forschung, in der Lehre und durch das Hinaustreten in das gesellschaftliche Umfeld - beispielsweise hier in Telfs, Stams und Mösern. Es sind vor allem die beiden Zweige des Forschungsschwerpunktes: "Kommunikative Theologie" und "Dramatische Theologie", die sowohl durch die Organisation von Kongressen in dieser Region als auch durch zahlreiche Veranstaltungen in der Umgebung den gesellschaftlichen Frieden gefördert haben. Als Katholisch-Theologische Fakultät trägt diese Organisationseinheit der Universität Innsbruck auch zur Gestaltung einer Katholischen Kirche in Tirol bei, die nicht rückwärtsgewandt ihren vergangenen Status zu bewahren sucht, sondern sich auf den Prozess der Umgestaltung der Tiroler Gesellschaft einlässt und im Umgang mit den Religionen die Werte der Ökumene, des interreligiösen Dialogs und des Gewaltverzichtes fördert.

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