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Stolperstein Minarett

Autor:Niewiadomski Jozef
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:Tiroler Sonntag. Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck, Nr. 35 vom vom 5. September 2010.
Datum:2010-09-02

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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„Moscheen mit Minaretten in jeder Landeshauptstadt!“ Wie ein Stier auf das rote Tuch stürzte sich der Parteichef einer wohl bekannten Partei auf die aus der Vision hervorstechenden Minarette. Nicht anders die Medien. Schablonenhaft bedienen sie das Thema seit Jahren, zeigen sich auch von der religiösen Intoleranz des Parteichefs entsetzt, auch wenn in der medial strukturierten Landschaft Gottesglaube fremder zu sein scheint als der Mond. Eines bleibt in der Auseinandersetzung sicher auf der Strecke: die Religion! Alle nehmen sie zwar in den Mund. Doch geht es wirklich um sie? Der Zweifel betrifft jene Verteidiger des „christlichen Abendlandes“, die seit Jahren eine Kirche nicht betreten haben. Freilich stellt auch der Vorschlag der Errichtung von Moscheen „in allen Landeshauptstädten“ nicht die glücklichste Form der Religionsförderung dar. Im Grunde folgt er der in Europa überholten Logik einer Staats- oder zumindest einer Territorialreligion. Diese markierte zuerst Gebiete, bevor sie anfing, sich um konkrete Menschen zu kümmern. Religionsfreiheit sagt aus, dass Menschen in der Ausübung ihrer Religion durch den Staat nicht gehindert, im Fall der „anerkannten Religion“ auch unterstützt werden sollen. Deswegen sollen in Österreich Moscheen mit Minaretten nicht in „allen Landeshauptstädten“ gebaut  werden, sondern überall dort, wo es lebendige Gemeinden von Muslimen gibt. Dieses Vorhaben sollen auch die Kirchen unterstützen. Und all diejenigen, die in dieser Vision die Bedrohung des „christlichen Abendlandes“ erblicken, sollen gleich am nächsten Sonntag einen Gottesdienst in ihrer Kirche besuchen. Und sich in Zukunft auch intensiv in der Pfarrarbeit engagieren.

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